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Dein Reich komme. Jürgen Kroth
Читать онлайн.Название Dein Reich komme
Год выпуска 0
isbn 9783429063702
Автор произведения Jürgen Kroth
Жанр Документальная литература
Серия Studien zur Theologie und Praxis der Seelsorge
Издательство Bookwire
Theologie im Gesamten, die Praktische Theologie im Besonderen hält an der Hoffnung und der Möglichkeit von Rettung fest, ohne sich dieser sicher zu sein. Sie bindet sich fest an die Hoffnungen und Sehnsüchte der Menschen, „besonders der Armen und Bedrängten aller Art“ (GS 1) und willigt dem Zeitgeist nicht ein, der sich in die Vernichtung von Menschen und Gottes großer Schöpfung weltweit fügt, sondern versteht sich als kritische Reflexion jeder Praxis, die dies absichert. Sie versteht sich aber auch als Reflexion einer Praxis, die dem sich widersetzt und möchte einen Beitrag leisten, dass das perrenierende Unrecht nicht das letzte Wort haben mögen.
Wenn daher Karl Rahner und Johann Baptist Metz fordern, die Theologie müsse in einem „eminenten Sinn ‚praktische Theologie‘ sein“102, dann rekurrieren sie natürlich einerseits auf die Vorgängigkeit der Praxis des Glaubens selbst, die jeder Theologie voraus liegt. Sie wissen auch um die Notwendigkeit, Theologie als kirchliche Wissenschaft zu verantworten, so dass also auch die Praxis der Kirche der Theologie immer zugrunde liegt. Sie wissen aber eben auch um die Verwobenheit des kirchlichen Handelns in gesellschaftliche Strukturen, die es kritisch zu reflektieren und im Horizont des Reiches Gottes zu verändern gilt.
1 Walter Fürst sieht eine ähnliche Problematik für die gesamte Praktische Theologie, wenn er betont: „Die Kontroverse um den adäquaten Gegenstandsbereich und, in eins damit, um die ihr eigene innere Handlungsnorm (Wesen der Kirche, Praxis Jesu, Reich Gottes bzw. Evangelium oder Tradition?) trat, ohne gelöst zu sein, im weiteren Verlauf der Entwicklung der prth [praktisch-theologischen; J.K.] Disziplin durch Akzentuierung des Methodenproblems mehr und mehr in den Hintergrund.“ Fürst, W., Praktische Theologie – Wissenschaft von Praxis und Kunst der Pastoral, in: Nauer, D. / Bucher, R. / Weber, F. (Hrsg.) Praktische Theologie. Bestandsaufnahme und Zukunftsperspektiven. Ottmar Fuchs zum 60. Geburtstag, Stuttgart 2005, 71-76; 72
2 Wie sehr dies für die gesamte Theologie gilt, mögen drei kurze Hinweise belegen. So findet sich im „Katechismus der katholischen Kirche“ in der Ausgabe von 1993 unter dem Stichwort „Reich Gottes“ überhaupt keine Aufnahme in das Register, in den späteren Auflagen findet sich ein Bezug zum Reich Gottes nur in dem Kapitel über Jesus Christus und ganz beiläufig unter jenem über den Heiligen Geist. Noch frappierender ist der Befund, dass in allen Konzilien bisher mit Ausnahme des Zweiten Vatikanischen Konzils, der Bezug auf das Reich Gottes nicht vorkommt. Für die Lehrentwicklung der Kirche scheint jener Bezug, der für Jesus offensichtlich zentral war, nicht wichtig zu sein. Schließlich: In der breit angelegten Studie zur Eschatologie von Joseph Ratzinger wird unter dem Stichwort ‚exegetischer Befund‘ über 20 Seiten an keiner einzigen Stelle ein Hinweis zum Reich Gottes angeführt. Vgl. Ratzinger, J. Eschatologie – Tod und ewiges Leben. Kleine Katholische Dogmatik IX, Regensburg 1977
3 Auch hier nur zwei kurze Hinweise. In einer breit angelegten und von Andreas Wollbold betreuten Dissertation über inhaltliche Mindestanforderungen an die Sakramentenkatechese wird nur an zwei, wiederum aber sehr randständigen Stellen auf das Reich Gottes Bezug genommen. Vgl. Malburg, V., Glauben lernen?! Inhaltliche Mindestanforderungen an die Sakramentenkatechese, Regensburg 2010, 142; 150; auch in dem entsprechenden Beitrag zur Sakramententheologie im dritten Band der Neuen Summe Theologie findet sich ein Hinweis auf das Reich Gottes nur in einem Zitat aus Joh 3,5, vgl. Tillard, J.-M. R., Das sakramentale Handeln der Kirche, in: Eicher, P (Hrsg.), Neue Summe Theologie, Bd. 3, Der Dienst der Gemeinde, Freiburg / Basel / Wien 1989, 239-304; 245
4 Einige seien aber vorab schon erwähnt: Zum einen die Überlegungen von Ferdinand Kerstiens, weil sie in keines der gängigen Raster der systematischen oder katechetischen Bearbeitung des Themas passt, aber dennoch sehr inspirierende Überlegungen liefert. Vgl. Kerstiens, F., Neuer Wein in alte Schläuche. Sakramente der Befreiung, Düsseldorf 1994. Zum Anderen aber auch die explizite Bezugnahme auf das Reich Gottes als zentrale Aufgabe der Kirche in Bezug auf gemeindliche Wirklichkeit bei Norbert Mette (vgl. Mette, N., Christliche Gemeinde im Horizont des Reiches Gottes, in: Sellmann, M. (Hg.), Gemeinde ohne Zukunft? Theologische Debatte und praktische Modelle, Freiburg i. Br. 2013, 226-244), wie auch die ausführliche Darstellung der Pastoraltheologie bei Haslinger (vgl. Haslinger, H., Pastoraltheologie, Paderborn 2015). Er zeigt immer wieder nicht nur Bezüge zum Reich Gottes auf (vgl. 289-320), sondern arbeitet diese auch in die Grundperspektiven der Pastoraltheologie ein (vgl. 425 ff.).
5 Merklein, H., Jesu Botschaft von der Gottesherrschaft. Eine Skizze (SBZ 111), Stuttgart 1983, 35. Dass für Jesus die Praxis der Basileia Gottes und ihre Verkündigung im Mittelpunkt stand, kann inzwischen als Konsens in der ntl. Forschung angesehen werden. Vgl. Becker, J., Jesus von Nazaret, Berlin / New York 1996, 122-124
6 Sobrino, J., Die Grundlage eines jeden Amtes. Dienst an den Armen und Opfern in einer geteilten Welt, in: Conc 46(2010)4-15; 7
7 So der bezeichnende und programmatische Untertitel des Grundlagenwerkes von Metz, J. B., Glaube in Geschichte und Gesellschaft. Studien zu einer praktischen Fundamentaltheologie, Mainz 51992
8 Vgl. Rahner, K., Zur Zukunft der Theologie, in: ders., Sämtliche Werke Bd. 22: Dogmatik nach dem Konzil, Teilband 2: Theologische Anthropologie und Ekklesiologie, Freiburg im Breisgau 2008, 527-534
9 Rahner, K., Art. Sakramententheologie, in Herders theologisches Taschenlexikon, Bd. 6, Freiburg 1973, 311-315; 311
10 „Das Wort der Kirche an die Welt muß […] aus der tiefsten Kenntnis der Welt dieselbe in ihrer ganzen gegenwärtigen Wirklichkeit betreffen, wenn es vollmächtig sein will, […] oder sie sagt etwas anderes, Menschliches, ein Wort der Ohnmacht. Die Kirche darf also keine Prinzipien verkündigen, die immer wahr sind, sondern nur Gebote, die heute wahr sind. Denn, was ‚immer‘ wahr ist, ist gerade ‚heute‘ nicht wahr: Gott ist uns ‚immer‘ gerade ‚heute‘ Gott.“ Bonhoeffer 1932, zit. n.: Schlingensiepen, F., Dietrich Bonhoeffer 1906-1945: eine Biographie, München 2006, 108
11 Vgl. Schöttler, H.-G., „Als in die Zeit gebundene suchend finden sie …“ (Xenophanes). Überlegungen zu einer lebensdienlichen Konzeption der Pastoral, in: Bieberstein, K. / Schmitt, H. (Hg.), Prekär. Gottes Gerechtigkeit und die Moral der Menschen, Luzern 2008, 284-293; 289; Först, J., Kirche in ‚nachmetaphysischer‘ Zeit. Zu den veränderten Verstehensbedingungen von Liturgie und Pastoral, in: Bibel und Liturgie 85(2012)3, bislang noch nicht veröffentlichtes Manuskript; explizit formulieren Först und Schöttler: „Nicht kann es nämlich darum gehen, mit den erprobt-untauglichen Mitteln einer geschichtslosen, erfahrungsfernen Katechese oder neuevangelisierender Missionierung jenen unplausibel gewordenen philosophisch-idealistischen Denkhorizont mit aller letzter Kraft in Theologie und Kirche wieder deduktiv aufzuspannen“. Först, J. / Schöttler, H.-G., Erzählen: erinnern und entwerfen. Ein nachmetaphysischer Diskurs über Gott und die Menschen, in: Först, J. / Schöttler, H.-G.. / Laux, B. (Hg.), Heiligkeit und Menschenwürde. Hans Joas’ neue Genealogie der Menschenrechte im theologischen Gespräch, Freiburg / Basel / Wien 2013; zit n. Manuskript 2012, 6
12 Vgl. Hegel, G. W. F., Grundlinien der Philosophie des Rechts, Stuttgart 1970, 26
13 Ricœur, P., Die Interpretation. Ein Versuch über Freud, dt. Übersetzung von E. Moldenhauer, Frankfurt am Main 1969, 45
14 Vor allem in der feministischen Theologie wurde durch Elisabeth Schüssler Fiorenza mit diesem Verdacht gearbeitet. Vgl. Schüssler Fiorenza, E., Brot statt Steine. Die Herausforderung einer feministischen Interpretation der Bibel, Fribourg 1991; dies., Zu ihrem Gedächtnis …Eine feministisch-theologische Rekonstruktion der christlichen Ursprünge, Gütersloh 21993
15 Zerfaß, R., Pastoraltheologie, in: LThK, Bd. 8, Freiburg 1999, 1446
16 Fuchs, O., Praktische Theologie als kontextuelle Wissenschaft, in: Kraus, G. (Hg.) Theologie in Universität. Wissenschaft – Kirche – Gesellschaft, Frankfurt am Main 1998, 151-181; 152
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