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Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter
Читать онлайн.Название Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740980672
Автор произведения Tessa Hofreiter
Жанр Языкознание
Серия Der neue Landdoktor
Издательство Bookwire
Nachdem Elli die Haustür geöffnet und Til begrüßt hatte, war sie sich ihrer Worte über den Autor nicht mehr so sicher. Der Schriftsteller wirkte verschlossen und angespannt. Auf dem Weg zu den Holzers bemühte sich Elli, unbefangen zu plaudern, aber Til antwortete nur einsilbig. Er hatte ihr zwar ein Kompliment über ihr Kleid gemacht, aber es hatte steif und gezwungen geklungen. Vom Humor und der Wärme, die Elli an dem Abend der Lesung erkannt hatte, war nichts mehr zu spüren.
Na, das kann ja heiter werden!, dachte sie ernüchtert.
Miriam Holzer begrüßte den Schriftsteller überschwänglich, Elli wurde höflich, aber mit deutlich weniger Begeisterung empfangen. Sie nahm den angebotenen Aperitif und beobachtete das gesellschaftliche Treiben im Hause Holzer.
Miriams Vater Gernot schien ein bodenständiger Mann zu sein, der harte Arbeit kannte, aber darüber seine Lebensfreude nicht verloren hatte. Mit dröhnendem Bass unterhielt er sich mit seinem Spezi aus dem Gemeinderat, Bürgermeister Talhuber.
Carola Holzer war eine hagere Frau mit blondierten Haaren, die einen Ausdruck verkniffener Höflichkeit zur Schau trug. Sie und Helga Talhuber wetteiferten um die Aufmerksamkeit Til Tilsners, der müde im Sessel saß und so wirkte, als wäre er am liebsten ganz woanders.
Der Pfarrer, ein sympathischer Mann mittleren Alters, unterhielt sich angeregt mit dem Leiter der örtlichen Grundschule, Valentin Brunner. Der junge, unverheiratete Lehrer war in Begleitung seiner Mutter erschienen, einer engen Freundin von Carola Holzer. Die Gelegenheit, den berühmten Krimiautor im privaten Kreis zu treffen, würde sich eine Dame wie Renata Brunner gewiss nicht entgehen lassen! Nach ein paar Minuten höflichen Plauderns mit dem Herrn Pfarrer, gesellte sie sich zu den Damen, die sich um den Schriftsteller bemühten.
Dann klingelte es zum letzten Mal, und Miriam stolzierte strahlend zur Tür. Sebastian und sein Vater waren gekommen. Wie groß war ihre Enttäuschung, als sie sah, dass ihr nur Benedikt Seefeld gegenüber stand!
»Sebastian lässt sich entschuldigen«, erklärte der ältere Landdoktor. »Es kam ein Notfallanruf, und er musste einen dringenden Hausbesuch machen. Mein Sohn bittet dich, die anderen Gäste nicht seinetwegen warten zu lassen und mit dem Essen zu beginnen. Er hofft, dass er später noch dazu kommen kann.«
Miriam kaute an ihrer Enttäuschung, aber sie bewahrte Haltung. »Dann bitte ich darum, dass wir jetzt Platz nehmen«, sagte sie höflich. »Der Koch Felix Messner vom ›Esszimmer‹ wird uns heute Abend verwöhnen. Hoffen wir, dass Sebastian noch rechtzeitig kommt, um den Hauptgang genießen zu können.«
Man setzte sich zu Tisch, und außer Miriam schien sich niemand an dem freien Platz an ihrer Seite zu stören. Felix wurde von den Anwesenden freundlich begrüßt, als er den ersten Gang servierte: Wildkräutersalat mit feinem Himbeerdressing, einem Ziegenfrischkäsetaler und geröstetem Honigbrot. Es schmeckte fantastisch, und die Gäste sparten nicht mit Lob.
»Es ist nicht nur so, dass Herr Messner ein exzellenter Koch ist. Nein, er hat auch eine interessante Geschichte«, brachte sich Renata Brunner ins Gespräch. »Die wird Sie bestimmt interessieren, Herr Tilsner! Vor kurzem verstarb die Ur-Großtante von Herrn Messner und vermachte ihr gesamtes, sehr großes Vermögen ihrem Papagei. Als Verwalter mit uneingeschränkten Rechten setzte sie Felix Messner ein, der zeit seines Lebens für den Vogel sorgen soll. Da er das Vermögen nach eigenem Gutdünken verwalten und ausgeben kann, ist quasi er der Erbe des gesamten Besitzes. Dieses skurrile Testament der eigenwilligen alten Dame bietet doch sicher Stoff für einen Ihrer neuen Romane.« Sie beugte sich über den Tisch und schaute den Schriftsteller beifallheischend an.
»Wohl kaum für einen Krimi«, antwortete Til Tilsner kurz angebunden. »Höchstens dann, wenn die alte Dame umgebracht worden wäre.«
Betretenes Schweigen war die Antwort, und unwillkürlich richteten sich alle Augen auf den Herrn Pfarrer, um zu sehen, wie er reagieren würde. Dieser beschloss diplomatisch, die rüden Worte zu überhören.
Elli reagierte anders. Sie war enttäuscht von Tils Verhalten und hatte keine Lust, damit hinterm Berg zu halten. »Dabei gleich an Mord zu denken, kann wohl auch nur einem Krimischreiber einfallen!«, sagte sie kampflustig.
»Könnten Sie mir bitte den Brotkorb reichen?«, piepste Miriam. Meine Güte, diesen Abend hatte sie sich anders vorgestellt! Erst Sebastians Verspätung, und dann war dieser Schriftsteller offensichtlich schlecht gelaunt.
Mit einem gemurmelten »Bitte sehr!« schob Til den Korb zu ihr hinüber und stocherte weiter lustlos in seinem Salat.
Benedikt Seefeld glättete die Wogen. »Es ist doch natürlich, dass Berufe auf das Privatleben abfärben«, sagte er ruhig. »Nehmen Sie zum Beispiel uns als Arztfamilie. Wie oft werden wir gerufen, und das hat durchaus Auswirkungen auf unser Privatleben. Denken Sie nur an meinen Sohn, der später oder vielleicht gar nicht kommen wird. Wenn so etwas bei Einladungen öfter geschieht, dann kann man schon in den Ruf kommen, unzuverlässig zu sein.«
»Das würden wir niemals von unserem Doktor denken!«, antwortete Carola Holzer prompt. Sie wusste von der Schwärmerei ihrer Tochter und wollte sie unterstützen.
Das Gespräch wandte sich wieder unverfänglichen Themen zu, und Felix servierte den zweiten Gang, eine leichte Selleriecremesuppe mit Sahnehäubchen und frischer Brunnenkresse. Elli bemerkte, dass Til von der Suppe nur eine Löffelspitze voll probierte, und sie dann ungegessen abtragen ließ.
Schnösel!, dachte sie. Was magst du denn daran nicht? Sie schmeckt nach Sellerie und dem guten Weißwein, den dieser Felix Messner zum Kochen genommen hat. Sie ist doch rundum klasse!
Kurz bevor der Hauptgang aufgetischt werden sollte, kam Sebastian. Er entschuldigte sich noch einmal persönlich bei seiner Gastgeberin und setzte sich dann auf den Platz neben Miriam.
Meine Güte! Die strahlt ja wie hundert Glühlampen!, dachte Elli. Das sieht wirklich nicht mehr natürlich aus.
Während des leckeren Hauptgangs – zarter Rehrücken mit Preiselbeeren, gebratenen Kräutersaitlingen und winzigen Semmelknödeln – unterhielt man sich angeregt. Miriam streute immer wieder Fragen an den Ehrengast ein, aber es war deutlich, dass ihr Hauptinteresse eigentlich Sebastian galt. Natürlich wusste sie, dass er nichts über seine Patienten erzählen würde, aber über seinen Beruf im allgemeinen zu sprechen, war schon interessant genug.
Helga Talhuber, die jedes Buch von Til Tilsner gelesen hatte, fand, dass jetzt unbedingt wieder der Schriftsteller im Mittelpunkt der Gesellschaft stehen sollte. »Ich bewundere Ihre Fantasie!«, schmachtete sie. »Und dieses Düstere, Abgründige! Es ist ja so faszinierend! Woher nehmen Sie nur immer Ihre Ideen?«
Der Autor lächelte gequält. »Wissen Sie, wie oft man mich das schon gefragt hat und wohl noch fragen wird? Ich wünschte, den Leuten würde mal etwas Originelleres einfallen!«
Elli fand die aufgedonnerte Frau des Bürgermeisters nicht besonders sympathisch, aber jetzt tat sie ihr leid. Sie war puterrot geworden und spielte verlegen mit ihrem Weinglas.
»Kann ja nicht jeder so originell und einfallsreich sein wie du!«, raunte die junge Frau ihrem Tischherrn ins Ohr. »Hör auf, so unfreundlich zu sein!«
Til wandte ihr sein Gesicht zu, und Elli bemerkte überraschte, wie schlecht er aussah. Er war auffallend blass, und auf seiner Oberlippe zeichnete sich ein feiner Schweißfilm ab. »Geht es dir nicht gut?«, fragte sie leise.
Der Mann schüttelte unmerklich den Kopf und schloss für eine Sekunde die Augen. Dann wandte er sich an Helga Talhuber. »Bitte, entschuldigen Sie, ich wollte nicht unhöflich sein«, sagte er. »Es ist nur nicht einfach, immer wieder die gleiche Frage zu hören, auf die ich keine Antwort weiß.«
»Oh, das kann ich gut verstehen«, antwortete die Frau, geschmeichelt von der Entschuldigung. Sie verstand zwar nicht wirklich, was Til Tilsner damit meinte, aber das war nicht weiter wichtig. Er war halt ein Künstler, und die musste man nicht immer verstehen.
Elli sah, dass ihr Tischherr auch vom leckeren Hauptgang kaum etwas gegessen hatte, und sie begann, sich Sorgen zu machen. Offenbar ging es Til nicht gut; vielleicht litt er wieder