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      Die Liebe einer Mutter

      Eines Tages stieg der neunjährige Joey aus dem Schulbus und sagte: „Mama, der Bus ist so leer, dass jeder von uns ’ne ganze Sitzreihe für sich allein haben könnte. Aber die dämlichen Mädchen quetschen sich allesamt in eine einzige rein!“ In seiner Männlichkeit konnte er nicht begreifen, dass weibliche Menschen beiei­nander hocken müssen.

      Gott schuf Mann und Frau einzigartig im Hinblick auf ihre Beziehungen zueinander. Die Verschiedenheit von Mann und Frau ist als Segen gedacht; sie soll unser Leben ausgewogen machen, damit wir die Liebe des Vaters zu uns nur umso reicher und völliger begreifen können. Frauen scheinen auf Intimität und tiefe Freundschaften angelegt zu sein. Weibliche Wesenszüge werden oft mit Attributen wie sanft, pflegend, intuitiv und empathisch beschrieben. Wenn Frauen zusammenkommen, reden sie oft über ihre Gefühlen und Beziehungen, ihre Arbeit und ihre Familien, und in ihren Gesprächen untereinander treten oft ihre nährenden, mütterlichen Wesenszüge hervor. Frauen sehen sich in Beziehung mit den Menschen in ihrem Umfeld und sie ziehen intime Nähe der Isoliertheit vor. Dadurch können Frauen einzigartig mit engen Beziehungen umgehen.

      Die Fähigkeit der Frauen zu lieben übersteigt häufig die der Männer und zeigt überdeutlich den weiblichen Zug, Ernährerin zu sein. Sprüche 10,1 sagt: „Ein weiser Sohn erfreut den Vater, aber ein törichter Sohn ist der Kummer seiner Mutter.“ Es ist normal, dass eine Mutter tieferen Schmerz empfindet, weil ihre Liebe zu ihren Kindern sogar noch zarter ist als die eines Vaters.

      Natürlich müssen Sie keine Mutter im biologischen Sinn sein, um Zartheit und Mitgefühl zu zeigen. Jede Christin, die Gottes Herz und seine ewige Liebe begreift, entwickelt umsorgende, mütterliche Wesenszüge. Woher wissen wir, dass Gott das zarte, fürsorgliche Herz einer Mutter hat? Textstellen wie Jesaja 49,15 und 66,13 schildern, dass Gott sein Volk so liebt wie eine Mutter ihre Kinder. Diese Stellen zeigen Gottes Zartheit und seinen Wunsch, uns zu umhegen und fruchtbar zu machen.

      Immer wieder porträtiert die Heilige Schrift uns Gott in seinen umsorgenden, mütterlichen Zügen: „Vergisst etwa eine Frau ihren Säugling, dass sie sich nicht erbarmt über den Sohn ihres Leibes? Sollten selbst diese vergessen, ich werde dich niemals vergessen. Siehe, in meine beiden Handflächen habe ich dich eingezeichnet“ (Jes 49,15-16). Etwas weiter hinten im Jesajabuch sagt der Herr: „Wie einen, den seine Mutter tröstet, so will ich euch trösten“ (66,13). Gottes tiefe, bleibende Liebe zu uns ist sogar noch größer als die stärksten Bande zwischen einem Neugeborenen und seiner Mutter.

      In Matthäus 23, wo Jesus sein Mitleid mit denen zeigte, die ihn zurückwiesen, bietet sich uns ein weiteres Bild vom umhegenden, zärtlichen Mutterherzen Gottes:

      Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt! (Mt 23,37).

      Jesus sehnte sich danach, seine wundervolle Gnade und Gunst jenen geistlich blinden religiösen Führern in Jerusalem zukommen zu lassen. Auch wenn sie seine Liebe zurückwiesen, bot er sie ihnen doch an, voller Mitleid, wie eine Henne ihre Küken unter ihren Flügeln schart, um sie zu schützen, zu bergen, zu wärmen und zu trösten.

      Das Titus-2-Mandat

      Meine Frau LaVerne hatte in der Anfangszeit unseres geistlichen Dienstes als junge, 28-jährige Pastorenfrau ihre Kämpfe damit, dem Erwartungsdruck standzuhalten, dem sie sich ausgesetzt fühlte, auch ja dem einer Pastorenfrau zugeschriebenen Rollenklischee zu entsprechen, nämlich Frauengruppen, Frauentreffen und Frauenprogramme auf die Beine zu stellen. Sie selbst sagt dazu: „Ich wusste, ich würde niemals die typische Pastorenfrau sein, die Klavier oder Orgel spielte und sang. Ich fühlte mich einfach nicht dazu berufen, eine öffentliche Rolle zu spielen. Ich wusste, dass Gott mich nicht beauftragt hatte, meine Zeit mit der Leitung irgendwelcher Gremien und der Planung von Frauenveranstaltungen zu verbringen. Jedes Mal, wenn ich auf die Knie ging, wusste ich, wozu Gott mich berufen hatte. Es war klar und deutlich: Schule eine kleine Gruppe von Frauen gemeinsam.“

      Deshalb verbrachte LaVerne die nächsten paar Jahre damit, genau das zu tun. Sie begann ihr Leben in eine Handvoll Frauen zu investieren, die in der Gemeinde als Kleingruppenleiterinnen mitarbeiteten – keine Aufgabe für Furchtsame! Die Beziehungen, die sie aufbaute, erforderten Zeit und Anstrengung. Und sie stand nicht im Rampenlicht, um im Applaus eines sie bewundernden Publikums zu baden.

      Jahrelang schulte sie Frauen hinter den Kulissen. Liebevoll fragte sie sie immer wieder, wie es um ihre Ehen stehe. Sie betete und weinte mit ihnen, wenn sie durch die tiefen Täler des Lebens gehen mussten, und freute sich mit ihnen, wenn es etwas zum Freuen gab. Diese Frauen wurden zugerüstet, das, was sie von LaVerne empfangen hatten, ihrerseits anderen Frauen weiterzugeben. Im Ergebnis haben sich LaVernes anfängliche Bemühungen um eine Handvoll Frauen immer und immer wieder multipliziert.

      Auch heute noch stellt LaVerne sich Frauen für Mentoring-Zweierschaften zur Verfügung. Wenn sie vor größeren Gruppen spricht, hört sie immer wieder den Schrei der jüngeren Frauen: „Wo sind denn bloß die älteren Frauen? Wo gibt es denn eine geistliche Mutter für mich, die meine Mentorin sein kann und mir hilft, in meinem Leben als Christin zu wachsen?“ Mit tränenüberströmten Gesichtern sagen jüngere Frauen: „Manchmal bräuchte ich einfach nur eine Stunde zusammen mit einer geistlich reifen Frau. Ich brauche so dringend jemand, der mich ermutigt, zum Vater aufzuschauen. Ich brauche jemand, der geistlich reifer ist als ich und mir wertvolle Erfahrungen weitergeben kann. Ich brauche jemand, der mir sagt, dass ich es schon schaffen werde, was auch immer im Leben auf mich zukommen mag – eine Frau, die mir sagt, dass ich diese Woche überlebe!“ Frauen suchen Freundinnen, Trainerinnen, Ermutigerinnen, die sie auf Jesus hinweisen können.

      Gottes Wort gibt Frauen einen klaren Auftrag zu geistlicher Mutterschaft und zugleich ein Modell davon. Paulus lehrte Titus, wie er geistliche Elternbeziehungen einführen konnte, und in diesem Zusammenhang ermahnte er die älteren Frauen, ihre Kräfte in die Schulung jüngerer Frauen zu investieren:

      … ebenso [unterweise] die alten Frauen in der Haltung, wie es der Heiligkeit geziemt, nicht verleumderisch, nicht Sklavinnen von vielem Wein, Lehrerinnen des Guten; damit sie die jungen Frauen unterweisen, ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben, besonnen, keusch, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig zu sein, den eigenen Männern sich unterzuordnen, damit das Wort Gottes nicht verlästert werde (Tit 2,3-5).

      Paulus wusste, es würde die Gemeinde verändern, wenn die älteren Frauen anfingen, die jüngeren durch ihren gottgefälligen Lebensstil zu unterweisen. Das Reich Gottes schreitet voran, wenn reife Frauen etwas von sich selbst geben und ihre Kräfte in jüngere Frauen investieren. Gott möchte geheiligte – gottesfürchtige – Frauen gebrauchen, die sich von Geschwätz fernhalten und nicht irgendwelchen Süchten ergeben sind. Solche reifen Frauen sind in der Lage, geistliche Mütter zu sein.

      Geistlich reife Frauen geben selbstlos von ihrem Eigenen. Sie unterwerfen ihren Willen Gott und seiner Führung. Aus Liebe zu ihm haben sie das Geheimnis von Philipper 2,3-4 begriffen: „Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst, und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient“ (Luther 1984). Geistlich reife Frauen lassen sich nicht von ihren eigenen Sorgen beherrschen, sondern kümmern sich selbstlos um andere.

      Die

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