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Rhodan mit seinem Raumschiff, der RAS TSCHUBAI, zu einer langen Reise ins Unbekannte aufgebrochen. Mit an Bord sind unter anderem seine Frau Sichu und einige seiner alten Freunde, darunter der Mausbiber Gucky und der Arkonide Atlan.

      Die Reise führt durch Raum und Zeit. Aber Perry Rhodan und seine Gefährten schaffen schließlich den Weg zurück in die heimatliche Milchstraße.

      Sie erreichen eine neue Zeit: die Cairanische Epoche. Vieles ist anders geworden seit ihrem Aufbruch. Unter anderem glauben viele Menschen nicht mehr an die Erde, halten sie sogar für einen Mythos. Rhodan und seine Begleiter wollen mehr über die neue Zeit herausfinden – sie erfahren VON GÖTTERN UND GÖNNERN ...

      Die Hauptpersonen des Romans

      Perry Rhodan – Der Terraner findet erste Antworten.

      Osmund Solemani – Der Xenotechnik-Analyst findet einen Göttergarten.

      Farye Sepheroa – Rhodans Enkelin findet Vertrautes im Fremden.

      Ologbon – Der Sprungkoordinator findet den Weg nach Hause.

      Und was hast du verloren?

      Fast fünfhundert Jahre. Was für eine lange Zeit für jemanden, der keinen Zellaktivator trägt. Wir haben beinahe zwanzig Generationen übersprungen. Zwanzig! Hast du Kinder, Osmund? Nein? Schade, sonst könnte jeder Terraner, dem du begegnest, dein Urururur-und-so-weiter-Enkel sein. Verrückt, oder?

      Aber da du so konkret nach mir fragst: Damals, bei der Ausbildung zur Kosmopsychologin, lernte ich einen jungen Kerl kennen. Er hieß Phylax Minotir. Er war Oxtorner wie ich, einer der wenigen in meinem Jahrgang. Wir wurden kein Paar oder so etwas, aber wir verstanden uns ausgezeichnet. Ich dachte in den vergangenen Jahren oft an ihn, benannte sogar meinen Okrill nach ihm.

      Leider verloren wir uns aus den Augen. Unterschiedliche Einsatzgebiete in entgegengesetzten Ecken der Galaxis. Du kennst das vermutlich selbst.

      Wie oft habe ich mich gefragt, wie es ihm ergangen, was aus ihm geworden ist.

      Vor unserem letzten Einsatz schwor ich mir: Falls wir überleben, reiche ich Urlaub ein und besuche ihn.

      Tja.

      Wir haben fünfhundert Jahre übersprungen.

      Wir haben überlebt.

      Er nicht.

      (Siad Tan, derzeit an Bord der BJO BREISKOLL)

      1.

      Die Zukunft, so nah

      BJO BREISKOLL

      10. September 2045 NGZ

      Wie alt bin ich eigentlich?, fragte sich Oberleutnant Osmund Solemani, während er im Besprechungsraum saß und mit einigen Teammitgliedern auf Perry Rhodan wartete. Wonach bemisst sich das? Nach der Differenz aus aktuellem Datum und Geburtstag? Oder nach der Zahl der Minuten, Tage und Jahre, die ein Körper lebt, Stoffwechsel und Zellteilung betreibt, isst, schläft und atmet? Nach der äußeren oder nach der inneren Uhr? Nach der mathematischen oder der biologischen? Und wieso interessiert mich das überhaupt?

      Zumindest auf die letzte Frage fand er eine schnelle Antwort: weil sich der menschliche Geist mit allerlei Unsinn befasste, wenn er nichts anderes zu tun bekam.

      Die Holoprojektoren und Monitorwände hatten den Konferenzraum in ein lebensechtes Idyll verwandelt. Der wuchtige ovale Tisch aus – echtem oder imitiertem, wer mochte das sagen? – rötlichem Birnbaumholz stand am Waldrand auf einem Hügel westlich des Kleinen Goshunsees von Terrania.

      Jenseits der Wasserfläche erhob sich in einer perfekten perspektivischen Nachbildung die Silhouette der Hauptstadt von Terra, der Erde, ihrer Heimat. Gleiter zogen in regem Flugverkehr darüber ihre Bahnen, und man musste schon sehr genau aufpassen, um zu bemerken, dass sich manche Sequenzen alle drei bis vier Minuten wiederholten.

      Die Klimaanlage simulierte eine leichte Brise, die einen Hauch von erdigem, harzigem Waldaroma mit sich trug.

      Fast glaubte Solemani, sich wirklich auf der Erde aufzuhalten. Nur zwei Dinge machten den Eindruck zunichte: der Konferenztisch, der nicht auf Gras, sondern auf einem hellgrauen Teppich stand – und das Wissen, dass Terra nicht mehr existierte.

      Nein, nie existiert hatte, wenn man Zemina Paath glaubte, jener geheimnisvollen Frau, die sich nach der Rückkehr der RAS TSCHUBAI aus dem chaotemporalen Gezeitenfeld und nach dem Erwachen der Besatzung aus der Suspension plötzlich an Bord befunden hatte.

      »Das sagt doch alle Welt«, hatte sie behauptet. »Dass Terra nichts als eine Legende ist. Ein Mythos. Und niemals etwas anderes war.«

      Sämtliche Hyperfunksprüche, die die Mannschaft der TSCHUBAI seither aufgefangen und abgehört hatte, gaben ihr recht. Und hätte Osmund Solemani es nicht besser gewusst – schließlich war er vor vierzig biologischen (oder fünfhundertdreiunddreißig mathematischen) Jahren auf der Erde geboren, hatte dort eine unbeschwerte Kindheit mit phantastischen Eltern verbracht, die Schule besucht, sich ver- und wieder entliebt, seine Ausbildung zum Xenotechnik-Analysten absolviert –, hätte er durchaus an seinem Verstand zweifeln können.

      Aber es war nicht sein Verstand, den er verloren hatte, sondern nur seine Eltern und Freunde, die nicht mit ihm auf der RAS TSCHUBAI gewesen waren. Die meisten Menschen, die ihm etwas bedeuteten.

      Das kleine Häuschen in einer Siedlung nördlich von Terrania, das nur darauf gewartet hatte, dass irgendwann die passende Frau mit einzog und aus einem Haus ein Heim machte. Rumpel und Rampel, seine beiden Katzen. Siobhan Ramacher, die ältliche Nachbarin mit den silbergrauen Haaren, die sich während seiner Abwesenheit um die Tiere gekümmert hatte.

      Oder anders gesagt: Er hatte so viel mehr verloren als den Verstand, nämlich seine Vergangenheit, seine Wurzeln. Und die Zukunft, die er sich ausgemalt hatte und die so nie eintreten würde.

      Nicht jedoch die Gegenwart, und sie war das Einzige, was im Moment zählte.

      Er ließ den Blick über die restlichen Anwesenden im Konferenzraum wandern und fand ein wenig Trost darin, dass es ihnen ähnlich erging. Sie alle hatten jemanden oder etwas verloren.

      Geteiltes Leid ist halbes Leid, wie es so schön – und so falsch – hieß. Denn wenn jeder gleich viel Leid erlitten hatte, teilte er es zwar mit den anderen, erhielt von ihnen aber genauso viel zurück. Mathematisch blieb die Summe des Leids unverändert.

      Osmund seufzte. Wie war das gleich wieder mit dem menschlichen Geist, der nichts zu tun bekam, und dem Unsinn, über den er nachdachte?

      Ihm gegenüber saß Muntu Ninasoma, der Kommandant der BJO BREISKOLL, die Nase so tief in einem Buch, dass über der oberen Kante nur die Hälfte der dunkelhäutigen Stirn und das krause, schwarze Haar zu sehen war. Der Schmöker wirkte abgegriffen wie ein altertümliches Taschenbuch. Tatsächlich handelte es sich jedoch um eine Nachbildung, deren Seiten lediglich wie Papier aussahen und auf die man aber nach Belieben Inhalte laden konnte.

      Auch eine Möglichkeit, sich zu beschäftigen. Ein bisschen beneidete Osmund ihn um seine Lesebegeisterung.

      Neben dem Kommandanten saß die Kosmopsychologin Siad Tan. Sie tätschelte das achtbeinige, froschähnliche Wesen zu ihrer Rechten, das bis zur Sitzfläche des Stuhls reichte. Ihr Okrill Phylax. Er hielt die Augen geschlossen und schien zu schlafen, wirkte deshalb aber nicht weniger bedrohlich als im Wachzustand.

      Erst zwei oder drei Stunden zuvor hatte Osmund erfahren, dass sie das Tier nach einem Freund benannt hatte. So wie sich Muntu Ninasoma mit seiner Leidenschaft für Literatur und Siad Tan mit ihrem Okrill ablenkten, hatte auch er selbst eine Möglichkeit gefunden: Er befragte die Mannschaftskameraden, was sie durch den Zeitsprung verloren hatten. Die meisten wollten nicht darüber sprechen, einige jedoch gaben erstaunlich bereitwillig Auskunft.

      Die Stühle neben der Oxtornerin standen leer, womöglich aus Respekt vor Phylax.

      Nach der Lücke

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