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Kurt Mahr und Willi Voltz einmal sehr enge Freunde werden sollten.

      Und im Herbst 1962 war es dann so weit: Mahr bestand die Prüfung. Er hatte jetzt sein Diplom in der Tasche. Aber eines hinderte ihn noch am Aufbruch in die Vereinigten Staaten: der fehlende Job. »Ich schrieb an Wernher von Braun und bat ihn um Auskunft, wie man als Deutscher in Amerika eine Anstellung als Physiker finden könne.« Der emigrierte Raketenwissenschaftler riet ihm, sich an ein von der amerikanischen Armee unterhaltenes Büro in Frankfurt zu wenden, das deutsche Wissenschaftler in die USA vermittelte. Und so reiste Kurt Mahr am 5. Dezember 1962 mit Frau, zwei Kindern und Schwiegermutter in die Vereinigten Staaten ab, um fortan dort zu arbeiten.

      Später sagte er einmal: »Meine Teilnahme am amerikanischen Raumfahrtprogramm beschränkte sich darauf, dass ich in den Jahren 1962 bis 1966 an Hochenergie-Brennstoffzellen vom Bacon-Typ gearbeitet habe.« Sie wurden an Bord der Apollo-Kapseln verwendet.

      Kurzbiografie: Wernher von Braun

      Der amerikanische Raketenkonstrukteur deutscher Herkunft (1912 bis 1977) entwickelte seit seinem zwanzigsten Lebensjahr im Auftrag des Heereswaffenamts Flüssigkeitsraketen und wurde 1937 technischer Direktor an der Heeresversuchsanstalt in Peenemünde, wo er die Entwicklung der A4-/V2-Raketen leitete. Nach dem Krieg setzte er seine Arbeit in den USA fort, wurde 1955 eingebürgert und trieb ab 1959 als leitender Mitarbeiter der NASA, zuletzt als Direktor des Raumfahrtzentrums in Huntsville, Alabama, die Entwicklung großer Trägerraketen voran – darunter die »Jupiter C«, mit der im Januar 1958 der Satellit »Explorer I« in seine Umlaufbahn gebracht wurde. Dadurch wurde die Vorherrschaft der Sowjetunion im All gebrochen, und Wernher von Braun wurde eine Symbolfigur für die Zukunft der westlichen Raumfahrt.

      Im September 1958 suchte ihn während eines dreitägigen Besuchs bei seinen Eltern im oberbayerischen Kreis Rosenheim auch eine Abordnung des Science Fiction Club Europa unter Leitung von Clark Darlton auf, der ihn danach in einem Artikel als »menschliche Verkörperung unserer Ziele« idealistisch verklärte. Auch Kurt Mahr stand mit von Braun in Verbindung. Die Ehrfurcht vor dessen Leistungen war damals sehr groß. Seine Verwicklung in die Verbrechen des Dritten Reiches, darunter der Einsatz von Arbeitskräften aus dem Konzentrationslager Dora-Mittelwerk, war zu jener Zeit noch nicht allgemein bekannt.

      Der vierte Stammautor der Serie, Kurt Brand, hatte gerade wegen sinkender Einnahmen seine Leihbücherei aufgeben müssen und schrieb jetzt, um existieren zu können, verstärkt Western. 1962 erschienen unter den Pseudonymen Buster Brack, Conny Cuba, Cherry Moss und John Rifle gleich fünfzehn davon. Seine wichtigsten SF-Leihbuchromane waren bereits als Heftausgaben bei Moewig und Pabel neu aufgelegt worden, jetzt publizierte er neben sechs PERRY RHODAN-Heften in der Reihe TERRA die Erstdrucke »Der Sternenjäger« und »Der Galaxant«, in dem ein rätselhaftes Wesen die erstarrten Machtstrukturen eines galaktischen Imperiums bedroht – für viele sein bestes und reifstes Werk.

      1963 sollte in TERRA seine noch heute überaus beliebte zehnbändige SF-Serie um den Weltraumreporter Yarl starten, für die er in späten Jahren noch das Fragment einer unveröffentlichten Fortsetzung schrieb. Doch dieses Jahr sah mit »Denn der Potomac erzählt«, der unter dem Namen Harry S. Kingston erschien, vor allem noch Brands einzigen Ausflug in den Bereich des Gesellschaftsromans.

      Die erste Buchausgabe

      Schon Anfang 1962 waren die Vorarbeiten für eine erste deutsche Buchausgabe der PERRY RHODAN-Serie angelaufen. Die Gebrüder Zimmermann hatten damals mit ihren Verlagen Balowa, Hönne und Widukind eine führende Rolle auf dem Leihbuchmarkt inne, und hier speziell auf dem Gebiet der Science Fiction.

      Normalerweise wurden Leihbücher später als Heftromane nachgedruckt, so geschehen bei vielen Klassikern von Scheer, Darlton und Shols. Im Falle von PERRY RHODAN war es genau andersherum, wobei die ersten sieben Bände unter dem Widukind-Imprint erschienen, die Bände 8 bis 56 jedoch unter dem Label Balowa.

      Insgesamt erschien die Serie binnen sieben Jahren bis einschließlich Band 156 in geringfügig bearbeiteter Form mit jeweils zwei Heften pro Band, unter Auslassung von 43 Ausgaben – darunter Kurt Mahrs Kolonistenabenteuer. Die Zusammenstellung der Bücher besorgte Scheer noch zusätzlich zu seinem gewaltigen Arbeitspensum. Sie sollte ein wichtiges Lehrstück für die SILBERBÄNDE werden, die zwanzig Jahre später von William Voltz zusammengestellt wurden – und zeigen, wie hoch der Qualitätsstandard für eine definitive Buchausgabe wirklich angesetzt werden musste.

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      Inserat in TERRA 191 (1961)

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      Punktlandung nach langem Sprint

      Bereits Anfang des Jahres 1962 war es bei K. H. Scheer in Friedrichsdorf zu einem folgenschweren Gespräch gekommen. Der Miterfinder von PERRY RHODAN hatte einen jungen Mann zu Besuch gehabt, den er aus seiner eigenen Fanzeit als überaus aktiven Kollegen schätzte. Er hatte seinen Werdegang genau verfolgt und hielt große Stücke auf sein schriftstellerisches Potenzial und seinen Ideenreichtum.

      Der 23-Jährige plauderte mit ihm über seinen Erstlingsroman »Sternenkämpfer«, der 1958 unter dem Namen William Ch. Voltz in der Reihe der Wieba-Leihbücher erschienen war, die der in Wuppertal-Barmen ansässige Wiesemann Verlag herausbrachte. Sein Buch hatte einen besonderen Stellenwert gehabt, denn es handelte sich um eine »Sonderausgabe der Buchgemeinschaft Transgalaxis«, genauer gesagt um den »1. Band für die Mitglieder«. Die Veröffentlichung war auf Betreiben des Gründers der Buchgemeinschaft Transgalaxis (TG), Heinrich Bingenheimer, erfolgt, der wie K. H. Scheer und Winfried Scholz Mitglied im Science Fiction-Club »Stellaris« war. Bereits 1957 hatte Bingenheimer eine SF-Anthologie herausgebracht, die auch zahlreiche Kurzgeschichten von William Chr. Voltz enthielt. Sie hatten den jungen Mann, der seitdem bei Bingenheimers Literarischer Agentur unter Vertrag war, deutlich aus der Fanszene jener Zeit hervortreten lassen.

      Vielleicht hatten Scheer und Voltz sich bei ihrem Gespräch auch erinnert, dass dieses Leihbuch am 20. November 1959 als UTOPIA-Roman 200 unter dem Titel »Sternenkämpfer und Raumpiraten« seinen einzigen Heftnachdruck erlebt hatte – und das auch noch im Moewig-Konkurrenzverlag Pabel und mit dem einzigen Cover, das Johnny Bruck zu dieser Reihe jemals beitragen sollte. Oder wie ihr Club-Kamerad Heinrich Bingenheimer seinen Kunden den Erstlingsroman angekündigt hatte, nämlich dass der Autor ihnen von seinen beliebten Kurzgeschichten im Nachrichtenblatt von Transgalaxis her bekannt war und dass es sich um einen echten Leckerbissen handelte: »Das Manuskript lag einem größeren Kritikerkreis vor und der Prominenteste aus diesem Kreis, K. H. Scheer, faßte sein Urteil mit den Worten ›Das ist ein ausgezeichneter Roman‹ zusammen.«

      Dem Leihbuch selbst hatte damals bei Erscheinen ein Blatt beigelegen, auf dem Bingenheimer die Entstehungsgeschichte der Sonderausgabe umriss: »Der Anfang! In diesen Tagen konnte TG die Vorarbeiten zur langerwarteten ersten Mitgliederausgabe zum Abschluß bringen. Da die Mitgliederzahl TG’s einerseits erst mit rund 1.200 zu Buche steht, andererseits aber auch die täglichen Anfragen und Wünsche der Mitglieder Beachtung finden müssen, habe ich mich schon jetzt zu dieser Publikation entschlossen und mit dem Verlag zwecks Rentabilität der Auflage, und um einen günstigen Mitglieder-Preis zu ermöglichen, vereinbart, daß eine weitere kommerzielle Auflage von 300 Exemplaren gedruckt werden kann, die im Leihbuchhandel vertrieben wird. Die Gesamtauflage beträgt 1.500 Exemplare und somit wird dieses Buch im Handel nicht zu haben sein. Die Mitgliederausgabe erscheint in Sonderausstattung, Ganzleinenband mit Prägung, Widmungsvorsatz, gutes Papier und vierfarbigem Titel-Schutzumschlag.«

      Und auf dem Buch selbst machte auch der Klappentext einiges her: »Wenn die Buchgemeinschaft Transgalaxis – Deutschlands führender Utopia-Spezial-Versand – gerade dieses Werk ihren Mitgliedern widmet, ist dies ein Werturteil par excellence. Aus vielen Manuskripten ausgewählt, besticht dieser Roman in seiner großartigen Spannung, in seinen Ideen und mit seiner flüssigen Sprache.« Und man verhehlte den Lesern auch nicht, worum es ging: »Die Geschichte beschreibt eine Zukunft, die trotz aller phantastischen Ereignisse immer real bleibt. Es ist die Geschichte Wade Quentin’s, des Beauftragten

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