ТОП просматриваемых книг сайта:
Nur ein Tropfen Leben. Christina M. Kerpen
Читать онлайн.Название Nur ein Tropfen Leben
Год выпуска 0
isbn 9783847686248
Автор произведения Christina M. Kerpen
Жанр Документальная литература
Издательство Bookwire
„Du bist ein verdorbenes, kleines Luder, in allem noch ein Kind, aber verdorben, wie eine geile Alte.“
„Du hast es mich gelehrt, niemand sonst. Ich hoffe, es stört Dich nicht auf einmal.“
„Nein, ganz sicher nicht, denn gerade das verdorbene Kind reizt mich bis ins Innerste. Und Du kannst mir glauben, ich werde Dich wieder lieben, dass Dir Hören und Sehen vergeht und wenn wir erst verheiratet sind, wirst Du Dich mir jede Nacht unterwerfen müssen, bis Du nicht mehr kannst und um Gnade bittest.“
Nun wird sein Tonfall wieder so sanft, wie seine streichelnden Hände. „Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich danach sehne, jede Nacht eng an Dich gekuschelt einzuschlafen und des Morgens an Deiner Seite aufzuwachen. Ich bin so verliebt in meinen entzückenden kleinen Kopfkissenzerwühler, das kannst Du Dir nicht vorstellen.“
Es ist das erste Mal, dass der kleine Irrwisch nicht bei der Vorstellung des verheirateten Zueinandergehörens protestiert. Sie ist für den Augenblick nur glücklich, fühlt sich vollkommen geborgen und alle Ängste vor dem, was morgen auf sie zukommt, sind von ihr gewichen. Sie freut sich auf Ebony Town und auf die Willow-Tree-Ranch, auf alle Bewohner, auf ihre Freunde und auf die Arbeit, die ihr so manches Mal alles abverlangt, die ihr aber so viel Freude macht, ihr so viel gibt und sie mehr befriedigt, als alles, womit sie hier in Plumquartpinie so viel Geld verdient hat.
Der letzte Abend ist in glücklicher Zweisamkeit unaufhaltsam näher gerückt und damit auch Carols Abschiedsvorstellung. Der Saal ist total und hoffnungslos überfüllt. Fast alle Bewohner der kleinen Stadt haben sich im Hotel eingefunden. Das Ehepaar Wolters hat alle Tische aus dem Raum entfernt, um möglichst jedem Mitbewohner die Möglichkeit zu geben, dem Vortrag zu lauschen.
Das Girl singt noch einmal die vielen Lieder, die die Menschen so sehr gemocht haben und die ihr den raschen Weg in deren Herzen geebnet haben. Sie beendet ihren Vortrag mit einem ganz neuen Lied. „A little town named Plumquartpinie“ und ist danach vollkommen ausgepowert. Sie hat bei dieser letzten Vorstellung alles gegeben und könnte jetzt fast im Stehen einschlafen.
Voller Stolz sitzen der Indian und Blacky dicht neben der Bühne und beobachten ihre Kleine hingerissen. Wieder einmal können sie es kaum glauben, dass es ihre Carol ist, die dort oben alle in ihre Bann zieht und David brummt: „Ich bin der glücklichste Mann der Welt, dass so eine tolle Frau mir gehört.“
John nickt und flüstert: „Ja, und ich darf nur ihr Bruder sein, aber das ist auch schon was, denn immerhin haben wir gleiche Zellen.“
Sehr früh am darauffolgenden Morgen verabschieden sich die drei Cowboys von dem Hoteliersehepaar.
Carol wird dabei das Gefühl nicht los, als hätte es ihr Bruder ganz besonders eilig, zu verschwinden. Aufmerksam beobachtet sie ihre Umgebung und fängt einen schmachtenden Blick von Charlotte auf, den sie dem blonden, jungen Mann zuwirft und plötzlich weiß sie, wie John den gesamten Nachmittag des vorigen Tages verbracht hat. Er hat die gleiche Sportart betrieben, wie sie mit dem Vormann.
Das Mädchen kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und als sie Charlotte zum Abschied umarmt, flüstert sie ihr ins Ohr: „Danke, dass Du John gestern Nachmittag so hübsch beschäftigt hast, dadurch konnte ich mit meinem Geliebten mal eine Weile alleine sein.“ Mit riesigen Augen starrt Charlotte das junge Ding an. „Sag nicht, ihr zwei habt schon wieder ...?“
Carol schließt genießerisch die Augen und haucht: „Hm, haben wir und es war traumhaft.“
Charlotte schüttelt verständnislos den Kopf. „Du bist mir vielleicht eine, hat der Doktor Dir nicht gesagt, dass man sich nach einer Entbindung hübsch Zeit damit lassen soll?“
„Hat er, aber im gleichen Atemzug hat er auch gesagt, dass ich, solange mein Körper mit der Produktion von Babynahrung beschäftigt ist, nicht wieder schwanger werden kann, also, was liegt näher, als das unbeschwert und angstfrei auszunutzen.“
„Du wärst gut für unser Geschäft,“ lacht die Frau. „Von unseren Mädchen wollte nie eine so schnell wieder arbeiten, obwohl deren Existenz daran hing.“ Sie grinst schlüpfrig und flüstert dem jungen Mädchen ins Ohr: „Du tust mir fast leid, dass Du es mit Deinem Bruder nicht treiben darfst. Oh Mann, der ist o la la, sage ich Dir. Echte Klasse und das kann ich beurteilen, davon verstehe ich allerhand, das darfst Du mir unbesehen glauben. Wer wie ich im Jahr von ein paar hundert Männern gefickt wird, erkennt Qualität sehr schnell. Dein David wollte mich ja partout nicht beglücken, aber John hat fast alles wett gemacht.“ Charlotte leckt sich in der Erinnerung an das Vergnügen über die Lippen und wirft Blacky einen Blick zu, der seine Kleidung verbrennen könnte.
Nun wird es Carol fast zu viel, auch wenn sie selbst mit diesem Thema begonnen hat. Sie fürchtet, dass die ältere Frau sich auf ihren Bruder stürzen und ihn hier in aller Öffentlichkeit vergewaltigen könnte. Sie räuspert sich und brummelt: „Wir sollten jetzt aber wirklich aufbrechen, sonst fängt noch einer an zu heulen und das kann ich auf den Tod nicht ausstehen, weil es meistens meine Tränen sind, die kullern. Das ist ja auch der Grund, weshalb ich normalerweise bei Nacht und Nebel und ohne Gruß pflege abzureisen.“
Nun hat sich auch die Hoteliersfrau gefangen und Blacky, der Indian und Mr. Wolters, die sich um die Pferde gekümmert haben, merken nichts mehr von dem etwas obszönen Gespräch der beiden Frauen, als diese zu ihnen treten.
Charlotte lächelt ungezwungen und blickt an der jüngeren Freundin hinab. „Du siehst furchtbar aus, muss der Aufzug sein?“
Das Girl, jetzt wieder fast ganz die Alte, im für sie gewohnten, für ein hübsches Mädchen aber unnormalen Aussehen mit Jeans, kariertem Hemd, schwarzer Lederweste, Cowboystiefeln, Stetson und Colt, strahlt wie der junge Morgen. „Klar, stell Dir mal vor, ich würde mit wehendem Rock und Lackschühchen über die Weiden reiten und versuchen, einen Zaun zu flicken. Ich würde mich derart verheddern, dass ich meine restlichen Tage an diesen Draht gefesselt verbringen müsste. Außerdem würde ich die armen Rindviecher zu Tode erschrecken und das würde wiederum den Rancher zu Tode ärgern und wir wären allesamt arbeitslos.“
Das Mädchen hat mal wieder alle Lacher auf ihrer Seite und Mr. Wolters, der es nicht geschafft hat, bei ihr einen Stich zu landen, sagt: „Carol, Sie sind mir fremder, als an dem Tag, als sie sich bei uns im Hotel einquartiert haben. Ich kann es nicht glauben, dass Sie ein Mädchen sind, Sie kommen mir vor, wie ihr eigener Zwillingsbruder.“
Carol lacht laut auf. „Und trotzdem hat das Mannweib es geschafft, einen Kerl ins Bett zu kriegen. Es kommt nicht nur auf das Aussehen an, was wirklich zählt, ist die innere Einstellung zum Leben. Wir Menschen sind alle nur wie Wassertropfen, mit dem Ziel, irgendwann das Meer zu erreichen und wenn die Unendlichkeit erreicht ist, weiß niemand mehr, ob der Tropfen mal Männlein oder Weiblein war. Jeder Mensch ist nur ein Tropfen Leben.“
Ihre Stimme ist leise und eindringlich geworden und Charlotte denkt: ‚Der ihr Vater muss Reverend gewesen sein.’ Laut sagt die Frau: „Eine drollige Vorstellung, dass Menschen wie Tropfen sind, aber nicht ganz von der Hand zu weisen. Der Mensch ist der Tropfen, das Leben der Bach und der Tod das Meer.“
Der Rotschopf nickt, zieht den Colt und kontrolliert gewissenhaft den Zustand der Waffe, dann fragt sie: „Noch irgendwo eine kleine Erinnerung gefällig?“
Der Hotelier schüttelt den Kopf. „Sieht aus, wie ein Junge und ist auch noch bis an die Zähne bewaffnet. Mädchen, Mädchen, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, Sie hatten sich als Girl verkleidet und nicht anders rum. Und das mit der löchrigen Erinnerung muss auch nicht sein.“
Jeder, der diese Szene beobachtet, würde es kaum glauben, dass der Knabe bei den beiden erwachsenen Männern und dem Ehepaar Wolters identisch ist mit der bezaubernden jungen Lady, die noch vor vier Wochen jeden Abend im Hotel Triumphe gefeiert und als frisches, natürliches Menschenkind die Schüler unterrichtet hat.
Carols Verwandlung zu einer jungen Dame war perfekt, aber jetzt ist sie wieder sie selbst und darüber ist sie ungeheuer froh. Glücklich sind auch die Freunde der jungen Frau,