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      Die Blondine scheint ihrer Freundin kein Wort zu glauben und Carol murmelt nach einem kleinen Päuschen, wie um von ihren letzten Worten abzulenken: „Und Du fändest eine Doppelhochzeit in Ordnung? Willst Du diesen ganz besonderen Tag nicht für Dich alleine haben?“ Sie runzelt leicht die Stirn.

      „Bist Du sicher, dass Du ihn mit mir teilen möchtest? Eigentlich gehört doch nur ein Brautpaar in den Mittelpunkt.“

      Susan vergisst im Nu, was Carol gesagt hat, denn sie kennt ja deren Neigung zur dramatischen Übertreibung und nickt strahlend. „Wir können doch beide am gleichen Tag im Mittelpunkt stehen. Stell Dir doch nur das tolle Bild vor, wenn wir beide in dem gleichen Kleid vor dem Altar stehen. Traumhaft. Davon können die Leute in hundert Jahren noch reden.“

      Das blonde Mädchen steht in Gedanken schon in der Kirche und kehrt mit einem Ruck zurück in Carols Zimmer.

      „Außerdem weiß ich nicht, ob Du es Dir vorstellen kannst und mir glaubst, so verquer, wie Du manchmal gestrickt bist. Das mit der Doppelhochzeit ist nämlich nicht ganz alleine meine Idee, auch wenn ich den Grundgedanken wohl aufgeworfen habe. Mittlerweile ist es auch der Wunsch meines Großvaters. Er will Dich nämlich immer um sich haben, besonders, wenn ich nach Boston gegangen bin.“ Sie lacht leise. „Er hofft wohl, dass Du mit einem Kind nicht mehr so mobil bist und dass die Familie Widefield für immer auf Willow-Tree bleibt. Er schätzt David nämlich mehr, als jeden anderen Menschen in seiner Umgebung und Dich liebt er, wie eine leibliche Tochter.“

      Carols Blick verklärt sich. Sie muss an das vor wenigen Stunden im Büro geführte Gespräch denken. „Meinst Du, er liebt mich nur wie eine Tochter? Ich glaube manchmal, er sähe sich mir gegenüber lieber als Partner, der an Davids Stelle ist. – Tut mir leid, dass ich das sagen muss, immerhin ist er Dein Großvater und es muss in Deinen Ohren grässlich klingen.“

      Susan beißt sich auf die Unterlippe, dann erwidert sie leise: „Du hast bestimmt nicht so ganz unrecht mit dem, was Du behauptest. Großvater hat sich benommen wie ein verlassener Liebhaber, nachdem Du Dich abgesetzt hattest. Auf ganz Willow-Tree gab es nur noch liebeskranke Kater und ich habe meinen Großvater kaum wiedererkannt.“

      „Er ist halt ein ganz normaler Mann und die Säfte fließen noch.“

      „Bitte? Was meinst Du denn jetzt schon wieder? Du redest in Rätseln, die ich nicht entschlüsseln kann.“

      Carol schmunzelt über das verdutzte Gesicht der Freundin. „Das heißt nichts weiter, als dass er bestimmt noch in der Lage wäre, einer Frau ein Kind zu machen. Dein Großvater ist nämlich noch topfit!“

      Susan schüttelt sich. „Bah, igitt und pfui! Carol, Du sprichst wie eine, ... ich mag gar nicht darüber nachdenken.“

      Das rothaarige Girl wird nun doch ungeduldig. „Du meinst, ich rede, wie eine Hure. Das ist absoluter Schwachsinn. Wir Menschen machen uns das Leben nur unnötig schwer, weil sich keiner traut, irgendetwas beim Namen zu nennen. Unter dem Deckmäntelchen des Schicklichen werden alle natürlichen Gefühle verborgen und damit auch nicht wenig kaputt gemacht. Glaubst Du vielleicht, nur weil Dein Großvater schon über die Achtzig ist, hätte er keine männlichen Gefühle mehr?“

      Carol holt tief Luft, doch mit einem Ruck streicht sie den Satz, den sie eigentlich noch anfügen wollte: ‚Männer haben nämlich ein Ding zwischen den Beinen und wenn sie erregt sind und mit einer Frau liegen wollen, wird es hart und sie stecken es in die Frau rein und können ihr so Kinder machen und genau dieses Ding habe ich heute bei Deinem Großvater in der Hose gespürt,’ aus ihrem Kopf und murmelt stattdessen: „Wenn David nicht wäre und ich ihn nicht so sehr lieben würde, hätte ich Deinem Großvater vielleicht noch einige Jahre eine gute Frau sein können und ich hätte ihm bestimmt noch ein paar Kinder geschenkt.“

      Das rothaarige Kind schaut die Freundin an und lacht schallend auf. „Susan, Du müsstest Dein Gesicht jetzt sehen. Es ist zu putzig. Glaubst Du, Dein Großvater würde nicht mit mir schlafen, wenn ich ihn nur ließe? Oder meinst Du, ab einem gewissen Alter tut man so was nicht mehr? Es mag Männer geben, die es irgendwann nicht mehr wollen oder können, aber Dein Großvater kann es sicher noch, auch wenn ich es noch nicht ausprobiert habe.“

      „Carol, hör auf!“ Susan hält sich die Ohren zu. „Du bindest mir heute den größten Bären auf, den es in den ganzen Vereinigten Staaten gibt.“

      Carol ist nun wieder ganz ernst geworden. Sie legt der Freundin die rechte Hand auf den Arm und flüstert: „Ich war genau so wenig aufgeklärt, wie Du und bin es bis heute eigentlich noch nicht richtig, trotzdem weiß ich jetzt aus praktischer Erfahrung doch so einiges mehr als Du. Bitte, habe keine Angst. Ich werde Dir noch vor Deiner Hochzeit alles erzählen, was ich weiß und keine Bange, ich werde das Unaussprechliche mit Deinem Großvater sicher nicht tun, sonst bekämst Du womöglich noch mal einen Onkel oder eine Tante, die im gleichen Alter wären, wie die Urenkelchen Ihres Vaters.“ Das Mädchen legt seinen Kopf an die Schulter der Älteren. „Ich bin grässlich, nicht wahr?“

      Unsicher antwortet Sue: „Du bist nicht grässlich, aber Du bist so verändert. Irgendwie komisch. Das klingt alles so unschicklich, was Du sagst, aber irgendwas in meinem Kopf erklärt mir, dass Du mit allem recht hast.“

      „Ob ich wirklich mit allem recht habe, weiß ich nicht zu sagen, Liebes. Ehrlich gesagt, ich bezweifle das selber stark. Aber Du musst wissen, ich meine das alles nicht so hart, wie es vielleicht klingen mag, auch wenn es manchmal ziemlich gewaltsam zugeht, wenn ein Mann und eine Frau den Geschlechtsakt miteinander vollziehen.“ Das Kind denkt an Davids Stärke und seine rasende Leidenschaft, wenn sie ihn nachts heimlich besucht hat. „Aber keine Sorge, wir reden in aller Ruhe noch mal über Deine Hochzeitsnacht, wenn Du das möchtest. Ich werde mir vorher überlegen, wie ich es Dir am besten sage und Du wirst es dann gar nicht erwarten können, endlich mit Deinem Mann alleine zu sein.“

      Zweifelnd schaut Susan die Kleine an. „Ich weiß im Augenblick gar nicht, ob ich überhaupt heiraten soll.“

      Carol bekommt einen mächtigen Schrecken und wird schneeweiß. „Aber doch wohl nicht wegen meinem blöden Gequatsche? Susan, die Liebe ist eine Himmelsmacht, das sagen schon tausend Gedichte und wenn es nicht so wäre, warum sollten die Menschen die Liebe dann so glorifizieren und sie in Liedern besingen?“

      „Ich weiß nicht so recht.“

      „Und wenn ich zu einer Doppelhochzeit ja sage, verschwinden dann Deine Zweifel?“ Dieser Satz ist dem rothaarigen Girl so fix herausgerutscht, dass sie sich am liebsten die Zunge abbeißen würde.

      Susans Gesicht verklärt sich langsam und schon überzieht es sich wieder mit dem glücklichen Strahlen. „Herrlich! Das ist so toll, ganz toll, jetzt gibt es keinen Rückzieher mehr, nicht von Deiner und schon gar nicht von meiner Seite!“ Die Enkelin des Ranchers jubelt und springt auf, zieht Carol ebenfalls mit hoch und wirbelt mit ihr durch das Zimmer, bis beide völlig außer Atem sind. „Oh, Carol, das wird traumhaft schön.“

      Von der Türe her ist ein Räuspern zu vernehmen. Verlegen murmelt David: „Ich wollte Euch weder erschrecken, noch Eure Tanzdarbietung unterbrechen, aber ihr habt bei Eurem Gejauchze mein Klopfen nicht gehört.“

      Susans Gesicht ist erhitzt und leicht gerötet. Carol wirbelt auf David zu, fliegt ihm um den Hals und küsst den verblüfften Mann. Diese offene Geste ist so herrlich neu, dass der sonst so beherrschte Mann augenblicklich vergisst, dass Susan im Zimmer ist und sie beobachtet. Er küsst sein Mädchen inbrünstig und voller Leidenschaft und legt besitzergreifend beide Hände auf ihr verlockendes Hinterteil.

      Carol hat die Augen geschlossen. Sie drängt ihren Bauch gegen seinen Unterleib und murmelt: „Ich liebe Dich so wahnsinnig, David, ich liebe Dich.“

      Susan schluckt. Sie hat noch nie im Leben ein Paar beobachtet, das um sich herum alles vergessen zu haben scheint und so vollkommen in seinem innigen Kuss aufgeht. Mit trockenen Lippen beobachtet sie das Zungenpaar, das sich wie zwei tänzelnde Schlangen begegnet. Es wirkt plötzlich tatsächlich gar nicht mehr anstößig auf sie, wie sich die beiden geöffneten Münder begegnen und aneinander festsaugen, denn Susan merkt, dass der Mann und das Mädchen

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