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und einen guten Beitrag von Raymond de Souza25 erwähnt.

      Da mein Brevier immer noch nicht eingetroffen ist, habe ich wieder mit der ersten Woche begonnen, und die zweite Lesung heute war ein Text von Athanasius: »Der allheilige und über alle Geschöpfe erhabene Vater Christi gleicht einem vortrefflichen Steuermann. Mit seiner eigenen Weisheit und seinem eigenen Wort, mit unserem Herrn und Heiland Christus, lenkt er überall alles zum Heil und ordnet und wirkt alles, wie er es für recht erkennt.« Athanasius nimmt die Antwort auf die deistische Vorstellung von Gott als einem Uhrmacher vorweg, der das Universum ausgetüftelt und dann gänzlich sich selbst überlassen hat, indem er erklärt, dass Gottes fortwährende Sorge notwendig sei, um zu verhindern, dass die Schöpfung ins Nichts zurückfällt.

      Wahrscheinlich ist das Universum ein bisschen chaotischer und aufwendiger, als Athanasius es vermutet hat, und ganz sicher ist es größer, als er es sich jemals hätte träumen lassen.

      Ich weiß nicht, warum Gott ein so unermessliches Universum geschaffen hat, genauso wenig wie ich weiß, weshalb er die Dinosaurier erschaffen hat. Was mich interessiert, ist die Einzigartigkeit des menschlichen Lebens und wahrscheinlich des intelligenten Lebens auf diesem winzigen Planeten in einem entlegenen Winkel des Universums, das vor 14,3 Milliarden Jahren erschaffen wurde, ähnlich wie das Kommen des Erlösers, des Sohnes Gottes, Jesus, der als armes Kind in einer rückständigen und schwierigen Provinz des mächtigen römischen Weltreiches geboren wurde. Welchen Zweck verfolgt die Vorsehung mit alldem? Ein Teil der Antwort muss darin bestehen, dass Gott handelt wie das leise, sanfte Säuseln bei Elija oder wie der Tau aus dem zweiten Eucharistischen Hochgebet.26 Gott spielt ein langes Spiel und die meiste Zeit über geht er sehr leise zu Werke – aber nicht immer, wie wir bei Johannes dem Täufer und seinen Nachfolgern sehen können. Bei vielen Gelegenheiten wissen wir nicht, was Gott tut.

      Herr Jesus, hilf mir, mich für die nächsten paar Monate hier einzurichten und meine Zeit mit Beten, Lesen und Schreiben sinnvoll zu nutzen. Ich bete für all meine Freunde, für alle, die mich verteidigen, dass du sie vor Schaden bewahren mögest.

       Freitag, 15. März 2019

      Heute sind 80 Briefe gekommen und ich habe ein paar Stunden gebraucht, um sie alle zu lesen. Sehr bewegend. Mein ganzes Priesterleben lang – vielleicht mit Ausnahme meines letzten vierjährigen Aufenthalts in Rom – hat mich die Glaubenskraft der Menschen, für die ich tätig war und mich eingesetzt habe, immer gestärkt und inspiriert. So viele gute Leute, die meist ganz still und leise durchs Leben gehen.

      Laut einem kurzen Artikel in der heutigen Herald Sun ist die Zahl der Anrufe bei der Telefonseelsorge während der öffentlichen Berichterstattung über meine Inhaftierung und Verurteilung gestiegen.27 Das sei normal.

      Mir macht die Anzahl derer Sorgen, die wegen meines Schuldspruchs möglicherweise aus der Kirche austreten oder den Glauben nicht mehr praktizieren. Zahlen hierüber liegen mir nicht vor.

      Überrascht hat mich, dass Tim O’Leary gestern berichtet hat, in seiner Gemeinde in Melbourne sei die Zahl der Messbesucher gestiegen. In drei Briefen aus Sydney wurde heute Ähnliches berichtet.

      Jim und Genevieve McCaughan28 haben mir geschrieben: »Am Aschermittwoch haben sehr viele Menschen die Messe besucht – es waren sehr viele, viel mehr als in früheren Jahren« und weiter: »Wir sind Spielfiguren in einer kosmischen Schlacht.« Viele andere äußern sich ähnlich.

      Dres. Cathy und Richard Lennon29 haben eine Karte und zwölf Fotos gesandt, die meisten aus meiner Zeit als Bischof. Dazu schrieben sie: »Wir haben schon von Menschen gehört, die aufgrund Deines mutigen Zeugnisses wieder begonnen haben, den Glauben zu praktizieren.«

      Mary Clare Meney hat die Lage vor ihrer Abreise nach Medjugorje etwas ausführlicher geschildert:

      »Vielleicht überrascht es Dich, das zu hören, aber Deine Situation hat die katholische Landschaft in Australien verändert, und ich habe das Gefühl, dass viel Gutes daraus entstehen wird. Schon jetzt sehe ich, dass einige sehr positive Dinge geschehen. Ich habe von einer ganzen Anzahl abständiger Katholiken gehört, die plötzlich wieder die Messe besuchen. Die ›Schockwellen‹ haben dazu geführt, dass viele praktizierende Katholiken ihr spirituelles Leben ›intensivieren‹. Das ist ein Weckruf für uns alle – und ich glaube, es gehört alles zum Plan der göttlichen Vorsehung.«

      Einem oder zwei engen Freunden gegenüber hatte ich mir den Scherz erlaubt zu bemerken, dass ich an mir selbst keine Besserung feststellen könne trotz der Flut von Gebeten und Bußübungen, insbesondere in Australien, Großbritannien, den USA und Irland, aber auch andernorts. Alle Verantwortlichen des Leitungsteams des Neokatechumenalen Weges30 halten weltweit Fürbitte. Jetzt sehen wir, dass Gottes Vorsehung in einer Weise wirkt, die wir niemals hätten erahnen können.

      Ganz gleich, wie weit diese Entwicklung geht und wie lange sie noch anhält, sie ist in jedem Fall ein guter Grund, Gott zu danken, und sie verweist mich wieder auf den Vorsatz, die Zeit meiner Inhaftierung in religiöser Hinsicht sinnvoll zu nutzen. Und ich muss darauf achten, dass ich das geistliche Gleichgewicht nicht durch unpassende Äußerungen oder falsche Schritte störe. Deo gratias.

      Father Francis Denton, der jüngere Bruder von Father Anthony, hat mir ebenfalls einen sehr schönen Brief geschrieben und mir die Abschrift einer hervorragenden Predigt, in der er mich und die allgemeine Lage erwähnt hat, zugesandt. Ein junger Priester mit Köpfchen, einem klaren Blick und innerer Stärke (und ein hervorragender Maler). Er fügte hinzu: »Man hat den eigenartigen Eindruck, dass sich die Ereignisse zuspitzen und dass die ganze Kirche an der Schwelle zu ihrer endgültigen Läuterung steht. Wie dem auch sei, Gott wird in seiner Vorsehung alle Dinge zum Besten derjenigen ordnen, die auf ihn vertrauen.« Viele der Briefschreiber bringen auf ihre eigene, meist weniger geistreiche und weniger extreme Weise das Gefühl zum Ausdruck, Zeugen eines erbitterten Showdowns zwischen Gut und Böse, Glauben und Religionsfeindlichkeit, Relativismus und der jüdisch-christlichen Tradition zu sein. Wir werden sehen.

      Ein anonymer russischstämmiger Australier, der sich George nennt, hat mir einen Text des heiligen Antonius des Großen, des frühen ägyptischen Einsiedlers oder Mönchs, über das heiligmäßige Leben gesandt, der in der Philokalie31 enthalten ist. Ich hatte diesen Text vorher noch nicht gelesen. Gut und tief und mit einer Portion gesundem Menschenverstand. Das tugendhafte Leben »ist nicht für jedermann gleichermaßen erreichbar«. Spirituelle Menschen sollten nicht zu viel reden, was vermutlich stimmt, aber seine Ansichten über die materielle Wirklichkeit gehen mir zu weit: »Alles Geschaffene ist dem Menschen fremd. Also verachte alle Dinge.« Wir können von Gottes Schöpfung in die Irre geführt werden, aber grundsätzlich ist sie schön und gut.

       Herr Jesus Christus, hilf mir, mich in den Monaten, die vor mir liegen, nicht von Verzweiflung, Wut und Mutlosigkeit erfassen zu lassen. Segne alle, die für die Kirche und für mich beten, und stärke alle, die der Heilige Geist näher zu dir und zur Kirche geführt hat. Mögen sie nicht durch das Unkraut erstickt werden.

       Samstag, 16. März 2019

      Ein ruhiger Tag heute mit einem neuen Hauptwachtmeister im Trakt, blond, schweigsam, irgendwie missbilligend. Ich hatte am Morgen darum gebeten, dass man mir einen Besen bringt, damit ich meine Zelle fegen kann, und dass meine Wäsche gewaschen wird. Nichts davon ist geschehen.

      Heute Morgen war ich bei dem muslimischen Arzt. Mein Blutdruck war 140 zu 80, perfekt für mich. Ich habe Dr. Muhammad erzählt, dass ich seit einigen Tagen eine heftige Erkältung oder Grippe ausbrüte, und er hat einen Abstrich von meiner Nasenschleimhaut genommen, um herauszufinden, was ich habe. Wenn es die Grippe ist, wäre ich der Erste im Gefängnis! Das Medikament, das er mir verschrieben hat, sollte heute Abend bei mir eintreffen (ist es nicht) oder morgen. Bei meiner Rückkehr konnte ich mir ein bisschen Salz besorgen, sodass ich warmes Salzwasser inhalieren kann, wie es die indischen Bauern machen und wie es mir Dr. Trachtenberg empfohlen hat (Mittel gegen verstopfte Nase).

      Mein Brevier für die Fastenzeit ist immer noch nicht eingetroffen, obwohl Kartya versprochen hat, sich darum zu kümmern. Also habe ich mir wieder die Lesungen der ersten Woche im

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