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war sehr hilfreich. Danach fuhren wir am frühen Nachmittag wieder »nach Hause«, zurück zum Gefängnis. Die Gerichtssitzung hatte um 10.00 Uhr begonnen.

      Ein paar der Wachmänner erkundigten sich nach meiner Berufung, und ich sagte ihnen, dass ich sehr gute Gründe für die Berufung hätte. Der eine meinte, davon hätte er schon gehört.

      Bei Gericht musste ich mich in das Verzeichnis der Sexualstraftäter eintragen, aber eine DNA-Probe wurde noch nicht genommen. Ich habe nichts dagegen.

      Nach der Anhörung war ich erleichtert: Ich war froh, diese Erfahrung hinter mir zu haben, und mit dem Urteil kann ich zurechtkommen angesichts der starken Berufungsgründe. Ich habe auch daran gedacht, mich bei Verlassen des Gerichtssaals vor dem Richter zu verneigen.

      Ruth und Robert sind sich einig, dass die Berufung auf der Tatsache basiert, dass ich 1996 nur am 15. und am 22. Dezember die Messe in der Kathedrale gefeiert habe. Damit kann es unmöglich einen Monat später zu einem weiteren Übergriff im Jahr 1996 gekommen sein, aber J.17 hat dreimal bestätigt, dass die Übergriffe im Chorjahr 1996 stattgefunden hätten.

      Außerdem habe ich nachdrücklich darauf hingewiesen, dass ich Alibis von vier Zeugen vorliegen habe, und keiner der vier sei der Lüge bezichtigt worden. »Wie viele Alibis braucht man denn noch?«, fragte ich hitzig, und Paul Galbally lächelte in stillem Einvernehmen. Er wird auch noch mit Adrian Barrett18 sprechen, weil einige andere Chorknaben telefonisch ihre Hilfe angeboten haben.

      Ich betete die meiste Zeit auf dem Weg zum Gericht, der in einem silbernen Spezialtransporter zurückgelegt wurde, in den ich rückwärts einsteigen musste, damit ich in den engen Raum mit der Sitzbank hineinpasste. Auch während der Wartezeit vorher betete ich und dann danach noch ein paar Rosenkränze zum Dank, während ich darauf wartete, dass man mich zurückbrachte.

      Das Gefängnis gibt mir in dieser Fastenzeit reichlich Gelegenheit zur Buße, ein kleiner Ausgleich dafür, dass ich viele Jahre lang keine wirklich strenge Buße praktiziert habe. Ich bedaure das nicht sehr – obwohl ich mehr hätte machen sollen –, weil ich immer viel zu tun hatte. Es ist ein Trost, dass man alle Demütigungen, Leiden und Erniedrigungen mit den Leiden des Herrn vereinen und für das Wohl der Kirche aufopfern kann.

      Mein Brevier für die Fastenzeit ist immer noch nicht da. Es ist bei meinen Anwälten, die dachten, das Buch sei zu empfindlich und würde bei dem üblichen Vorgehen im Gefängnis beschädigt werden. Und ich habe gedacht, die Gefängnisverwaltung sei für die Verzögerung verantwortlich!

      Herr Jesus, danke, dass du mir geholfen hast, diesen Tag durchzustehen. Möge der Schaden, der der Kirche durch die Meldung von dieser Haftstrafe zugefügt wird, durch meine Berufung wiedergutgemacht und mögen die gläubigen Katholiken gestärkt werden, damit sie umso engagierter für Christus, seine katholische Kirche und die ganze christliche Sache kämpfen.

      Donnerstag, 14. März 2019

      Ein Wort oder zwei über meine Unterbringung in Zelle 11, Trakt 8, des Hochsicherheitsgefängnisses von Melbourne, wo ich gemeinsam mit einem muslimischen Terroristen (vermutlich der, der gerade wieder seine Abendgebete singt, aber ich kann mich auch irren) und Gargasoulas, dem Bourke-Street-Mörder, inhaftiert bin. Über die meisten weiß ich nichts. Mindestens ein paar der Häftlinge in den etwa zwölf Zellen schreien nachts vor Verzweiflung, aber in der Regel nicht sehr lange. Es ist interessant, wie man sich an diesen Lärm gewöhnt und ihn als Teil der Umgebung wahrnimmt. Ich bin in Einzelhaft. Bis zu einer Stunde täglich habe ich Hofgang, und außerdem darf ich Besuche von Anwälten, Amtspersonen, Freunden, dem Arzt usw. erhalten. Das Wachpersonal ist nicht gleichermaßen entgegenkommend, aber alle sind korrekt, die meisten freundlich und einige sind sogar herzlich und hilfsbereit. Ich darf Briefe empfangen und kann draußen während des Hofgangs telefonieren.

      Meine Zelle ist sieben bis acht Meter lang und unter dem dunkel getönten Fenster, wo das Bett steht, mehr als zwei Meter breit. Es ist ein gutes Bett mit einer festen Unterkonstruktion, einer nicht zu dicken Matratze, Laken usw. und zwei Decken. Da das Fenster nicht geöffnet werden kann, gibt es eine Klimaanlage, was während der Hitze vor etwa einer Woche sehr nützlich war.

      Wenn man hereinkommt, befinden sich links an der Wand Regale mit einem Bord für meinen Wasserkocher, ein Fernsehgerät und ein Essplatz. Auf der anderen Seite des schmalen Durchgangs, wenn man hereinkommt rechts, befinden sich ein Waschbecken mit heißem und kaltem Wasser, eine offene Toilette mit erhöhtem Sitz und Armstützen (wegen meiner Knie) und eine Duschzelle mit hohem Wasserdruck und wunderbar warmem Wasser. Anders als in vielen noblen Hotels gibt es in der Wand über dem Bett eine gute Leselampe. Es ist sehr bequem, alles, was man braucht, ist in Reichweite – wie die Wohnung einiger Mitglieder der chinesischen Untergrundkirche, die ich einmal in Shanghai besucht habe. Dort befanden sich der Herd, die Toilette und das Waschbecken direkt nebeneinander an der Stirnseite des kleinen Apartments. Im Gefängnis scheint alles irgendwie niedrig zu sein, deshalb ist mein erhöhter Krankenhausstuhl ein wahrer Segen, genauso wie die Gummi-Halsmanschette, die ich mitgebracht habe. Für Kleidung ist nicht viel Platz, allerdings müssen wir die grüne Gefängnisuniform aus Jogginghose und Oberteil tragen. Von dem gelben Betonboden ist an vielen Stellen die Farbe abgeblättert. Einen Teppich gibt es nicht.

      Heute Morgen haben mich ein paar Frauen vom Unterbringungsdienst besucht (das ist nicht die korrekte Bezeichnung). Vicky, die Chefin, die ein Kreuz trägt, war auch dabei. Ich habe gefragt, ob ich etwas mehr Platz, um mich draußen zu bewegen, und ein ansprechenderes Umfeld (als den üblichen Hof), einen späteren Nachteinschluss und etwas Gesellschaft haben könnte. Wegen meines Status sind die beiden letzten Wünsche unerfüllbar. Es scheint aber die Möglichkeit einer Zelle mit einem eigenen kleinen Bewegungsbereich zu geben, zu dem ich dann immer Zugang hätte. Das wäre die einzige Option. So oder so hat Vicky angedeutet, dass man mich, wenn ich von hier aus verlegt werde, wahrscheinlich irgendwo in der Umgebung von Melbourne unterbringen wird.

      Mein Blutdruck war nicht allzu schlecht, als ich beim Arzt war, aber ich glaube, der automatische Monitor muss neu justiert werden. Die angezeigten Werte waren zu hoch.

      Ich habe eine wunderbare Stunde mit Tim O’Leary19 und Bernadette Tobin20 verbracht. Sie haben eine ganze Menge Neuigkeiten mitgebracht; die heftige Kontroverse über meine Situation spaltet die Gesellschaft.

      Die tröstlichste Nachricht kam aus Tims Pfarrei, wo Father Kevin [McGovern] eine gute Predigt über meine missliche Lage gehalten hat und die Zahl der Messbesucher offenbar steigt! Shane Healy, der Pressesprecher des Erzbistums Melbourne, meint, er hätte Ähnliches gehört.

      Einige Berichte waren verstörend, auch wenn wahrscheinlich nichts davon bleibende Wirkung haben wird. Frank Brennan SJ sollte die Ehrendoktorwürde des College of Divinity von Melbourne oder einen vergleichbaren akademischen Titel verliehen bekommen. Man hat ihm mitgeteilt, dass die Sache wegen seiner Unterstützung für mich nicht vorangehe. Der aktuelle Stand ist offenbar der, dass ihm die Auszeichnung zu einem späteren Zeitpunkt verliehen werden soll.21

      Greg Craven, der Vizekanzler der Katholischen Universität von Australien, ist wegen seiner Unterstützung ebenfalls heftig angegriffen worden. Der Vorsitzende des Universitätszweigs der Gewerkschaft der Akademiker hat gefordert, dass er gemaßregelt werden solle. Er hat einen entsprechenden Brief an den Kanzler der Katholischen Universität von Australien geschrieben.22 Natürlich hat Greg auch Unterstützer, aber der Sturm war oder ist noch immer heftig.

      Tim hat auch an den Rektor von St-Patrick’s in Ballarat [John Crowley] geschrieben und dagegen protestiert, dass mein Name von einem Gebäudeflügel entfernt worden ist. Der Rektor hat ihn angerufen und ihm mitgeteilt, dass er von den älteren Jahrgängen viel Kritik hatte einstecken müssen, aber dass die Eltern der 1970er-Jahrgänge ihn unterstützt hätten. »Ja«, hat Tim daraufhin entgegnet, »weil sie George Pell nicht kennen.« Alle aus seiner Mannschaft hatten sich mit Tim in Verbindung gesetzt: Bruce Ryan, Rick Murphy und Peter Leonard, der mich in seinem kleinen Beitrag für [das Schulmagazin] The Shamrock (glaube ich) als jemanden erwähnt hat, dessen Einfluss in seinem Leben wichtig gewesen sei. Gebe Gott, dass meine missliche Lage sowohl diejenigen, die ein bisschen abständig sind, als auch die treuesten unter den Katholiken stärken möge.

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