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gewesen. Ein Glück, dass ihr mich gefunden habt.“

      „Hast du dich vor uns versteckt, weil du weiter unerkannt bleiben wolltest? Das war ziemlich dumm in einer so gefährlichen Gegend“, entfuhr es Alena. Rostfraß, das hatte sie gar nicht sagen wollen! Sie hatte etwas Nettes sagen, sich für seine Hilfe bedanken wollen. Fing es jetzt schon wieder an? Wieso war sie nicht fähig, ganz normal mit ihm zu reden?

      „Ja, das war es wohl“, meinte Jorak und sah sie nicht an.

      Er muss mich für zänkisch wie eine Skorpionkatze halten, dachte Alena beschämt. Wahrscheinlich hat er gerade entschieden mich nicht zu mögen. Und recht geschieht’s mir. „Wieso hast du dich eigentlich vermummt?“, fragte sie etwas freundlicher. „Das verstehe ich nicht.“

      Jorak zögerte kurz. Dann verzog er das Gesicht. „Versuch mal als Gildenloser durch Daresh zu reisen. Viele Leute schauen einen an wie einen toten Wühler, der drei Tage lang in der Sonne gelegen hat. Ich wollte nicht, dass es mir mit euch genauso geht.“

      „Ach so.“ Alena fiel auf, wie schnell er redete. So, als könnte seine Zunge kaum mit seinen Gedanken mithalten. Auch seine Bewegungen waren rasch, ungeduldig. Das ist es, was mir damals in der Schänke aufgefallen ist, dachte sie. Ich hätte ihn damals schon erkennen können. An der Sprache seines Körpers.

      Aber Ekaterin war so weit weg. Sie hatte ja nicht wissen können, dass sie Jorak ausgerechnet hier, an der Grenze, wiedersehen würde.

      ***

      Alena wollte ihn nicht hier haben. Das war klar. Es schmerzte ihn stärker als der Biss der Steinzecke. Einen Moment lang wünschte sich Jorak zurück nach Ekaterin, in die Gewissheit seines Lebens dort. In der Stadt der Farben musste er zwar jeden Tag neu um sein Überleben kämpfen, genau wie hier, aber dort wurde wenigstens sein Herz nicht in Stücke gerissen. Nach und nach hätte er Alena bestimmt vergessen, er hätte andere Frauen kennengelernt, die ihn genauso faszinierten …

      Jetzt fang nicht auch noch an, dich selbst zu belügen, dachte er bitter. Erstens ging’s deinem Herzen in Ekaterin auch nicht besser. Und zweitens bist du doch längst wieder hin und weg von ihr. Von der Art, wie sie sich bewegt. Ihrer Ausstrahlung. Ihrem Stolz und ihrer Kraft.

      Jorak schloss die Augen. Er war froh, dass die Ranke schon wirkte und die Schmerzen nachgelassen hatten. Was für ein Glück, dass Alena und die anderen zur Feuer-Gilde gehörten, die kannten sich mit Verletzungen aus. Aber wenn er nicht rechtzeitig die Idee gehabt hätte, dieser Steinzecke den Inhalt seines Wasserbeutels ins Gesicht zu spritzen, um sie zum Loslassen zu zwingen, dann hätte es für sie nicht mehr viel zu tun gegeben.

      Er merkte, dass der Iltismensch sich neben ihn gehockt hatte, und öffnete die Augen wieder.

      „Tut’s sschlimm weh?“, fragte Cchraskar. Es war ein bisschen unheimlich, sein spitzes, so eigenartig menschliches Iltisgesicht neben sich zu sehen. Dass seine Aussprache nicht perfekt war, wunderte Jorak beim Anblick dieser Eckzähne nicht mehr.

      „Geht so“, sagte Jorak, dankbar für seine Freundlichkeit. Sah aus, als ob Cchraskar ihn mochte. Aber Jorak war auch erstaunt und erfreut, wie wenig Berührungsängste Alenas Freunde mit einem Gildenlosen wie ihm hatten. Sie wirkten eher neugierig als abgestoßen.

      „Wie bist du eigentlich gildenlos geworden? Hast du jemanden heimtückisch umgebracht oder so was?“, fragte das dunkelhaarige Mädchen – Jelica ? fasziniert. Sie hatte Grübchen in den Wangen, fröhliche Augen und die Angewohnheit, sich eine Haarsträhne um den Finger zu wickeln, wenn sie sich konzentrierte.

      „Beim Nordwind, nein“, sagte Jorak erschrocken. Kein Wunder, dass die Leute ihm aus dem Weg gingen, wenn sie so etwas dachten! „Ich war schon immer gildenlos. Das war einfach Pech, schätze ich. Mein Vater gehört zur Feuer-Gilde, meine Mutter zur Luft-Gilde. Sie haben sich auf einem Handelsposten in Tassos kennen gelernt – tja, neun Monate später war ich da. Nur wollte mein Vater leider nicht mehr wahrhaben, dass er bei einer Frau aus einer anderen Gilde schwach geworden war. Er hat gar nicht daran gedacht, sich für mich einzusetzen. Um es kurz zu machen: Keine der beiden Gilden hat mich anerkannt.“

      „Was für ein Mistkerl“, meinte Alena.

      Zu seinem eigenen Erstaunen fing Jorak an, seinen Vater zu verteidigen. „Na ja, für ihn muss es schon eine komische Situation gewesen sein … wahrscheinlich dachte er, die Luft-Gilde würde mich schon nehmen und damit wäre die Sache erledigt …“

      „Wieso hat er das gedacht? Bist du nicht in Tassos aufgewachsen?“ Kilian, der schlaksige Junge, zog mit der Spitze seines Messers Muster in den Sand, der sich in einer Felskuhle angesammelt hatte. Auch von ihm ging keine Feindseligkeit aus.

      „Nein, in Nerada. Im Grasmeer. Da mich kein Meister ausbilden wollte, habe ich alle Künste der Luft-Gilde von meiner Mutter gelernt.“ Jorak staunte darüber, in was für einen kurzen, einfachen Satz sich diese schwierigen Winter packen ließen. Es fühlte sich seltsam an, über all das zu sprechen. Er hatte es bisher nur Kerrik und Lilas erzählt.

      „Nerada … da wollte ich schon immer mal hin …“ Jelicas Gesicht hatte einen verträumten Ausdruck. „Kannst du eigentlich den Wind rufen, wie andere Leute der Luft-Gilde?“

      „Ja. Die Fähigkeit dazu habe ich von meiner Mutter geerbt, und sie hat mir die Formeln verraten, die man dafür sprechen muss.“

      Alena wirkte unruhig. Sie ging an der Felskante hin und her, spähte in die Ferne. „Ich fürchte, wir müssen erst mal besprechen, wie’s weitergeht. Wir sind jetzt zwei Tagesreisen von der Grenze entfernt.“

      „Wieso seid ihr überhaupt hier, wenn ich fragen darf?“, erkundigte sich Jorak.

      „Du darfst“, erklärte Cchraskar großmütig.

      „Ich wollte wissen, was jenseits der Grenze liegt“, meine Alena verlegen. „Das ist alles. Klingt wahrscheinlich ziemlich bescheuert.“

      „Nein, gar nicht“, sagte er spontan. „Es hat mich gewundert, dass die Regentin nicht ein paar offizielle Expeditionen ausgeschickt hat. Wahrscheinlich hat sie zu viel damit zu tun, die Grenze zu sichern.“ Jorak war nicht erstaunt. Es passte zu Alena. Es passte sogar sehr gut zu ihr. Und natürlich war Cchraskar mit von der Partie. Aber warum waren Kilian und Jelica dabei?

      Kilian wirkte, als würde er gleich platzen. Er will etwas erzählen und hält sich zurück, merkte Jorak. Sieht aus, als hätte er einen ganz anderen Grund, hier zu sein …

      „Wir können versuchen dich zum Turm zurückzubringen, Jorak“, sagte Jelica und lächelte ihn an. „Oder willst du mitkommen, wenn wir weiterreisen?“

      Es war offensichtlich, dass ihr die zweite Möglichkeit lieber gewesen wäre. Wie einfach doch mein Leben wäre, wenn ich mich in sie verliebt hätte und nicht in Alena, dachte Jorak. Er brauchte keinen Atemzug, um sich zu entscheiden. „Ich würde gerne mitkommen.“

      Erleichtert blickten Alena, Kilian und Jelica sich an. Aber dann runzelte Alena die Stirn. „Das Problem ist nur – wann wirst du wieder gehen können?“

      Ich werde sie aufhalten und ihnen zur Last fallen, dachte Jorak. Der Gedanke war ihm verhasst. „Ich hab’s mir noch mal überlegt“, erwiderte er schroff. „Geht besser ohne mich weiter. Ich komme schon klar. In ein paar Tagen bin ich wieder in Ordnung, dann mache ich mich auf den Rückweg zur Grenze.“

      „Vergiss es“, sagte Alena sofort. „Wir lassen dich nicht alleine hier.“

      Dafür liebte Jorak sie noch ein bisschen mehr. „Wahrscheinlich kann ich morgen schon wieder gehen“, sagte er etwas besänftigt. „Wenn ich mir ein paar Krücken bastele.“

      Alena und die anderen verzogen sich zu einer kurzen, leisen Besprechung auf die andere Seite des Felsens. Als sie wieder zurückkamen, lächelten sie. „Willkommen bei der ersten Expedition ins Land der Sieben Türme“, verkündete Kilian feierlich und musste dann über seine eigenen Worte lachen.

      Jorak lachte mit – trotz der Schmerzen. „Vielen Dank!“

      „Blödsinn,

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