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deutschem Maß. Wie du an den Ausmaßen ablesen kannst, ist es kleiner und daher leichter und hat dementsprechend einen geringeren Rückstoß. Diese Munition ist ebenfalls sehr zielgenau. Sie wird auch militärisch eingesetzt.«

      »Also hat ihn ein dickes Kaliber erwischt. «

      »Davon kannst du ausgehen. Es hätte auch für einen Hirschen von zweihundert Kilogramm gereicht oder einen Eber, der hat ungefähr das gleiche Gewicht.«

      »Mit .223 geht man auf Füchse?«

      »Vor allem auf Füchse und sogenanntes Raubwild. Die haben fünf bis sieben Kilo. Für alles andere nehmen die meisten Jäger heute die 7 x 64.«

      »Habt ihr Fingerabdrücke sicherstellen können?«, fragte Berendtsen skeptisch.

      »An der Leiter und an den Holmen, aber nur von dem, der ihn gefunden hat. Eine Fremd-DNA haben wir von der Unterseite des Holms der Leiter. Alles andere …« Willi bedauerte achselzuckend. »Mehrere Fußabdrücke, die nicht zum Opfer und nicht zum Fußabdruck oben auf dem Ansitz passen.«

      »Da fällt mir ein, habt ihr einen Schlüsselbund bei ihm gefunden? Seine Frau sagt, er trug immer zwei Etuis bei sich.«

      »Von einem Schlüsselbund weiß ich nichts.« Er zog eine Mappe aus der Ablage und sah nach. »Hier steht alles aufgeführt, was er bei sich hatte.« Er fuhr mit dem Zeigefinger die Zeilen entlang. »Mmmhh … ja. Hier steht ein Schlüsseletui aufgeführt, braun. Autoschlüssel, kleiner Tresor, wahrscheinlich der Waffenschrank, Haustür und zwei kleine nicht identifizierte. Dann gibt es hier noch einen Sicherheitsschlüssel. Wahrscheinlich für eine Schließanlage.« Willi Schmidt öffnete im Nebenraum den Schrank mit den Asservaten für diesen Fall. Er fand das braue Etui sofort. »Vielleicht haben das andere Etui die Leute von der Technik, die den Wagen untersuchen. Sie wollten heute Morgen mit der Untersuchung des Wagens beginnen«, fügte er kurz ein. »Die Schlüssel werden bei den Technikern sein. Sie haben gleich alles mitgenommen, auch die Jagdtasche. Die habe ich selbst einem Mitarbeiter übergeben. Es war eine kleine Tasche mit einem Überwurf und einem Schloss. Dafür könnte einer der kleinen Schlüssel sein« fiel ihm ein.

      »Wenn die Leute der Technik das zweite Etui allerdings nicht haben … dann muss es der Täter haben. Wer sonst? Wenn er von unten geschossen hat, dann muss er nach dem Schuss auf den Ansitz gestiegen sein und die Jagdtasche durchgesehen haben. Vielleicht weist der Fußabdruck oben darauf hin. Die Größe des Abdrucks sagt über die Schuhgröße wenig aus. Es handelt sich um Sportschuhe. Die Sohlen sind bei allen gleich breit. Über die Länge können wir nichts aussagen, es ist nur die Fußspitze abgebildet. Den Autoschlüssel hatte er in der Hosentasche. Jedenfalls am Körper und nicht im Rucksack«, überlegte Berendtsen. »Der Wagen ist schon untersucht, sagst du?«

      »Sie sind dabei. Ob sie die Schlüssel haben oder nicht. Die Technik hat kein Problem, diese älteren Autos auch ohne Schlüssel aufzubekommen. Ich kümmere mich darum. Ich gebe dir Bescheid.«

      Berendtsen überlegte weiter: »Warum hat der Täter den Schlüssel gesucht?«

      »Er hat ihn nicht gesucht!«, entgegnete Willi. »Ich gehe davon aus, dass er wusste, wo er den Schlüssel finden konnte! Es ist nichts durchsucht worden.«

      »Wenn jemand Zugriff auf die Tasche hatte, das Etui an sich genommen hat und damit zum Hochsitz gefahren ist …? Warum?« Berendtsen kratzte seine Geheimratsecke.

      »Hat er die Tatwaffe aus dem Waffenschrank genommen? … Hinterher entsorgt? Dann war es jemand, mit dem er gut bekannt war.«

      Als Berendtsen in Uschi Bremers Büro eintrat, servierte sie Hallstein einen Kaffee mit Milch und Zucker, wie er ihn gerne trank, und legte ein paar Biskuits auf den Rand der Untertasse.

      »Tag Uschi, wie läuft’s?«

      »Gut, und selbst?«

      »Zufrieden wie immer. Sagen Sie mal, können Sie mir die Kontaktdaten eines Herrn Dr. Otto Brinkhoff besorgen? Er hat die Leiche gefunden. Ich muss ihn herbestellen oder besuchen. Überlege ich noch. Ich könnte dabei sein Waffenarsenal durchsehen.«

      »Hier sind die Daten.«

      Auf den Blick Berendtsens hin: »Nun, ich habe Ihre Gedanken gelesen schon bevor Sie hier eintraten.« Sie blickte lächelnd auf Hallstein. Der hatte die gleichen Überlegungen angestellt: dass man über Otto den Großen an die Daten von Hillebrandts neuen Gefährten kommen könnte, weil er diesen Mann augenscheinlich auf dem Jagdtreffen im Oktober am Forggensee kennengelernt hatte. Otto war dabei gewesen, wie er stolz im Hervester Bruch kundgetan hatte.

      »Sollen wir gleich hin, Albert? … Sollen wir ihn bestellen? Was denkst du?«

      Berendtsen blickte auf den Zettel. »Wo wohnt Brinkhoff? Auf der Widukindstraße? Wo ist das denn?«

      Uschi trat mit ihm an die große Karte des Kreises Recklinghausen und zeigte ihm den Weg auf den Hardtberg.

      »Die Straße passt irgendwie zu ihm«, grinste Berendtsen, dem die zwei Fragezeichen in den Gesichtern von Hallstein und Uschi nicht entgingen.

      »Was ist nun mit dem Gedankenlesen?« Dann erklärte er mit stolzer Brust: »Die Mutter und die Oma von Otto dem Großen stammten aus dem Adelsgeschlecht der Widukinds!«

      »So etwas weißt du? Sag bloß …«

      »Habe ich mir auf dem Handy in Wiki angeschaut, bevor ich unseren Oberstudiendirektor begrüßt habe. Man weiß nie, was so ein Lehrer von einem wissen will. Sicher ist sicher!« Berendtsen sah auf seine Uhr. Zwanzig Minuten nach vier. Er entschied, den Besuch für morgen anzusetzen, denn er musste noch in den Baumarkt. Als Uschi keine aktuellen Termine für ihn hatte, verabschiedete er sich in den Feierabend.

      Sein Handy klingelte. Es war Willy.

      »Sag mal, Albert, hat irgendjemand etwas von einem Jagdhund gehört? Ein Jäger, der zur Jagd geht, nimmt immer einen Hund mit. Wir haben aber im Jagdgebiet nirgends einen gefunden. Auch Zeugen haben kein Bellen gehört.«

      »Er ist bei der Frau in Haltern. Ein großer brauner mit Schlappohren. Man kennt diese Sorte. Ich weiß aber nicht, wie sie heißen.«

      »Ist er ohne Hund zur Jagd? Ungewöhnlich.«

      »In diesem Falle nicht. Der Hund ist an der Pfote verletzt und in tierärztlicher Behandlung.«

      »Danke, Albert. Wünsche dir einen schönen Tag.«

      »Danke, ebenfalls.« Er ließ das Smartphone in seine Tasche gleiten.

      »Eines noch, Chef, vielleicht interessiert es Sie, dass Herr Hillebrandt vor zwei Jahren einen Wilderer gestellt hat«, informierte sie, als Berendtsen die Klinke schon in der Hand hatte. »Dessen Daten habe ich bereits Herrn Hallstein gegeben.«

      »Gut gemacht, Uschi. Wie sind Sie darauf gekommen?«

      »Ich konnte mich erinnern, dass dort im Hervester Bruch jemand gewildert hat. Da habe ich recherchiert. Dieser Mann ist bei uns aktenkundig.«

      »Die Geschichte ist zu alt. Wenn dieser Mann hätte Hillebrandt etwas antun wollen, wäre er längst zur Tat geschritten. Ich denke, den können wir vergessen. Es sei denn, er hat ihn abermals erwischt. Dann hätte er allerdings ein Motiv. Im Wiederholungsfall könnte er zu einer Freiheitsstrafe verurteilt werden. Vielleicht fragt ihn jemand nach seinem Alibi. Dann können wir ihn ad acta legen. Da fällt mir ein: Hast du das Alibi der Frau überprüft?«

      »Alles in Ordnung. Auch ihre Eltern waren den ganzen Morgen in Lavesum.«

      Das Lob seiner Frau Irmgard war ihm sicher, als er nach Hause kam und den Weg in den Baumarkt nicht vergessen hatte. Er schloss die Geräte an, mähte den Rasen und mühte sich mit dem Schlauch. Schließlich tat der Rasensprenger seine Arbeit und er genoss sein wohlverdientes Bier. Irmgard hatte an seinen Steinkrug gedacht und ihn wegen des heißen Wetters schon am Vormittag ins Eisfach gestellt, so dass sie ihm sein wohlverdientes Bier an seinem Gartenstuhl eiskalt servieren konnte. Einen Teller mit verschieden belegten Schnittchen stellte sie dazu. Die Kinder fehlten ihm beim Abendessen. Sie waren noch unterwegs. Maximilian jobbte

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