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endlich auch zu der Geschichte beitragen möchte und schüttelt den Kopf. „Überleg nur, was der Alte für Klimmzüge gemacht hat, um Dich eifersüchtig zu machen.“

      David seufzt. „Stimmt, aber das hätte Carol nie im Leben geglaubt, deswegen hat sie auch so überstürzt die Flucht ergriffen, ohne jemandem etwas von ihren Sorgen zu beichten. Wie einfach wäre alles zu klären gewesen, wenn sie sich nicht immer so verfolgt fühlen würde. - Euer blöder Dickkopf!“, knurrt er leise in Johns Richtung, der darüber nur mit den Achseln zuckt und knurrt: „Und Carpenters Geheimnistuerei! Der ist auch nicht ganz unschuldig an dem Dilemma. Wenn der direkt gesagt hätte: Vormann, Cowgirl werdet gefälligst ein Paar oder ihr seid beide entlassen, dann wäre uns allen viel Kummer erspart geblieben!“

      Die Dame runzelt die Stirn, denn sie versteht diese Bemerkungen natürlich nicht. Sie blickt wieder dem Indianer in die dunklen Augen. „Ich hätte Sie niemals verlassen, Mann, ich hätte immer Angst, dass ein anderes Weib Sie mir vor der Nase wegschnappen könnte. – Ich bin zwar verheiratet, aber Sie wären mir jede Sünde wert!“

      John kichert in seine Kaffeetasse und der Indian lacht laut auf. „Keine Chance, Ma’am. Dafür liebe ich das Mädchen viel zu sehr. Ich gedenke nicht, ihr jemals untreu zu werden. So ein Girl kriege ich nicht wieder. Die Gefahr, dass ich ihre Liebe ganz verliere, wäre mir einfach zu groß.“

      „Wirklich schade! Dabei verdient das Kind Sie gar nicht.“ Mrs. Wolters zuckt mit den Schultern, hebt ihre Tasse und murmelt plötzlich leise in das Getränk hinein: „Aber vom Alter her könnten Sie doch wohl fast ihr Vater sein, oder?“

      „Stimmt, aber das hat uns bisher nicht gestört.“

      „Würde es mich bei Ihnen auch nicht.“ Der Augenaufschlag der Lady ist verheißungsvoll. Sie hat jegliches Misstrauen den Männern gegenüber verloren und John schaut seinen Freund bedeutungsvoll an. Er kann sich genau ausmalen, wie sich die Dame in jungen Jahren ihren Lebensunterhalt verdient hat. Sie ist sicher nicht das erste leichte Mädchen, das im Alter fast ehrbar geworden ist und sicher auch nicht das Letzte. Frech grinsend meint er dann: „Junge, Du hast vielleicht Chancen!“

      Mrs. Wolters schaut den blonden Jungen an, als sähe sie ihn zum ersten Mal. „Sie sind auch ein hübscher Bengel. Wer sind Sie denn nun eigentlich und welche Rolle haben Sie in dieser Inszenierung übernommen?“

      John grinst noch breiter. „Ich bin John Blake und spiele die Rolle von Carols Bruder, ihrem einzigen noch lebenden Verwandten.“

      „Sie sollten besser auf Ihre Schwester Acht geben“, brummt Charlotte gespielt ermahnend, „die gibt sich nämlich mit älteren Herren ab.“

      „Au weia, was glauben Sie denn? Einen Sack voller Flöhe bekommen Sie leichter gebändigt, als meine kleine Schwester. – Wie war das eben mit dem Floh an die Leine legen?“

      Mrs. Wolters lacht auf und schüttet sich Kaffee nach, während sie das eben Gehörte überdenkt.

      Nach einer Weile schaut sie auf und senkt die Stimme. „Was ich Sie aber noch fragen will, ehe ich es vergesse und dann wochenlang oder gar bis ans Ende meiner Tage grübele. Ich denke, wenn Sie das Mädchen ja kennen, können Sie mir sicherlich Auskunft geben. - Carols Körper ist förmlich von Narben übersät, ist sie mal in eine Sägemühle geraten?“

      Nun wird John todernst. „Nein, das waren mehr oder weniger alles Unfälle.“ Er schildert kurz das Zirkuserlebnis mit dem Tiger und berichtet dann von der versuchten Hexenverbrennung.

      „Und so manchem Gangster hat sie auch schon im Weg gestanden, was ebenfalls nicht immer ohne Verletzungen abgelaufen ist“, ergänzt der Indian ein wenig bitter. „Irgendwie hat sie einen Riecher für die dicksten Schwierigkeiten, denn sie tappt immer wieder kaltlächelnd mitten hinein.“

      „Du meine Güte, was für ein Leben. Und unsereins hockt hier jahrein und jahraus und das einzig Abwechslungsreiche sind hübsche Gäste, von denen die besten noch nicht mal was mit einem im Sinn haben.“ Charlotte seufzt hingebungsvoll, dann meint sie nachdenklich und wie aus einem anderen Zusammenhang heraus: „Wenn ich Sie also richtig verstehe und einschätze und Ihre verliebten Worte ernst nehme, wollen Sie uns Mrs. Blake wieder wegnehmen. Sie soll doch sicher mit Ihnen nach Wyoming zurückkehren, oder?“

      Die Männer nicken ausdrücklich und John murmelt: „Wären wir sonst hier? Wenn das Kind uns gleichgültig wäre, hätten wir uns die Mühe mit der Sucherei doch sparen können.“

      „Tja, da ist wohl was dran. - Schade, wirklich schade. Plumquartpinie verliert einen sehr lieben Menschen, auch wenn sie uns scheinbar gehörig an der Nase herumgeführt hat. Aber da wir hier nicht prüde sind, verzeihen wir ihr das großmütig. Zumindest all die, die die Wahrheit erfahren sollten. Alle anderen geht es nun wirklich nichts an, dass die junge Dame einige Notlügen gebraucht hat.“

      Nachdenklich schaut die Frau auf den Indian, der ein sehr ernstes Gesicht macht. „Am besten verkaufen wir Sie als ihren Schwager, dann wird sich das dumme Gerede in Grenzen halten. Es kommt ja häufig vor, dass der Bruder eines verstorbenen Mannes dessen Witwe heiratet.“

      David macht ein skeptisches Gesicht, denkt sich seinen Teil, sagt aber nichts dazu.

      Charlotte seufzt leise. „Wenn Carol nicht mehr hier ist, wird dieses Kaff wieder in seinen dumpfen Dämmerzustand verfallen und alles wird wieder so öde und langweilig sein, wie es vor ihrem Auftauchen gewesen ist.“

      John grinst. „Genau so, wie es in Ebony Town der Fall war, nachdem sie sich aus dem Staub gemacht hatte.“

      Er will nun auch unbedingt noch eine Frage loswerden, die ihm schon seit ihrer Ankunft auf der Zunge liegt. „Carol hat hier scheinbar wirklich eine großartige Show abgezogen und ich kann auch durchaus verstehen, dass sie mit ihrem Klavierspiel jeden in ihren Bann gezogen hat. Ich war gestern Abend echt verblüfft, dass meine Schwester fast besser spielt, wie unsere verstorbene Mutter, die eine anerkannte Pianistin gewesen ist. Aber was mich viel mehr interessieren würde, ist die Antwort auf die Frage, wie es das kleine Luder eigentlich geschafft hat, sich hier als Lehrerin einzunisten. Schulen hat sie bisher eigentlich nur von außen gesehen und sie hat niemals Sehnsucht danach bekundet, sie auch von innen zu betrachten. Sie hat in den letzten Jahren ausschließlich Cowboyarbeit verrichtet oder sich herumgetrieben.“

      Charlotte lacht ihn kokett an, dann droht sie schmunzelnd mit dem Zeigefinger. „Sie sind mir ja ein richtig feiner Bruder. Ein kleines Luder, welches sich herumtreibt zur Schwester. Gerade dann hätten Sie besser auf die Kleine aufpassen müssen. Und was ist mit Ihren Eltern? Wie konnten die das alles zulassen?“

      „Unsere Eltern sind schon vor vielen Jahren gestorben“, gibt John lapidar zur Antwort und Charlotte nickt verstehend: „Tut mir leid, war sicher nicht einfach für Sie und das Mädchen. – Aber trotzdem, was verstehen Sie unter Cowboyarbeit junger Mann? In unserer Gegend ist die hart und es gibt genügend Männer, die sich nicht als Cowboy eignen, wie sollte da ein so zartes Wesen wie Ihre Schwester damit klarkommen?“

      „Nun, Sie selbst haben gesagt, Carol sei ein harter Brocken. Damit haben Sie den Nagel auf den Kopf getroffen, denn das ist sie wirklich. Sie macht genau die gleichen Arbeiten, wie alle unsere Jungs auf der Ranch, das fängt beim Zäune flicken an, geht über Kälberbrennen bis hin zu Viehtrieben. Dem Girl wurden keinerlei Extrawürste gebraten. Da achtete unser strenger Vormann“, Johns Daumen weist auf Widefield, „schon mit unerbittlicher Härte drauf. Wehe die junge Dame hat nicht gespurt, dann war aber ein Machtwort angesagt.“

      „Also irgendwie kann ich das alles nicht glauben. Ich meine, es gibt ja Mannweiber, denen so was durchaus zuzutrauen ist, aber Carol ist alles andere, als ein Mannweib. Sie wollen mich verkohlen junger Mann.“ Sie lacht, wartet keine Antwort ab und brummt: „Aber nun mal Spaß beiseite. Sie wollen wissen, wieso Mrs. Blake hier als Lehrerin arbeitet. Nun, das begann schon am allerersten Abend, nachdem sie hier angekommen war.“

      Charlottes Gedanken wandern zurück. Sie sieht das junge Mädchen wieder am Klavier sitzen und deutlich hat sie noch die Worte ihres Mannes im Ohr: „Die Kleine ist fantastisch, Charly, die muss ich engagieren. Obendrein ist sie auch noch eine wahre Augenweide.“

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