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Truth & Betrayal. K.C. Wells
Читать онлайн.Название Truth & Betrayal
Год выпуска 0
isbn 9783958238541
Автор произведения K.C. Wells
Жанр Языкознание
Серия Southern Boys
Издательство Bookwire
Er stand einer jungen Frau mit einem Baby auf dem Arm gegenüber. »Hallo. Kann ich helfen?«
Hinter ihr tauchte ein junger Mann mit einem ungepflegten Bart auf und bedachte ihn mit einem fragenden Blick.
Jake runzelte die Stirn. »Entschuldigen Sie. Ich bin gekommen, um Liam zu besuchen. Er wohnt hier.« Er schaute an dem Paar vorbei in den Flur, an dessen Wänden Kisten aufgestapelt waren. Was zum Teufel?
Der Blick des Mannes wurde freundlicher. »Ah, war das der Typ, der hier vorher gewohnt hat? Er ist vor einer Woche ausgezogen. Wir sind eben erst eingezogen. Als die Wohnung frei wurde, haben wir die Gelegenheit sofort beim Schopf gepackt.« Er deutete auf die Kisten. »Noch herrscht Chaos, aber es wird langsam, nicht wahr, Süße?« Er legte den Arm um die junge Frau.
Jake reagierte schnell. »Haben Sie vielleicht eine Nachsendeadresse für ihn?«
Sie schüttelte den Kopf. »Der Vermieter meinte, wir sollen seine Post sammeln, er holt sie dann ab und schickt sie weiter. Tut mir leid.«
Jake dankte ihnen und verabschiedete sich, dann ging er benommen den Gehweg entlang.
Wie zum Teufel hat er es geschafft, so schnell umzuziehen? Dann dachte er an den spartanischen Eindruck, den die Wohnung gemacht hatte, als er sie das letzte Mal gesehen hatte. Tja, fuck. Er war nahe dran gewesen, hatte es nur aus der falschen Perspektive betrachtet. Es hatte nicht so ausgesehen, weil jemand eben erst eingezogen war – jemand hatte alles zusammengepackt und war im Begriff gewesen auszuziehen.
Und er hat kein Wort gesagt. Liam musste es gewusst haben. Aber warum hätte er es erwähnen sollen? Es war ja nicht so, als hätte er gedacht, dass er mich je wiedersehen würde.
Der Laptop hatte alles verändert.
Jake stieg in den Pick-up und zog das Handy heraus. Er scrollte durch die Kontakte und rief Liam an.
Er ging nicht ran.
Er versuchte es mit einer Nachricht. Hast du einen Moment? Muss mit dir reden.
Keine Reaktion.
Jake grummelte lautstark. »Nicht schon wieder. Damit kommst du nicht durch.« Er rief erneut bei Liam an, wiederholte das mehrmals, bevor er sich dazu entschloss, es klingeln zu lassen. Es hatte schon mal funktioniert, also warum zum Teufel sollte er es nicht so versuchen?
Nach zehn Minuten ging Liam ran. »Du bist hartnäckig, das muss man dir lassen.«
Jake ignorierte ihn. »Wo zur Hölle steckst du? Und sag nicht, in deiner Wohnung, denn wir wissen beide, dass das eine verdammte Lüge ist.«
Mehrere Sekunden vergingen, dann hörte er Liam schwer seufzen. »Was willst du von mir, Jake?«
Das war eine gute Frage. Dummerweise wusste Jake keine Antwort darauf.
Kapitel 10
»Also, wo bist du? Und warum hast du mir nicht gesagt, dass du ausziehst?« Jake beantwortete Liams Frage mit ein paar eigenen.
»Entschuldige bitte, mir war nicht klar, dass dich das was angeht!« Liam atmete hörbar ein. »Schau, als du aufgetaucht bist, um Calebs Sachen zu holen, hatte ich schon geplant, eine Weile zu meinen Leuten zu ziehen. Ich konnte nicht mehr bleiben. Zu viele Erinnerungen. Ich hab auch meinen Job gekündigt. Ich kann momentan auf keinen Fall in Atlanta leben. Jedes Mal, wenn ich die Straße entlangging, oder an unserem Lieblingsrestaurant vorbei, da war mir diese… Leere neben mir bewusst. Weil er nicht da ist, kann ich es auch nicht sein. Und es ist nicht so schlimm, wieder zu Hause zu sein. Ich such hier nach einem Job.« Liam hielt inne, dann sprach er mit leiser Stimme weiter. »Was uns wieder zu dir bringt. Du weißt jetzt alles. Warum rufst du mich immer noch an? Warum kannst du es nicht ruhen lassen?«
Sein Herz schmerzte. »Weil er nicht hätte sterben sollen, nicht bevor ich die Gelegenheit hatte, mit ihm zu reden.« Jake schluckte schwer. »Gott, wenn du nur wüsstest, wie lange ich darauf gewartet hab, mit ihm zu reden.«
»Du hättest nur anrufen müssen, oder?«
»Uh-hu. Nicht für dieses Gespräch. Das war etwas, was ich ihm direkt sagen musste, und jetzt werd ich nie mehr die Gelegenheit dazu bekommen.« Seine Kehle zog sich zusammen und er verstummte.
»Ihm was sagen?«
»Dass… wir uns ähnlicher waren, als ich dachte. In einer Weise, wie ich es nie vermutet hätte.« Jake unterdrückte seine Tränen. Er würde nicht zusammenbrechen, nicht während er in seinem Pick-up saß und mit Liam telefonierte.
»Auf welche Weise, Jake?« Liams Stimme war nur ein Hauch. »Was war so wichtig, dass du es mit ihm teilen musstest?«
Jetzt gab es kein Zurück mehr, nicht, wenn er so weit gekommen war. Und er wusste, dass er von Liam nichts zu befürchten hatte. »Dass ich… schwul bin.« Jake hielt den Atem an, ohne recht zu wissen, warum.
»Na, da soll mich doch –« Liam atmete tief aus. »Weiß es jemand?«
Trotz seiner total chaotischen Emotionen musste Jake lächeln. »Na ja, – du.« Sein Seufzen klang wie Liams. »Ich hab auf die richtige Gelegenheit gewartet, es Caleb zu sagen, aber es schien nie eine zu geben. Und wenn ich was hätte sagen können, hab ich gekniffen. Hatte wohl zu viel Schiss.«
»Vor was?«
»Wie er reagieren würde.«
Liam lachte ironisch. »Junge, ihr zwei wart euch wirklich ähnlich. Caleb wollte es dir unbedingt sagen, aber er hatte Angst, dass du wie dein Daddy reagieren würdest. Ich hatte irgendwie den Eindruck, dass er von der Aussicht, einen schwulen Sohn zu haben, nicht sonderlich begeistert gewesen wäre. Caleb sagte, du und dein Daddy seid euch sehr ähnlich, und –«
»Oh.« Und ich dachte, Caleb kennt mich. »Wir sind uns in vielen Dingen ähnlich, aber darin nicht.«
»Dir muss grad so viel durch den Kopf gehen.«
»Du hast ja keine Ahnung.« Jetzt gab Jake ein ironisches Glucksen von sich. »Na ja, vielleicht doch.« Und da hatte er die Situation vorher schon für verkorkst gehalten…
»Gibt es jemanden, mit dem du reden kannst?«
Und das war genau das, was Jake quälte. »Niemanden, bei dem ich darauf vertrauen kann, so zu reagieren, wie ich es brauche.« Er hatte genug von dem mitbekommen, was auf den Fluren der Schule vorging, dass er sich nicht hundertprozentig sicher sein konnte, ob seine Freunde ihn unterstützen würden. Ihr familiäres Umfeld war genau wie sein eigenes. Es war schwer, solchen Anschauungen aus dem Weg zu gehen, nicht, wenn man sie jeden Tag lebte und atmete.
»Hör mal… willst du mit mir reden?«
Jake blinzelte die Tränen weg, die ihm in die Augen stiegen, und sein Gesicht wurde warm. »Meinst du das ernst?« Er war nicht sicher, ob er sich derart aufdrängen konnte. Liam kannte ihn überhaupt nicht.
»Ist nur ein Vorschlag. Ich nehm an, du bist bei der Wohnung?«
»Ja.«
»Also, wie ist dein Plan?«
»Ich wollte nach Hause fahren.« Hier hielt ihn nichts.
»Wenn du das vorhast, dann fahr los, bevor es zu spät wird. Du hast emotional eine Menge durchgemacht und ich kann mir vorstellen, dass du erschöpft bist. Und wenn du zu müde bist, um zu fahren, dann bitte, Jake, übernachte irgendwo. Es gibt an der Pine Street ein günstiges Motel, das ist nicht allzu weit entfernt. Du darfst nicht fahren, wenn du müde bist.«
Er passt auf mich auf. Bei dem Gedanken breitete sich Wärme in Jake aus. Er wusste, dass Caleb der Grund für Liams Besorgnis war. Das, und sein Angebot, dass Jake mit ihm reden konnte, machten Jake klar, dass sein Bruder einen guten Mann gefunden hatte.
»Das klappt schon. Ich lege ein paar Pausen ein und wenn ich müde werde, schlafe ich ein bisschen.« So sehr ihm die Vorstellung gefiel, jemanden zu