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Das Friedrich-Lied - 1. Buch. Henning Isenberg
Читать онлайн.Название Das Friedrich-Lied - 1. Buch
Год выпуска 0
isbn 9783847612018
Автор произведения Henning Isenberg
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„
Das geht weit. Unvorstellbar. Wie stehen sie zum Leben nach dem Tod? Gibt es Leben ein nach dem Tod?“, wollte der Kaiser wissen.
„
Sie predigen die Evangelien. Nur die Seele ist beständig und wird wiedergeboren. Geist und Körper sind vergänglich. Verfallen. Nichts ist ewig. Schuld, Unglück, Glück, Besitz, Herrschaft. Die sichtbare Welt. Nichts ist ewig. Das Leid, alles das ist an das Weltliche, Dingliche gebunden und vergeht. So ist die materielle Welt für den Katharer nichts. Nur das Reich Gottes ist ewig, wie es im Johannes-Evangelium geschrieben steht.“
„
Aber, Raimund, sag, wozu sind wir dann auf dieser Erde.“
„
Es ist nicht anders als bei den römischen Christen auch. Der gute Teil, die Seele, muss den schlechten Teil, die Welt, überwinden.“
„
Aber das ist doch die Frage, die uns Christen auch drängt.“
„
Den entscheidenden Unterschied hat Paulus in seinem Brief an die Korinther benannt: ohne die Liebe wäre ich nichts. Genauso ein Nichts wie die sichtbare Welt. Was also bleibt ist die Liebe. Die Gläubigen streben danach, in Liebe zu leben. Die Christengläubigen streben danach, dass ihnen ihre Sünden vergeben werden. Sie leben in ständiger Angst, zu sündigen und ins Fegefeuer geworfen zu werden. Die in dieser Welt gefangene Seelenliebe zurück zu Gott bringen – das vollendete Consolamentum ist im Gegensatz dazu der Zweck eines Katharerlebens, um als freie Seele zu einer reiferen Zeit als dieser wieder auf die Erde herabzusteigen.“
„
Also, der Papst will euch nicht länger gewähren lassen?“, kam Otto wieder auf den Ausgang des Gespräches zurück.
Raimund straffte sich wiederum und fuhr fort.
„
Im Sommer zog er die Schlinge enger und enger um uns. Nach einer Verhandlung im Juli war die Situation bis aufs Äußerste angespannt und in der Tat, einer meiner Männer erstach den päpstlichen Legaten; woraufhin ich gebannt wurde.
„
Hhm, verstehe“, murmelte der Kaiser.
„
Innozenz schickte Arnaud-Amaury, den Abt von Citeaux. Dieser predigte Hass und rief die Franzosen auf, die Ketzer zu zermalmen. Der Papst wollte den König und den Adel bewegen, gegen die Häresie zu Felde zu ziehen. Doch Philip Auguste winkte ab. Er kämpfte gegen England und sah keinen Sinn im Midi. Außerhalb Frankreichs.“
„
Also steht es um das Verhältnis zwischen Papst und Frankreich nicht zum Besten.“
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Ja, der Papst drohte dem Franzosen, woraufhin dieser, um den Schein zu wahren, den niederen Adel schickte.“
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Gut für uns.“
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Ja, so hilft unsere Not dir hier, Otto.“
Otto lehnte sich in seinem Armstuhl zurück und legte das Dreieck seiner Zeigefinger an den Mund. Er war auf der Hut. Sicherlich würde sein Verwandter Truppen von ihm haben wollen.
„
Hauptsächlich“, fuhr Raimund fort, „aber ist das Unheil auf den Eifer Arnaud-Amaurys zurückzuführen. Im Juli hatte er in Lyon ein gewaltiges Heerbanner zusammengezogen. Niedriger Adel und Ribauds, Lumpengesindel. Durch das Tal der Rhône quoll der garstige Tross in unsere Ländereien. Zehntausende. Ich sah keine Möglichkeit mehr, mein Land aus dem Zwinger zu befreien. Außer, ich würde mich dem Kreuzzug gegen die Häresie anschließen. So schwor ich in Saint-Gilles auf das Kreuz und wurde vom Bann befreit. An Magdalena musste ich dann mit ansehen, wie sie Béziers vollkommen zerstörten. Die Leute von Béziers waren unvorsichtig und hatten die mitgelaufenen Ribauds provoziert. Ein offenes Tor konnte nicht mehr rechtzeitig verriegelt werden und der aufgebrachte Kriegspöbel drang in die Stadt ein. In wenigen Stunden waren zwanzigtausend Menschen abgeschlachtet. ‚Tötet sie alle! Denn Gott kennt die Seinen!‘ fachten die Hassprediger das Morden an.“ Raimund schluckte.
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Sie haben nicht Weib noch Kind verschont“, sagte er mit tränenerstickter Stimme.
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Der Herr der Stadt, Raimond-Roger de Trencaval, mein Lehensmann“, sagte er als er sich wieder gefasst hatte, „und die Juden waren nach Carcassone geflohen. Das Heer folgte ihnen und erreichte an Petri die Stadt. Am fünfzehnten Auguste dann eroberten sie Carcassone. Die Kreuzritter nahmen Trencavel gefangen und haben ihn im Verlies von Carcassone zugrunde gerichtet. Er war der einzige von uns, der sich nicht gebeugt hat. Er war der einzig Aufrichtige.“ Der Kaiser las tiefe Trauer in den matten Augen seines Neffen.
„
Hhm, .... Raimund, sag, bist du einer von ihnen?“
„
Ach, Otto“, Raimund blickte ihn aus tiefen Augen an, „weißt du, wir sind hier weit weg vom Languedoc. Wenn ich ja sagen würde, würdest Du mich nicht verstehen. Alle Adligen in der Region beschützen ihr Land und ihre Untertanen. Du erinnerst Dich an Aquitanien. Die Lebensart am Hofe, die Freundlichkeit. Die Musik, die Liebe. All das gehört zu unserem Leben. Die Kirche dagegen ist starr und karg. Selbst die Priester der Kirche laufen zu den Katharern über. Ich würde sagen, der Adel im Languedoc sympathisiert mit ihnen.
„
Und nun. Nun bist du wieder gebannt.“
„
Ja. Wir konnten es nicht ertragen, wie die Kreuzritter Tausende und Abertausende dahinmetzelten. Als der Heerbann abgelaufen war, zogen die Heerführer und alles Kriegsvolk ab. Arnaud-Amaurys musste handeln. Er verpflichtete Simon de Montfort, einen unbedeutenden Adligen der Ile de France, zum Hauptmann. Ein grausamer Geselle. Doch ich konnte die unbesiegten Städte und Fürsten hinter mich bringen und im Winter eroberten wir viele Burgen zurück.“
„
Und da stehen wir jetzt?!“
„
Na ja, es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Montfort und der Abt von Citaux werben im ganzen Land neue Truppen an. Die Zeit ist weit fortgeschritten und ich muss zurück ins Midi, denn ein weiterer Sturm wird in Kürze über unser Land hereinbrechen.“ Er machte eine Pause. Dann fasste er den Kaiser mit einem entschlossenen Blick ins Auge, „Otto, der Grund meines Hierseins dürfte dir klar sein. Seit der Papst den Kreuzzug ausgerufen hat, stehen wir mit dem Rücken an der Wand. Die Kirche und die Franzosen schlachten unser Volk dahin und gewinnen die Macht im Midi. Wir erflehen Deine Hilfe.“
Otto schüttelte entschieden den Kopf, „Raimund, ich kann dir keine Truppen schicken. Lediglich kann ich dich und dein Volk unter meinen Schutz nehmen, wenn ihr euch zumindest wie ein Minoritenorden gebt. In der jetzigen Situation kann ich mich nicht noch durch die Kumpanei mit Ketzern belasten.”
„
Selbstverleumdung?! Das kommt für die Katharer nicht in Frage.“
Otto legte die Stirn in Falten, „Raimund, bei aller Liebe, ich kann dir nicht