Скачать книгу

das jemand qualifiziert, eine geistliche Mutter zu sein. Potentielle geistliche Mütter müssen Frauen sein, die Gott fürchten. Das heißt, es muss ihnen wichtiger sein, was Gott von ihnen hält, als was andere Menschen von ihnen denken. Ein schwaches Selbstbild steht geistlicher Mutterschaft im Weg. Das Leben setzt uns unter Druck, uns anzupassen und uns in einer bestimmten Weise zu verhalten; wenn aber die Furcht Gottes über eine Frau kommt, fragt sie Gott, was er über sie denkt. Sie weiß, dass Christus sie dank seines Blutes annimmt und dass seine Liebe bedingungslos ist. Das bringt Freiheit in ihr Leben.

      LaVerne sprach auf einer Frauenfreizeit über Gottes bedingungslose Liebe. Hinterher kam eine langjährige Christin auf sie zu und sagte: „Ich glaube, ich begreife Gottes bedingungslose Liebe nicht. Als Heranwachsende fühlte ich mich von meinen Eltern nur dann geliebt, wenn ich ihre Erwartungen zufriedenstellte. Also habe ich in all meinen Beziehungen zu anderen meine Liebe immer mit Bedingungen verbunden.“ Am selben Tag noch sah sie ein, wie verkehrt ihr Denken war, und entschied sich, die unergründliche, bedingungslose Liebe anzunehmen, die Gott zu ihr hatte. Ihr Leben veränderte sich völlig! Gott liebt Menschen, ob sie nun seinen Erwartungen entsprechen oder nicht. Er spendet seine Liebe ohne irgendwelche Bedingungen. Wenn wir das begreifen, dienen wir anderen Menschen nicht mehr aus Pflichtgefühl, sondern aus der Liebe heraus, die er zu den Menschen hat. Und durch eben diese Liebe dienen wir einer dem anderen (vgl. Gal 5,13).

      Eine andere Sache, die geistliche Mutterschaft behindert, ist Egoismus. „Ich hab zu viel zu tun.“ „Immerhin hab ich schon meine Kinder großgezogen.“ „Ich bin in Rente – gönnt mir doch meine Ruhe am Strand!“ Das alles sind egoistische Ausreden dafür, sich nicht in das Wachstum einer geistlichen Tochter investieren zu wollen. Naomi, eine der geistlichen Mütter von LaVerne, nahm vor Jahren, im Alter von 48 und nachdem sie sieben eigene Kinder großgezogen hatte, erst einen Pflegesohn und dann noch ihre schon ältere Mutter mit in ihre Familie auf. Von manchen Leuten kriegte sie damals zu hören: „Wäre es nicht an der Zeit, ein bisschen kürzer zu treten?“ Aber diese hingegebene Mentorin fand immer noch die Zeit, sich mit LaVerne zu treffen, um mit ihr zu beten – dafür besorgte sie sich jemand, der sich so lange um ihren Pflegesohn und die alte Mutter kümmerte.

      Durch ihre Hingabe hat Naomi bleibenden Eindruck hinterlassen: „Wenn ich keine Lust habe und am liebsten jammern und herummeckern würde“, sagt LaVerne, „habe ich keine Ausflüchte, weil es in meinem Leben eine geistliche Mama gibt, die es alles andere als leicht hat, aber entschlossen ist, in der Freude zu wandeln.“

      Um in der Welt von heute eine natürliche oder geistliche Mutter zu sein, braucht man eine ganz spezielle Gnade. Mutter sein ist nicht leicht. Neben der körperlichen Belastung, die der 24-Stunden-Tag einer Mutter mit sich bringt, muss sie auch enorme mentale Kräfte aufwenden. Eine Frau, die das begriffen hat, wird nur allzu gerne zugeben, dass sie absolut auf die Gnade des Herrn angewiesen ist.

      So wichtig es auch ist, liebevolle, umsorgende Zweierbeziehungen zu unterhalten – diese Beziehungen müssen sich um die noch wichtigere vertikale Beziehung zu Gott drehen. Eine geistliche Mutter-Tochter-Beziehung muss sich darauf konzentrieren, Gott zu verherrlichen, und sich nach seinem Willen und seinen Zielen richten. In der Küche einer Mutter hängt ein Schild, auf dem steht: „Das Beste, was eine Mutter für ihre Kinder tun kann, ist, ihren Vater zu lieben.“ Diesen Sinnspruch könnte man so übertragen: „Das Beste, was eine geistliche Mutter für ihre geistlichen Kinder tun kann, ist, ihren himmlischen Vater zu lieben!“ Eine solche Beziehung muss ganz und gar darauf ausgerichtet sein, Gott zu verherrlichen.

      Das streicht das erste Kapitel des Lukasevangeliums deutlich heraus, in dem wir Zeugen der Unterhaltung zwischen Elisabeth und Maria werden. Elisabeth und Maria hatten eine Menge gemeinsam. Um nur eines zu nennen: beide erlebten sie eine sehr ungewöhnliche Schwangerschaft. Als Maria Elisabeth besuchen kam, hätten sie sich ausgiebig über ihre jeweilige Situation austauschen, über ihre Gefühle reden, sich ineinander einfühlen und sich um ihre eigenen Bedürfnisse drehen können. Doch nein: vom Augenblick ihrer Begrüßung an richteten sie ihre Blicke nach oben. Ihre Beziehung drehte sich nicht darum, was die eine von der anderen brauchte. Gleich einer erfahrenen geistlichen Mutter ermutigte Elisabeth Maria, die daraufhin in einen Lobpreis Gottes ausbrach:

      Und es geschah, als Elisabeth den Gruß der Maria hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib; und Elisabeth wurde mit Heiligem Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme und sprach: Gesegnet bist du unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes! Und woher geschieht mir dies, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, wie die Stimme deines Grußes in meine Ohren drang, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Und glückselig, die geglaubt hat, denn es wird zur Erfüllung kommen, was von dem Herrn zu ihr geredet ist! Und Maria sprach: Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist hat frohlockt in Gott, meinem Heiland. Denn er hat hingeblickt auf die Niedrigkeit seiner Magd; denn siehe, von nun an werden mich glückselig preisen alle Geschlechter. Denn Großes hat der Mächtige an mir getan, und heilig ist sein Name (Lk 1,41-49).

      Sinn und Zweck einer geistlichen Mutter-Tochter-Beziehung ist die Verherrlichung Gottes. Er ist Ihre Hoffnung: „Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit“ (Kol 1,27). Was für ein herrlicher Plan: Christus, der Gesalbte, lebt in Ihnen! Christus ist es, der durch Sie dient. Es geht nicht darum, was Sie für Gott tun, sondern darum, was Gott in Ihnen und durch Sie tut. Wenn Sie zu ihm aufschauen, vollzieht er durch Sie geistliche Mutterschaft.

      Unterschiede zwischen Männern und Frauen in geistlicher Elternschaft

      Wie kommt es, dass es Frauen so viel leichter fällt, anderen Frauen zu vertrauen als Männer anderen Männern? Wie machen Frauen das, dass sie praktisch schon beim Betreten eines Raumes offen sind und sich verletzlich machen, indem sie aus ihrem persönlichen Leben und von ihren Familien erzählen – während Männer es maximal fertigbringen, sich über das Fußballspiel von gestern Abend oder die Angeltour von letzter Woche auszutauschen? Gehen Frauen mit Mentorenschaften anders um als Männer? Ich meine, es müsste eigentlich keine Unterschiede geben, und doch scheint es so, dass es den meisten Frauen leichtfällt, Beziehungen einzugehen, aus denen intensives Mentoring erwächst, während das den meisten Männern schwerfällt. Daran ist nichts Verkehrtes; es gibt einfach Unterschiede.

      Frauen scheinen so geschaffen zu sein, dass es ihnen von Natur aus leichtfällt, sich auf die Verletzlichkeit einzulassen, auf die eine Mentorenbeziehung aufgebaut ist. Bei Männern ist da ein wenig mehr Überzeugungsarbeit vonnöten. Männer brauchen ein lohnendes Ziel vor Augen. Sie müssen Anfang und Ende überschauen können. Sie brauchen ein Tor, auf das sie zielen können, und eine klare Reaktion von demjenigen, dem sie ihre Zeit widmen. Männer wollen sehen, dass diese Beziehung etwas verändert und zu definierten, messbaren Ergebnissen führt. Sie haben sich daran gewöhnt, dass in zwischenmenschlichen Beziehungen bestimmte Regeln gelten, und es ist nicht leicht für sie, diese Regeln zu brechen. Solche Regeln sind z. B.: Bringe kein Vertrauen auf, solange dein Gegenüber sich noch nicht als vertrauenswürdig erwiesen hat. Mach dich nicht allzu früh allzu verletzlich. Achte darauf, dass die Energie, die du in diese Beziehung steckst, in einem vernünftigen Verhältnis zu dem steht, was dabei herauskommt. Pass auf, dass es nicht zu persönlich wird (m. a. W.: Lass dich nicht in etwas hineinziehen).

      Geistliche Väter und Mütter müssen Frieden darüber finden, wer sie sind. Im geistlichen Sinn Vater, Mutter oder eben Mentor zu sein hat nichts damit zu tun, was der Mentor für sich braucht. Viel zu oft werden wir von dem angezogen, was wir meinen, dass wir es bekommen sollten; wenn wir aber so an eine Mentorenbeziehung herangehen, kriegt diese vom Start weg Schräglage. Als Männer müssen wir unsere vorgefassten Meinungen darüber, welche Vorteile uns unsere geistlichen Kinder bringen sollten, ablegen. Der

Скачать книгу