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Tor solle hineinkommen, dafür solle dem Teufel gehören,

       was zuerst durch das vollendete Werk schreite.

       Da stellte der Teufel ein zahlloses Heer von Arbeitern

       in das Feld, davon füllte jeder nur dreimal seinen eisernen

       Hut voll Erde, so war der Wall fertig, und der

       Teufel stellte sich hinter dem Torflügel auf die Lauer,

       sah auch schon einen gutgekleideten Reiter die Landstraße

       daherkommen und freute sich auf den Fang.

       Aber zufällig hatte der Reiter einen Pudel bei sich, der

       lief vornweg nach Hundeart, und der Teufel riß ihn

       wütend in Stücke, wie auf der Reußbrücke die Gemse,

       auf der Regensburger Brücke den Hund, im Dom zu

       Aachen den Wolf, und wo sich sonst dieser Sage ein

       Widerhall findet.

       Da nun die wilde schwarze Gret, Springhest genannt,

       überhaupt ein gottloses, unseliges Leben führ-

       te, so ward ihr zur Strafe ihrer schrecklichen Sünden

       von Gott geboten, allnächtlich über ihr Teufels- und

       Danewerk als Geist zu reiten. Da haben viele Leute

       sie gesehen. Ihr Anzug ist ganz schwarz, aber ihr

       Pferd ist weiß, und sein Odem ist Feuer. Zwei Geister

       in weißen Kleidern folgen ihr, und da rennen und

       sprengen die Drei wie der wilde Jäger von Hollingstede

       bis Haddeby. Dieses Gespenst leidet nicht, daß auf

       seinem Walle etwas angebaut werde. In der Nähe von

       Haddebye heißt ganz besonders eine Stelle im Danewerke

       nach der Springhest Margretenwerk, da läßt sie

       sich am häufigsten sehen.

       Einstmals erschien sie armen Fischern vom Schleswiger

       Holm, die traurig waren, daß sie nach einer arbeitvollen

       Nacht nichts gefangen hatten, in aller ihrer

       königlichen Pracht, mit Perlen und Demanten geschmückt,

       wie man ihr Bild im Schlosse zu Husum

       sah, und gebot ihnen, die Netze noch einmal auszuwerfen,

       aber den besten Fisch, den sie fingen, den

       sollten sie wieder in das Wasser werfen. Die Fischer

       taten den glückhaftesten Zug, der seit St. Petri Zeiten

       getan worden, und der beste Fisch, der hatte Flossen

       von Smaragd, Schuppen von gemünztem Gold, und

       seine Nase war mit Perlen besetzt. Der eine Fischer

       wollte dieses Prachtstück gleich wieder in die Flut

       werfen, dem andern aber fraß die Habgier am Herzen,

       und er verbarg den Fisch gegen den Willen des an-

       dern, seines Gefährten. Rasch wurde fortgerudert,

       aber da begannen alle andern Fische auch Schuppen

       von gemünztem Golde zu bekommen und Perlen am

       Oberkiefer und Edelsteine statt der Flossen, und da

       wurde der Kahn so schwer, so schwer, und sank, und

       der Habgierige mußte ertrinken, der andere aber konnte

       nur mit genauer Not sein Leben retten.

       186. Prinzessin Thüra

       Auf der Thürenburg beim kleinen Danewerk saß vor

       langen Zeiten eine Königstochter, die hieß Thüra,

       nach ihr ist auch der Berg genannt. Nun kam dazumal

       ein fremder Prinz, um sie zu freien, der war aber so

       häßlich, daß niemand ihn ersehen konnte, auch die

       Prinzeß nahm ihn höchst ungern, konnte es ihm aber

       nicht abschlagen. Endlich fiel sie auf einen Rat. Kurz

       vor der Hochzeit nahm sie mit dem Bräutigam einen

       Spazierritt auf dem alten Wall nach Hollingstede vor,

       da ging damals noch eine Inbucht von der Westersee

       herein. Auf dem Rückweg ließ die Prinzessin ihr

       Schürztuch fallen, als ob der Wind es ihr entführte.

       Da sagte der Prinz: Prinzessin, Ihr habt Euer Schürztuch

       fallen lassen, wollt Ihr es nicht mitnehmen? –

       Darauf antwortete sie: Ei, wenn Ihr ein redlicher Ritter

       seid, so solltet Ihr, junger Herr, doch selbst absteigen

       und mir das Tuch aufheben! – Da ritt er hin zur

       Stelle und bückte sich vom Roß, und die Prinzessin

       ritt auch hin, zog, wie er sich bückte, sein Schwert

       rasch aus der Scheide und hieb ihm den Kopf ab. Als

       sie nun nach Hause kam und gefragt wurde, wo sie

       denn ihren Bräutigam gelassen habe, da sagte sie:

       Ach, wir ritten den alten Wall entlang, da sind die

       Unholde über uns gekommen und haben dem Prinzen

       den Kopf abgeschlagen, ich aber bin hinweggeritten.

       – Da wurde der Tote aufgesucht und in einen Riesenberg

       (Hünengrab) gelegt, auf das Eperstorfer Feld,

       wo man es in den Dreibergen nennt.

       187. Die Sassen und die Jüten

       Vorzeiten war, wie ein Mann zu Kurborg bei Schleswig

       am Danewerk erzählt hat, dieser Wall die Grenzscheide

       zwischen Jütland und dem Lande der Sassen,

       und den alten Wall, der das Danewerk heißt, den hätten

       die Jüten erbaut. Sie gruben, den Wall noch sicherer

       zu machen, da sie mit den Sassen in einem heftigen

       Kriege begriffen waren, auch noch einen Graben

       davor, der heißt noch heute der Kuhgraben. Und da

       banden sie eine Schar rote Ochsen zusammen, steckten

       auf jedes Ochsenhorn ein Wachslicht, hingen

       ihnen weiße Tücher über die Köpfe und dachten

       damit den Sassen bange zu machen. Aber die tapfern

       Sassen nahmen den Kuhgraben und die Ochsen dazu.

       Nachher lagen sie aber lange vor dem eigentlichen

       Wall; endlich fanden sie eine Stelle zum Hindurchkommen.

       Der Wall ging nämlich durch ein Torfmoor

       und war an dieser Stelle bloß von Torf aufgeworfen.

       Da steckten die Sassen Feuer in den Wall und brannten

       das Stück bis auf den Grund nieder. Noch ist die

       Stätte zu sehen und heißt der Sydergrund. Da nun die

       Sassen den Jüten immer näher kamen, vergruben

       diese ihre Kriegskasse in den Sydergrund, und die

       Sassen drangen durch den Wall und erschlugen in

       einer großen Schlacht zwanzigtausend Mann, dann

       kehrten sie wieder um. Die Jüten aber sammelten sich

       aufs neue und ließen sich vernehmen: Noch sind

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