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bares Geld wert sind.“ Bei diesen Worten hat der Mann zärtlich eine kleine Hand seines Mädchens in seine große genommen und lächelt ihr verliebt zu.

      „Nun, wenn ich Eure Blicke so sehe, Ihr scheint Euch wirklich sehr zu lieben.“ Die Lady nickt verständnisvoll und Blacky trompetet kopfschüttelnd: „Ich kann es kaum glauben, dass ihr es bei so viel Verliebt sein geschafft habt, uns alle zu täuschen, so dass keiner auch nur das Geringste bemerkt hat.“

      Carol grinst frech. “Kunst kommt von Können, mein Lieber, das hat Mami schon immer gesagt.”

      Die Witwe schmunzelt: „Du bist ja wirklich schon wieder obenauf. Wenn man bedenkt, dass wir noch vor wenigen Tagen um Dein Leben gebangt haben. Der Doktor hat wirklich gedacht, er bekommt Dich nicht durch, so viel Blut hast Du verloren.“

      Ein Blick aus ihren grauen Augen trifft die verdutzten Männer. „Das hat Ihnen niemand gesagt, meine Herren, keiner wollte, dass Sie sich nach allem, was Sie schon durchgemacht haben, nun auch darum noch tagelang Sorgen machen müssen. Aber Carols Leben hing wirklich für eine ganze Weile an einem sehr dünnen, seidenen Faden, deswegen durften Sie auch nicht wieder zu ihr.“

      Sie macht eine kleine Pause und betrachtet die Männer, die beide im Nachhinein noch furchtbar bleich geworden sind.

      „Ich glaube, wir wechseln besser das Thema, denn schließlich ist ja doch noch alles gut geworden und es ist unnütz, dieses unerfreuliche Geschehen noch einmal durchzukauen. Carol hatte glücklicherweise einen aufmerksamen Schutzengel.“

      Die alte Dame lächelt und hebt ihre gepflegte rechte Hand. „Was ich aber noch sagen wollte, ma cherie, ich werde böse, sehr böse auf mein kleines Herzblatt sein, wenn Du die Stadt verlässt, bevor das Portrait von mir fertig ist. Du hast es mir versprochen.“

      Das rothaarige Girl nickt, trinkt einen Schluck Kaffee und winkt Blacky, damit er ihr den großen Karton gibt. Sie löst die Schnur und nestelt, um die Spannung zu erhöhen, ein wenig an dem Deckel.

      „Ah, mein kleiner Liebling will vom Thema ablenken. – Du hast Dir ein neues Kleid gekauft und die alte Tante soll es jetzt begutachten, wie immer, n’est ce pas?“

      „Mit geheimnisvoller Miene hebt Carol den Deckel hoch und murmelt: „Voila, Madame, mein Abschiedsgeschenk an Sie. Aber Vorsicht, es ist noch ganz feucht.“

      Über das Gesicht der alten Dame geht ein glückliches Leuchten. Sie strahlt, wie ein junges Mädchen bei seinem ersten Rendezvous.

      Verblüfft betrachten Widefield und Blacky den Inhalt der Schachtel. Es ist ein großes, ausgezeichnetes Portrait der Lady.

      Mit einem anerkennenden Pfiff quittiert David das Werk. „Wow, ich wusste gar nicht, dass Du auch so toll malen kannst, Carol! Ich wusste zwar, dass Blacky klasse Skizzen machen kann, aber dass Du dieses Talent auch besitzt, ist mir neu.“

      „Ich wusste es bisher auch nicht, mein Liebling. Wenn alle Stricke reißen und Du mal arbeitslos werden solltest, male ich und wir verkaufen den Plunder, da kann man echt Kohle mit machen.“

      „Junger Mann“, schaltet sich nun Mrs. Gwendale in das verliebte Geplänkel ein, „mir scheint, Sie kennen die Qualitäten Ihrer Braut gar nicht. Ich frage mich, ob Sie das gute Kind überhaupt verdienen. Sie könnte an jedem Finger zehn Jungs haben und sollte sich ihre Wahl noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Die ganze Bettgeschichte ist nämlich nur ein winziger Aspekt des Ganzen!“

      „Stimmt, Gnädigste!“, knurrt David. „Aber ich weiß, dass Carol nicht nur im Bett ein As ist, sie ist es auch auf vielen anderen Gebieten, deswegen sind hinter ihr alle männlichen Altersgruppen zwischen achtzehn und achtzig her.“

      Carol lacht übermütig. „Ach, Mrs. Gwendale, ich glaube, ich bin es, die den Indian gar nicht verdient. Wenn ich denke, was ich ihm angetan habe. Dabei ist er ein so guter Mann. Er ist fast immer lieb zu mir, es sei denn, ich bin mal wieder ganz unmöglich und schlage furchtbar über die Stränge, dann verweist er mich schon in meine Schranken, aber ansonsten ist er mein Ruhepol, wenn ich ganz wibbelig bin. Egal, wie dumm, nervös und wuschig ich mich verhalte, er verliert nie die Ruhe oder die Beherrschung. Er ist ständig allem überlegen und handelt stets besonnen und vernünftig, was man von mir nicht behaupten kann, was schon meine kopflose Flucht beweist. Ich brauche diesen Mann als meine ruhige Ergänzung. Außerdem, ich liebe David, ich liebe ihn wie verrückt und weil ich vor lauter Liebe nicht wollte, dass er meinetwegen Ärger mit unserem Boss bekommt, bin ich weggelaufen, als ich erfuhr, dass ich ein Kind von ihm erwartete.“ Sie lächelt schwach. „Ich bin nämlich wirklich nur ein einfaches Cowgirl auf der Ranch, auf der er als Vormann arbeitet, das ist nicht gelogen und normalerweise sehen es die Rancher überhaupt nicht gerne, wenn es unter ihren Angestellten zu Verhältnissen kommt, weil das ganz schnell Unruhe mit sich bringt. Ein Streit wird fast immer in die Arbeit hineingetragen, es kann Eifersüchteleien geben oder Bevorzugungen, was dann wieder die anderen Leute ärgert. Na ja, und meistens wird es einem dann nahegelegt, sich schnell einen neuen Job zu suchen.“

      Carol seufzt: „Wenn ich allerdings gewusst hätte, wie liberal die Einstellung unseres Arbeitgebers zu unserer Verbindung ist, ich hätte vieles anders gemacht. Hätte ich auch nur einen klaren Gedanken fassen können, ich hätte meinem Liebsten meine missliche Lage gestanden, David hätte wie immer die Ruhe bewahrt und genau gewusst, was wir tun müssen.“

      „Ja, ja, wenn er ein Ehrenmann ist, hätte er Dich vom Fleck weg geheiratet.“

      Carol verdreht die Augen. „Da nervt er mich schon seit Monaten mit. Damit hat er mich schon genervt, da hätte ich nicht mal im Traum daran gedacht, mit ihm, mit ihm ...“, Carol stockt, sie weiß nicht, wie sie den Satz schicklich beenden soll.

      „Mit ihm das Lager zu teilen!“, ergänzt die lebenserfahrene Frau, lächelt und brummt dann: „Du hättest auch sagen können, bevor Du mit ihm geschlafen hast oder bevor Du Dich von ihm hast ficken oder bumsen lassen. Ich kenne diese Worte und werde nicht rot, weder wenn ich sie höre, noch wenn ich sie sage.“

      Dafür wird das Mädchen aber puterrot, als sie diese Worte hört, denn derbe Ausdrücke haben David und sie immer vermieden. Sie lächelt zaghaft und nickt dann wieder lebhaft. „Genau. Nicht nur, dass ich daran im Leben nicht gedacht hätte, ich wusste zu dem Zeitpunkt ja noch nicht mal, was da vor sich geht.“ Sie wird noch eine Spur dunkler. „Und wenn ich geahnt hätte, welche Folgen das haben kann, ich hätte mich sicherlich von jedem Mann sehr weit fern gehalten.“

      Die Witwe Gwendale winkt lächelnd ab. „Die für Dich so schlimmen Folgen hatten für uns hier einen Riesenvorteil. Wir hier in Plumquartpinie hatten dadurch das große Vergnügen und die Freude, Dich kennen zu lernen. Überlege mal, um wie viel ärmer unser Leben in den letzten Monaten gewesen wäre. So aber hatten wir abends die Freude, Deinem Klavierspiel lauschen zu dürfen und unsere Kinder sind wenigstens für eine Weile mal gerne in die Schule gegangen.“

      Die Zeit in der Gesellschaft der alten Dame vergeht wie im Fluge und der Besuch dauert bis tief in die Nacht. Alle unterhalten sich großartig und das Hausmädchen Martha ist verblüfft! So fröhlich und lustig, ja man kann sagen heiter und gelöst, ist die Witwe seit dem Tode ihres Mannes nicht mehr gewesen und es ist Carol, die dieses kleine Wunder vollbracht hat.

      Bevor die drei Willow-Tree-Leute endlich aufbrechen, ermahnt Mrs. Gwendale die Männer schmunzelnd: „Und nehmen Sie sich ein wenig vor Mrs. Wolters in Acht, die ist nämlich ganz vernarrt in Sie beide. Besonders Sie haben es ihr angetan!“ Mit ihren großen, grauen Augen betrachtet Carols alte Freundin den Indianer. „Sie hat regelrecht von Ihnen geschwärmt. Lassen Sie sich nicht von ihr überrumpeln. Es wäre traurig, wenn Sie Ihrer Verlobten weh täten, nur weil eine lüsterne Frau ihre Finger nicht von fremden Herren lassen kann.“

      Der Indian grinst. „Die Dame versucht es ununterbrochen, aber sie ist nicht mein Fall.“

      „Das ist gut so, denn unser kleines Mädchen ist doch viel reizvoller.“ Die alte Lady lächelt. „Ich muss aber sagen, irgendwie kann ich unsere gute Mrs. Wolters verstehen, denn unser kleiner roter Feger hat wirklich Geschmack. Wenn ich Sie so anschaue, ich glaube, wenn ich ein paar Jährchen jünger wäre...!“, sie lässt

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