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Truth & Betrayal. K.C. Wells
Читать онлайн.Название Truth & Betrayal
Год выпуска 0
isbn 9783958238541
Автор произведения K.C. Wells
Жанр Языкознание
Серия Southern Boys
Издательство Bookwire
Einen Moment lang war die Stille so allumfassend, dass er dachte, die Verbindung wäre abgebrochen. »Über dieses Thema könnten wir uns die ganze Nacht unterhalten.«
Das reichte nicht. »Ich muss es wissen. Hat er mir nicht vertraut? Hatte er Angst, wie Mama und Daddy reagieren würden, wenn er sich outet?« Jake zögerte, aber es musste gesagt werden. »War es wegen dir?«
»Was sollte das mit mir zu tun haben?«, fragte Liam in scharfem Tonfall.
Jake prustete. »Oh, um Himmels willen. Du warst bei der Beerdigung. Du hast alle Anwesenden gesehen. Du hast ihre Reaktionen sogar selbst angesprochen. Hatte Caleb Angst, es ihnen zu sagen, weil du schwarz bist?«
Liam schnaubte. »Nun, das ist besser, als ich erwartet hatte. Nach allem, was Caleb mir über eure Stadt erzählt hat, hab ich schon fast damit gerechnet, dass du ein Farbiger sagst. Ich schätze, du und er wart euch ähnlicher, als er dachte.« Noch eine Pause. »Tut mir leid. Ich kann dir nicht helfen.«
»Jetzt warte doch mal!« Erneut kochte Jakes Wut hoch.
»Nein, du wartest mal.« Liam atmete schwer. »Ich verstehe, dass du dieses ganze emotionale Chaos durchmachst. Tja, hier ist eine Neuigkeit für dich – das gilt auch für mich. Du hast deinen Bruder verloren, und ja, ich weiß, dass das verdammt wehtut, aber weißt du was? Ich hab grad den Mann verloren, den ich liebe. Er ist verdammt noch mal direkt neben mir gestorben. Also vergib mir, wenn ich an deinem Selbstmitleid kein Interesse habe. Im Moment hab ich genug damit zu tun, mit meinem eigenen fertigzuwerden.« Und damit legte er auf.
Benommen und verwirrt starrte Jake auf das Display. Was zum Teufel? Auf keinen Fall würde er Liam die Sache so beenden lassen. Nicht, wenn er noch so viele Fragen hatte. Und er lässt sich über mein Verhalten aus?
»Jacob? Komm bitte rein«, rief Daddy von der hinteren Veranda aus.
Aww, Mist. Jake kannte diesen Tonfall. Irgendwas war im Busch. »Komme!« Er kämpfte sich auf die Füße und schob das Handy in die Tasche seiner Jeans. Als er sich dem Haus näherte, sah er, dass sein Daddy auf ihn wartete, und der Anblick reichte aus, dass er sich ein bisschen schneller bewegte.
Daddy deutete hinein. »Geh ins Wohnzimmer. Mama und ich wollen mit dir reden.«
Nicht jetzt, stöhnte er innerlich. Er hatte keine Ahnung, was auf ihn zukam, aber er wusste, dass es nichts Gutes sein würde. Folgsam ging er durchs Haus dorthin, wo Mama neben dem Kamin in ihrem Sessel saß. Jake ließ sich auf der Couch nieder, sein Herzschlag beschleunigte sich. Was soll das alles?
Daddy kam herein und nahm den anderen Sessel in Beschlag. »Okay. Willst du uns sagen, was los ist?«
Jake blinzelte. »Was?«
Daddy durchbohrte ihn mit einem scharfen Blick. »Jacob John Greenwood, denkst du nicht, dass ich dich mittlerweile kenne? Du warst nicht mehr bei klarem Verstand, seit du in Atlanta gewesen bist. Also schätz ich mal, du sagst uns, was dich umtreibt? Und erzähl mir keinen Mist von wegen, du trauerst immer noch um Caleb. Denn natürlich tust du das, genau wie wir. Aber ich kenn dich, Junge. Das ist nicht dasselbe. Dir geht irgendwas im Kopf rum, und das macht dich irre.«
Bevor Jake ihm sagen konnte, dass er falschlag, mischte sich Mama ein. »Du redest kaum noch mit uns. Ich dachte immer, du würdest zu mir kommen, wenn du ein Problem hast.« Sie presste die Lippen zusammen. »Es kommt mir vor, als würde ich dich nicht mehr kennen.«
Oh Gott, der Schmerz, der sich bei diesen Worten in seine Brust bohrte. Jake schnürte es die Kehle zu und er senkte den Blick. Auf keinen Fall konnte er seine Gedanken mit ihnen teilen, aber er musste hier irgendwie durch. »Ich denke…«, setzte er an, aber er fand nicht die richtigen Worte.
»Jacob?« Er hob den Kopf und begegnete dem Blick seiner Mama. »Wenn du dich uns nicht anvertrauen kannst, gibt es jemand anderen, mit dem du reden kannst? Weil ich den Eindruck hab, dass du alles in dich reinfrisst, und das ist nicht gut für die Seele. Soll ich Reverend Hubbert bitten vorbeizuschauen?«
Bloß nicht. Jake atmete schneller. »Schon gut, Mama. Du musst den guten Reverend nicht belästigen.« Eine Idee schoss ihm durch den Kopf und ein Gefühl der Leichtigkeit breitete sich in ihm aus. »Es gibt jemanden, mit dem ich reden könnte… Allerdings ist er nicht hier. Ich würde wegfahren müssen, um ihn zu sehen.«
Mama warf ihm einen spekulativen Blick zu. »Lebt er zufällig in Atlanta?«
Gott segne Mama und ihre Intuition.
Jake lächelte und Erleichterung durchströmte ihn. »Ja, Ma'am.«
»Von wem redet ihr?« Daddy runzelte die Stirn und sah zwischen Mama und Jake hin und her.
»Calebs Mitbewohner.« Sie nickte wissend. »Es liegt auf der Hand, dass er ein guter Gesprächspartner wäre. Und wenn es was helfen könnte, dann musst du natürlich dorthin.« Sie warf Daddy einen finsteren Blick zu. »Findest du nicht auch?«
Daddy räusperte sich. »Sicher. Aber kann das bis zum Wochenende warten? Ich brauche Jacob zurzeit wirklich. Es gibt zu viel zu tun und ich schaff das nicht allein.«
»Na klar.« Jake lächelte seinen Daddy beruhigend an. »Ich lass dich nicht im Stich. Ich breche am frühen Samstagmorgen auf, wie letztes Mal.«
Daddy strahlte. »Du bist ein guter Junge.« Er sah zum Kamin hinüber und seine Miene verhärtete sich. »Gott hat uns mit zwei wundervollen Söhnen gesegnet.«
Jake folgte seinem Blick und hatte plötzlich Schwierigkeiten zu schlucken. Auf dem Kaminsims standen mehrere gerahmte Fotos, von denen eines Caleb in seiner Robe beim Highschoolabschluss zeigte. Jake stand vor ihm, reichte ihm kaum bis zur Schulter. Calebs Hände lagen auf Jakes Schultern und Jake sah bewundernd zu seinem großen Bruder auf.
Jake war nicht überrascht, als Daddy aufstand und den Raum verließ.
Mamas Blick war bestürzt. »Scheint, dass du nicht der Einzige bist, der dieser Tage weniger redet.« Die Bemerkung war so unerwartet, dass Jake innehielt. In diesem Moment war sie mehr als nur seine Mama – sie war die Ehefrau seines Daddys, dessen Seelenverwandte. Dann blinzelte sie und der Moment verging. »Wenn ich jetzt in die Küche gehe, finde ich dann alles Geschirr abgewaschen und weggeräumt vor?« Das Funkeln in ihren Augen war nach der Ernsthaftigkeit der letzten Minuten ein willkommener Anblick.
Jake biss sich auf die Lippe. »Ich fang gleich an, Mama.«
»Tu das.« Sie nahm ihre Stickerei auf. »Bringst du mir ein Glas Eistee, wenn du fertig bist? Du könntest deinem Daddy auch eins bringen.«
»Klar, Mama.« Jake verließ das Zimmer und eilte in die Küche. Während er seine Arbeit erledigte, waren seine Gedanken bereits bei der Fahrt nach Atlanta. Nicht, dass Liam von seinem geplanten Besuch erfahren würde. Oh nein. Jake würde ihm nicht die Möglichkeit geben, eine Ausrede zu finden, warum er nicht dort sein würde. Am Wochenende würde er höchstwahrscheinlich zu Hause sein.
Und dann werden wir reden.
Jake hatte den Laptop gewollt, um irgendwie abschließen zu können, aber das war ihm nicht gelungen. Was er gesehen hatte, hatte mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet, und Liam war der Einzige, der ihm diese Antworten vielleicht liefern konnte – immer vorausgesetzt, er ließ Jake in die Wohnung.
***
Jake stellte den Motor ab und gähnte. Gott sei Dank hatte er angehalten und sich ein paar Dosen Energydrinks besorgt. Er hatte in der vergangenen Nacht sehr schlecht geschlafen und war, kaum dass er wach war, in seinen Pick-up gestiegen. Mama war nicht dumm. Die dunklen Schatten unter seinen Augen, die er an diesem Morgen im Spiegel gesehen hatte, konnten ihr nicht entgangen sein, aber sie hatte nichts gesagt, sondern ihm einfach eine Tasche mit Eistee und einem riesigen Sandwich in die Hand gedrückt.
Die Strecke das zweite Mal zu fahren, war etwas einfacher gewesen, und erneut hatte sich das Radio als Glücksfall erwiesen. Alles war besser als Stille. Die brachte ihn nur dazu nachzudenken.
Jake stieg aus dem Pick-up und ging zu den Stufen hinüber,