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es nach ihm ginge, wäre er gar nicht erst hergekommen. Doch man hatte ihn darauf hingewiesen, dass aus Gründen der Höflichkeit sein Erscheinen notwendig war. Schließlich war er bald der Chef dieser kleinen Wichte.

      Humbert räusperte sich und ging auf den Schlitten zu. »Gibt es irgendein Problem?«

      »Ja. Da steht ein Mensch!« ertönte es hinter dem Schlitten.

      »Äh … das ist richtig. Ich meine, das ist der Weihnachtsmann. Der wohnt hier«, erklärte Humbert und fragte sich, was die wohl erwartet hatten.

      »Das mag ja sein. Aber wir dürfen uns keinem Menschen zeigen«, heulte eine verzweifelte Stimme. Die fröhliche Stimmung war vorerst zum Teufel, wie es schien.

      »Ach was.«

      »Nein, nein. Auf gar keinen Fall!«

      »Aber – das wird so nicht funktionieren. Der Weihnachtsmann gehört nun mal hierher. Er ist … sozusagen der Grund für all das. Außerdem ist er, wie es aussieht, bald euer Vorgesetzter. Oder so was in der Art. Da sollte er euch schon sehen können, oder?«

      »Warum?«

      Aus Sicht eines Untergebenen eine durchaus berechtigte Frage. Wer träumte nicht von einer Arbeit, bei welcher ihn der eigene Chef niemals beobachten durfte? Da Chefs die Sache naturgemäß anders sahen, übernahm dieser jetzt das Wort.

      »Um Anweisungen zu erteilen zum Beispiel. Oder Berichte anzuhören. Oder so.« Constantin hatte noch nie jemandem Anweisungen erteilt, aber vielleicht sollte er es mal versuchen.

      Hinter dem Schlitten war Getuschel zu hören.

      »Geht das nicht auch schriftlich? Also, tut uns leid, aber wir können wirklich nicht …«

      »Schon gut.« Constantin winkte ab. »Dann geh ich eben wieder. Hab sowieso zu tun. In drei Tagen mache ich Urlaub und bin erstmal weg. Ich weiß ja nicht, wie lange ihr hier bleibt, aber vielleicht können wir uns so aus dem Weg gehen.«

      Um Wilberts Frohmut war es geschehen. »Wieso kriegt der eigentlich Urlaub und ich nicht?« Aufgebrachtes Zischen brachte ihn zum Schweigen.

      Hinter dem Schlitten tuschelte es erneut. »Nun, das müsste gehen. Erstmal.«

      »Na bestens.« Erleichtert machte Constantin kehrt, gefolgt von neidischen Blicken verschiedener Zwerge.

      Die Stille wurde von einem der Heinzelmänner unterbrochen. »Also gut. Dann würden wir jetzt gerne unsere Quartiere sehen. Und bei der Gelegenheit können wir uns gleich vorstellen. Ich heiße Gutlieb«, fügte er hinzu und lächelte liebenswürdig.

      Auch die anderen Heinzelmännchen wurden vorgestellt, und sie trugen Namen wie Flinkerich, Redegut, Hummelfleiß, Hilfgut, Blumerich, Lächelviel, Laufschnell, Singgut, Putzflink, Pfiffig und Strickviel. Die Zwerge kamen aus dem Kopfschütteln nicht heraus.

      Es gab nur eine Ausnahme. Die Vorstellung war bei einem Heinzelmännchen angelangt, das nicht nur größer war als die anderen, sondern auch beinahe mürrisch guckte.

      Die Gesichter der Zwerge hellten sich auf. Potentielle Heinzelmännchenhauswirte drängelten sich nach vorn. Endlich ein halbwegs vertrautes Wesen.

      »Nagut«, stellte sich der Heinzelmann missmutig vor.

      »Na gut, was?« fragte Svante verwirrt.

      »So heiße ich«, erklärte Nagut und verdrehte die Augen.

      »Wie bitte? Aber … wieso?« fragte Svante konsterniert.

      »Weil Gehtgeradenochso und Kannmannochgeltenlassen zu lang waren.«

      »Was?«

      »Sein Vater war ein Zwerg«, erklärte Gutlieb. »Wir kennen ihn nicht, weil … Nun ja. Immernett, also, seine Mutter, will den Namen nicht nennen«, ergänzte er und das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. Aber nur kurz.

      Aus der Mitte der Zwerge war ein heißeres Flüstern zu vernehmen. »Immernett?«

      Die Zwerge sahen sich verwirrt um.

      Humbert trat mit versteinertem Gesicht nach vor. »Wie … wie alt bist du?« fragte er erschüttert.

      »Äh, einhundertzwölf. Ist … ist das irgendwie wichtig?« antwortete Nagut misstrauisch.

      Humbert bewegte stumm die Lippen und rechnete. Das Ergebnis verleitete ihn zu einem tiefen Seufzen und er suchte am Schlitten Halt. Die anderen Zwerge beobachteten ihn verblüfft, doch den schnelleren Denkern war schon bei der letzten Frage klar gewesen, worauf das hinauslief.

      Humbert bedachte Nagut mit einem verzweifelten Blick. »Du kommst am besten mit zu mir. Ich glaube, wir sollten uns unterhalten.«

      Entschlossen schnappte er sich den Rucksack des Heinzelmannes und stapfte davon, gefolgt von dem verblüfften Nagut.

      »War ja klar. Der Einzige von den Typen, der halbwegs vernünftig zu sein scheint, und Humbert drängelt sich vor«, brummte Ken, der offensichtlich nichts kapiert hatte.

      Svante musterte deprimiert die übrigen Heinzelmännchen. »Der Nächste heißt vermutlich Hauptgewinn oder so. Also ich weiß nicht. Als anständiger Zwerg sollte man auch heißen wie ein Zwerg. Und nicht wie ein verdammtes Glücksschwein.«

      Lauritz nickte. »Richtig. Aber wenigstens ist keiner davon dein Sohn.«

      ***

      Erwin saß schwitzend auf dem Sofa. Nicht seinem Sofa. Es handelte sich um eines von gefühlten tausend Sofas, die er in den letzten Stunden besichtigt und probeweise besetzt hatte, um dann feststellen zu müssen, dass seine Meinung dazu nicht gefragt war.

      Phoebe bestellte soeben Exemplare der gewöhnungsbedürftigen Sitzgruppe, die er gerade schmückte. Danach plante sie die Invasion der Schlafzimmer- und Badmöbelabteilung. Für den nächsten Tag war der Besuch eines Küchenstudios vorgesehen. Erwin hatte jetzt schon Angst.

      Er fühlte sich derart geschwächt, dass er voraussichtlich bereits bei den Schlafzimmern in die horizontale Position wechseln würde. Er wusste nicht, wie Möbelverkäufer auf komatöse Bettenbesetzer reagierten, aber vermutlich würde er es in Kürze herausfinden.

      Wenigstens war das Wort Kinderzimmermöbel noch nicht gefallen, doch er gab sich diesbezüglich keinen Illusionen hin. Der Lageplan am Eingang des Möbelhauses hatte ihm verraten, dass man auf dem Weg zu den Schlafzimmern die entsprechende Abteilung würde durchqueren müssen und er hatte nicht die Energie, ausgeklügelte Ausflüchte zu entwickeln.

      Bisher war er sehr geduldig gewesen, hatte in den vergangenen Tagen Farbtafeln verglichen und seine Meinung geäußert, ob nun eher Safrangelb oder aber doch Pastellgelb besser an das Melonengelb des Wohnzimmers passte. Nur bei Gardinen hörte der Spaß auf und er hatte in einem Anfall von Rebellion die Mitarbeit verweigert.

      Ein Mann brauchte keine Gardinen. Punkt.

      Wenn die Gefahr bestand, dass jemand durch die Fenster starrte – und zwar nicht von drinnen nach draußen, sondern umgekehrt – genügte eine Jalousie. Oder eine Zeitung. Oder auch ein größeres Handtuch. Durchsichtigen Stoff vors Fenster zu hängen, ergab einfach keinen Sinn. Meistens noch nicht mal einen dekorativen.

      Doch das war der einzige Punkt gewesen, an dem sich Erwin erfolgreich vor dem Wahnsinn des Vor- und Einrichtens drücken konnte. Zu den tausend weiteren Einrichtungsfragen musste er Stellung beziehen und eine Meinung äußern. Auch wenn er gar keine hatte. Anschließend entschied sich Phoebe in der Regel für die einzige Variante, die er spontan ausgeschlossen hatte.

      Wer Frauen für das schwache Geschlecht hielt, hatte sie noch nicht erlebt, wenn sie eine Wohnung einrichteten.

      Vielleicht handelte es sich dabei um einen Test. Männer, die das ohne dauernden Schaden überstanden und nicht die Flucht ergriffen, bewiesen starke Nerven und qualifizierten sich damit für die Familiengründung.

      Erwin ahnte nicht, dass es sich dabei tatsächlich um einen Test handelte. Um einen Belastungstest. Und dass dieser

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