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Wucherpsycho. Aber jetzt mal unter uns: Wie konnte es denn zu diesem Supergau kommen?“ „Na ja, das ist relativ schnell erzählt: Ich war beim Einkaufen und stieß versehentlich mit meinem Einkaufswagen an den Ihrer Frau. Sie hat mich erst mal heftig beschimpft und als sie dann zufällig noch meine Visitenkarte entdeckt hatte, die mir versehentlich runtergefallen war, gab es überhaupt kein Halten mehr. Den ganzen Supermarkt hat sie zusammengebrüllt und ich wußte nicht, wem von uns das mehr peinlich sein sollte.“ „Das kann ich mir nur zu gut vorstellen“, gab Horst zu, der den Ausführungen seines Psychoanalytikers gebannt lauschte. „Na ja, nachdem sie sich irgendwann beruhigt und ich mich von dem Schrecken erholt hatte, entschuldigte ich mich zum x-ten Mal und lud sie zu einem Kaffee ein, damit sie nicht noch einen schlechteren Eindruck von mir bekam.“ „Sie Todesmutiger!“ „Ja, so war das und den Rest können Sie sich ja denken.“ „Nein, nein, so einfach kommen Sie mir nicht davon. Ich kenne meine Alte und weiß ganz genau, daß die eine nicht so leicht zu knackende Nuß darstellt. Also, wie haben Sie es angestellt, daß Sie sie von sich überzeugen konnten?“ „Das möchten Sie lieber nicht wissen.“ „Mein lieber Doktor, meine Therapie bei Ihnen endet heute ohnehin, denn den Grund, wegen dem ich immer zu Ihnen gekommen bin, gibt es für mich nicht mehr. Ich kann es immer noch nicht fassen. Also, raus mit der Sprache und nichts als die Wahrheit. Sonst bleibe ich bis übermorgen hier sitzen und gehe Ihnen auf die Nerven.“ „Also gut, wie Sie meinen, aber ich muß Sie warnen: Das, was ich Ihnen jetzt erzähle, wird Ihnen nicht gefallen und Sie werden womöglich eine schlechte Meinung von mir haben.“ „Ach, wissen Sie, Gugelwupf, so besonders viel habe ich von Ihnen eh nie gehalten.“ „Warum sind Sie dann jede Woche zweimal zu mir gekommen?“ „Weil Sie der Einzige waren, der sich mein Gejammer freiwillig anhören wollte.“ „Ich verstehe. Na gut, dann brauche ich mir ja keine großen Sorgen machen. Erst einmal muß ich zugeben, daß ich ja durch Ihre Schilderungen vorbelastet und dementsprechend überrascht war, daß Ihre Frau, von dem Schreivorfall mal abgesehen, ganz umgänglich zu sein schien.“ „Bei Fremden reißt sie sich am Anfang immer zusammen“, kommentierte Horst trocken. „Auf alle Fälle war ich positiv überrascht, denn sie hatte weder Haare auf den Zähnen noch drangsalierte sie mich irgendwie. Ganz im Gegenteil, wir unterhielten uns prächtig.“ „Worüber?“ „Eine ehrliche oder eine schonende Antwort?“ Horsts Blick sprach Bände. „Schon gut, natürlich eine ehrliche. Na ja, wie soll ich sagen, wir haben uns über Sie unterhalten und unsere Meinungen ausgetauscht.“ „Bestimmt habt Ihr fiese Witze über mich gemacht.“ „Das natürlich auch. Sie hat mir einige lustige Geschichten erzählt und dann habe ich nachgelegt. Wie auch immer, wir Beide hatten viel zu lachen und irgendwann fiel mir ein, daß ich die Chance und ihre gute Laune nutzen konnte, um sie zu fragen, warum sie sich nicht von Ihnen trennen wollte.“ „Das haben Sie sich tatsächlich getraut?“ wunderte sich Horst. „Na ja, warum nicht? Bis zu dem Zeitpunkt kannte ich ja immer nur Ihre Sicht der Dinge, deshalb dachte ich mir, so ein Perspektivwechsel könne nicht schaden.“ „Und was hat sie gesagt?“ „Daß sie Sie erst verläßt, wenn sie einen anderen Mann gefunden hat.“ „Und daraufhin haben Sie sich geopfert.“ „Ja, so könnte man es nennen.“ „Mein lieber Herr Doktor, ich bin stolz auf Sie. Stolz und wütend, denn natürlich ist es für mich nicht einfach zu begreifen, daß der Mann, mit dem ich in die Schlacht gegen meine Frau gezogen bin, nun auf einmal die Fronten gewechselt hat, aber andererseits ist es mir auch egal. Sie haben Ihre Mission erfüllt und im Endeffekt haben wir alle was davon. Zwar kann ich mir nicht vorstellen, wie Sie es mit diesem Drachen aushalten wollen, aber dabei handelt es sich um Euer Problem.“ „Ganz meine Meinung, mein lieber Horst. Außerdem finden Sie sowieso bald eine Frau, schon allein wegen Ihrem tollen Vornamen.“ „Hä? Wie meinen Sie denn das jetzt?“ „Na hören Sie mal! Da gibt es den Horst Nöler, den Horst Kleehofer, den Horst Plappert, den Horst Schlämmer und den anderen Horst Nöler.“ „Welchen anderen Horst Nöler?“ „Na, den Guido Born! Der heißt im richtigen Leben nämlich auch so.“ „Tatsächlich? Da ist mir ja fast der Guido lieber, obwohl, nein, dann wohl eher doch nicht. Aber Sie können sich auch nicht beschweren. Da gibt es schließlich den Urban Pirol und der Papst segnet ja immer urbi et orbi.“ „Das ist ein schlechtes Thema, das Sie da anschneiden. Mein Vater war katholischer Pfarrer. Er hat seine Frau und mich im Stich gelassen, um Bischof werden zu können.“ „Klingt ja fast wie beim Kleehofer. Eine klassische katholische Karriere, fast so wie beim Heiligen Augustinus.“ „Oh ja, the original Origines. Da brechen alte Wunden wieder auf.“ „Wunden gibt es immer wieder. Nichtsdestotrotz möchte ich, bevor ich diesen Raum verlasse und Sie hoffentlich nie wieder sehen werde, eine Sache noch ansprechen.“ „Na ja, da Sie keine Kinder mit Ihrer Ex haben, werden wir uns wohl tatsächlich nicht mehr über den Weg laufen. Schießen Sie los!“ „Das geht leider nicht, denn ich habe meine Pistole im Auto liegenlassen. Ich hatte ja keine Ahnung, daß ich sie hier tatsächlich brauchen könnte. Habe daheim nur vor Freude ein paarmal in die Luft geschossen. Also, wieso ist das im Gesundheitswesen alles so teuer?“ „Gute Frage. Der Fehler liegt im System und beginnt schon mit den Wörtern. Krankenhäuser, Krankenkassen, Krankenschwestern. Viel besser klingt doch Gesundheitshäuser oder Gesundheitspfleger.“ „Absolut. Die Gesundheitskassen gibt es ja inzwischen auch schon.“ „Leider nur Etikettenschwindel. Oder so ein Ausdruck wie krankfeiern, der ist doch völlig absurd und unangebracht. Wer feiert denn schon, wenn er krank ist?“ „Ach, da kenne ich so Einige. Sie meinen also, es sollte gesundfeiern heißen?“ „Genau. So, ich glaube, wir sollten uns dann besser voneinander verabschieden.“ „Das sehe ich genauso. Aber bevor ich gehe, eine allerletzte Frage: Hat meine Frau immer noch diese Hängetitten? Wissen Sie, ich habe sie schon seit Jahren nicht mehr nackt gesehen und sie fragen hab ich mich nicht trauen.“ „Tut mir leid, aber das fällt jetzt doch unter die Beziehungsschweigepflicht.“ „Wie Sie meinen, das hab ich mir nämlich gleich gedacht, daß die noch nicht beim Operieren gewesen ist. Na dann, viel Spaß mit meiner Alten, Doc.“ Nach jenen Worten verließ Horst Radtke fröhlich pfeifend das Sprechzimmer und Urban Wupf atmete erleichtert auf. Alles in allem war er recht glimpflich davongekommen, schließlich hätte es durchaus passieren können, daß sein Klient ausgeflippt wäre und ihn verprügelt hätte. Na ja, oft war es am besten, wenn man das Schlimmste erwartete, denn dann wurde es häufig gar nicht so dramatisch wie befürchtet. Den Fall Horst Radtke konnte er jetzt wohl endlich zu den Akten legen. Irgendwie freute er sich, aber er war auch besorgt.

      Das neue Glück

      Ganz anders erging es seiner neuen Flamme Gisela, die mit ihrer besten Freundin Dagmar in einem Café zusammensaß und über den Lauf der Dinge redete, insbesondere natürlich über das, was sich beziehungstechnisch gerade in ihrem Leben abspielte. „Mir geht es so gut wie schon lange nicht mehr. Heute morgen habe ich Horst gesagt, daß ich mich von ihm trennen werde.“ „Und hast Du ihm auch gesagt wegen wem?“ wollte ihre Freundin gespannt wissen. „Nein, das hatten Urban und ich so besprochen. Es wäre doch ein bißchen viel des Guten gewesen, wenn ich ihm mitgeteilt hätte, daß ich ihn mit seinem Psychiater betrüge. Wobei, von Betrug kann man eh nicht sprechen, denn er hat mich ja schon seit Jahren nicht mehr angerührt.“ „Aber wie hat er Deine Botschaft aufgenommen?“ „Erstaunlich gut. Es schien mir fast so, als wäre er froh darüber. Zugegeben, Urban hatte mir so etwas in der Art vorhergesagt, aber ich hatte ihm das bisher nicht abgenommen, denn ich hab immer geglaubt, der Horst würde schon gehen oder Schluß machen, wenn er es mit mir nicht mehr aushält.“ „Ist Dir denn nie der Gedanke gekommen, daß er dazu nicht in der Lage ist?“ „Nicht wirklich. Für mich stand nur fest, daß ich ihn erst verlasse, wenn ich einen anderen Kerl an der Angel habe.“ „Schon klar. Aber hast Du keine Angst, daß er ausrastet, wenn er erfährt, wer Dein neuer Freund ist?“ „Na ja, ich kenne den Horst ja schon eine Weile. Begeistert wird er bestimmt nicht sein, aber da er sich für mich ja auch nicht mehr sonderlich interessiert hat, dürfte er es wohl verkraften.“ „Also ich finde das schon irgendwie kraß. Ich stell mir gerade vor, wie das so wäre, wenn ich zu meiner Psychiaterin ginge und ich würde ihr erzählen, daß sich mein Freund von mir getrennt hätte und die würde dann sagen, „das weiß ich schon, der Grund dafür bin ich“.“ „Ja, klar, das ist schon ein bißchen grenzwertig, vor allem, weil er ja mit meinem Urban so lange zusammengearbeitet hat, um mich verlassen zu können, aber Du weißt ja, wie das im Leben halt mal so ist: Wo die Liebe hinfällt.“ „Na ja, ich bin auf alle

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