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müsste ich dich auch noch anmelden und wer weiß, wie viel Verwaltungsjahre das auf Teneriffa mit einem Verwaltungstier dauern würde“. Leonie scheint der spanischen Verwaltung ein wenig kritisch gegenüber zu stehen. „Hier muss man Nerven wie Drahtseile haben“, stöhnte sie heute Morgen. “Morgen, morgen” ist das Zauberwort. Also Leonie übe Dich ein wenig in Geduld. Das kann Dir überhaupt nicht schaden. Hau Dich eine Runde aufs Sofa und nach einem erquickenden Schlaf sieht die Welt schon wieder besser aus. Das ist mein Ratschlag, den Leonie leider – wie so häufig - ignoriert.

      Auch bin ich im Moment kein Hiking Hund mehr, sondern ein Behörden(gang)tier. Ich hoffe nur, dass mir dieses faule Leben nicht langsam auf die Form schlägt. Aber mach ich mir als Hund wirklich Sorgen um mein Gewicht? Nee, ich heiße doch nicht Leonie.

      Morgen werden wir eine Probefahrt mit einem 20 Jahre alten Auto machen. Leonie hat es satt, immer Fahrzeug für uns ausleihen zu müssen. Sie meint, dass auf der Insel ein fahrbarer Untersatz her muss. Bus fahren können wir nicht, da Hunde hier im Bus verboten sind. Das müsst Ihr Euch mal vorstellen. Hunde dürfen nicht in einen Bus. Nicht einmal mit Maulkorb, wie in vielen anderen europäischen Ländern. Dann kann ich ja nur hoffen, dass der fahrbare Hundekäfig morgen einigermaßen tauglich ist.

       Erlegte Beute, eine Flucht und eine Probefahrt

      Gestern nach einem Tag voller Behördenstress wollte Leonie abends ausgehen. “Ich muss einfach mal raus und etwas anderes sehen”, sagte sie. Toll, toll, toll – ich machte Freudensprünge. Ein extra Spaziergang und vielleicht geht sie ja essen. Da dachte ich leider falsch. Leonie meint, dass sie in letzter Zeit viel zu viel mit ihrem Besuch gegessen hat. Nun versucht sie anscheinend weniger zu essen. Aber muss man denn unseren Lieblingsspanier einsparen? Schade, dass sie mir nicht die Entscheidung überlässt, was wir essen. Ich würde schon dafür sorgen, dass der Kühlschrank immer gut gefüllt ist und die richtigen Restaurants besucht werden.

      Leonie wollte gestern einfach nur mal am Meer entlang gehen und auf die großen Wellen schauen. Leise und ganz vorsichtig schlichen wir uns aus der Tür, damit es nicht wieder zusätzlichen Stress mit Nummer 18 gibt. Ganz ganz leise. Da entdeckte ich vor der Tür ein tolles Spielzeug – eine Plastikflasche. “Spaß pur”, kann ich Euch sagen. Ich biss hinein. Schleuderte die erlegte Flasche durch die Gegend. Fing sie wieder ein und biss sie tot. Zugegebener Maßen kann so ein Tötungsakt nicht ganz lautlos geschehen. Und wie es kommen musste, Nummer 18 Mann steckte den Kopf aus der Tür, um zu sehen, was da auf dem Flur für ein Lärm ist. Leonie riss mich an der Leine und rannte mit mir was das Zeug hielt. Nummer 18 nahm die Verfolgung auf. Aber wenn Leonie eines kann – dann ist es rennen. Natürlich hatte Nummer 18 weder eine Chance gegen Leonie und über mich brauchen wir wohl nicht reden. Nur blöde, dass er meine Beute, die tote Flasche, die ich ausversehen bei unserer Flucht aus dem Maul verloren habe, behalten hat.

      Heute haben wir eine Probefahrt in einem kleinen blauen alten Auto gemacht. Der Mann, dem das Auto noch gehört, legte die Rücksitze extra für mich um. Und siehe da, der Wagen bot einen komfortablen hinteren Hundeeinstieg, genügend Platz für mich und wenn es sein muss – auch noch für meine Transportbox. Das Probeliegen fiel zu meiner vollsten Zufriedenheit aus und so stand einem Kauf dieses kleinen Transportgefährts nichts mehr im Weg. Technische Details interessieren mich weniger und Leonie hat davon sowieso keine Ahnung. Aber das sage ich ihr besser nicht. Da auf Teneriffa die Ummeldung eines Autos, erforderliche technische Prüfungen und weitere Formalitäten eine ganze Zeit dauern werden, können wir leider diesen blauen fahrbaren Hundekäfig erst Ende des Monats unser eigen nennen.

      Morgen werde ich auf dem Sofa von unserem neuen Zuhause träumen. Hoffentlich gibt es dort auch ein großes Sofa, auf das ich meinen müden Hundekörper betten kann. Und ganz wichtig ist, dass es in der Wohnung einen großen Kühlschrank und immer genügend Wasser geben wird. Und sicher werde ich davon träumen, wie wir mit dem kleinen blauen Gefährt in die Berge fahren werden. Ganz lange Bergtouren und unendlich vielen Picknicks. Ach, bin ich müde….

       Die Grundzüge der Ökonomie und leinenführiges Gehen

      Gestern schien nach langer Zeit einmal wieder die Sonne. Und das nicht nur ein bisschen. Nein, der Himmel wölbte sich tiefblau über uns. Alle Wolken waren wie weggeblasen. Das Wasser auf der Terrasse war verschwunden und die vielen nassen Tücher waren schnell getrocknet. Auf der Straße war kein Durchkommen, denn in einer langen Karawane wurden sämtliche Boote auf großen Anhängern wieder in den Hafen zurück gefahren. Plötzlich sahen wir auch die Berggipfel wieder, die in den letzten Tagen im grauen Regennass verschwunden waren. Ich merkte, dass Leonie am liebsten sofort ihre Sachen gepackt und zum Wandern gegangen wäre. “Oh ja, oh ja – lass uns wandern gehen”, dachte ich und hopste schon voller Vorfreude wild im Kreis herum.

      Doch da läutete es an der Tür und der freundliche Makler stand vor Leonie. Gerne wäre ich an ihm hoch gesprungen, aber Leonie stand so vor mir, dass ein Absprung unmöglich wurde. Verflixt, manchmal, wenn sie mir jeden Spaß verdirbt, mag ich sie gar nicht. Sie sagt, ich sei nun bald 5 Jahre alt und dass ein Hund nicht Leute an der Haustür anspringt, hätten wir doch schon vor über vier Jahren in der Hundeschule gelernt. Daran kann ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern. Ich trollte mich auf mein Sofa. Und während ich auf dem Sofa über alte Hundeschulzeiten nachdachte, hörte ich mit meinem zweiten Schlappohr, dass der Makler Leonie mitteilte, dass nun unser Vermieter auch das Geld für die Elektrizität nicht mehr überwiesen hätte. Der Makler wolle sich bemühen, dass der Vermieter das noch rechtzeitig machen würde. Wir sollten uns jedoch schon mal darauf einstellen, dass wir nächste Woche ohne Strom in der Wohnung sein würden. Was bedeutet das nun wieder? Wahrscheinlich wird Leonie ihre Ernährung dann auf Rohkost umstellen müssen.

      Heute hängt Leonie den ganzen Tag am Telefon. Es gibt so viele Dinge, die sie wegen der alten und der neuen Wohnung regeln muss. Wann werden wir endlich wieder wandern gehen? Leonie scheint manchmal ein wenig unzufrieden zu sein, da sie nicht genügend Arbeit hat. Dabei finde ich, dass sie mehr als genügend Arbeit hat. Den ganzen Tag ist sie beschäftigt und hat keine Zeit für mich. Was heißt da schon, zu wenig Arbeit? Das sind menschliche Probleme, die ich überhaupt nicht verstehen kann. Über nicht genügend Arbeit würde ich mich als Hund zunächst einmal freuen. “Und wovon kaufst Du dann Dein Futter?” fragt mich Leonie, wenn Sie an meinem Blick sieht, dass ich mich Ihrer Auffassung gar nicht anschließen mag. Seit wann kaufe ich Futter?

      Aber sie hat natürlich Recht. Ich brauche einen Zweibeiner, der mich füttert und auf seinem Sofa schlafen lässt. Dafür braucht dieser Zweibeiner Geld. Und in unserem Fall braucht Leonie Arbeit, um Geld und damit Futter für mich zu kaufen. Ja, ich bin kein dummer Hund und verstehe langsam die Basics der Ökonomie. Wenn so ein Hundeleben nicht zu kurz wäre, könnte ich wahrscheinlich nach absolvierter Hundeschule noch einen Hochschulabschluss machen. Und wer weiß, vielleicht würde ich dann unser Geld verdienen. Leonie was sagst Du dazu? Spielverderberin – sie meint ich soll erst einmal die Basics der Hundeschule, wie leinenführiges Gehen und Nichtanspringen von Maklern üben.

      Morgen werde ich mich mal mit der Idee der Hunde Uni, die mich einfach nicht los lässt, näher befassen. Ich werde mich bei meinen Hundekumpels umhören, ob jemand eine Idee dazu hat. “Bildungsfreiheit für Hunde”, was für ein schöner Gedanke. Nur wer zahlt meine Studiengebühren?

       Arme Hunde

      Gestern gingen wir am Stadtrand spazieren. Es war so schrecklich, denn ich habe dort so viele arme Hundekumpels von mir gesehen. Die kanarischen Hunde leben einfach angekettet in kleinen dreckigen Boxen. Sie kommen in kein Haus und können nur in den einfachen Kisten ein wenig Schatten und Schutz finden. Ich verstehe gar nicht, warum sich die Menschen hier Hunde halten, wenn sie die dann nur in eine dreckige Box stecken.

      Und stellt Euch vor, so etwas haben wir hier nicht zum ersten Mal gesehen. Bei unseren früheren Streifzügen über die kanarischen Inseln haben wir immer und immer wieder so viel Hundeelend gesehen. Ich kann die vielen armen Hundekumpels gar nicht zählen. Immer wenn wir wo etwas sehen und erleben müssen, sind Leonie und ich richtig

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