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aber mühelos getötet werden könne. Ewers’ Schilderung in Band 722 sei demnach völlig korrekt gewesen. Er legte eine Liste der Aktivatorträger bei, gültig ab Band 500, die alle Autoren besäßen, auch Ewers, dem man bestenfalls vorhalten könne, dass er Ovaron in dem Roman nicht als Aktivatorträger bezeichnet habe.

      Auch Voltz fand in seiner Antwort vom 12. Juli, dass es sich zwar um einen Fehler gehandelt habe, der aber angesichts »des vorliegenden Datenbergs außerordentlich gering ist. Im Verhältnis zu früher ist die Koordination der Handlung besser, die Fehlermenge hat sich nachweisbar verringert. Ausschließen lassen sich solche Widersprüche aber nicht, es sei denn, wir wollten die Autoren in ein noch engeres Schema pressen.«

      Zu guter Letzt befand Voltz: »Da weder Herr Schelwokat noch ich entdeckte Fehler an die große Glocke hängen, wissen Sie nicht, was alles ausgemerzt wird!« Allerdings habe er den Autor des entsprechenden Romans gebeten, den Fehler bei nächster Gelegenheit zu korrigieren. Das sei in Band 738 auch in logischer Form geschehen.

      Bernhardt musste wohl oder übel einsehen, dass die Leserbeschwerden über Ovarons Tod von der Sache her falsch waren. Schon in Heft 408 waren während der Second-Genesis-Krise sämtliche Altmutanten gestorben, obwohl sie Aktivatorträger waren.

      Unsterblich bedeutete eben nicht unverwundbar – diesem Trugschluss, der Kritikern der Serie immer wieder als Indiz für Allmachtsphantasien galt, waren viele Leser aufgesessen!

      Essay: WER LIEST PERRY RHODAN? – von William Voltz

      Ich habe mir an Hand der Leserbriefe natürlich Gedanken gemacht, wer unsere Leser sind. Es läßt sich da ein guter Querschnitt herausfinden. In erster Linie wird PERRY RHODAN von jungen Leuten gelesen, also Lesern von 15 bis 29 Jahren, die die Hauptschicht stellen. Es sind aber auch ältere Leser dabei. Ich glaube, was die Frauen angeht, so sind es zwei Drittel männliche und ein Drittel weibliche Leser. In letzter Zeit hat sich das etwas zugunsten der weiblichen Leser verschoben. Wahrscheinlich schon deshalb, weil wir uns etwas von der »Nur-Technik« abgekehrt haben und auch andere Dinge ansprechen.

      PERRY RHODAN wird gelesen von Leuten, die sich Gedanken machen. Das geht einwandfrei aus allen Briefen hervor. Es wird von Leuten gelesen, die sich Gedanken darüber machen, wie geht es weiter, in welcher Welt lebe ich, wie entwickelt sich diese Welt, wo stehe ich, wohin gehen wir, was kann passieren. PERRY RHODAN wird gelesen von Lesern, die ein großes Bedürfnis haben, sich geistig in irgendeiner Form zu betätigen.

      Ich glaube, daß die Möglichkeit der Entfaltung von Phantasie heute in unserer Gesellschaft zum großen Teil erstickt wird. Es ist doch so, daß kaum noch Bereiche da sind, die den Raum bieten, in dem sich gerade der jugendliche Leser entfalten kann: in seiner Phantasie. Und ich halte gerade die Phantasie und die Entfaltung der Phantasie für überaus wichtig für die Entwicklung des jugendlichen Lesers.

      Ich glaube, die PERRY RHODAN-Serie bietet ein breites Feld für diese Betätigung. Das zeigt sich auch an den Briefen, in denen auf ein bestimmtes Thema eingegangen wird: Ist es möglich, daß meinetwegen die Überbevölkerung in der Galaxis Naupaum in der geschilderten Form auch auf unsere irdischen Verhältnisse übertragbar ist? Ist es möglich, daß mit diesen oder jenen technischen Belangen, wie sie in der Serie dargestellt werden, das eine oder andere Problem hier auf der Erde lösbar ist?

      Es lesen also in erster Linie junge Leute PERRY RHODAN, die sich die Frage stellen, wie sieht es morgen aus, geht es morgen noch weiter, und wenn ja, wie geht es weiter und was kann der einzelne dazu beitragen, daß es weitergeht. Das wird zwar von unseren Kritikern des öfteren bestritten, aber ich bin gern bereit, jedem Einsicht zu gewähren in die vorliegenden Leserbriefe, die ganz klar belegen, daß hier eine wirkliche Kommunikation zwischen Autor und Lesern stattfindet, und das habe ich noch bei keiner anderen Romanserie und noch bei keinem anderen Roman in diesem Umfang erlebt.

      (Aus einem Radio-Interview, das Jochen Maes am 25.11.1977 mit Voltz führte)

      Das PERRY RHODAN-Jahrbuch

      In den letzten Jahren war eine regelrechte Flut von Kalendern und Almanachen erschienen. Der Pabel Verlag hatte sich mit zwei Jahrbüchern beteiligt, die Grenzwissenschaften und UFOs behandelten, genauer: Parapsychologie und die Möglichkeit eines Besuchs Außerirdischer auf der Erde. Ihr großer Erfolg bewog den Verlag, einen Vorschlag des Literaturagenten, Übersetzers und Redakteurs Thomas Schlück aufzugreifen, der gerade Scheers ZBV-Serie bearbeitete: Warum nicht ein Jahrbuch über PERRY RHODAN herausgeben – ein attraktives Buch zu einem möglichst niedrigen Preis?

      Schon im letzten Jahresdrittel 1974 begannen die Vorarbeiten, die mit Schlücks Einverständnis William Voltz übertragen wurden. Der frischgebackene Herausgeber schilderte im Juli 1975, als das Jahrbuch bereits sechs Wochen an den Verkaufsständen war, auf der Leserseite von PERRY RHODAN 726 den Werdegang des Projekts.

      »Nachdem der Verlag seinen Entschluss einmal gefaßt hatte«, weiß Voltz zu berichten, »fand eine Besprechung statt, an der die Geschäftsleitung ebenso teilnahm wie die Mitarbeiter des Cheflektorats und der Redaktion. Ich war überrascht, mit welcher Intensität man an diese Sache heranging, von Anfang an war mir klar, dass die Übernahme der Jahrbuch-Redaktion kein Zuckerschlecken sein würde. Im Verlauf dieser Besprechung wurde beschlossen, jedes Jahrbuch unter ein besonderes Leitthema zu stellen. Das sollte natürlich auch bereits für das erste Jahrbuch gültig sein. Wir einigten uns auf das Thema ›Roboter‹, weil wir glauben, damit einen besonders großen Kreis unserer Leser zu interessieren.«

      Voltz wandte sich im Herbst 1974 in einem Rundschreiben an das Autorenteam und setzte es von dem neuen Projekt in Kenntnis. Als eine größere Reaktion ausblieb, nahm Cheflektor Kurt Bernhardt die Sache am 23. Oktober selbst in die Hand. In einem neuerlichen Rundschreiben bezog er sich auf Voltz’ Brief, »in dem Sie davon in Kenntnis gesetzt worden sind, dass der Verlag ein PERRY RHODAN-Jahrbuch 1974/75 herausbringen wird. Die Autoren haben bisher dazu noch keine Stellung genommen. Ich bin der Auffassung, ein Story-Wettbewerb ist für alle Autoren nicht nur interessant, sondern gibt dem Jahrbuch den Pfiff, um die PERRY RHODAN-Serie mit neuen Impulsen zu versehen.«

      Er rekrutierte die gewünschten Mitarbeiter: »Letzten Endes will doch jeder Autor noch in den nächsten 10 Jahren für PERRY RHODAN schreiben, und dafür muß man auch etwas tun. Ich bitte jeden Autor, seine Roboter-Story so schnell wie möglich dem Verlag zuzusenden. Natürlich soll sie aus der Welt der PERRY RHODAN-Serie sein. Der Umfang jeder Story soll ca. 7–8 Druckseiten betragen. Ich schlage ausdrücklich das Thema ›Roboter‹ vor, weil es ein sehr interessantes Thema ist. Ein Thema, das von allen Autoren behandelt wird, gibt auch jedem Autor die Möglichkeit für eine gerechte Beurteilung.«

      Für populärwissenschaftliche Beiträge war Thomas Schlück angesprochen worden, auch Erich von Däniken sollte einen Beitrag leisten, was von Cheflektor Bernhardt jedoch vehement abgelehnt wurde. Außerdem wollte Voltz einige amerikanische Beiträge aufnehmen, vor allem einen Artikel des legendären SF-Autors A. E. van Vogt – was Bernhardt am 13. November 1974 sehr skeptisch stimmte: »Haben Sie die entsprechenden Übersetzer? Finden Sie es nicht besser, wenn die Übersetzung hier durch den Verlag erfolgt? Die Entscheidung als Herausgeber (!) liegt natürlich bei Ihnen.«

      Das lange Warten

      Voltz trommelte nicht zuletzt unter Mithilfe Clark Darltons in kürzester Zeit einige Autoren zusammen, darunter auch einen alten Freund. Er hieß Klaus Fecher und war einigen SF-Lesern noch durch Übersetzungen von Romanheften bei Pabel bekannt, die vorwiegend in den Fünfzigerjahren erschienen waren. Aber die wenigsten Leser werden gewusst haben, dass er auch einmal als professioneller Lektor tätig gewesen war.

      Voltz bat ihn im Januar 1975 aufgrund der Zeitknappheit gleich um mehrere Artikel, die Fecher auch prompt verfasste. Aber Cheflektor Bernhardt wollte ein möglichst vielseitiges Produkt. Er wandte sich deshalb am 21. des Monats an den Herausgeber und verfügte – leider heute noch bei vielen Verlagen gängige Praxis –, »daß für jeden Artikel ein besonderes Pseudonym im Jahrbuch verwendet werden muß. Setzen Sie sich deshalb mit Herrn Fecher in Verbindung und vereinbaren Sie die einzelnen Pseudonyme.«

      Ein solches Gespräch fand allem Anschein nach auch statt, denn Voltz notierte sich sechs Namen, die in Frage kamen: Fred Gurich, Karl A. Ritz, Garry Morgan, Martin

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