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nicht mit der informellen (tatsächlich gegebenen) Führung übereinstimmt. Außer der Führungsrolle gibt es noch eine Menge anderer möglicher Rollen und Konstellationen, so z.B. Mitläufer, Außenseiter, Fachmann/-frau für ei-nen bestimmten Bereich, graue Maus, Clown, Oppositionsführer, Tüchtigster, Streber, Sündenbock, Pärchen, Unter-gruppen, u.v.a.

      e) Innerhalb der Mitglieder von Gruppen gibt es Beziehungen. Diese Beziehun-gen können verschiedenster Art sein. Am einfachsten ist die Unterscheidung in positive oder negative Beziehungen, also wer mag wen, wer mag wen nicht. Auf die betriebliche Praxis bezogen, kann hier auch ausgedrückt werden,

      Gruppenverhalten

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      wer mit wem gerne zusammenarbeitet und mit wem weniger gern. Diese kom-plexen Strukturen kann man in sog. Soziogrammen (s.u.) grafisch sehr übersichtlich darstellen:

      f) Eine Gruppe braucht eine relative zeit-liche Beständigkeit, damit sie eine soziale Einheit bilden kann. Beziehun-gen müssen sich entwickeln können, Rollen werden verteilt, Aufgaben ver-geben und vieles mehr. Das braucht eben seine Zeit.

      Soziogramme

      Unter den Mitgliedern einer Gruppe be-stehen soziale Beziehungen, z.B. Sympa-thien, Antipathien, Abhängigkeiten, usw. Stellen wir uns vor, wir erheben in einer Gruppe (z.B. einem Betrieb) eine Umfra-ge, wer mit wem (Mehrfachnennungen möglich) am liebsten zusammenarbeiten würde und mit wem der/die Befragte nicht gerne zusammenarbeiten würde. Die Ant-worten können wir dann folgendermaßen grafisch darstellen: Für jede Person wird ein Kreis gezeichnet, der entweder den Namen oder eine anonymisierende Ab-kürzung enthält. Positive Wahlen (also: A will gern mit B zusammenarbeiten) wer-den durch einen Pfeil dargestellt. Will B auch mit A zusammenarbeiten, dann gibt es einen Doppelpfeil. Bei der Ablehnung

      eines Gruppenmitglieds gibt es gestrichel-te Pfeile oder entsprechend Doppelpfeile. Ein einfaches Beispiel:

      Hier haben wir vier Gruppenmitglieder.

      Die durchgezogenen Linien bedeuten

      Zuneigung, die gestrichelten bedeuten

      Abneigung.

      Der Vorteil eines solchen Sozigramms be-steht darin, dass die Gruppenstrukturen und die Beziehungen der Gruppenmit-glieder sehr schnell aufgedeckt werden. Problematische Konstellationen, wie z.B. Außenseiter, isolierte Gruppenmitglieder, Ablehnung, Binnengruppen, Orientierung nach außen, usw. können anhand einer solchen Grafik abgelesen werden.

       Gruppendynamik

      Gruppen sind, wie wir gesehen haben, also Systeme, die sich entwickeln. Wie sich Gruppen entwickeln, das hängt na-

      Bädermanagement - Grundlagen der Zusammenarbeit im Betrieb

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      türlich erst einmal von den Gruppenmit-gliedern ab, die die Gruppe bilden. Es ist aber auch von der Aufgabe, dem Ziel, das die Gruppe hat, abhängig, von den äu-ßeren Bedingungen und vielem anderen. Es gibt aber auch Entwicklungsphasen, die man immer wieder beobachten kann. Diese Erscheinung nennt man Gruppen-dynamik.

      • Fremdheitsphase

       Jeder versucht, sich von seiner besten Seite zu zeigen, sich anderen gegen-über so zu verhalten, wie er gern gese-hen werden möchte und tastet vorsich-tig die anderen ab. Man ist höflich und freundlich zueinander. Eigentlich die „normale“ Anfangsphase einer Grup-pe, die sich kennen lernt.

      • Orientierungsphase

       Die einzelnen Gruppenmitglieder be-greifen die Gruppe als solche zu emp-finden, es beginnt ein Prozess des Rollenfindens, der Rollenverteilung; z.T. entstehen starke Machtkämpfe. Wenn die Rollen – z.B. die Führungs-rolle – umkämpft sind, ist diese Phase heftiger und dauert länger, als wenn die Gruppenmitglieder sich einig sind.

      • Vertrautheitsphase

       Die Rollen innerhalb der Gruppe sind vergeben, jeder hat seinen Platz bzw. seine Aufgabe. In dieser Phase ist die Gruppe am produktivsten, sie wird

      deshalb auch in einigen Modellen als Arbeitsphase beschrieben.

      • Abschlussphase

       Die Gruppe löst sich auf, bzw. wird aufgelöst (zum Beispiel Schulklasse). Diese Phase hat nur dann eine Bedeu-tung, wenn die Auflösung einer Grup-pe absehbar ist bzw. geplant.

      Erarbeitungsaufgaben

      Aufgabe 29: Fertigen Sie für sich ein Schau-bild an, wie es weiter oben für die Gruppen, in denen sich Michael bewegt, gemacht wur-de. Versuchen Sie, wirklich alle Gruppen zu erfassen, in denen Sie vertreten sind. Lassen Sie das Blatt einige Tage liegen und gehen Sie dann die Aufgabe noch einmal an. Überlegen Sie auch, welche Ziele die einzelnen Gruppen haben und welche Regeln jeweils gelten. Sie werden sehen, dass das ein interessantes Feld ist.

      Aufgabe 30: Analysieren Sie das folgen-de Soziogramm einer Jugendgruppe. Welche Merkmale, Rollen und Konstellationen können Sie erkennen? (durchgezogene Linie = positi-ve Wertung, gestrichelte Linie = negative Wer-tung). Auf der nächsten Seite.

      Aufgabe 31: Stellen Sie einen möglichst be-kannten Sachverhalt (z.B. Märchen, Roman, Film, o.ä.) als Soziogramm dar (z.B. Schnee-wittchen und die sieben Zwerge).

      Aufgabe 32: Erstellen Sie nach den folgen-den Vorgaben ein Soziogramm für eine Gruppe:

      Gruppenverhalten

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      Andy: Sehr gerne arbeite ich mit Chrissy und Ernst. Mit Bernd komme ich leider meistens nicht gut aus.

      Bernd: Mir sind die Leute hier egal. Nach Feier-abend gehe ich zu meiner Freundin, die ist toll.

      Chrissy: Dagmar find ich super. Bernd ist ar-rogant, außerdem hat er keine Ahnung von der Arbeit.

      Dagmar: Chrissy ist immer sehr nett zu mir, mit ihr arbeite ich gerne zusammen. Ernst finde ich auch ganz toll.

      Ernst: Am liebsten bin ich mit Andy auf der glei-chen Schicht. Mit ihm gibt es nie Probleme, er tut immer, was ich ihm sage.

      Aufgabe 33: Beurteilen Sie, ob die folgenden Menschen jeweils Gruppen bilden. Versuchen Sie jeweils, Ziele, Normen und Rollen zu be-schreiben.

      a) Alle Deutschen

      b) Alle Blondinen

      c) Menschen, die gemeinsam auf die Straßen-bahn warten

      d) Eine Schulklasse

      e) Drei Mitarbeiter eines Bades während einer gemeinsamen Schicht

      f) Ein Pärchen im Kino

      g) Fahrgemeinschaft zur Arbeit

      Aufgabe 34: Nennen Sie fünf verschiedene Gruppen aus Ihrem persönlichen Erfahrungs-bereich und nennen Sie

      a) die jeweiligen Ziele, die diese Gruppen ver-folgen

      b) einige Normen, die in diesen Gruppen gel-ten

      c) einige Rollen, die diese Gruppen aufweisen.

      Soziogramm mit 13 Personen zu einem Sachverhalt

      Zu Aufgabe 30:

      Bädermanagement - Grundlagen der Zusammenarbeit im Betrieb

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