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empfangen hatte. Ausgehend von dem Beispiel des Paulus und des Timotheus würde die korinthische Gemeinde schon bald ihre eigenen geistlichen Söhne und Töchter hervorbringen. Paulus war davon überzeugt: Wenn gläubige Menschen gute Vorbilder in geistlicher Vaterschaft erleben, werden sie zugerüstet, ein Vermächtnis an die nächste Generation weiterzugeben.

      Das geistliche Wachstum der Gläubigen in der Gemeinde von Korinth stockte aufgrund eines Mangels an reifer Leiterschaft. Nicht zugerüstet, um geistlich zu wachsen, mussten sie um ihre Identität in Christus ringen. Sie wussten nicht, wer sie im Herrn waren. In Ermangelung wahrer geistlicher Väter, die Vaterschaft hätten vorleben können, hatte sich die korinthische Gemeinde zu einem System entwickelt, das Programme und Lehrer hervorbrachte, statt zu einer Familie, aus der Söhne und Töchter hervorgingen.

      Da sie ihre Identität nicht auf Christus gegründet hatten, suchten die Korinther sie in ihrem jeweiligen Lieblingsleiter: „Ich bin des Paulus … Ich des Apollos“ (1 Kor 3,4). Paulus tadelte die korinthische Gemeinde ob ihres Mangels an Reife und machte klar, dass Menschen zwar eine Rolle zu spielen haben, aber doch nur Gott allein die Quelle alles Guten ist, sodass die Menschen ausschließlich ihm folgen sollten. Was sie wirklich brauchten, waren geistliche Väter und Mütter, die gut auf sie aufpassten und sie auf dem Weg zur Reife anspornten. Sie brauchten geistliche Eltern, die in sie investierten in der Erwartung, dass sie am Ende selbst zu geistlichen Eltern würden. Daraus würde eine geistliche Ernte aus gläubigen Menschen mit christusfundierter Identität heranwachsen, die sich über die Generationen hinweg weiter multiplizieren würde.

      Gott will geistliche Eltern hervorbringen, die bereit sind, geistliche Kinder großzuziehen, und diesen helfen, selbst geistliche Eltern zu werden. Darin erfüllt sich die Verheißung des Herrn, „das Herz der Väter zu den Söhnen und das Herz der Söhne zu ihren Vätern umkehren [zu] lassen“ (Mal 3,24). Der Herr stellt die Harmonie zwischen Vätern und ihren Kindern wieder her, und zwar sowohl im natürlichen als auch im geistlichen Sinne, damit Eltern unbeschwert ihr Erbe an die nächste Generation weiterreichen können. Kinder brauchen Eltern, die sie darin unterstützen, charakterlich stark zu werden, und ihnen immer wieder versichern, dass sie wertvolle Gaben Gottes sind. Und Kinder, die heranreifen, müssen dann ihrerseits die nächste Generation aufziehen.

      Jeder ist berufen, Mentor zu sein: Wir werden als Kinder großgezogen, damit wir Eltern werden.

      Kapitel 2: Geistlich investieren

      Geistliche Kinder sind unser Erbe.

      Wäre es nicht toll, wenn jemand Ihr Potential in Christus erkennen und sich entschließen würde, in Ihr Leben zu investieren? Was, glauben Sie, würde passieren, wenn sich mehr Christen für geistliche Elternschaftsbeziehungen zur Verfügung stellten?

      Mein Freund Don Finto, langjähriger Hauptpastor der Belmont-Gemeinde in Nashville/Tennessee, hat eine große Leidenschaft dafür, jüngeren Männern im geistlichen Dienst ein Vater zu sein. Einer der berühmteren seiner „geistlichen Söhne“, der Sänger und Musiker Michael W. Smith, sagt, dass das eine tiefgreifende Auswirkung auf sein Leben gehabt habe:

      Wirklich, wir haben heute in der Gemeinde Jesu ein enormes Potential für Beziehungen wie die zwischen Don und Michael. Gänse fliegen in V-förmigen Formationen, weil dabei eine Aerodynamik entsteht, die es den Vögeln ermöglicht, mehr als siebzig Prozent weiter zu fliegen, als wenn sie jeder für sich unterwegs wären. Der Flügelschlag jedes Vogels produziert Auftrieb für den jeweils dahinter fliegenden. Wird der Vogel, der vorneweg fliegt, müde, dann wechselt er die Position und ordnet sich weiter hinten in der Formation ein. Die Gänse kommen sehr viel weiter, indem sie zusammenarbeiten. Genau darum geht es in einer geistlichen Elternschaftsbeziehung: Auch kommen wir geistlich sehr viel weiter, wenn wir in familienartigen Einheiten zusammenarbeiten, um die Welt zu erreichen.

      Ein geistliches Vermächtnis hinterlassen

      Haben Sie schon einmal von den Shakers („Schüttlern“) gehört? Die Shaker waren eine religiöse Gruppe, deren Blütezeit im frühen 19. Jahrhundert lag und die im Osten der Vereinigten Staaten große Gemeinden aufbaute. Shaker nannte man sie, weil sie den speziellen Brauch pflegten, während ihrer Versammlungen ins Zittern zu geraten.

      Heute sind die Shaker Geschichte. Die letzte und sichtbarste Spur dieser Leute sind die schlichten, solide gearbeiteten Möbel, die sie hergestellt haben. Wie kam es, dass diese einst blühende Gruppe so rasch ausstarb? Weil die Shaker an den Zölibat glaubten und ihn über die Ehe stellten. So konnten sie sich kaum vermehren. Schon bald verloren sogar die religiösen Erweckungen, die dem Shakertum viele Neubekehrte zuführten, an Schwung, und im späten 19. Jahrhundert kam es zum Niedergang der Gruppierung.

      Wenn wir keine Kinder in die Welt setzen, wird unser Vermächtnis ausgebremst und wir haben eben keine Nachkommenschaft, ganz ähnlich wie die Shaker. Wenn es keine geistlichen Väter und Mütter gibt, die die nächste Generation großziehen, laufen wir ernstlich Gefahr, auszusterben. Dann bleibt nichts weiter übrig als religiöses Mobiliar, das man irgendwo in einer Ecke aufstapelt und von Zeit zu Zeit mit ebenso nostalgischen wie wehmütigen Gefühlen bewundert.

      Meine erweiterte Familie versammelt sich jedes Jahr zu einem Familientreffen: Tanten, Onkel, Brüder, Schwestern, Cousins und Kusinen, Neffen und Nichten, allesamt Leute, die eine Verbindung zum Kreiderschen Familienstammbaum haben. Als meine Großeltern noch lebten, konnte ich beobachten, wie sie sich bei diesen Familientreffen immer wieder verschmitzt ansahen. Sie wussten, dass es uns alle nur ihretwegen gab, und ihre Nachkommenschaft versammelt zu sehen, verschaffte ihnen eine tiefe Befriedigung.

      Der Herr möchte geistliche Familien sehen, die sich fortwährend von Generation zu Generation reproduzieren. Der Apostel Paulus dachte über vier Generationen hinweg, als er Timotheus seinen Sohn nannte und ihn ermahnte, sich seinerseits vertrauenswürdige Männer auszusuchen, an die er weitergeben konnte, was Paulus ihm anvertraut hatte: „… was du [zweite Generation] von mir [erste Generation] in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Menschen an [dritte Generation], die tüchtig sein werden, auch andere [vierte Generation] zu lehren!“ (2 Tim 2,2). Paulus dachte an sein geistliches Vermächtnis und sprach als geistlicher Vater zu seinem Sohn, von dem seine geistlichen Enkel und Urenkel kommen sollten. Die gesamte Bibel ist mit einer Familienperspektive geschrieben. Für Paulus war es ganz natürlich, in der Kategorie geistlicher Nachkommenschaft zu denken, denn die biblische Gesellschaft war in Familienverbänden organisiert. Das hatte Gott so gewollt. Er hat eine Generationenperspektive, und auch wir müssen diese Sicht einnehmen.

      Das eigene Erbe multiplizieren

      Gott

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