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Nur ein Tropfen Leben. Christina M. Kerpen
Читать онлайн.Название Nur ein Tropfen Leben
Год выпуска 0
isbn 9783847686248
Автор произведения Christina M. Kerpen
Жанр Документальная литература
Издательство Bookwire
„Das ist doch alles Unsinn, Liebes! Das passiert schon mal. Es kommen oft Babys zu früh oder tot auf die Welt, das war schon immer so und wird auch in Zukunft immer wieder vorkommen. Du darfst Dich jetzt nicht mit Selbstvorwürfen zerfleischen.“
„Aber was ist mit David? Hätte er das Kind gewollt?“
Ernst murmelt John: „Ich denke schon. Ich glaube, er träumt schon lange davon, endlich eine richtige kleine Familie zu haben, besonders seit Du in sein Leben gewirbelt bist.“
„Siehst Du, diesen Traum habe ich zerstört. Ich weiß, dass er schon einmal fast Vater geworden wäre, aber die Frau starb noch vor der Geburt des Kindes. Und jetzt habe ich sein Kind getötet. Ich glaube, er wird mir nie richtig verzeihen, was ich ihm und seinem Kind angetan habe. Ich bin so dumm und egoistisch. Ich bin es gar nicht wert, von so einem Mann geliebt zu werden. Wenn er mich nach allem, was geschehen ist überhaupt noch liebt. Vielleicht ist es jetzt nur noch sein Stolz, der ihn veranlasst, mich zu einer Rückkehr zu bewegen.“
„Quatsch! Da brauchst Du gar keine Angst zu haben. Ich kenne David seit massig vielen Jahren und ich weiß, dass er Dich bedingungslos liebt. Er braucht es nicht mal zu sagen, das erkennt ein Blinder am Knistern der Luft, wenn ihr beide zusammen seid. Und wegen dem Baby brauchst Du Dir auch keine Gedanken zu machen. Du weißt jetzt, dass Du Kinder bekommen kannst und Du weißt, dass David Dir welche machen kann. Also, was steht dagegen, schnell zu heiraten und eine Familie zu gründen? Fehlgeburten hatte Mum auch eine ganze Menge. Deswegen bin ich ja auch so viel älter als Du. Wie ich kleiner war, wusste ich nicht, was es zu bedeuten hatte, wenn Mum erst immer dicker wurde, dann wieder dünn war und tagelang weinend im Bett gelegen hat, bis Dad es mir eines Tages erklärt hat. Ich weiß nicht, ob eine Neigung zu Fehlgeburten vererbbar ist, aber es ist durchaus nichts Seltenes.“
Carol schmiegt sich an den geliebten Bruder. „Das mag ja alles sein, aber ich denke, ich habe dem Ungeborenen viel zu viel zugemutet. Es war so munter und hat sich dauernd bewegt, erst vor ein paar Tagen wurden seine Bewegungen irgendwie anders, kraftloser und langsamer. – Es war ein kleiner Junge!“ Tonlos formen ihre Lippen diese Worte. „Er hatte ganz schwarze Härchen und eine süße kleine Stupsnase. Er war so niedlich.“
Die Tränen kullern dem Mädchen über das Gesicht. John fühlt sich unbeschreiblich hilflos, ist aber gleichzeitig voll verlangender Zärtlichkeit für diese kleine Frau, die für ihn so verboten ist.
Sanft küsst er ihre Tränen fort und pfeift auf alle Verbote. Er sucht ihre Lippen und merkt, dass diese leicht geöffnet sind. Zaghaft sucht seine Zunge den Weg in diese warme, feuchte Höhle, dann begegnet seine Zunge der ihren und er küsst seine Schwester voller Leidenschaft.
Carol weiß nicht warum, aber sie erwidert diesen Kuss, als wüsste sie nicht, dass John ihr Bruder ist. Sie lässt es sogar zu, dass er ihr sanft die Brüste streichelt und die Bluse öffnet. Als seine Lippen sich schließlich um ihre Brustwarze schließen, streichelt sie ihm im Anflug der Erkenntnis des Unschicklichen über die Haare. „John, bitte nicht, wir sind Bruder und Schwester, das dürfen wir nicht tun.“
„Ich weiß es“, murmelt er heiser, „aber ich verfluche das manchmal sehr. Wenn ich nicht Dein Bruder wäre, ich wüsste nicht, was ich mit Dir anstellen würde. Ich liebe Dich so sehr, meine Kleine und ich begehre Dich wahnsinnig. Es ist wirklich krank. Ich prügele mich mit David, weil er es mit Dir getrieben hat, hätte aber selbst keinerlei Skrupel, es auch zu tun.“
Carol legt ihm die Finger ihrer rechten Hand auf die Lippen, dann schließt sie rasch die Knöpfe ihrer Bluse. „Sag nichts weiter, John. Es ist komisch. Ich liebe David und kann es mir nicht vorstellen, dass mich ein anderer Mann auch nur anfasst, aber bei Dir ist das alles so anders. Du bist mir so vertraut, als wäre es nichts Schlimmes, wenn ich“, sie senkt ihre Stimme, so dass sie kaum noch zu vernehmen ist, „wenn ich es mit Dir täte.“
Sie räuspert sich, dann setzt sie in normalem Tonfall hinzu: „Ich glaube, mein Kopf hat was abgekriegt.“
Wieder küssen sich die Geschwister zärtlich und viel zu intim, dann legt Carol ihren roten Schopf gegen Johns Blonden und schließt die Augen, um sie kurze Zeit später wieder weit aufzureißen. Sie setzt sich aufrecht hin und grinst: „Eh, wäre mir doch fast durchgegangen. Habe ich das da eben richtig gehört? Du hast Dich wegen mir mit David geprügelt?“
John nickt kleinlaut. „Es war ein so schmerzvoller Gedanke, dass Du, ein Kind, von einem Mann ein Baby bekommst, der immer behauptete, mein Freund zu sein.“ Er holt tief Luft. „Aber wie er mir Deinen Brief gezeigt hat, bin ich absolut ausgerastet.“
„Er hat Dir meinen Brief gezeigt? Er sollte doch niemanden von meinem Missgeschick etwas erzählen.“
Nachdenklich blickt Carol zur Zimmerdecke hoch. Das ist alles schon so furchtbar weit weg, als wäre es nur eine Geschichte, die ihr irgendwann einmal jemand erzählt hat. „War aber ganz schön mutig von ihm, wo er doch nicht wissen konnte, ob Du es nicht postwendend an Mr. Carpenter weiterträgst.“
„Carpenter hat den Brief vor mir gelesen!“
Carols Gesicht wird von einer leichten Röte überzogen. „Und? Der Alte hat getobt wie ein Wilder und David rausgeschmissen, was? Und Du bist aus lauter Freundschaft und Solidarität gleich mitgegangen oder hat Carpenter Dich, weil Du mein Bruder bist auch gleich gefeuert?“
„Du hast ja noch immer die krausesten Gedanken der Welt. Wo denkst Du eigentlich hin? Carpenter war furchtbar traurig, dass Du nicht den Mut und das Vertrauen hattest, Deine Sorgen zu offenbaren. Es hätte sich sicher eine einfachere Lösung finden lassen, als wegzulaufen. Er musste zwei teuer bezahlte Cowboys auf Deine Fährte schicken, glaubst Du, das hätte er gemacht, wenn er wütend über Euer Verhältnis wäre? Im Gegenteil, ich glaube, er wird nicht weniger traurig über die Nachricht von der Fehlgeburt sein, wie David und ich.“
Ungläubig schaut Carol ihren großen Bruder an und schüttelt den Kopf. „Ich glaube, ich bin wirklich ein ganz dummes Schaf.“
Vor der Tür sind die schweren Schritte des Vormanns zu hören und Carol rückt instinktiv ein wenig von ihrem Bruder ab.
David betritt den Raum gerade in dem Moment, als Blacky nach den Händen seiner Schwester greift und sie eindringlich bittet, wieder nach Willow-Tree zurückzukehren.
„Niemand in Ebony Town weiß etwas von Deiner Dummheit und dem kleinen Malheur. Dr. Steel hat verbreitet, dass Du armes, schwer vom Schicksal gebeuteltes Wesen zu Deiner endgültigen Erholung weggeschickt worden bist, damit ein gewisser Rancher und sein ungnädiger Vormann Dich nicht länger ausbeuten können und damit Deine Genesung behindern.“ Er lächelt gewinnend. „Carol, bitte, wir alle vermissen Dich so sehr, Dein fröhliches Wesen, Deine guten Ideen, einfach alles, was Dich so liebenswert macht. Die arme Susan ist schon ganz vereinsamt. Sie hat nicht mal mehr Lust, einkaufen zu gehen. Wenn Du nicht heimkommst, wird das arme Ding noch zur alten Jungfer, weil sie sich nicht mehr unter Menschen begibt und nie einen netten jungen Mann kennen lernen kann.“
Nach Blackys Worten herrscht für lange Zeit eine richtige Grabesstille in dem Hotelzimmer, welches für Carol so etwas wie eine zweite Heimat geworden ist, auch wenn sie sich darüber im Klaren ist, dass sie nicht den Rest ihres Lebens in einem Hotel verbringen kann.
Gespannt starrt David seine Liebste an und wartet auf eine Antwort, ohne selbst die Frage noch einmal zu wiederholen.
Keiner der jungen Menschen spricht auch nur eine Silbe, geschweige denn ein Wort.
Endlich, nach reiflicher Überlegung und einigen tiefen Seufzern, es sind schon mehr als zehn Minuten vergangen, kommt Carol zu der Überzeugung, dass sie genug Fehler gemacht hat und dass es tatsächlich das Beste für sie ist, wieder auf die geliebte Ranch zurückzukehren. Seit ihrer Flucht ist