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dem Trupp entgegen.

      „Sie haben uns den Platz des Grafen von Celano gegeben.”

      Der Lagermeister, ein bärtiger Milanese, schlug, ohne ein Wort zu verlieren, den Weg zu dem Platze ein. Der Tross folgte ihm, mit Friedrich an der Spitze seiner Mesnie von etwa dreißig Reitern.

      Als sie den Ort erreichten, wo der Graf von Celano mit seinen Männern gelagert hatte, schlug ihnen ein übler Gestank von aufgewühltem Staub vermengt mit Abfall und Exkrementen entgegen. In des Gestankes Begleitung drangen Fetzen von aufreizenden Worten, in italienischer Sprache, von denen er nur Teile aus dem Lateinischen ableiten konnte, an sein Ohr.

      „

      Scheut …nicht, …Gestank …zudecken. Meine … und ich … Euch danken.”

      Friedrich schaute erbost auf. Ein schlanker Ritter, ganz in schwarz mit einem silbernen Drachenwappen auf dem Surkot, stand grinsend am Rande einer Gruppe weißer Zelte am Randes des alten Lagerplatzes des Grafen von Celano.

      Er war im selben Alter wie Friedrich selbst. Auf lateinisch wiederholte er versöhnlicher, „scheut Euch nicht, den Gestank zuzudecken. Meine Leute und ich werden es Euch danken. Ich habe das Lager neben dem Eueren. Ich bin Tankred von Sartiano. Seid gegrüßt!”

      Friedrich musterte den Mann, mit den kurzen schwarzen Locken, „Friedrich von Altena zu Isenberghe“ sagte Friedrich leicht hochmütig. „Ah, Ferromonte, Monts di Ferro“, spielte Sartinano mit seinem Namen, „seid gegrüßt und willkommen“, wiederholte er noch einmal.

      Friedrich war verdutzt, doch entschied er, trotz der Frechheit des jungen Adligen, der sich als Tankret von Sartiano vorgestellt hatte und von dessen Kühnheit er zugegebener Maßen beeindruckt war, sich abends mit demselbigen zu verabreden. Das war, wie er meinte, ein guter Weg, die wichtigsten Neuigkeiten über die Lage Kaiser Ottos in Italien zu erfahren. Doch im selben Moment, da er eingeschlagen hatte, wurde er gewahr, dass sein Lager kein einladender Ort war. Ratlos und nach einer Lösung suchend blickt er um sich. Letztendlich beschloss er, die Einladung zu verschieben. Offenbar jedoch, bemerkte Trankred Friedrichs Zögern und offenbar konnte er den Gedanken Friedrichs lesen, „verehrter Federico, erweist mir die Ehre und seid heute Abend meine Gäste.“

      Verdutzt doch dankbar für Trankreds Entgegenkommen nahm Friedrich an.

      „

      Sehr gerne, verehrter Graf, wollen wir Eure Gastfreundschaft annehmen.“

      „

      Also gilt es denn, heute Abend.“

      Mit einer schwungvollen Verbeugung ergriff der temperamentvolle Südländer den Zipfel seines roten Umhangs und wandte sich zum Gehen.

      Am Abend hallte das ganze Lager vom Spiel der Spielleute und Gaukler und vom Lachen und Zechen des Kriegsvolkes wider. Das Zelttuch Tankreds riesigen Zeltes war am Eingang mit Stricken zusammengerafft und erlaubte den Gästen einen einladenden Blick auf die große, reich gedeckte Tafel in der Mitte des Zeltes. Das Innere war von Fackeln, die auf eiserne Stangen gesteckt waren, in warmes goldgelbes Licht getaucht. Der Kontrast des schwarzen Rahmens, den die anbrechende Nacht um das goldene Innere gewoben hatte, bot einen unvergleichlichen, einladenden Anblick. Im glänzenden Zeltinneren schwammen die Speisentürme auf dem großen Tische wie eine bunte Insel in einem goldenen Abendsee. Dieser Herr wusste seine Gäste zu beeindrucken. Tankred präsentierte sich vor der Tafel, während einige seiner Vertrauten hinter der Tafel Aufstellung genommen hatten.

      Die jungen Herren stellten ihre Begleiter den jeweils anderen in höfischer Manier vor, die Friedrich nicht weniger gut als der Italiener beherrschte. Zum ersten Mal war er dankbar, dass Dietrich ihn auch in höfischen Dingen unterwiesen hatte.

      Nachdem die Begrüßung beendet war, wies Tankred ihnen ihre Plätze zu. Jeweils ein Italiener neben einem Deutschen. Conrad und Gerhard war es nicht wohl in ihrer Haut. Hilfesuchend schauten sie zu Friedrich herüber. Doch was sollte Friedrich, der ebenso hilflos war, tun. Friedrich erwiderte mit einem Schulterzucken.

      Conrad wollte sich, wie es die Deutschen gewohnt waren, mit seinem Dolch eine Keule vom Rumpf eines Hähnchens trennen. Sein Dolch blitze auf. Doch, während die Italiener um ihn zurückschreckten, schoss hinter dem Vorschnellen einer Katzenpfote gleich bereits ein Diener hervor und trennte mit einer lange, feinen Klinge und einem Zweizack eben diese ersehnte Keule vom Rumpf des Vogeltieres ab, um sie wenig später auf Conrads bleiernem Teller zu platzieren. Die Jünglinge schauten sich pikiert an und es zog eine lähmende Stille herauf. Gerhard, der gerade ein gar zierliches, gebackenes Vögelchen mit fragender Miene, indem er es in Augenhöhe hielt, betrachtete, erstarrte wie der Rest der Gesellschaft.

      Als erster brach ein Ritter, der auf den Namen Lorenzo hörte, indem er sich durch Kreisen seines Blickes von einem zum nächsten wild Umschaute und dann in ein lautes Wortgelächter, „Wachteln. Das, was er so anschaut, wie eine Jungfrau einen Schwanz, ist eine Wachtel“, ausbrach, so dass er einen nach dem anderen, indem er das Wort Wachteln stetig wiederholte, mitriss, bis auch der Letzte in das Gelächter eingestimmt hatte.

      Damit war der Bann gebrochen und das Fest eröffnet. Die drei Freunde atmeten erleichtert auf, während die Becher gefüllt und die fremdartigen Speisen von Dienern auf die Teller verteilt wurden.

      Die fremden Speisen waren wunderbar. Viel köstlicher gewürzt und feiner als die groben, gegarten Fleischklumpen in der Heimat. Dazu tranken sie köstlichen Wein und wurden bestens unterhalten, „wir, die Anhänger im Lager der lombardischen Guelfen“, begann Tankred als sie Platz genommen hatten, „haben ihn hier ehrenvoll empfangen und sein Tun auf seinem Weg zur Kaiserkrönung in Rom mit reichlichen Gaben unterstützt.“

      „

      Der Papst“, erzählte Lorenzo, „wusste, dass er als ordnende Macht der Weltenfürsten auftritt, wenn er Otto zum Kaiser krönt.“

      Der Nächste, namens Augusto, unterbrach voller Inbrunst Lorenzo, dem es nichts auszumachen schien, dass er nicht weiterreden konnte.

      „

      Er ist ihm gar nach Viterbo entgegengereist. Und an Vinzenz des letzten Jahres hat er ihn mit den Bibelworten, „das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe“, empfangen. Daraufhin übernahm Trankred wieder das Wort.

      „

      Am Tag der heiligen Aurora dann wurde er in der Peterskirche vom Papst zum Kaiser gekrönt.”

      Alle drei schauten in die Runde zu den anderen und nickten voller Anerkennung für das, was sich zugetragen.

      „

      Damit war beiden geholfen“, fuhr Tankred fort, „Innozenz hatte gezeigt, dass er – und kein anderer – der weltlichen Macht die Kaiserkrone aufsetzen kann.“

      Je mehr der Abend seinen Lauf nahm, so mehr passten sich die Tischmanieren der Italiener denen der Deutschen an und die Diener waren zunehmend damit beschäftigt, Unmengen von Wein und Wasser nachzuschenken. Friedrich lehnte sich zurück. Das ganze Getue nur, um uns zu beeindrucken?!

      Gezielt aber durchaus grob, trennte Trankred das Bein einer gebratenen Wachtel vom Körper und zeigte mit dem Bollen auf Lorenzo, der sofort die Erzählung fortsetzte.

      „

      Otto andererseits war endlich Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Das war wohl das Wichtigste für ihn. So leicht hat er es dem Papst gemacht, ihn zu krönen. Denn er ging auf alle Forderungen ein und hat sogar ohne Not Zugeständnisse gemacht.“

      Die Italiener waren eine eingespielte Gemeinschaft. Das merkte ein jeder. So wie sie sich die Stichworte übergaben, so soffen und lachten sie mit einander. Nun war wieder Augusto an der Reihe.

      „

      Wir haben uns schon gewundert über seine Freimütigkeit. Zum Beispiel gab er nach, mit Philipp, dem König von Frankreich, Frieden zu schließen.”

      „

      Auch hat er den Neusser Eid von zwölfhundertundeins“, begann nun ein vierter Sprecher namens Fausto, „der

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