Скачать книгу

später als heute.

      Die Adoleszenz

      Die Adoleszenz schließt als letzte dieser drei Phasen vorläufig die Entwicklung des Jugendlichen zum Erwachsenen ab. Hier gibt es „offene“ Grenzen. Während rein juristisch der Mensch mit der Vollendung des achtzehnten Lebensjahres volljährig und damit voll verantwortlich für sein Tun ist, geht man im pädagogischen Bereich davon aus, dass dieser Prozess sich etwa bis zum 25. Lebensjahr hinzieht. Die Ge-stalt reift endgültig aus, die Jugendlichen werden auch rein äußerlich Erwachsene.

      Die Beschäftigung mit sich selbst tritt et-was zurück, die Menschen beginnen sich Gedanken über ihre Lebensplanung zu machen, oft werden feste Bindungen in Partnerschaften gesucht, es erfolgt eine Zuwendung zu den Realitäten des Le-bens.

      Erarbeitungsaufgaben

      Aufgabe 10: Nennen Sie wichtige Phasen im jugendlichen Entwicklungsprozess. Beschrei-ben Sie die Veränderungen, die dabei in der

      körperlichen und seelischen Entwicklung der Jugendlichen vor sich gehen.

      Aufgabe 11: Überlegen Sie sich Situationen aus Ihrer Berufspraxis, in denen Sie mit Ju-gendlichen zu tun hatten, die sich in einer der oben beschriebenen Weisen verhielten. Wie reagierten Sie? Würden Sie heute mit einigem Abstand zum Geschehenen anders reagieren?

      Aufgabe 12: Ein 16jähriger Auszubildender ist häufig unausgeglichen, manchmal flegelhaft, manchmal aber auch scheu und abweisend. Worauf führen Sie dieses Verhalten zurück? Spielt das Alter des Auszubildenden eine Rolle?

      Wie reagieren Sie am besten? Betrachten Sie den Sachverhalt von mehreren Seiten.

      Aufgabe 13:

      Von der niedlichen Tochter zum Grufti

      Umbruchphase Pubertät: Abgrenzung von den Eltern wichtiger Entwicklungsschritt

      Die Pubertät hält für Eltern viele Überraschun-gen bereit. Plötzlich kleidet sich die Tochter von Kopf bis Fuß in Schwarz. Aus ihrem Zimmer dringen sakrale Klänge mittelalterlicher Musik, auf dem Boden verstreute Buchstaben und Zahlen sind die Überbleibsel vom Gläserrücken mit den Grufti-Freunden. Der Sohn ist Punk und zeigt den Eltern seine Ablehnung der blöden Spießerwelt. Ein Irokesenhaarschnitt, Nieten-armbänder und Springerstiefel runden den neu-en Auftritt ab.

      Nicht nur die äußerlichen Veränderungen ih-

      Entwicklungsphasen des Jugendalters

      16

      rer Kinder machen Eltern schwer zu schaffen: Rebellion steht nun auf der Tagesordnung. Dis-kussionen und Streit sind kaum zu vermeiden, ehemals feste Grenzen werden ständig über-schritten. „Eltern müssen in dieser Phase viel aushalten“, sagt Klaus Fischer, Sozialpädagoge in Schmallenberg (Nordrhein-Westfalen). Die Abgrenzung von der Erwachsenenwelt und den Eltern ist jedoch ein ganz normaler und wich-tiger Entwicklungsschritt: „Anders zu sein und sich gegenüber der sozialen Umwelt auszutes-ten, gehört zum Weg in die Eigenständigkeit.“

      Die Jugendlichen strampeln sich frei aus der engen Beziehung zu den Eltern und wollen die Welt auf ihre eigene Art und Weise entdecken. „In der Pubertät findet die körperliche, emotio-nale und verstandesmäßige Verselbstständi-gung statt“, erklärt der Pubertätsexperte Peer Wüschner.

      Ob Grufti, Punk, Mittelalter- oder Heavymetal-Fan, besonders die extremen Formen der Ver-änderungen ermöglichen Jugendlichen eine größtmögliche Abgrenzung. Um erwachsen zu werden, suchen sie fortlaufend Reibung und Auseinandersetzung: „Erst diese schwer nachzuvollziehende, nervende und manchmal auch verletzende Überprüfung des Rollenvor-bildes der Eltern ermöglicht die Bildung eines eigenen Standpunkts“, erklärt Wüschner. Eltern würden auf diese anstrengende Entwicklungs-phase gerne verzichten, doch sie legt einen wichtigen Grundstein auf dem Weg in die Welt

      der Erwachsenen: „Pubertierende, die diese Sturm- und Drangphase nicht durchmachen dürfen, können sich nicht richtig entwickeln“, sagt Wüschner. Doch anstatt sich täglich über den Nachwuchs aufzuregen, sollten Eltern ge-lassen bleiben, empfiehlt die Psychologin Helga Gürtler aus Berlin. „Verständnis ist besonders wichtig.“ Strenge Verbote und schlaue Vorträge führten hingegen zu nichts.

      Das tägliche Treffen mit der Clique, der Wo-chenendausflug aufs Rockfestival, der Wunsch nach einem Piercing oder Tattoo: Eltern sollten sich über die Interessen und Aktivitäten des Kindes informieren und den Dialog suchen, rät Gürtler: „Reagieren Sie nicht gleich mit Angst und Widerstand, sondern hören Sie sich die Motive ihres Kindes an.“ Denn Gespräche über Gedanken und Wünsche stärken die familiäre Beziehung. Geschmacksfragen über das Äuße-re des Kindes dürfen mit dem nötigen Respekt diskutiert werden, Verbote hingegen bewirken oft das Gegenteil. gms

      Mannheimer Morgen

      15. Mai 2007

      Fassen Sie die Aussagen des Artikels zusam-men. Was halten Sie von den gegebenen Rat-schlägen? Diskutieren Sie sie in der Gruppe.

      Bädermanagement - Grundlagen der Zusammenarbeit im Betrieb

      17

      A 1.1.3 Einige Grundbegriffe der Entwicklungspsy-chologie

      Jede Fachsprache hat ihre eigenen Fachbegriffe, die genau eine bestimmte festgelegte Bedeutung haben, um Miss-verständnisse zu vermeiden. Wir haben schon einige davon verwendet, ohne uns Gedanken über ihre genaue Bedeutung zu machen. Das soll jetzt nachgeholt wer-den.

      Einen Vorgang, bei dem relativ dauerhaf-te Veränderungen (körperlich, geistig oder seelisch) vollzogen werden, nennt man Entwicklung. Veränderungen im körper-lichen Bereich, die eine unumkehrbare Zunahme der körperlichen Substanz be-deuten, nennt man dagegen Wachstum.

      Einen Vorgang, bei dem besondere Or-gane und Funktionszusammenhänge ent-stehen, heißt Reifung.

      Die körperliche Reife ist mit der Fort-pflanzungsfähigkeit verbunden, die so-ziale Reife ist ereicht, wenn der junge Mensch in der Lage ist, im jeweiligen Kulturbereich sein Leben selbständig zu führen.

      Ein auffallendes Zurückbleiben eines Kindes hinter der normalen Entwicklung

      nennt man Retardation, eine auffällige Beschleunigung hingegen heißt Akzele-ration. Ein Rückfall in an sich überwunde-ne Entwicklungsstufen wird Regression genannt, Ursachen dafür können orga-nisch bedingte oder durch mangelnde Entwicklungsanreize hervorgerufene Be-lastungssituationen sein.

      Erarbeitungsaufgabe

      Aufgabe 14: Schlagen Sie die hervorgeho-benen Begriffe in einem Online-Lexikon nach und klären Sie, in welchen weiteren Zusam-menhängen die Begriffe noch benutzt werden.

      A 1.1.4 Handeln und Verhalten als Funktion von Per-son und Umwelt

      Schon immer wurde versucht, das Han-deln und Verhalten der Menschen zu er-klären. Warum verhält sich der Eine gera-de so und der Andere handelt vornehmlich auf diese oder jene Weise? Schon vor langer Zeit unterschied man vier, auf den griechischen Arzt Hippokrates zurückge-hende, Temperamente. Unter Tempera-ment ist der grundsätzliche Verhaltensstil eines Menschen zu verstehen, die Art und Weise, wie ein Mensch (oder allgemein ein Lebewesen) handelt und auf die Um-welt reagiert. Der gute Hippokrates unter-

      Einige Grundbegriffe der Entwicklungspsychologie

Скачать книгу