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Authentisches geistliches Mentoring. Larry Kreider
Читать онлайн.Название Authentisches geistliches Mentoring
Год выпуска 0
isbn 9783955781347
Автор произведения Larry Kreider
Жанр Религия: прочее
Издательство Автор
Erntezeit
Wir leben in aufregenden Zeiten, was die Geschichte der Kirche angeht. Ich glaube, dass wir uns am Vorabend einer großen endzeitlichen Ernte befinden (vgl. Offb 7,9). Statistiken sagen uns, dass sich heute weitaus mehr Menschen bekehren als vor zwanzig Jahren. Keine Frage, der Wind des Heiligen Geistes durchweht unsere Welt wie nie zuvor! In den nächsten Jahren kommen wir dem letzten Kapitel der Weltgeschichte rasend schnell näher, und wir müssen uns darauf vorbereiten, dass in unseren Städten und Dörfern Hunderttausende Menschen ins Reich Gottes kommen werden.
Jesus sagt, wir sollen beständig wachsam und bereit sein: „Sagt ihr nicht: Es sind noch vier Monate, und die Ernte kommt? Siehe, ich sage euch: Hebt eure Augen auf und schaut die Felder an! Denn sie sind schon weiß zur Ernte“ (Joh 4,35). Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen. Ich weiß, dass verschiedene Früchte zu verschiedenen Zeiten des Jahres geerntet werden. Wir mussten immer wachsam sein, unsere Scheunen und Maschinen in Bereitschaft halten, damit wir eine Ernte immer genau dann einholen konnten, wenn die beste Zeit dafür gekommen war.
In allen Zeitaltern hat der Herr kontinuierlich Menschen zu sich gezogen – es waren viele, die in sein Reich hinein geerntet wurden. Doch zuweilen ging ein großer Teil der Ernte verloren, weil es Christen gab, die nicht wachsam und bereit waren. Mir scheint, eine solche Riesenernte, auf die die Kirche nicht vorbereitet war, fiel in die Zeit zwischen den späten sechziger und den mittleren 1970er-Jahren: die Jesus-People-Bewegung. Diese Ernte setzte ein, als einige Christusgläubige zu den Kommunen der Hippie-Aussteiger gingen und diesen Menschen das Evangelium von Jesus Christus brachten, woraufhin sich große Zahlen von jungen Leuten aus dieser Subkultur zum Christentum bekehrten. Anfang 1971 gab es in jedem Bundesstaat bzw. jeder Provinz der Vereinigten Staaten und Kanadas Kaffeehäuser, Kommunen und verschiedenste Unternehmungen der Jesus People.
Aber weite Teile der Kirchen waren auf diesen neuen, radikalen Schlag von Christen nicht eingestellt. Die Spannungen zwischen den Jesus People und den etablierten Kirchen waren eine Quelle von Irritationen sowohl für die Jesus People, die die Kirchen als träge und in Traditionen und Gesetzlichkeit erstarrt ansahen, als auch für die Mitglieder der institutionellen Kirchen, die jene jungen Leute mit ihren langen Haaren und „Jesus-Latschen“ allzu oft überhaupt nicht verstehen konnten. Auch wenn einige Kirchen und Gemeinschaften diese Neubekehrten mit offenen Armen aufnahmen und in Jüngerschaft unterwiesen, fiel doch eine Menge neuer Gläubiger hinten runter und wurde desillusioniert – so lange, bis diese Menschen für den Leib Jesu verloren waren.
Wäre die Kirche vorbereitet gewesen und hätte sie während dieser gewaltigen Erweckung mehr Verständnis und Mitgefühl für jene jungen Leute aufgebracht, dann, so glaube ich, hätte die Ernte weitaus größer ausfallen können. Meiner Meinung nach gab es schlicht und einfach nicht genug geistliche Väter und Mütter, die willens gewesen wären, ihre Arme um diese „Jesus-Freaks“ zu legen und sie als Neugeborene in Christus so lange zu erziehen, bis sie auf eigenen Beinen hätten stehen können – ein Fehler, der uns auf keinen Fall in dieser Generation noch einmal passieren darf!
Der Herr hält Ausschau nach Tausenden geistlichen Vätern und Müttern, um jetzt die kommende Ernte vorzubereiten. Ich glaube, Mentoring ist eine von Gott gewollte Entwicklung, die unmittelbar mit dem Missionsauftrag des Herrn zu tun hat und die wir aufgreifen müssen, um das ganze Potential der großen Ernte zu realisieren. Ich glaube, Mentoring ist ein wichtiger Teil der Strategie Jesu zur Verwirklichung von Jüngerschaft; und wenn wir uns in andere investieren, wird das große Dividenden abwerfen, und zwar in Form eines multiplizierten geistlichen Erbes.
Denken Sie darüber nach: Als jemand, der „Jünger macht“, können Sie zahllose Menschen beeinflussen und durch eine anhaltend wachsende Investition die Welt verändern. Wenn Sie sich nur für einen einzigen Menschen als Mentor zur Verfügung stellen, dieser Mensch wiederum einen anderen in Jüngerschaft unterweist, der Dritte wieder einen anderen, und so jeder, der in Jüngerschaft unterwiesen wird, seinerseits einen weiteren Menschen als Mentor begleitet, ergeben sich verblüffende Multiplikationseffekte!
Sind Sie dazu bereit, Ihre Ressourcen in den Aufbau der geistlichen Kraft anderer Menschen zu investieren? Es handelt sich dabei um eine Investition, die wahrscheinlich ohne Dank bleibt und auch keine sofortigen Erträge bringt. Gott aber verspricht: Wo Sie investieren, werden Menschenleben verändert. Sie haben die Chance, so in das Leben anderer Menschen zu investieren, dass es nicht nur eine große Auswirkung auf die Welt hat, sondern ewig bleibt!
1 Jimmy Stewart, Called to Worship: The Man Behind Michael, Charisma Magazine 4/2000, S. 54 f.
Kapitel 3: Berufen, Familie zu sein
Mentoring erfordert familienartige Beziehungen als Lebensstil.
Vor mehr als dreißig Jahren, als wir als junge Leute unter Jugendlichen arbeiteten, fingen meine Frau LaVerne und ich damit an, mit neuen Christen Beziehungen aufzubauen, die wir damals „Paulus-Timotheus-Jüngerschaftsbeziehungen“ nannten. Ich traf mich Woche für Woche mit ein paar jungen Männern zu Bibelstudium und Gebet, LaVerne machte dasselbe mit einem Kreis junger Frauen. Schon früh erkannten wir, dass diese Beziehungen sich Schritt für Schritt entwickelten und wir vielleicht einen langen Weg würden zurücklegen müssen, bevor wir spektakuläre Resultate zu sehen bekommen würden. Viele dieser jungen Leute kamen aus einer bestimmten Wohngegend, in der es viele Probleme mit Straßenbanden und Drogen gab, und da die meisten von ihnen Gläubige der ersten Generation waren, bekamen sie von Freunden und Familienangehörigen nur wenig Unterstützung.
Auch wir selbst waren jung – wir wussten nicht viel und machten jede Menge Fehler, aber wir hatten das Herz am richtigen Fleck. Schon bald war uns klar, dass wir mehr tun mussten, als bloß jüngerschaftsorientierte Bibelkreise abzuhalten, wenn wir erreichen wollten, dass diese Jugendlichen geistlich wuchsen und nicht wieder vom Weg abkamen. Man musste ihnen das Christsein praktisch vorleben und beweisen, dass es auch wirklich funktionierte, sonst würden sie in dem Ganzen über kurz oder lang keinen Sinn mehr finden. Damals nannten wir das, was uns wichtig wurde, weder Mentoring noch geistliche Vaterschaft, und trotzdem war es genau das. Für uns war das mehr als eine Pflicht oder ein Erlebnis. Es war ein Lebensstil, in dem wir uns beziehungsmäßig mit jüngeren Christen zusammenschlossen, die es bitter nötig hatten, dass ältere Christen sie unterstützten und geistlich förderten.
Wir öffneten diesen jungen Leuten unsere Herzen und unser Haus und liebten sie vorbehaltlos. Tief in uns drin erkannten wir (auch wenn wir damals überhaupt nicht weit nach vorn schauten), dass, wenn wir ihnen halfen, geistlich zu wachsen, sie eines Tages in der Lage wären, ihrerseits anderen zu helfen … und jede Minute, die wir in sie investierten, wäre der Mühe wert.
Also ließen wir diese Teenager an unserem täglichen Leben teilhaben. Sie verbrachten viel Zeit damit, bei uns zu Hause rumzuhängen, machten dauernd rote Kool-Aid-Flecken auf dem Teppich1 und bei gelegentlichen Ringkämpfen auch Löcher in die Wände. Der Hauptteil des Trainings bestand jedoch darin, dass sie uns dabei zusahen, wie wir unsere Kinder liebevoll zurechtwiesen, den Abwasch machten oder das ewige Loch im Dach flickten. Wir lernten Schritt für Schritt, mit tausend Rückschlägen und Neuanfängen, wirkungsvolle geistliche Eltern zu sein; und sie lernten, als Christen Frucht zu tragen.
Der Herr war treu: Aus unseren bescheidenen Anfängen heraus entstand schließlich mit einigen der jungen Christen, die bei uns zu Hause herumhingen, eine Gemeinde; und diejenigen, die den Weg mitgingen, wurden darin unterwiesen, den nächsten Schwung geistlicher Kinder aufzunehmen. Heute haben wir im Rahmen der DOVE Christian Fellowship International (DCFI), einer internationalen Gemeindefamilie, das Vorrecht, zu sehen, dass viele unserer geistlichen Kinder, Enkel und Urenkel ihrerseits geistliche Söhne und Töchter hervorbringen, indem überall auf der Welt neue Kleingruppen und Dutzende von Gemeinden gegründet werden.
An uns gab es überhaupt nichts Besonderes – bis heute nicht! Wir