Скачать книгу

und mein Herz schlägt auf einmal sehr schnell. „Und du? Ich glaube, du hast damals Basketball gespielt. Bist du Profi geworden?“

      „Nein.“ Er lächelt, und neben seinen Mundwinkeln erscheinen zwei Grübchen, die ihn unheimlich süß aussehen lassen. „Ich habe BWL studiert und bin in die Fußstapfen meines Vaters getreten. Mobilfunk. Ich bin seit Kurzem der CEO der Firma.“

      Oh! Nicht nur heiß und sexy, sondern auch noch reich. Ist diese Art von Mann nicht gefährlich für eine Frau? Macht, Selbstbewusstsein und dazu noch so ein wahnsinniger Körper können einer Frau nur Herzschmerzen verursachen.

      „Oha! Der reiche Junge, der Papas Platz einnimmt, weil er alleine nichts auf die Beine stellen konnte“, platzt es aus mir heraus.

      Ach du meine Güte! War ich schon immer so fies? Während meiner Zeit auf dem College bestimmt nicht. Ich beiße mir auf die Unterlippe, senke meinen Blick und sehe aus den Augenwinkeln heraus, wie er amüsiert schmunzelt. Eigentlich sollte ich mir auf die Zunge beißen. Wurden bei dem Unfall irgendwelche Nerven geschädigt, sodass sich mein Mund selbstständig macht? Ich muss das morgen mal mit der Therapeutin besprechen. So etwas geht gar nicht.

      „Ich habe in Harvard studiert, falls dich das interessiert. Betriebswirtschaft, und ich habe mit Bravour abgeschlossen. Und Papas Platz, wie du sagst, habe ich nur eingenommen, weil er die Firma nicht an die Konkurrenz verkaufen wollte. Sein Sohn, also ich, wollte eigentlich etwas anderes aus seinem Leben machen.“

      Ich stütze meinen Ellbogen auf den Tisch und lege das Kinn auf die Hand. „Und was wolltest du machen? Papas Vermögen ausgeben, bis nichts mehr da ist?“

      Mein Gott, was ist plötzlich mit mir los? Ich war noch nie so frech zu einer anderen Person. Vielleicht bringen mich seine Anwesenheit, sein Duft und die sexy Ausstrahlung aus dem Konzept. Vielleicht bin ich in den letzten vier Jahren zu einem Biest mutiert und nun kommt langsam alles wieder hoch.

      Oh nein! Möglich, dass ich eine unerträgliche Person gewesen bin, mit der niemand etwas zu tun haben wollte. Eine knallharte Anwältin, die die Abende allein zu Hause verbringt, weil sie keine Freunde und – wie es aussieht – auch keinen festen Freund hat.

      Ich spüre einen Tritt an meinem Schienbein und sehe Trish, die die Augen weit aufreißt und zu Chris deutet. Stirnrunzelnd sehe ich sie an. Was will sie von mir? Ich kann mich doch nicht an ihn ranschmeißen. Ich habe ihn doch seit meiner Teenagerzeit nicht mehr gesehen.

      Trish rollt die Augen, gibt einen verzweifelten Laut von sich und wendet sich an die beiden Herren. „Würdet ihr uns bitte für einen Moment entschuldigen? Lay, kommst du mit?“ Sie sieht mich wieder an, deutet mit ihrem Kopf in Richtung Toilette und steht auf.

      „Sag mal, was ist denn bloß in dich gefahren?“, faucht sie mich an, sobald die Toilettentür hinter uns zugefallen ist. „Wie redest du denn mit ihm?“

      „Keine Ahnung, was über mich gekommen ist. Normalerweise bin ich nicht so. Muss wohl an den starken Medikamenten liegen.“

      Trish fasst sich an die Stirn und atmet tief durch. „Okay. Kannst du versuchen, dich für den Rest des Abends zu beherrschen?“

      Ich weiß, ich bringe sie manchmal auf die Palme, aber hey, sie ist immer noch meine beste Freundin. Sie hat schon schlimmere Launen von mir ertragen müssen. „Ja, ich versuche es.“

      „Gut. Während du mit Chris geredet hast, haben Luke und ich beschlossen, anschließend noch etwas trinken zu gehen. Wenn ihr wollt, könnt ihr euch uns anschließen.“

      „Moment mal. Du datest Luke? Du hast mit meinem Cousin eine Beziehung? Wann ist das passiert?“ Ich denke nicht, dass ich neugierig bin. Wenn es etwas ist, was ich eigentlich wüsste, es aber aus meinem Gehirn gelöscht wurde, dann ist es keine Neugier. Luke ist mein Cousin und sie meine beste Freundin. Also denke ich, ich habe das Recht, es zu erfahren.

      Trish schluckt schwer und ihre Augen schweifen durch den Raum. „Seit du in Pu… Pi… Pittsburgh warst. Ja, Pittsburgh. Bei diesem … diesem Anwaltskongress vor ein paar Wochen“, stammelt sie und nickt heftig.

      Also, das hätte ich jetzt nicht erwartet. Vielleicht wusste ich es auch und es ist mit allen anderen Erinnerungen verloren gegangen. Jedenfalls habe ich eine Information bekommen, mit der ich zwar nichts anfangen kann, aber immerhin besser als gar nichts. Wer weiß, vielleicht erfahre ich heute Abend noch so einiges, was in diesen vier Jahren passiert ist, und kann meiner Therapeutin morgen davon berichten.

      „Ach, Trish. Ich freue mich für dich. Luke ist ein anständiger Kerl. Aber etwas trinken gehen? Ich weiß nicht. Mir ist nicht danach und außerdem machen mich die Medikamente etwas müde. Geht ihr drei ruhig. Vielleicht ein anderes Mal.“

      Zurück am Tisch versuche ich, Chris nicht so oft anzusehen, was mir besonders schwerfällt, weil es jedes Mal in meinem Bauch kribbelt, wenn ich ihn ansehe. Sobald er eine Bewegung macht, gleiten meine Augen zu ihm hinüber. Er ist wie ein Magnet, der mich auf eine unsichtbare Art anzieht. Bestimmt hat er auf die restliche weibliche Bevölkerung den gleichen Effekt wie auf mich. Ich meine, hier sitzen so einige Frauen, die ihn beäugen. Er würdigt sie aber keines Blickes, sieht nur Luke, Trish und mich an.

      Und wenn seine Augen zu mir rüber wandern, hat er immer diesen liebevollen, intensiven Blick, der mir eine Hitzewelle nach der anderen durch den Körper jagt und die Schmetterlinge in meinem Bauch fliegen lässt. Seine Mundwinkel ziehen sich dabei leicht nach oben, und seine Augen sehen sehr oft auf meinen Mund, was dazu führt, dass mein Gesicht heiß wird. Ich glaube, er findet mich attraktiv und versucht, mit mir zu flirten.

      Am Ende des Abends begleicht Chris trotz heftiger Proteste von Luke die Rechnung und wir begeben uns nach draußen. Ich habe es tatsächlich geschafft, nett zu ihm zu sein. Wow! Was für ein Fortschritt. Anscheinend ist meine Freundlichkeit eine Nebenwirkung der Schmerztabletten. Die sollen, laut Beipackzettel, eine Menge davon haben. Vielleicht ist diese bissige Art eine davon. Luke und Trish verkünden, dass sie noch ins Cellar wollen, und fragen uns, ob wir nun mitwollen, da Chris vorhin nur „Mal sehen“ gesagt hat.

      Er antwortet nicht, sondern sieht mich an und wartet auf meine Antwort. Mir wird plötzlich heiß und diese kleinen Schmetterlinge fliegen wieder in meinem Bauch herum. Dieses Gefühl ist zwar beängstigend, aber dennoch unbeschreiblich schön.

      „Ich will euch nicht den restlichen Abend verderben und außerdem bin ich k. o. Beim nächsten Mal bin ich dabei.“

      „Ja, ich passe auch“, winkt Chris ab. „Ich will nicht das fünfte Rad am Wagen sein.“

      Luke legt den Arm um Trish und zieht sie zu sich heran. Meine beste Freundin schlingt ihre Arme um die Taille meines Cousins und grinst ihn verliebt an. Mein Herz schwillt vor Glück an. Wer hätte gedacht, dass die zwei zueinanderfinden würden.

      „Hey, Dude! Kannst du Lay nach Hause bringen?“, fragt Luke.

      „Quatsch! Ich nehme ein Taxi.“

      Nichts gegen eine kostenlose Fahrt, aber auf engstem Raum mit Chris zu sitzen, wäre nach dem heutigen Abend zu viel. Ich musste ihn während der ganzen Zeit ständig anstarren und habe mich nach den Bemerkungen, die aus meinem Mund gekommen sind, später kaum noch getraut, etwas zu sagen. Und nun soll er mich nach Hause fahren?

      „Lay …“, beginnt Luke, aber ich falle ihm ins Wort, bevor er den großen Bruder raushängen lässt, was er in einigen Situationen, wie in dieser hier zum Beispiel, gern macht.

      „Luke, ich brauche keinen Babysitter, klar? Ich nehme mir ein Taxi und ihr könnt weiterziehen.“

      Chris sieht mich enttäuscht an. Anscheinend hat er gehofft, mit mir allein zu sein. Vielleicht wollte er sich an mich ranmachen. Den ganzen Abend hat er mich schon mit seinen Augen verspeist. Das ist etwas übertrieben, ich weiß, aber für mich hat sich das so angefühlt.

      Das schlimme Erlebnis während meiner Collegezeit, als Bruce sich in übler Art über mich hermachen wollte, reicht mir. Ich bin nicht scharf darauf,

Скачать книгу