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Die Krebs-WG. Sara M. Hudson
Читать онлайн.Название Die Krebs-WG
Год выпуска 0
isbn 9783748587552
Автор произведения Sara M. Hudson
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Schnurstracks lief sie zum Schwesternzimmer, um sich zu beschweren. Ohne anzuklopfen riss sie die Glastür auf. Die Oberschwester, eine beleibte Frau, die schon einige Dienstjahre hinter sich zu haben schien, fuhr von ihrer Schreibarbeit auf, als Ellen lospolterte: „Das geht so nicht. Wo haben Sie mich denn da reingesteckt? Ich will ein anderes Zimmer.“
„Na, na, na“, entgegnete Oberschwester Linde kopfschüttelnd. „Nun kommen sie doch erst einmal an. Sie sind ja noch keine zehn Minuten hier. Wir sind nun mal kein Fünf-Sterne-Hotel. Sind Sie Privatpatientin? Nur dann haben Sie Anspruch auf ein Einzelzimmer.“ Mit feldwebelhaftem Ton wies sie ihre völlig aufgebrachte Patientin zurecht. Was sich manche Leute immer erdreisteten. Kaum waren sie hier, schon wurde gemeckert.
„Es geht mir nicht um Luxus“, erwiderte Ellen schnippisch. „Aber bei dieser Frau bleibe ich keine Sekunde länger“.
„So? In welchem Zimmer sind wir denn?“, fragte Oberschwester Linde spöttisch.
„Zimmer 211“, antwortete Ellen knapp. Schlagartig änderte sich der Tonfall der Oberschwester.
„Ach so, Zimmer 211. Ja, ja. Da haben Sie tatsächlich nicht das einfachste Los gezogen, was? Unsere werte Frau Althoff. Gewöhnungsbedürftig, exzentrisch, da gebe ich Ihnen recht.“
„Gewöhnungsbedürftig?“ rief Ellen. „Das ist ja wohl etwas milde ausgedrückt. Die Frau ist der Gipfel. Ich bin sehr krank und ich bleibe keine Sekunde länger mit dieser Person im gleichen Zimmer.“ Beruhigend strich die Schwester über Ellens Oberarm.
„Es tut mir wirklich leid, Frau ehm…“ ein schneller Blick auf ihren Zimmerplan, „…Frau Bleckmann. Aber wir haben momentan kein anderes Bett mehr frei. Naja, eins, aber das… das befindet sich eben auch in Frau Althoffs Zimmer.“ Sie kicherte, hörte damit aber sofort wieder auf, als sie merkte, dass Frau Bleckmann wohl nicht zu Scherzen aufgelegt war. „Sobald eins frei wird, werde ich schauen, was sich machen lässt“, fuhr sie fort. „Ich bitte Sie, solange Geduld zu haben. Morgen könnte sich eventuell etwas ergeben.“ Sie schaute kurz auf ihren Belegungsplan, der vor ihr an der Wand hing. Obwohl sie wusste, dass momentan keine Entlassungen vorgesehen waren, machte sie dieser verzweifelten Patientin falsche Hoffnungen. Aber was sollte sie denn sonst tun? Sie war müde. Es war ein langer Tag gewesen und in einer Stunde hatte sie Dienstschluss. Mit diesem Problem könnten sich ihre Kolleginnen morgen befassen, wenn sie ihren freien Tag hatte.
„Ich soll also eine ganze Nacht mit dieser Frau verbringen?“ rief Ellen. „Das ist doch hier ein Krankenhaus und meines Wissens sollte ein Krankenhaus eine Verbesserung des Gesundheitszustandes der Patienten zum Ziel haben. Wie kann es einem aber besser gehen, wenn man mit einer Person in einem Zimmer ist, die einem sagt, dass man doch mit seiner schlimmen Diagnose zufrieden sein soll und es immerhin noch schlimmer sein könne? Und dass ich lieber sechs Monate ohne Chemo als ein Jahr mit nehmen soll, da ich es ohnehin nicht bis zum Ruhestand schaffen werde.“ Sie schnaubte wütend, als sie daran dachte, mit welcher Gleichgültigkeit diese Frau das zu ihr gesagt hatte.
„Ach deshalb sind Sie wütend. Ich dachte es sei wegen…“, Oberschwester Linde hielt abrupt inne und fuhr dann in bestimmtem Ton fort: „Nun, es tut mir wirklich leid, aber ich kann Ihnen nichts anderes mitteilen, als dass Sie bis morgen warten müssen. Dann kann ich Ihnen sagen, ob irgendwo anders ein Bett freigeworden ist.“ Damit schob sie Ellen aus dem Dienstzimmer und schloss die Tür hinter sich.
Ratlos stand Ellen im Gang. Was hatte Oberschwester Linde gemeint mit „ich dachte es sei wegen…“? Was sollte sie nun tun? Zurück in ihr Zimmer wollte sie im Moment auf keinem Fall. Sie hatte keine Lust auf ein weiteres Gespräch mit dieser Wahnsinnigen. Ihre Handtasche hatte sie bei sich und so machte sie sich auf den Weg in die Cafeteria.
2
Drei Espressi und ein Stück Marmorkuchen später fand sich Ellen wieder in ihrem Zimmer ein. Ihre Mitbewohnerin war gerade nicht da. Eine willkommene Gelegenheit, sich etwas hinzulegen und die Augen zu schließen. Sie faltete ihre dunkelbraune Jeans und hängte ihre farblich abgestimmte Bluse auf einen Kleiderbügel. Ihre braunen Wildlederstiefel stellte sie sorgsam unter das Bett. Dann