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des „Arbeitskreises Grundschule“. Immer wieder finden sich beispielsweise Beiträge zum längeren gemeinsamen schulischen Lernen, zur Leistungsbewertung, zur individuellen Förderung usw., und dies nicht etwa nur, weil es sich dabei um genuine Fragestellungen dieser Schulform handelt, sondern weil die hinter den Einzelfragen stehende grundsätzliche Frage nach dem Bildungsauftrag der Grundschule nicht wirklich schlüssig und stringent beantwortet wurde. Mit Recht weisen Deckert-Peaceman und Seifert darauf hin, dass die aktuelle Diskussion der Frage nach den „Inhalten“ grundschulischer Bildung (und Erziehung) in einer gewissen Blässe verschwimmt. Vielmehr dominieren Strukturdebatten (Organisation des Schuleingangs, jahrgangsübergreifendes Lernen) und Diskussionen um Bildungsstandards (und deren Messbarkeit) mit einer Tendenz zur Reduzierung auf das Erlernen der Kulturtechniken.160 Beobachtbar ist ebenso eine gewisse Dominanz der naturwissenschaftlichmathematischen „Bildung“, ergänzt durch frühes Fremdsprachenlernen, wie die Einführung des Englischunterrichts in der Grundschule ab der ersten Klasse zeigt. Dies wird Folgen haben. Im dritten Teil dieser Studie werden im Hinblick auf eine Performation Katholischer Grundschule auch diese Fragestellungen wieder aufgegriffen.

      Doch zurück in die ausgehenden 1970er Jahre: Mit Blick auf „katholische Beiträge“ kann in dieser Phase ein weitgehender inhaltlicher Ausstieg aus der Diskussion um die Katholische Grundschule verzeichnet werden, der über rechtliche und eher an allgemeinen Aussagen zur Begründung einer konfessionell ausgestalteten Schule hinausgeht. Joachim Dikow markiert in dieser Phase innerhalb der historischen Schulentwicklung das Ende der traditionellen katholischen Schulpolitik.161 Dies verwundert, denn: Obwohl in Nordrhein-Westfalen nach heftigen schulpolitischen Auseinandersetzungen die Katholische Bekenntnisgrundschule als öffentliche Schule erhalten geblieben ist, ist die spezifische, wissenschaftliche Literaturlage, die eine solche Auseinandersetzung begleitet bzw. inhaltlich weiterentwickelt hätte, äußerst dünn. Wie erklärt sich diese Tatsache? Zum einen ist dies sicherlich darauf zurückzuführen, dass sich das vorrangige kirchliche Interesse auf die bestehenden katholischen Hauptschulen konzentrierte, von denen dann allerdings die meisten in den 1980er Jahren in Gemeinschaftshauptschulen umgewandelt wurden. So war das Bildungsinteresse der Katholischen Kirche eher auf ältere Schüler ausgerichtet. Erst allmählich und zögerlich nahm man überhaupt das zunehmende wissenschaftliche Interesse an der „Grundschule“ als eigenständige und für den individuellen Bildungsverlauf äußerst wichtige Phase wahr. Zum anderen orientierte sich die katholische Schulpolitik deutlich in eine andere Richtung. Das im Zuge des II. Vatikanischen Konzils entwickelte neue Verständnis von Kirche, Welt, Schule, Religionsunterricht und Erziehung führte dazu, dass, wie Dikow resümiert, das „Schulwesen in freier Trägerschaft seit den sechziger Jahren zu einem tragenden Element einer neueren katholischen Schulpolitik“162 wurde. Bis auf einige wenige Fachartikel verlagerte sich das inhaltliche und auch das wissenschaftliche Interesse der (Erz-)Bistümer also auf die kircheneigenen Privatschulen. So schreibt Avenarius in Bd. 2 des Handbuchs Katholische Schule: „Für die katholische Schule ist aus dieser schulpolitischen Umwälzung[163] eine neue Situation entstanden. Sie hat ihren Schwerpunkt heute nicht mehr im öffentlichen, sondern im Privatschulbereich.“164 Dieser Aussage widerspricht Avenarius in seinem Beitrag dann allerdings insofern wieder selbst, als er auf die hohe Zahl Katholischer Bekenntnisgrundschulen in NRW (und Niedersachsen) aufmerksam macht. Dabei bezieht er sich auf die Statistik des Schuljahres 1990/1991, nach der noch circa ein Drittel aller Grundschulen in NRW Katholische Bekenntnisgrundschulen waren. Mit seiner Rede von der „Schwerpunktverlagerung“ weist er also auf ein anderes Phänomen hin: Dass sich nämlich die Entscheidungsträger innerhalb der Kirche in gewisser Weise motivational von den Katholischen Bekenntnisschulen in staatlicher Trägerschaft „verabschiedet“ haben – mit einer Interessenverlagerung in Richtung der eigenen, „freien Schulen in kirchlicher Trägerschaft“ und damit auf die älteren Schüler.

      Eine Ausnahme bilden in dieser Hinsicht das Forschungsinteresse und die zahlreichen Publikationen von Wilhelm Wittenbruch. Ihm soll daher im Anschluss an den Blick auf die wenigen hier relevanten Fachartikel seit 1970 (2.4.1) ein eigener Abschnitt gewidmet sein (2.4.2), um der Frage nachzugehen, inwieweit sein Gedanke um das „Schulleben“ etwas zur Frage nach einem Proprium Katholischer Grundschule beitragen kann.

       2.4.1Katholische Bekenntnisschule in Fachartikeln seit 1970

      Seit den 1970er Jahren erschienen einige Fachartikel und Bücher, in deren Titel sich die Begriffe „Konfessionsschule“ oder „Katholische Schule“ finden.165 Bei genauerer Betrachtung zeigt sich allerdings, dass hier Katholische Schulen im engeren Sinne, also Privatschulen gemäß § 7,4 des Grundgesetzes als Schulen in freier Trägerschaft, Untersuchungsgegenstand sind.

      Insgesamt lassen sich in diesen Schriften – dies sei vorweggestellt – zwei grundsätzliche Tendenzen ausmachen:

      1.Die Veröffentlichung trägt einen eher apologetischen Charakter. In inhaltlicher Hinsicht stellt sie den Versuch einer (wissenschaftlich) begründeten Rechtfertigung der Schulart KGS dar.166

      Oder:

      2.Spezifische Fachartikel setzen sich mit konkreten Einzelfragen einer KGS auseinander, etwa mit dem Problem der Aufnahme nichtkatholischer Kinder in eine KGS, mit der Frage einer verpflichtenden Teilnahme am konfessionellen Religionsunterricht oder an Schulgottesdiensten.

      Diese Einzelfragen forderten in den zurückliegenden Jahren insbesondere die Schulabteilungen der (Erz-)Bistümer zu Reaktionen heraus, die sich um rechtliche Aufklärung und Rechtfertigung der Schulart „Katholische Grundschule“ bemühten. So erschienen einzelne Fachartikel in kircheneigenen Publikationsorganen und/oder auch in Form eigener Broschüren.

      An dieser Stelle muss eine Veröffentlichung neueren Datums genannt werden, die aufgrund ihres Verbreitungsgrades von besonderer Relevanz ist: die von den fünf nordrhein-westfälischen (Erz-)Bistümern herausgegebene Broschüre „Die Katholische Grundschule in Nordrhein-Westfalen“167. Diese Publikation verfolgt das Ziel der Information über den (rechtlichen) Status und Stellenwert einer Katholischen Grundschule innerhalb des öffentlichen Schulwesens. Sie will die substanziellen pädagogischen und religionspädagogischen Möglichkeiten dieser Schulart aufzeigen, organisatorische Besonderheiten benennen und verspricht Informationen über den Mehrwert der Bekenntnisgrundschule. Tatsächlich sind wesentliche Teile dieser Broschüre den rechtlichten Aspekten gewidmet, mit einer leserfreundlichen, übersichtlichen Zusammenstellung des rechtlichen Kontextes. Dabei gerät die „Katholische Grundschule“ als staatliche Regelschule allerdings unter den Eindruck einer „Ehrenrettung“, und zwar derart, als müsse nochmals deutlich gemacht werden, dass und wie sich in ihr staatliches Recht realisiert. Die Antworten auf die Frage nach den Chancen dieser Schulart, der sich die Schrift inhaltlich ja stellen will, bleiben allerdings fragmentarisch. So heißt es im Vorwort: „Die Broschüre verdeutlicht, dass Katholische Bekenntnisschulen in der Ausbildung ihres spezifischen Schulprofils eine außerordentlich anspruchsvolle Arbeit leisten und ein unverzichtbares Gut in der – vom Staat ausdrücklich gewollten – Vielfalt der Schullandschaft darstellen.“168 So versucht die Broschüre den „Mehrwert“169 der Katholischen Grundschule darzustellen, der darin bestehe,

      a)die Kinder deutlich über den Religionsunterricht hinaus mit „der Frohen Botschaft des Evangeliums vertraut zu machen und sie an ein Leben mit und in der Kirche heranzuführen“,

      b)durch eine verbindende Schulgemeinschaft über alle sozialen und nationalen und konfessionellen Unterschiede hinweg einen wichtigen Beitrag für eine aufrichtige Integration zu leisten,

      c)in Anerkennung persönlicher Eigenheiten zu gegenseitigem Respekt zu erziehen,

      d)das Kind aus dem katholischen Glauben heraus als Mittel- und Ausgangspunkt des pädagogischen Handelns zu sehen sowie

      e)sich zu besonderem Engagement zugunsten Benachteiligter verpflichtet zu sehen.

      Im Abgleich dieser genannten Aspekte, die nach Aussagen der (Erz-)Bistümer den „Mehrwert“ der Katholischen Grundschule ausmachen, mit den Richtlinien für

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