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      Gestern sind wir wieder einmal nachts bei Vollmond spazieren gegangen. Nicht das Ihr denkt, dass Leonie freiwillig mit mir nachts um 4 Uhr aufgestanden und spazieren gegangen ist. Ich musste schon ein wenig nachhelfen. Ich weiß auch nicht genau warum, aber vielleicht lagen mir die Karnevalsknochen der letzten Tage ein wenig schief im Magen.

      Jedenfalls grummelte es plötzlich so arg bei mir im Bauch, dass mir nichts anderes übrig blieb, als Leonie die Bettdecke wegzuziehen und erbärmlich zu winseln. Daraufhin wurde sie endlich wach und merkte, dass es Zeit für einen Vollmondspaziergang war. So könnt Ihr mal sehen, wofür Hunde gut sind. Ohne mich hätte sie niemals nachts um 4 Uhr auf Teneriffa den Vollmond genießen können.

      Heute scheint Leonie ein wenig müde zu sein. Ob das an dem nächtlichen Spaziergang liegt? Ich jedenfalls genieße es, wenn es nachts auf allen Wegen ruhig ist. Wir hören nur die Wellen, die gegen die Felsen schlagen. Die Palmen werfen ihre lange Schatten auf den Fußweg. Na, vielleicht lasse ich Leonie heute lieber ein wenig in Ruhe, damit sie sich erholen kann und in der nächsten Nacht wieder fit ist. Vielleicht möchte ich ja noch einmal heraus. Ich liebe Mondspaziergänge.

      Morgen werde ich bei meinen Kumpels eine Umfrage starten, ob die auch ab und zu nachts mit ihren Zweibeinern bei Mondschein spazieren gehen dürfen. Wenn ja, könnten wir ja vielleicht vor dem Fenster von Wohnung Nummer 18 eine gemeinsame Wolfsgeheul Mondscheinsonate anstimmen.

       Regen bringt Segen

      Gestern regnete es plötzlich wieder. Das ist hier ziemlich selten. Meine Hundekumpels haben mit erzählt, dass es auf Teneriffa drei Jahre lang nicht geregnet habe. Das ist für einen Hund, eine halbe Ewigkeit. Dann regnete es im November jedoch gleich “Hunde und Katzen” (wie die Engländer hier sagen). Es regnete und regnete. Und wir hatten sogar Labradorwetter in der Wohnung. Für mich war das richtig gut. Ich glaube, Leonie fand den Regen nicht so witzig. Sie musste wischen und wischen und noch einmal wischen. Doch auch sie fand eine gute Seite an dem vielen Regen: Das Ehepaar Mordland aus Nummer 18 hatte sich in seine Hütte verzogen. Dort blieben sie wegen dem Regen wochenlang verschwunden. Doch dann hörte es eines Tages auf zu regnen. So schnell wie der Regen kam, war er auch wieder weg. Und bei dem strahlenden Sonnenschein über Weihnachten, konnten wir uns kaum noch an die grauen Regenwolken erinnern.

      Doch gestern Morgen wurden wir von einem prasselnden Geräusch geweckt. Es regnete plötzlich wieder. Aber kann das einen Labrador wirklich stören?

      Heute haben sich die dunklen Wolken und die dicke Luft sich verzogen. Wir können wieder raus, ohne nasse Füße zu bekommen. Das haben wir auch gleich genutzt, um weiter nach einem Schreibtisch Ausschau zu halten. “Gar nicht so einfach, hier auf der Insel einen Schreibtisch zu finden”, sagt Leonie. Leonie hat keine Lust um die halbe Insel zum Möbelhaus zu fahren. Sie meint, dass es doch möglich sein müsste, irgendwo in unserer Nähe einen neuen ober zumindest einen gebrauchten Schreibtisch zu finden.

      Ich finde, dass Leonie weniger schreiben sollte. Dann bräuchte sie keinen Schreibtisch und könnte mehr mit mir spazieren gehen. Sie sieht das ein wenig anders und sucht und sucht. Bisher ist es ihr jedoch noch nicht gelungen, etwas zu finden, auf das sie ihr Notebook stellen kann. Das ist doch wohl ein Schreibtisch, oder? Aber wir haben ja bis zum 1. April auch noch ein bisschen Zeit. Und wenn Leonie keinen Schreibtisch findet, werden wir sicher doch noch zum großen Möbelhaus auf der anderen Seite der Insel fahren. Ob die auch irgendetwas schwedisch Essbares für Hunde haben?

      Morgen werden wir – wenn die dunklen Wolken nicht zurückkommen - wandern gehen. Und dann will Leonie abends mit ihrem Besuch unseren neuen heißen Stein ausprobieren. Das ist so eine Platte, auf der man ganz tolle Sachen grillen kann. Gemüse, Scampis und natürlich Lamm. Allein bei dem leckeren Gedanken, läuft mir das Wasser im Mund zusammen.

       Fressen vom heißen Stein

      Gestern haben wir tatsächlich mit unserem Besuch diesen merkwürdigen heißen Stein ausprobiert. Ich frage mich allerdings manchmal, warum die Zweibeiner das Leben so kompliziert gestalten. Erst kaufen sie einen recht teuren heißen Stein, obwohl doch Steine hier auf der Insel in Mengen herumliegen. Dann bezahlen sie Elektrizität für den Stein, um das Futter darauf aufzuheizen. Es ist auf der Insel hier nicht warm genug? Ich könnte wirklich gerne auf den Stein und die Elektrizität verzichten. Schmeckt rohes Fleisch etwa nicht lecker?

      Und so ein heißer Stein hat noch einen Nachteil. Ich musste auf ein bisschen Futter warten, warten und noch einmal warten. Endlich schien alles nach Leonies Vorstellungen auf dem heißen Stein geraten zu sein. Und dann hat Leonie mit ihrem Besuch geredet, Rotwein getrunken und ganz langsam Leckerbissen für Leckerbissen verspeist. Also ich arbeite da weitaus effektiver. Solange muss ich mich nicht mit so ein paar spärlichen Happen herumschlagen. Als ich dann endlich doch noch etwas von den Resten abbekam, habe ich Ihnen das dann auch gleich mal gezeigt, wie richtig zügig gefressen wird. Mit der Verdauung lasse ich mir dann hingegen etwas mehr Zeit.

      Heute bin ich durch die ganze Warterei auf die paar Leckerbissen am gestrigen Abend ziemlich müde. Da sich die “heiße Stein Prozedur” über Stunden hinzog und ich natürlich nicht riskieren wollte, irgendetwas zu verpassen, habe ich den ganzen Abend kein Auge zu machen können. Nun kann ich kaum noch einen klaren Gedanken fassen – so müde bin ich. Ach, ist das schön hier auf meiner Sonnenliege.

      Morgen ist noch weit weg, aber ich mag gar nicht daran denken. Unser Besuch fährt weg. Mein Lieblingskumpel Hermann fliegt auch wieder mit Herrchen zurück nach Hamburg. Ach, das wird uns morgen wirklich ein bisschen einsam hier vorkommen. Hoffentlich nimmt mich Leonie wenigstens mit zum Flughafen. Da kann man nämlich in der Nähe wunderbar am Strand spazieren gehen. Vielleicht bläst ein kleiner Strandspaziergang unsere trüben Gedanken hinweg.

       Musik und Therapie von alten Hunden

      Gestern Abend waren wir aus und haben eine ganz tolle Band angeschaut. Die nennen sich „Old dogs – New tricks“ und spielen eine wilde Mucke. Leonie und unser Besuch waren gestern so begeistert, dass sie sogar zu der Hundemusik getanzt haben. Warum sich die Menschen allerdings „alte Hunde“ nennen, erschließt sich mir überhaupt nicht. „Alte Menschen – Neue Tricks“ würde doch viel besser passen.

      Und übrigens, wann ist ein Hund überhaupt alt? Ist das etwas Gutes? Ich tendiere eigentlich mehr dazu, im Hier und Jetzt zu leben und denke nicht zu viel über das Alter nach. Was ist überhaupt Alter?

      Neulich hörte ich Leonie sagen, dass ich nun bald 5 Jahre alt werde und dass ich auch nicht mehr der Jüngste sei. Was soll das nun wieder heißen? Ich bin noch lange nicht wie Leonie im zweistelligen Bereich und irgendeine 5 hat sie auch in ihrem numerischen Alter. Also – was soll das Gerede mit dem Alter und der 5? Natürlich bin ich kein Welpe mehr, aber dafür bin ich doch ein ausgewachsener toller prächtiger Bursche. „I feel good“, wie die Old Dogs sangen. Leonie erklärte mir, dass die Sängerin der Gruppe sehr gerne Hunde mag und selber vier Vierbeiner hat. Wenn wir an der Bar vorbei gehen, in der diese alten Hunde abends häufig auftreten, kommt die hübsche Sängerin meistens von der Bühne gesprungen, um mich zu streicheln. Und das macht sie während sie singt. Man, die muss mich wirklich mögen. Gut, dass ich kein Welpe mehr bin. Da würde sie mich sicher im Gewühl übersehen.

      Heute scheint die Sonne. Leonie scheint manchmal Angst zu haben, dass ich zu schnell alt werde. Vielleicht kann sie sich auch einfach nicht vorstellen, dass ich eines morgens nicht mehr bei ihr bin. Sie scheint mich wirklich zu mögen. Wie ich darauf komme? Nicht nur, weil sie mich füttert. Unseren Besuch und selbst ihre allerliebsten Zweibeiner Familienmenschen setzt sie einfach so am Flughafen ab und lässt sie wegfliegen. Das macht sie mit mir nicht. Ich darf immer wieder zu ihr ins Auto springen und mit ihr nach Hause fahren. Das ist wahre Liebe.

      Wenn sie zu traurig ist, weil wieder geliebte Menschen weggefahren sind, wie heute, dann freut sie sich anscheinend sehr, dass ich da bin und sie trösten kann. Ja, stellt Euch vor: manchmal bin ich ein richtiger Therapiehund. Und dafür bin ich noch lange nicht zu alt.

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