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Funkeln in den Augen nickte. »Danke, Miriam. Wir kommen gern.« Demonstrativ legte Sebastian den Arm um die Schultern der jungen Hebamme, die unbeachtet neben ihm stand. »Entschuldige uns bitte, Anna und ich haben noch etwas vor.«

      Miriams Gesichtszüge entgleisten kurzfristig, als sie den beiden hinterher schaute. Traudel klopfte ihr freundlich auf den Arm und sagte unschuldig: »Ist doch nett, wie gut die beiden sich beruflich und privat verstehen, gell?«

      »Ja, ganz reizend!«, antwortete Miriam mit schmalen Lippen. »Servus, Traudel.«

      »Servus, meine Liebe!«

      Benedikt schaute Traudel und Emilia an, die beide verstohlen grinsten. »Lasst uns nach Hause gehen«, sagte er. »Für heute Abend habe ich genug von Krimis und wichtigen Persönlichkeiten. Was haltet ihr davon, wenn wir es uns im Wintergarten gemütlich machen?«

      »Viel!«, antworteten seine Enkelin und Traudel wie aus einem Munde.

      Inzwischen waren Sebastian und Anna schon ein gutes Stück voraus gegangen. Die junge Hebamme warf ihm einen verschmitzten Seitenblick zu. »Ich wusste ja gar nicht, dass wir heute Abend noch etwas vorhaben«, sagte sie.

      »Tja, man muss ja nicht immer mit Einladungen auf edlem Papier daherkommen, so wie die gute Miriam. Was hältst du denn so ganz spontan von einem Stündchen im Biergarten?«

      »Da sage ich doch ganz spontan ja!«, antwortete Anna gutgelaunt.

      Im Gemeindehaus sammelte Elli ihre Sachen zusammen. Henning unterhielt sich noch mit anderen, und Til Tilsner überraschte die junge Frau dadurch, dass er ihr anbot, die Möbel wieder in ihr Geschäft hinüber zu tragen. »Und durch Sie bin ich also zu einer wichtigen Persönlichkeit geworden«, schmunzelte sie und deutete auf die Einladung in seiner Hand.

      »Tja, manche brauchen eben ein wenig Nachhilfe.« Er wurde wieder ernst. »Danke, dass Sie mich begleiten, das freut mich wirklich!«

      Elli schaute ihn an. »Haben Sie Lust, mit mir zusammen in die Sterne zu gucken? Von meinem Hinterhof aus kann man das nämlich sehr gut, und bei der Gelegenheit können Sie gleich die besagte Alpenrose kennenlernen.«

      »Sehr schön! Ich komme gern, allerdings unter einer Bedingung: dass wir aufhören, uns so formell anzureden.« Er streckte ihr seine Hand entgegen. »Ich bin Til.«

      »Elisabeth oder ganz einfach Elli.«

      Inzwischen hatte Henning sein Gespräch beendet und kam zu seiner ehemaligen Frau hinüber, um ihr beim Tragen zu helfen. Elli nestelte ihren Schlüssel aus der Tasche und schaute ihn über den Korb mit ihren Sachen hinweg an. »Lieb gemeint, aber zu spät, Henning. Til und ich sind fertig, und das Tragen schaffen wir allein.«

      »Til?« Irritiert runzelte er die Stirn. »Seit wann duzt ihr euch denn?«

      Elli machte eine vage Handbewegung, die alles oder nichts bedeuten konnte. »Ist doch nicht wichtig. Guten …«

      »Es ist sehr wohl wichtig!«, fiel Henning ihr ins Wort.

      »Mir nicht!«, konterte Elli, beugte sich vor und gab ihm ein flüchtiges Küsschen auf die Wange. »Danke, dass du gekommen bist, Henning, das war nett. Ich wünsche dir noch einen guten Abend!«

      »Aber, Elli!« Der Mann klang wirklich gekränkt. »Ich dachte, wir wollten den Abend gemeinsam verbringen. Es gibt so viel, über das wir reden sollten.«

      »Ja? Das können wir gern ein anderes Mal tun, ruf an oder komm einfach vorbei. Nacht, Henning!« Sie ging zu dem Autor hinüber, der höflich in einiger Entfernung gewartet hatte, und dann verließen sie gemeinsam das Gemeindehaus.

      Der Küster, der endlich Feierabend haben wollte, begann, die Lichter zu löschen. Henning blieb nichts anderes übrig, als sich allein auf den Weg ins Hotel zu machen.

      *

      Kaum hatte Elli ihre Tür aufgesperrt, da schoss Dante in ihre Arme und überschlug sich fast vor Glück und Erleichterung, dass sie endlich wieder zu Hause war.

      »Der kleine Pelzkragen«, sagte Til mit einer Sanftheit in der Stimme, die Elli bei ihm noch nicht gehört hatte. Er kraulte das Tierchen, das auf der Schulter der jungen Frau balancierte, zwischen den Ohren, und Dante schenkte ihm einen hingerissenen Blick. »Der Kleine steht dir wirklich gut.«

      »Das hat schon einmal jemand gesagt«, murmelte Elli zerstreut. »Stell den Sessel einfach hier ab und komm mit durch.« Sie schloss die Hintertür auf und wies in einen kleinen Innenhof. »Bitte sehr, mein Stadtgarten!«

      Til ließ seinen Blick über das alte Pflaster, die begrünten Wände und die duftenden Pflanzen, die teils im Erdreich, teils in Töpfen wuchsen, schweifen. Es gab eine Bank mit bequemen Polstern, einen kleinen Tisch, und überall waren gläserne Windlichter verteilt, die Elli jetzt entzündete. »Es ist wirklich wunderhübsch bei dir«, sagte der Mann mit aufrichtiger Bewunderung.

      »Danke!« Sie deutete auf die Bank und reichte ihm ein weiteres Kissen für den Rücken. »Möchtest du etwas trinken? Wein oder lieber Bier oder etwas anderes?«

      »Keinen Alkohol, bitte.« Mit einer unbewussten Bewegung fuhr der Mann sich über die Stirn. »Wasser wäre gut oder eine Fruchtschorle.«

      Elli schaute ihn aufmerksam an. Der Mann wirkte blass und erschöpft, aber das war nach diesem Abend kein Wunder. »Mach es dir bequem, ich bin gleich wieder da.«

      Während die junge Frau die Getränke holte, stopfte Til sich das zusätzliche Kissen in den Rücken, lehnte entspannt den Kopf gegen die Bank und streckte die Beine aus. Wie gut das tat! Die Anspannung des Tages fiel von ihm ab, die Schmerzen in seinen Gelenken und seinem Kopf klangen ab. Er spürte, dass er heute Nacht endlich einmal gut schlafen würde.

      Elli kam mit den Getränken und frischen Brezen zurück und ließ sich mit einem Seufzer der Zufriedenheit neben ihn auf die Bank fallen. Sie hob ihr Glas mit Kirschschorle. »Auf deinen Erfolg!«

      »Auf unseren Erfolg!«

      Sie tranken, und dann legte auch Elli ihren Kopf gegen die Banklehne, und beide schauten schweigend in den dunklen Nachthimmel hinauf, an dem die Sterne blinkten. Die Geborgenheit des kleinen Hofes und die Unendlichkeit darüber verschmolzen zu einer Einheit und erfüllten die beiden Menschen mit tiefem Frieden.

      Sie saßen lange so, ohne zu reden, jeder in seine eigenen Gedanken vertieft. Plötzlich hörte Til die junge Frau neben sich leise auflachen. Er wandte den Kopf und begegnete ihrem amüsierten Blick.

      »Sag mal, heißt du eigentlich wirklich so?«, fragte sie.

      »Ähm, wie meinst du das?«

      »Til Tilsner – das klingt ein bisschen so, als habe dein Verlag den Namen für dich ausgedacht.«

      »Du hast eine blühende Fantasie, Elisabeth Faber!«, antwortete er mit gespielter Strenge. »Ich heiße wirklich so.«

      »Das ist schön. Ich mag es, wenn alles an einem Menschen echt ist.«

      »Also, du sitzt hier mit dem ganz echten Til Tilsner und guckst in die Sterne.« Seine Augen lächelten, als er sie anschaute. Nach einer Weile sagte er: »Der Mann, der neben dir gesessen hat während der Lesung, schien ziemlich enttäuscht, als du ohne ihn gegangen bist. Hast du ihn etwa versetzt?«

      »Nein, habe ich nicht!«, stellte Elli mit Nachdruck fest. »Ich habe mich gefreut, dass er zu der Veranstaltung kam, aber wir waren nicht miteinander verabredet.«

      »Hm. Er wirkte gekränkt. Und wenn ich mich richtig erinnere, dann hat er sich neulich auf der Hotelterrasse als dein Mann vorgestellt?«

      »Du erinnerst dich richtig, aber wir sind nicht mehr verheiratet. Wir sind geschieden.«

      »Oh!« Til schaute sie betroffen an. »Das wusste ich nicht. Tut mir leid, wenn ich an eine alte Wunde gerührt habe.«

      »Schon in Ordnung, es tut nicht mehr weh«, antwortete Elisabeth ruhig. »Es ist schon ein paar Jahre her, und ich bin über den Betrug und den Verlust hinweg. Ich hätte es mir damals nicht vorstellen können, aber

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