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Wieviel brauchst Du?“ „Ach was, Geld habe ich selber mehr als genug. Daß Ihr Religiösen immer nur an die Kohle denken könnt, wirklich erstaunlich, aber auch irgendwie paradox und abartig. Wie auch immer, mir scheint, als könnte ich von Dir nicht viel erwarten, aber vielleicht sollte ich doch zugeben, warum ich eigentlich hier bin. Weißt Du, ich habe einem Klienten geholfen, aus seiner hoffnungslos verfahrenen Ehe auszubrechen.“ „Na ja, das klingt eigentlich nach einer guten Tat, auch wenn ich das als Vertreter meines Glaubens natürlich nie so sagen dürfte.“ „Ja, aber das war nur der erste Teil. Zur Wahrheit gehört halt auch, daß ich inzwischen mit der Ex von meinem Klienten zusammen bin.“ „Ich verstehe. Und wie soll ich Dir dabei helfen?“ „Einfach die Klappe halten und zuhören. Du hast mir als Kind gefehlt, aber das war Dir ja egal, also wirst Du ja wohl jetzt mal ein paar Minuten für mich haben.“ „Eigentlich nicht. Mein Terminkalender ist proppevoll.“ „Wie dem auch sei, ich mag Gisela, aber irgendwie ist es nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe.“ „Und wie hast Du es Dir vorgestellt?“ „Schöner. Und obszöner. Sie will gerade mal nur noch fünfmal in der Woche mit mir schlafen und da frage ich mich schon, ob sie mich überhaupt liebt.“ „Na ja, ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.“ „Weißt Du, zu einem normalen Geistlichen wäre ich wegen der Sache nicht gegangen, die haben ja alle vom Tuten und Blasen keine Ahnung. Aber bei Dir weiß ich, daß Du auch kein Kostverächter warst und von irgendwem muß ich meine Sexsucht ja geerbt haben.“ „Allerdings, sprach die Sphinx, aber auch wenn ich früher ziemlich wild gewesen bin, so wird man doch mit dem Alter immer ruhiger und als Bischof konnte ich mir in die Richtung ohnehin nichts mehr leisten.“ „Das verstehe ich, aber es hilft mir nicht weiter. Weißt Du, früher hatte ich als Patientin eine Nymphomanin, die sich immer gleich ausgezogen hat. Dummerweise konnte ich die heilen und jetzt weiß ich nicht mehr wohin mit meiner Geilheit. Wie konnten die Frauen nur auf die Idee kommen, den Sex zu reglementieren und uns zu kontrollieren, indem sie sich uns verweigern?“ „Du stellst vielleicht Fragen. Ich glaube, darauf können Dir weder ich noch der liebe Gott, für den ich mich übrigens manchmal halte, wenn ich meine Tabletten längere Zeit nicht genommen habe, eine befriedigende Antwort geben. Vielleicht solltest Du eine Selbsthilfegruppe aufsuchen oder Dich an Deinen Meister Freud wenden.“ „Ach, den seine Tips und Tricks helfen da auch nicht weiter, die Zeiten sind andere. Wie kann ich eine Frau achten und lieben, die es nicht liebt, von mir geliebt zu werden?“ „Eine faszinierende Frage, vielleicht kann sie Dir Schwester Antonia beantworten.“ „Nein, bitte keine Pinguine mehr, davon hatte ich schon auf dem Weg zu Dir mehr als genug. Die Sache ist die: Wenn ich mit Gisela Schluß mache, dann kehrt sie vielleicht zu Horst zurück und alles fängt wieder von vorne an.“ „Wer ist Horst?“ „Mein Klient, dem ich die Frau weggenommen habe, falls man das so nennen kann, denn er hat sie ja schon längst nicht mehr haben wollen.“ „Na ja, dann verstehe ich aber nicht, wieso er sie jetzt plötzlich haben wollen sollte.“ „Aber das ist doch ganz einfach, das ist wie im Kindergarten: Das Eimerchen liegt die ganze Zeit über unbeachtet im Sandkasten, aber wenn es sich der Frank nimmt, dann wollen es auf einmal die Anderen auch haben.“ Der Bischof schaute seinen Sohn verständnislos an. „Was lernt Ihr eigentlich in Eurem Theologiestudium?“ wunderte sich Urban. „Auf jeden Fall nichts über Sandkastenspiele.“ „Wohl eher was über Doktorspiele. Entschuldige, das ist mir jetzt so rausgerutscht.“ „Schon in Ordnung, ging mir damals bei Deiner Mutter ja irgendwie ähnlich. Soll ich Dich jetzt von Deinen Sünden lossprechen?“ „Nein, an Euren Hokuspokus glaube ich eh nicht, aber ich müßte mal ganz dringend auf Deinen Lokus.“ Der Herr wies ihm den Weg und nachdem sich Wupf erleichtert hatte, nahm er Abschied. „Also dann, nichts für ungut und verzeih mir die Sauerei in Deiner Toilette.“

      Das Wiedersehen

      Nicht unbedingt erfreut waren Horst und Gisela, als sie sich eines Abends zufällig über den Weg liefen. „Lange nicht mehr gesehen. Du siehst gut aus. Wie geht es Dir?“ erkundigte sie sich vorsichtig. „Na ja, ich bin alles in allem ganz zufrieden. Und, wie läuft es mit meinem Therapeuten? Besorgt er es Dir auch ordentlich?“ „Na und wie! Der Mann ist eine wahre Sexmaschine, aber das war schon eine gewaltige Umstellung für mich, so von 0 auf 100 innerhalb von ein paar Wochen.“ „Na ja, dann ist ja alles prima.“ „Äh, wie soll ich sagen, ich will jetzt nicht kleinlich klingen, aber manchmal wird mir das auch ein bißchen zuviel.“ „Wie meinst Du das?“ „Nicht daß ich es gut gefunden habe, daß Du mich überhaupt nicht mehr angefaßt hast, aber hin und wieder wäre ich froh, wenn ich endlich die goldene Mitte finden und nicht länger vom einen Extrem zum anderen pendeln würde. Wie geht es Dagmar? Hab sie lange nicht mehr gesehen.“ „Gutes Stichwort.“ Auf einmal verfinsterte sich Horsts Gesicht und er setzte zu einer Tirade an: „Was bildest Du Dir eigentlich ein! Was Du meiner Freundin früher für Sachen über mich erzählt hast, das geht ja nun wirklich auf überhaupt keine Kuhhaut!“ „So! Hat die dumme Gans etwa ihre Klappe nicht halten können? Aber Horst, so erregt kenne ich Dich ja gar nicht. Das gefällt mir.“ „Danke für die Blumen. Aber ich habe mich natürlich gerächt, indem ich ihr alles erzählt habe, was Du über sie ausgeplaudert hattest.“ Na vielen Dank aber auch! Du Arsch!“ „Hey, Du wirst ja auch richtig emotional! Das törnt mich voll an. Laß uns gehen!“ Natürlich kam es so wie es kommen mußte: Horst trieb es mit Gisela und sie hatten jede Menge Spaß. Danach lagen sie zufrieden nebeneinander und Gisela fragte: „Na, bin ich besser als Dagmar?“ „Kann ich so nicht sagen. Bei der Dagmar habe ich immer das Gefühl, daß sie keinen Fehler machen will, so als ob sie Angst davor hätte, mich zu verlieren“, bemerkte er. „Da liegst Du wohl nicht ganz falsch. Die hatte es schon lange auf Dich abgesehen und hat nur darauf gewartet, bis Du auf dem freien Markt zu haben warst.“ „Tatsächlich? Das erklärt so Einiges. Ich schlafe gerne mit ihr, aber liebe ich sie?“

      „Schönen guten Tag! Mein Name ist Doktor Urban Wupf, ich bin Psychoanalytiker. Was kann ich für Sie tun?“ wollte der Herr im weißen Kittel wissen, nachdem eine junge Frau sein Sprechzimmer betreten hatte. „Ich heiße Dagmar Frokle und ich habe ein Problem“, machte die Frau deutlich. „Das habe ich mir fast schon gedacht. Darf ich fragen, wie Sie ausgerechnet auf mich gekommen sind?“ „Das hat persönliche Gründe, denn ich glaube, daß das, was mich belastet, auch für Sie höchst interessant sein dürfte.“ Urban horchte auf und schaute seine neue Klientin interessiert an. Sie sah gut aus, aber er war ja vergeben, von daher konnte er sich nicht vorstellen, inwiefern ihn das, was sie zu erzählen hatte, betreffen könnte. „Soviel ich weiß, sind Sie der neue Freund von Gisela Radtke und ich muß Ihnen leider mitteilen, daß Ihre Freundin Gisela gestern abend mit meinem Freund Horst Radtke geschlafen hat.“ Urban wäre beinahe vom Stuhl gefallen, so haute ihn jene Nachricht um. „Das gibt es doch nicht! Und mit mir wollte sie nur noch fünfmal die Woche schlafen. Jetzt weiß ich endlich auch warum!“ entfuhr es ihm. „Es tut mir leid, daß ich Sie damit behellige, aber ich finde, daß Sie das wissen sollten“, lauteten Dagmars Worte. „Absolut. Ich danke Ihnen dafür auch von ganzem Herzen, auch wenn es mir dieses Herz gerade eben fast zerrissen hätte, aber darf ich trotzdem fragen, woher Sie das wissen?“ „Na ja, ungern, weil ich nicht will, daß Sie einen schlechten Eindruck von mir bekommen. Also gut, es bringt ja doch nichts. Ich habe Horst verfolgt, weil ich dermaßen in ihn verliebt bin und dementsprechend natürlich auch unheimlich eifersüchtig. Als ich gesehen habe, daß er sich mit Gisela trifft, habe ich gleich das Schlimmste befürchtet, also bin ich ihnen hinterher. Na ja und dann habe ich genug gehört und gesehen, um ganz sicher sein zu können.“ „Verstehe. Und was machen wir jetzt?“ „Das weiß ich auch nicht.“ „In einem Anflug blinder Rache hätte ich fast gesagt, wir sollten es jetzt hier auf der Stelle miteinander treiben, aber das bringt uns wahrscheinlich auch nicht weiter, außerdem bin ich ja gerade im Dienst und es soll schließlich nicht heißen, der Herr Psychoanalytiker würde seine Patientinnen flachlegen, das wäre nicht gut für unseren Ruf und ein gefundenes Fressen für sämtliche Boulevardblätter. Von daher schlage ich vor, wir reden erst mal darüber.“ „Über unseren Sex?“ „Nein, über das, was das ganze Geschehen in Ihnen ausgelöst hat.“ „Wut, Ärger, Eifersucht, Verbitterung. Ich hätte es niemals für möglich gehalten, daß Gisela mit Horst in die Kiste steigen würde. So wie sie immer über ihn geschimpft hat.“ „Ja, wie es aussieht, sind in diesem Fall wir die Dummen. Dank uns sind die Beiden wieder auf den sexuellen Geschmack gekommen

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