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Eine grenzenlose Liebe. Aino Trosell
Читать онлайн.Название Eine grenzenlose Liebe
Год выпуска 0
isbn 9788711442340
Автор произведения Aino Trosell
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Ihre Bauersleute sahen schließlich, wie es um sie stand. Die Bäuerin redete mit ihr, erklärte, dass sie unmöglich könnten. Eli unterbrach sie eilig, sagte, das wisse sie sehr wohl, und sie brauchten auch nicht. Sie war dankbar, dass man sie nicht schalt und schlug. Auch verlangten die Leute nicht, dass sie sofort ging. Sie mochten sie, Eli spürte es und war gerührt. Und wartete deshalb viel zu lange.
Doch jetzt dachte sie an nichts, sondern trabte nur entschlossen vorwärts, sie musste einfach nur gehen und das Tempo halten, damit ihr nicht zu kalt wurde, sie aber auch nicht schwitzte.
Plötzlich öffnete sich das Bild, und die ersten Häuser tauchten zwischen Birkenstämmen auf, und bald ging sie über eine vom Schnee geräumte Dorfstraße. Sie führte vom Berg herab in noch dichter besiedeltes Gebiet. Auf dem Eis des Flusses hatte man Wege freigepflügt und mit Fichtenzweigen markiert, auf beiden Ufern standen Häuser, eine fremde Gegend, in der sie noch nie gewesen war.
Sie fragte sich durch. Entzückte und erschrockene Dorfbewohner zeigten und erklärten in einem fremden Dialekt, aber die Fragen, die sie nicht aussprachen, ließ Eli unbeantwortet. Sie hatte es plötzlich ungemein eilig, ihr Puls hämmerte, und ihr Atem ging keuchend. Dennoch dachte sie an nichts.
Die Tür war von guter Beschaffenheit, war eine Doppeltür mit Rahmen. Das ganze Haus war gediegen.
Der Mann öffnete, sie war überrascht, hatte sich das anders vorgestellt.
Er sah sie fragend an, dann die rasche Diagnose, als er ihren Umfang bemerkte, sie war im neunten Monat, ausgereift, danach seine Distanzierung, der Widerwille vor dem Rätselhaften, auf das sich kein Mann verstand, und das mussten sie auch nicht, es war allzu brutal und schwierig.
Sie sagte, wer sie ist und wen sie sucht. Seine Kleidung war von besserer Art, der Schnurrbart gepflegt, er war rasiert und schien erleichtert, nicht selbst Rede und Antwort stehen zu müssen.
Hildur, jemand fragt nach dir!
Ihr eigener Name hatte ihm nichts gesagt, das konnte sie sehen. Vermutlich glaubte er, sie wolle etwas verkaufen oder betteln. Er schloss vorübergehend die Tür.
Dann stand sie plötzlich da, ihre Hildur, die Schwester ihrer Mutter.
Ja?
Zunächst wurde Eli nicht wiedererkannt. Aber als sich die Blicke der beiden begegneten, kam Hildur allmählich die Erkenntnis. Eli?
Bist du das wirklich, Eli? Was du gewachsen bist … Ja, wie mächtig du doch gewachsen bist!
Nach dieser vieldeutigen Bemerkung ging ihr Blick zu Elis Finger. Obgleich Eli es bemerkte, behielt sie den Handschuh an.
Aha. So steht es also. Ich dachte ja nicht, dass du verheiratet bist, dazu bist du zu jung, aber auf jeden Fall verlobt.
Von einem Satz zum anderen brach alles zusammen, Eli sah in den Augen der Tante, was diese im Inneren dachte.
Laut sagte Hildur: Es geht nicht. Er weiß nichts von dir oder Kari, deiner Mutter, von den ganzen Unannehmlichkeiten in Romedal, all das habe ich ihm erspart, er hat so etwas nie erlebt.
Aber Eli flehte, in dieser Lage blieb ihr nichts anderes übrig, als sich zu erniedrigen und zu sagen, wie es stand: Ich weiß nicht, wohin.
Es gibt ja wohl trotz allem einen Kindsvater?
Nein.
Doch, meine Liebe. Den gibt es, du bist keine Jungfrau Maria. Und den musst du vor Gericht bringen, falls er nicht willig ist zu zahlen.
Das geht nicht. Und außerdem ist er nicht mehr da … Das ist doch nicht dein Ernst, Hildur, wie sollte ich …? Ich hab doch Angst vor dem Gericht.
Die Position der Tante war gefährdet. Zugleich war ihr Herz nicht aus Stein. Was wissen denn wir schon? Vielleicht war das, was sie jetzt tat, in Wahrheit sehr großzügig, auch wenn unser Urteil aus dem Nachhinein misslich ausfällt.
Sie schenkte Eli eine Ziege. Und ließ sie gehen.
Vielleicht war das ja trotzdem großzügig? Obgleich es mitten im Winter war?
Bitte Hildur, ich darf doch wohl wenigstens ins Haus kommen?
Auf keinen Fall, Eli. Wenn du dir das nun mal eingebrockt hast, musst du auch allein damit fertig werden. Und stopp jetzt – keine Tränen! Steh hier nicht heulend rum! Die Leute gucken schon. Komm! Wir gehen hinters Haus, der Stall ist meine Domäne, und die Ziegen gehören auch mir.
Eli bekam sicher die prächtigste Ziege und dass sie Milch gab, das wissen wir. Das Tier wurde ihre Lebensversicherung. Und bestimmt bekam Eli auch zu essen, direkt an Ort und Stelle Kartoffeln, Salz und Butter, doch als Proviant eigneten sich Kartoffeln nicht. Sie würden nur erfrieren, deshalb erhielt sie Brot, das reich an Energie und leicht zu tragen war. Ein Stück Zucker, als Erinnerung an vergangene Tage, bekam sie ebenfalls mit, für Eli war das Liebe.
Die Ziege meckerte und sträubte sich, als Eli sie am Strick aus dem Stall führte. Sie wollte die Wärme bestimmt nicht verlassen und auf den Abend zu nach draußen gehen, obendrein mit dieser fremden Person. Die Ziege ahnte die Gefahr und widersetzte sich. Ziegen sind klüger, als man gemeinhin glaubt, und weitaus zäher als manch anderes Tier, was für Eli ein Glück war.
Hildur zeigte Eli, wo sie dem Fluss Glåma nach Norden folgen konnte, dort gab es Höfe mit Leuten, alles würde in Ordnung gehen, jetzt, wo sie die Ziege hatte.
Leider erinnert die Szene in vielem an die Wanderung der sieben kleinen Heimatlosen aus dem gleichnamigen Film, es fällt schwer, dem Herzzerreißenden dieses Bildes nicht zu erliegen, die Röcke steif vom Schneematsch, der Bauch zum Himmel gewölbt und an einem Seil hinter ihr die meckernde Ziege.
Um zu überleben, hat sie in diesem Moment wohl an nichts Besonderes gedacht. Die Energie benötigte sie weiß Gott für anderes. Die Tragödie in ihrer ganzen Tragweite zu begreifen war nichts, was ihr jetzt helfen würde. In Schock und schwerer Bedrängnis werden entbehrliche Seelenbewegungen ausgeschaltet, so ist es, und so war es auch damals. Die Ziege taufte sie Hildur. Dann ging sie stur weiter und dachte über den Namen ihrer Ziege nach, ob er eine Ehrung oder eher Hohn war, sie wusste es wohl selbst nicht, lustig fand sie ihn bestimmt. Still jetzt, Hildur, ich weiß, was du von der Sache hältst, das geht vorbei, morgen hast du deinen Stall und all deine Ziegenfreundinnen vergessen.
Sie wanderte fast zehn Kilometer. Die Dämmerung brach herein, und Wind war aufgekommen. Der stille Schneefall verwandelte sich immer mehr zum peitschenden Eissturm, der die Wärme aus den Kleidern fegte. Ihre Gesichtshaut war steif und gefühllos geworden, auch die Hände waren gefühllos, aber die Füße waren warm, gesegnet seien die Strohschuhe über den Stiefeln, selbst wenn sie beim Gehen etwas hinderlich sind.
Auch jetzt dachte sie an nichts Besonderes, wollte nur von Flisa weg, damit Hildur sich ihrer nicht schämen musste. Und außerdem hatte sie eine Ziege, die Milch gab, und die Zeiten waren hart.
Doch obwohl sie so kaltblütig und realistisch war, geschah etwas in ihrer Seele, die sich ganz darauf eingestellt hatte, zu Hildur heimzukommen. Wenn nötig, können Tiere und Menschen Sterben und Gebären hinauszögern. Unbewusst hatte Eli sich dem, was kommen musste, widersetzt.
Nun erfolgte die Reaktion, aber nur körperlich. Was ihre Gedanken anging, dachte sie klugerweise nur an das Allernächste, für eine Nacht kann ich mit der Milch der Ziege bezahlen, und morgen wird sich schon etwas finden, ich kann nach Østby zurückkehren, die werfen mich nicht raus, ich kann zu diesem Kanalbau wandern und Martin zur Verantwortung ziehen, alles wird bestimmt besser, wenn nur erst Zeit vergeht.
Das Kind kam in ihren Gedanken nicht einmal vor. Und in ihrem Ränzel gab es nichts zum Wickeln oder anderes für einen Säugling. In ihrem Inneren weigerte sie sich zu begreifen, trotz der Kindsbewegungen und allem Sonstigen, in ihrem Bauch war nur etwas durcheinander, ungefähr so kam es ihr vor, und die Ursache dafür war Martin. Gewiss trug sie ein Kind in sich, einmal sagte