ТОП просматриваемых книг сайта:
Wir haben alle mal klein angefangen. Rainer Bartelt
Читать онлайн.Название Wir haben alle mal klein angefangen
Год выпуска 0
isbn 9783742763747
Автор произведения Rainer Bartelt
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Ohne Eva kein Chichi
Ja, es tut mir leid, liebe Männer, aber es stimmt wirklich: Erst die Frauen bringen Farbe und Glanz in unsere Welt! Wer’s nicht glauben will, der schaue sich einfach mal die ISS an, diese über unseren Köpfen kreisende internationale Blechdose. Entschuldigung, ich meinte natürlich: „Raumstation“! Im Internet zum Beispiel. Wie es in der ISS aussieht, darüber gibt es dort jede Menge Bilder. Und so wie es in dieser Blechbüchse aussieht, das können Sie mir glauben, so würde es auch überall sonst auf unserer kleinen Mutter Erde aussehen, wenn Männer für sich allein fortpflanzungsfähig wären und für die Produktion kleiner Schreihälse keine Evas bräuchten.
Adam Welt wäre: Technik, Technik überall und kein einziger Tischläufer. Ja, nicht einmal einen richtigen Esszimmertisch mit bunter Tischdecke, frischen Blumen und einem goldenen Teeservice aus Meißner Porzellan würde es geben! Ich kann Ihnen sagen: Einfach grauenhaft, die Welt wäre sowas von öd und leer. Ich bezweifele sogar, dass die von der ISS sich in der Vergangenheit oder jüngsten Gegenwart jemals einen Innenarchitekten zugelegt haben. Und wenn doch: Jede Frau hätte den allein wegen der schon dem bloßen Augenschein nach erwiesenen Unfähigkeit sofort gefeuert! Also: Sofern sich in der modernen Raumfahrt in Sachen Schick und Gemütlichkeit nicht sehr bald etwas Grundlegendes ändert, werden wir Männer auf unserem ersten Flug zum Mars sehr, sehr einsam sein…
Genauso einsam und verzweifelt wie ich damals war, bevor ich meine eigene Eva namens Petra traf. Im Schlussverkauf bei Karstadt. In der Abteilung für Damenoberbekleidung. Erst da nahm mein Lebensglück seinen Anfang. Denn Petras unverrückbare, sich im Detail nur sehr unwesentlich widersprechenden (Über-)Lebensgrundsätze lauten, damals wie heute:
„Man findet anderswo allemal etwas Interessanteres als Zuhause!“
Und:
„Nie ohne mein Kopfkissen!“
Womit wir Adam für den Moment einmal hinter uns gelassen und in Evas Welt gelandet sind. Wobei – landen wollen wir eigentlich gar nicht, wir wollen starten, wir wollen auf die Reise gehen. Durch fünf Jahrzehnte und über (mindestens) drei Kontinente. Mit oder ohne Kopfkissen. Zu Fuß, mit dem Auto, dem Zug, dem Schiff oder mit dem Flugzeug. Nur nicht mit der ISS.
Unsere erste Reise führt uns zurück ins England des frühen Millenniums, und gleich danach geht es langsam aber sicher noch weiter zurück in die Zeit von Afrolook, Schlaghosen und Diskomusik. Da sind wir dann in Göttingens berühmt-berüchtigter Studentenszene angekommen. Göttingen, eine kleine Großstadt am Rande des Harzes, die angeblich jede Menge „Wissen schafft“, in der stattdessen aber genauso viel Blödsinn passiert, wie anderswo auf der Welt – nur eben hoch-wissenschaftlich be- und gegründet.
Enden werden wir – nach einer Reise kreuz und quer durch diese Welt – mit gendergerechten Verkehrsregeln, selbstfahrenden Autos und intelligenten Kampf-Robotern. Also in einer mit Riesen-Schritten herannahenden Zukunft, in der nicht nur der gute alte Adam, sondern wir alle irgendwann einmal überflüssig sein werden. In der es dann trickreich programmierte Maschinen gibt, die für uns den ganzen Blödsinn erledigen, den wir sonst selber machen müssten. Dumm gelaufen für die Spezies Mensch. Obwohl – urteilen Sie selbst, sind wir es wirklich wert, diesen wunderschönen Planeten zu bewohnen? Ich habe da so meine Zweifel...
Mäuse im Queen’s Park
„Oh schau mal, Claire, die süßen kleinen Mäuse!”
Zwei piekfeine englische Ladies, die genau so aussahen, als ob sie gerade eben einem Rosamunde-Pilcher-Roman entsprungen waren, betrachteten ganz verzückt das lustige Tiertreiben, das sich am helllichten Tag unweit des Buckingham Palastes unmittelbar vor ihnen zutrug. Unwillkürlich mussten Petra und ich auch hinschauen – und trauten unseren Augen kaum: Was tummelte sich da, mitten auf dem ultrakurz gemähten englischen Rasen im hochherrschaftlich-königlichen Queen’s Park? Nein, da hüpften keine süßen kleinen Mäuschen lustig auf dem gepflegten Londoner Grün herum und erfreuten sich eines unbeschwert-fröhlichen Mäuselebens. Vor unseren Nasen hockte stattdessen ein halbes Dutzend dicker, fetter, abgrundtief hässlicher Ratten, die allesamt so böse dreinschauten, als ob sie gleich gemeinsam aufspringen, über den Rasen laufen und sich mit großem Appetit auf die beiden alten Damen stürzen wollten.
Nun, wenn das mit den „süßen Mäuschen” kein typisch britisches Understatement war, was war es dann – nicht wahr?
Dumm gelaufen
Kerstin war jung, Single und neu in Göttingen, einer großen Universität mit einer gemütlich kleinen Stadt dabei – ach, und natürlich am Rande des Harzes gelegen. Unternehmungslustig, wie Kerstin nun mal von Natur aus war, ging sie fast jeden Abend aus, um andere Leute kennenzulernen oder einfach nur, um Spaß zu haben. So lang wie viele Menschen von nah und fern in großer Zahl zum Studieren hierher kommen, war das in Göttingen noch nie ein Problem, denn gefühlt gab’s und gibt’s hier für jeden Tag und für jeden einzelnen Studenten Abend für Abend ‘ne andere Kneipe zum Abchillen.
Recht spät in der Nacht, voll des süßen Weines und immer noch ganz beschwingt vom Tanz im Club versuchte Kerstin, ihren gebraucht gekauften BMW einigermaßen sicher in Richtung Heimat zu steuern. Gerade eben dachte sie noch bei sich: „Ob ich den süßen Typ von heute Abend wohl noch einmal wiedersehe?”, da hörte sie eine Sirene direkt neben sich und sah, wie ihr eine Polizeikelle aus dem Seitenfenster des vorbeifahrenden Fahrzeug entgegengestreckt wurde, um ihr zu bedeuten, dass sie nach rechts an den Straßenrand fahren und anhalten solle.
„So ein Mist”, rief sie laut, als sie auf die Bremse trat: „eine Zivilstreife!” Und sie dachte: „Jetzt ist es aus, ich habe bestimmt zu viel getrunken. Keine Chance davonzukommen, der Führerschein ist weg!“
Vor lauter Aufregung würgte sie das Auto ab, als die beiden Zivis an ihr Fahrzeug traten und sie nach ihren Wagenpapieren fragten. Sie hatten – ganz nach Vorschrift – zuvor ihre Dienstmützen aufgesetzt. Dadurch waren ihre Gesichter in der Dunkelheit kaum zu erkennen.
Zu Kerstins großer Überraschung und Erleichterung erhielt sie nur eine einfache mündliche Ermahnung wegen eines defekten Rücklichts – der eigentliche Grund, warum sie angehalten worden war – und durfte weiterfahren, nachdem sich herausgestellt hatte, dass mit ihren Papieren alles in Ordnung war.
Ein paar Tage später war sie mit einer Arbeitskollegin wieder in derselben Disko und traf an der Bar zufällig auf zwei super-cool aussehende junge Typen. Man unterhielt sich über dies und das, und Kerstin fing an, von der Polizeikontrolle zu erzählen:
„Ihr glaubt nicht, was mir passiert ist: Halten mich doch zwei Bullen an, wie ich mit dem Auto nachhause fahre, und merken nicht, dass ich ziemlich einen im Kahn habe! Könnt ihr euch das vorstellen?“
Mit leicht angesäuerter Miene antwortete einer der beiden „ coolen Typen“:
„Das können wir uns ganz gut vorstellen, denn schließlich waren wir ja die zwei ‚Bullen’, die dich angehalten und kontrolliert haben!“
Dumm gelaufen…
Der Geisterfahrer
Verglichen mit Kerstin waren vier autofahrende Studenten am Ende doch wesentlich schlauer, obwohl sie sich zunächst ganz fürchterlich dumm anstellten: Auch sie waren nach einer fröhlichen Zecherei angeheitert auf dem Heimweg, als plötzlich ein Polizeifahrzeug im Rückspiegel auftauchte.
„Mensch gib’ Gas: Das sind die Bullen!“, rief einer der Studenten, der hinten saß und durch die Heckscheibe sehen konnte, wie die „grüne Minna“ immer dichter an ihr Fahrzeug herankam. Der hinter