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Male wird uns eine Mentorenbeziehung als Einbahnstraße vorkommen, und sehr oft wird es auch so sein. Warum denn auch nicht? Als Mentor bin ich verantwortlich, die Initiative zu ergreifen: das Telefon in die Hand zu nehmen, Termine anzuberaumen, zu denen wir uns treffen, Anstöße zum gemeinsamen Gebet zu geben, die gemeinsame Lektüre eines Buches oder der Bibel vorzuschlagen. Ich bin der Initiator. Wir müssen Gedanken ablegen wie: „Letztes Mal habe ich ihn angerufen, jetzt ist er mal dran!“ oder: „Wenn ihm unsere Beziehung was wert wäre, könnte er ja auch mal das Essen bezahlen!“

      Der himmlische Vater schuf Mann und Frau unterschiedlich und sagte über diesen Unterschied: „Es ist sehr gut.“ Die Wahrheit ist, dass wir beide Geschlechter brauchen. Männer und Frauen müssen ihr Potential voll ausschöpfen, um Eltern für immer weitere Generationen gesunder geistlicher Kinder zu sein. Werfen wir nun einen genaueren Blick darauf, wie geistliche Eltern durch Mentoring ihre Kinder aufziehen.

      Was Eltern für ihre Kinder tun

      Ehe Sie ein geistlicher Vater oder eine geistliche Mutter sein können, müssen Sie zuerst Ihre Motive überprüfen. Geistliche Elternschaft ist etwas, das hinter den Kulissen stattfindet. Es ist unwahrscheinlich, dass Ihnen jemand auf die Schulter klopft und sagt: „Mann, du machst da ’nen echt guten Job – bloß weiter so!“ Warum? Weil Vater oder Mutter sein nicht in erster Linie etwas ist, was Sie tun, als vielmehr etwas, was Sie sind. Ich muss niemandem erzählen, dass ich Vater bin. Das wissen die Leute, sobald sie meinem Sohn und meinen drei Töchtern begegnen.

      Sehen wir uns an, was ein geistlicher Mentor üblicherweise tut.

      Eltern lieben und ermutigen ihre Kinder

      Geistliche Eltern lieben ihre Kinder und geben ihnen sanfte Ermutigung, damit sie auf ihrem Lebensweg die richtige Richtung einschlagen. In seinem Brief an die Gemeinde von Thessalonich zeigt der Apostel Paulus, wie sehr er die Thessalonicher als ihr geistlicher Vater liebhatte: „… wir sind in eurer Mitte zart gewesen, wie eine stillende Mutter ihre Kinder pflegt. So, in Liebe zu euch hingezogen, waren wir willig, euch nicht allein das Evangelium Gottes, sondern auch unser eigenes Leben mitzuteilen, weil ihr uns lieb geworden wart“ (1 Thess 2,7 f.). Paulus schätzte die Menschen, deren Mentor er gewesen war, wie eine stillende Mutter, sanft und zart. Wo geistliche Kinder die Zuneigung eines Vaters oder einer Mutter erfahren, erkennen sie das und reagieren da­rauf.

      Mit einem reifen geistlichen Elternteil an ihrer Seite wachsen Kinder rasch heran und lernen schnell und natürlich durch das Beispiel, das sie sehen. Ein Vater oder eine Mutter lehrt, übt ein, gibt ein gutes Beispiel und ist ein Vorbild. Ein geistlicher Vater oder eine geistliche Mutter schärft bei seinen bzw. ihren Kindern das Bewusstsein für Haltungen und Verhaltensweisen in ihrem Leben, die der Veränderung bedürfen. Er bzw. sie hilft ihnen, ihr Leben ehrlich zu betrachten und gewisse Schritte zu tun, damit sich ihr Handeln und ihr Verhalten verändern kann. Nur wenn ein geistliches Kind weiß, dass es geliebt und angenommen ist, hat es die Zuversicht, die es braucht, um Veränderungen vorzunehmen und Entscheidungen zu treffen, die ihm nicht leichtfallen.

      Eltern rechnen damit, dass ihre Kinder wachsen

      Eltern rechnen in jeder Hinsicht mit dem Wachstum ihrer Kinder: körperlich, geistlich, mental und emotional. Im natürlichen Lauf der Zeit und mithilfe von viel Liebe und dem richtigen Maß an Übung erwartet man von Kindern, dass sie zu gesunden Erwachsenen heranreifen und sich ablösen, um ihre eigenen Familien zu gründen.

      21 Jahre nach der Geburt unseres ersten Kindes schritt ich mit meinem ehemaligen „Baby“ am Arm den Mittelgang einer Kirche entlang, um sie zu ihrem Bräutigam zu führen. Mir ging auf, dass ich in den dazwischen liegenden Jahren die ganze Mühe, Zeit und Geld investiert hatte, nur um sie jetzt ihrem Verlobten zu übergeben! Wir zogen sie auf, um sie wegzugeben. Mittlerweile haben sie und ihr Mann drei eigene Kinder und nehmen die Gelegenheit wahr, Eltern zu sein und die nächste Generation zuzurüsten. Elternschaft dreht sich voll und ganz darum, ein Vermächtnis weiterzugeben. Zu geistlicher Elternschaft gehört ein ganzes Paket an Liebe, Übung, Vorbild, Weitergabe und Multiplikation, und das alles in der Erwartung, dass deine Kinder heranwachsen, um das Rad von neuem zu drehen.

      Im Kolosserbrief lesen wir, wie Paulus dem Epaphras Vaterschaft vorlebte, indem er sich in einer Zeit der Not zur Verfügung stellte. Es scheint, als wäre Epaphras zum Glauben gekommen und hätte das Evangelium nach Kolossä gebracht. Dank seiner früheren Beziehung zu Paulus suchte Epaphras diesen in Rom auf, um seinen bewährten Rat hinsichtlich der Irrtümer einzuholen, die die Gemeinde der Kolosser bedrohten. In Reaktion darauf schrieb Paulus seinen Brief, den Brief eines Vaters, der tiefen Anteil am Ergehen seiner Kinder nahm. Diesen väterlichen Brief konnte Paulus schreiben, weil er aufgrund seiner Beziehung zu Epaphras eine geistliche Verantwortung für sie empfand (vgl. Kol 1,7-8). Eltern, die auf diese Weise Elternschaft vorleben, erhalten durch ihre Söhne und Töchter ein Vermächtnis aufrecht, indem diese ihrerseits lernen, anderen Eltern zu sein, um sie ins Reich Gottes zu führen.

      Mein Freund, der Schriftsteller Peter Bunton, verfügt über jahrelange Erfahrung im Training und Mentoring junger Menschen. Er sagt Folgendes darüber, wie man geistlichen Kindern zur Reife verhilft: „Ein geistlicher Vater oder eine geistliche Mutter sollte bereit sein, Menschen mit verschiedenen Persönlichkeiten und Begabungen zu betreuen. Manchmal braucht man einen Mentor, der ganz anders ist als man selbst, damit man als geistlicher Sohn oder geistliche Tochter Facetten seines geistlichen Dienstes entdeckt, die man sonst gar nicht so im Blick hätte. Der Prüfstein dafür, wie sicher jemand in seiner Rolle als geistlicher Vater ist, besteht darin, ob er jemandem weiterhelfen kann, der begabter ist als er selbst!“

      Ich stimme Peter zu. Natürliche Eltern hegen im Allgemeinen den Wunsch, dass ihre Kinder im wahrsten Sinne des Wortes „Größe“ erlangen, mit der sie Gottes Erde zu einem besseren Ort machen. Ebenso sollten geistliche Eltern den Wunsch haben und auch erwarten, von ihren geistlichen Kindern geistlich weit überholt zu werden. Egal, ob das geistliche Kind ohnehin schon reich begabt ist oder viel von dem profitiert, was ihm der Vater bzw. die Mutter beispielhaft vorlebt: die größte Freude des Mentors sollte es sein, den Erfolg seiner Kinder miterleben zu dürfen.

      Eltern setzen ihren Kindern ein Beispiel

      Wenn Menschen in Gott wachsen sollen, brauchen sie jemanden, der die Wahrheit in ihr Leben hineinspricht und ihnen ein Vorbild dafür ist, was es heißt, im Glauben zu wandeln. „Gedenkt eurer Führer, die das Wort Gottes zu euch geredet haben! Schaut den Ausgang ihres Wandels an, und ahmt ihren Glauben nach!“ (Hebr 13,7). Wenn Mentoren denen, denen sie dienen, ein wahrhaftiges und gottgefälliges Beispiel vorleben, werden

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