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Schiffsjungen und befahl eine Flasche Wein und zwei

       Gläser zu bringen. Verwundert fragend sah der Junge

       ihn an. Wie er das Verlangte brachte, saß ein Klabautermann

       am Tisch beim Kapitän, der Geist des Schiffes,

       sprach mit dem Kapitän und trank dann mit ihm.

       Ein kluger Kapitän wird stets gut Freund mit dem

       Klabautermann seines Schiffes sein, denn dann geht

       alles gut, kein Sturm hat dem Schiff etwas an, kein

       Brand bricht aus, kein Mangel, keine Krankheit, kein

       Seeräuber kann es kapern. Findet das Gegenteil statt,

       wird der Klabautermann ungut behandelt, so gibt es

       Lärm, Unordnung, Verwirrung, Meuterei, Feuer,

       Sturm und Untergang und im besten Falle viele viele

       unsichtbar erteilte Maulschellen und Prügel. – Einst

       fuhr Doktor Faust über See. Er hatte sich ein gläsern

       Schiff erbaut; weil er alle Wissenschaft der Erde

       kannte und studiert hatte, wollte er auch nun das Meer

       ganz genau ergründen, und da hatte er in seinem gläsernen

       Schiffskasten einen Niß, der mußte das Schiff

       lenken, vor Klippen bewahren, mit ihm untertauchen

       bis zum Grunde, daß Doktor Faust alle Untiefen kennenlernte

       und alle guten Fahrwasser. Und dazumal hat

       Doktor Faust die Seekarten erfunden und hat die ersten

       gezeichnet, denn vor ihm gab es keine. Eines

       Tages kamen sie an die Fährstelle am Eingange des

       Flensburger Hafens, da hatte es aber einen Faden –

       und war eine recht gefährliche Stelle, und das Glasschiff

       wäre um ein Haar krachen gegangen. Aber

       Doktor Faust schrie seinem Niß zu: Hol Niß! – da

       hielt der Niß das Schiff, daß es stand und nicht weiter

       gegen die Strandklippen fuhr. Von der Zeit an heißt

       jene Stelle bei den Schiffsleuten Hol-Niß-Fähr.

       Die Nissen wohnen in den Häusern in kleinen Balkenlöchern

       und sonstigen Winkeln; wird ihnen brav

       Grütze mit Butter, auch Milch und Butterbrot vorgesetzt,

       so sind sie die hülfreichsten Gäste, wer es mit

       ihnen nicht gut meint und trifft, dem geht alles die

       Quer, er verarmt und geht zugrunde.

       Zur Sage von den Nissen mischt sich ein Zug, der

       mit jener vom Alraun und Galgenmännlein tiefinnig

       zusammenhängt, nämlich der, erkauft zu werden um

       den billigsten Preis. Wer den Niß nicht mehr loswerden

       kann vor seinem Tode – denn höher, als man ihn

       selbst kaufte, ihn weggeben oder wegwerfen, verschenken

       und dgl. kann und darf man nicht, da kehrt

       er immer wieder – verfällt dem bösen Feind. Ein solcher

       Niß ist dann nicht mehr Hausgeist, er ist Alraun,

       Spiritus familiaris, und wer ihn besitzt, ist Teufelsbündner.

       Ein solcher Niß wird insgemein in einem

       Kasten verwahrt und gut gepflegt, gleich dem Alraun.

       In der Regel trägt er ein rotes Mützchen. Es kommt

       auch vor, daß Nissen miteinander uneins werden, da

       sie ohnehin heftiger und jähzorniger Natur sind, und

       sich prügeln. Ein Niß zu Süderenleben stahl für seinen

       Bauer in einer Zeit, da es sehr an Heu gebrach,

       als für seinen Herrn Heu aus der Scheune eines Hufners

       in Söderup, und dieses Hufners Niß stahl zu gleicher

       Zeit Heu vom Boden des Süderenlebener Bauers.

       Unterwegs trafen sie aufeinander und prügelten sich

       die ganze Nacht hindurch bis zum Tagesanbruch, so

       daß sie darüber ganze große Haufen von Heu verloren

       und auf einer Wiese verstreuten, die heißt davon noch

       heute Pugholm. So ging es auch mit zwei Nissen in

       Sundewitt, die Hafer gestohlen hatten an verschiedenen

       Enden, die stießen aufeinander, daß sie über vier

       Scheffel ausgedroschenen Hafer aus den Hafergarben

       verloren, welche sie trugen. Der Nissen Hochzeitzüge

       gingen oft unsichtbar, den Begabten auch sichtbar,

       durch die Stuben, mit großer Pracht und höchst zahlreich,

       wie in der deutschen Sage.

       Die Wolterkens wohnen vornehmlich in reichen,

       vorratbegabten Häusern, verrichten Küchendienste,

       Mägde- und Knechtearbeit, ziehen Wasser, besorgen

       das Vieh, binden die Besen und lieben es, wenn ein

       Bauer sein Haus mit den Seinen – oft der Unruhe halber,

       die er von ihnen hat – verläßt, im Besengestrüpp

       zu sitzen und sich mit in die neugewählte Wohnung

       tragen zu lassen und dann neckisch zu rufen: Wir ziehen

       um!

       Will einer all dieses dämonische Gesindlein, wie es

       heißen mag, Klabautermännchen, Unterirdische, Nissen,

       Puke, Wolterkens usw., mit aller Gewalt los sein,

       so gibt es nur ein Mittel: er muß vor jeden Ausgang

       des Hauses ein Wagenrad stellen und dann das Haus

       samt allem Geräte, das darinnen ist, bis auf den

       Grund niederbrennen. Dieses selbige Mittel soll auch

       das unfehlbar beste zur Vertilgung der Wanzker sein.

       182. Allerünken

       Allerünken heißen in Dithmarschen die Alräunchen,

       wenn sie nicht Eigennamen haben. Eine Bauernfrau

       hatte so ein Ding im Hause. Sie brauchte bloß ein

       wenig Teig anzurühren, so wuchs ihr der ganze Kessel

       voll Klöße. Ein neues Dienstmädchen erfuhr von

       andern auf dem Felde, daß ihre Frau in einem Koffer

       das Allerünken verschlossen halte. Neugierig, wartete

       das Mädchen nur den Sonntag ab, als Bauer und

       Bäuerin in die Kirche waren, um zu stöbern und zu

       suchen, und richtig, sie fand den Schlüssel zum Koffer

       in seinem Versteck und schloß auf. Eine kleine

       Puppe lag in dem Koffer, hatte Kleidchen an, war

       weich gebettet und bewegte sich. Der Magd kam das

       Ding graulich vor, sie schlug den Deckel zu und legte

       den Schlüssel wieder an seinen Ort. Mittags nahm sie

       die nötige Menge Mehl zu Klößen für das Haus und

       Gesinde – Herrgott, wie quoll und schwoll das! Alles

      

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