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mit Trish telefoniert, die mir mitteilte, dass Layla im Büro gewesen sei und sich dort einige Unterlagen angesehen habe. Ein Fall war die Sorgerechtsforderung des Countrymusikers Brett Thick. Trish meinte, Layla sei total aus dem Häuschen gewesen, da sie eine Persönlichkeit vertreten hatte, deren Musik sie während der Collegezeit gern gehört hat. Natürlich hat sie diesen Fall gewonnen. Es hätte mich auch gewundert, wenn es nicht so gewesen wäre. Sie ist eben ein Ass auf ihrem Gebiet.

      Einige Tage nach meinem Telefonat mit Trish, bin ich auf dem Weg zu meinen Eltern, als ich an einem Supermarkt in der Nähe des Krankenhauses vorbeikomme und das schönste Wesen auf Erden auf dem Parkplatz sehe, wie es damit kämpft, zwei volle Taschen zusätzlich zur Handtasche zu tragen. Ich ergreife die Gelegenheit und fahre rechts ran. Layla zuckt zusammen und springt einen Schritt zurück, sobald ich neben ihr stehe.

      „Chris? Spionierst du mir hinterher?“

      „Nein. Ich komme gerade aus dem Büro und fahre zu meinen Eltern, da habe ich dich …“ Ihre braunen Augen starren in meine und fesseln mich. Sie haben mich vom ersten Augenblick an in ihren Bann gezogen und mich nur an sie denken lassen. Bis zum heutigen Tag hat sich das nicht geändert. Ich kann mich noch sehr gut an diesen Tag im Restaurant erinnern, in dem ich sie nach Jahren wiedergesehen habe. Sie war so wunderschön, und als ich erfahren habe, wer diese unbekannte Frau am Eingang war, bin ich aus allen Wolken gefallen. „Kann ich dich nach Hause fahren?“

      „Das schaffe ich schon. Ich will dich nicht aufhalten. Du hast es sicher eilig.“

      „Ist schon okay“, sage ich und zucke mit der Schulter. „Meine Eltern können warten. Ich hätte sogar noch Zeit für einen Kaffee, wenn du möchtest.“

      Sie lächelt und ihre Wangen erröten. Ganz langsam nimmt sie ihren Blick von mir, schaut auf den Asphalt und schiebt sich die glatten Haare hinters Ohr.

      „Die Locken stehen dir besser.“

      Abrupt hebt sie den Kopf und reißt die Augen auf.

      Shit! Was rede ich denn da? Ich könnte mich auf der Stelle ohrfeigen. Sie runzelt die Stirn und mustert mich.

      „Du … du … hast sie so gehabt, da … da warst du noch jünger.“ Gut gerettet. Innerlich klopfe ich mir auf die Schulter.

      „Oh!“

      „Und?“

      „Was und?“

      „Kaffee?“

      Layla beißt sich auf die Unterlippe, und ich halte den Atem an, um meine Arme nicht um sie zu schlingen und ihre sinnlichen Lippen zu küssen.

      „Gern“, antwortet sie nach kurzer Überlegung, und ich schürze die Lippen, um mein Lächeln zu verstecken, und nicke.

      Nachdem wir ihre Taschen in den Jeep meines Vaters gelegt haben, machen wir uns zu Fuß auf den Weg ins Café. Wir gehen nebeneinander her, und ich stecke die Hände in die Hosentaschen, um der Versuchung zu widerstehen, ihre Hand zu ergreifen. Ab und zu wandert mein Blick zu ihr hinüber, und ich bemerke, dass sie das Gleiche tut. Doch sobald sich unsere Blicke treffen, lächelt sie und schaut wieder geradeaus.

      Wir nähern uns dem Café und mein Herz schlägt schneller. Endlich habe ich sie für mich allein. Möglich, dass es nur für eine halbe Stunde ist, aber immerhin besser, als sie immer aus der Ferne zu beobachten.

      Wir sitzen uns stumm gegenüber und Layla hat den Zuckerstreuer in den Händen, den sie hin und her dreht. Sie scheint nervös zu sein. Bestimmt wünscht sie sich, dass Trish oder Luke hier wären, weil sie vielleicht keine Ahnung hat, worüber sie sich mit mir unterhalten soll. Sie braucht aber nicht nervös zu sein. Ich werde sie nicht anfassen, obwohl ich den Drang dazu habe. Der Arzt hat gesagt, ihr Gehirn brauche Zeit, um sich komplett zu erholen. Jedoch bringt sie mein Herz dazu, wild in meiner Brust zu schlagen, wenn sie mir so nahe ist.

      Unser Kaffee wird gebracht, und Layla beginnt, mit dem Löffel statt mit dem Zuckerstreuer zu spielen.

      „Keine Sorge, Layla, ich beiße nicht.“ Der Ton meiner Stimme ist so sanft, dass er sie zum Lächeln bringt. Sie hebt ihren Kopf und sieht mir in die Augen. Das Herz schlägt mir bis zum Hals, wir halten den Blickkontakt, und ich sehe, wie sie stockend einatmet und anschließend schwer schluckt. „Wie geht’s deinem Arm?“

      „Er hat immer noch eine Gipsschiene.“

      Sie ballt ihre gesunde Hand zur Faust und klopft darauf. Sofort muss ich lächeln und schüttele den Kopf. Sie lächelt zurück. Das ist mein Baby. Immer die passende Antwort parat. Mann, wie mir das gefehlt hat.

      „Das sehe ich“, gebe ich zurück.

      „Warum fragst du dann?“

      Ich zucke mit den Schultern. „Um über irgendwas zu reden?“ Ich kann ja schlecht eine Unterhaltung beginnen, in der ich sie frage, wie sie die Tage nach unserer Trennung verbracht hat. „Wie lange muss er noch dranbleiben?“

      „Nächste Woche wird noch mal eine Röntgenaufnahme gemacht. Wenn alles okay ist, kann er vielleicht ab.“

      „Das ist gut. Und dein Kopf? Irgendwelche Veränderungen?“ Trish hat mich zwar schon darüber informiert, dass Layla im Büro war und sich dort umgesehen hat, aber ich würde gern von ihr wissen, ob sie irgendwelche Veränderungen spürt.

      Layla senkt ihre Augen auf die Tasse vor ihr und schüttelt den Kopf. „Ich war im Büro. Ein paar Namen von Klienten kamen mir bekannt vor, aber ich konnte sie nicht einordnen.“

      „Das ist …“ Weiter kann ich nicht sprechen, weil mein Handy klingelt. Ich fische es aus meiner Hosentasche und halte sofort inne, denn Layla hebt ihren Kopf, reißt die Augen auf und starrt auf das Handy. Ihr Körper ist angespannt. Es ist der Song, den ich an jenem Abend abgespielt habe, an dem sie nach Hause kam und wir anschließend großartigen Sex hatten. Der Song, der über ihr Lächeln spricht, darüber, wie kostbar sie für mich ist, und der mich damit an sie erinnert. Mine.

      Layla starrt mit weit aufgerissenen Augen auf den Tisch. Sie zittert am ganzen Leib, legt die Hand auf ihren Oberarm und reibt an ihm auf und ab. Anscheinend ruft der Song Erinnerungen in ihr wach. Scheiße! Daran habe ich nicht gedacht.

      Sofort steht sie auf und nimmt ihre Tasche.

      „Lay“, sage ich, aber sie macht sich schon auf, das Café zu verlassen. Ich hole aus meiner Tasche einen Zehn-Dollar-Schein, lege ihn auf den Tisch und eile ihr hinterher. Auf halbem Weg zu meinem Wagen hole ich sie ein. „Layla, warte.“

      Sie bleibt stehen, dreht sich zu mir herum und in ihrem Gesicht sehe ich Panik.

      „Was ist mit dir? Was ist passiert?“ Mein Herz, mein Magen … alles zieht sich zusammen. Ich will meine Hand ausstrecken, um sie zu berühren, balle sie aber zur Faust und lasse sie wieder sinken, da ich sehe, wie Layla sich verkrampft.

      Ihre Augen fangen an zu glänzen. Sie hat den Song erkannt. Tief im Inneren hat sie ihn erkannt.

      „Dieser Song auf deinem Handy“, sagt sie und ihre Stimme bricht, „er kommt mir bekannt vor.“

      Wie gern würde ich ihr sagen, dass es eines der Lieder ist, zu dem wir unglaublichen Sex hatten. Stattdessen versuche ich, so unschuldig wie möglich zu klingen. „Vielleicht aus dem Radio.“

      „Nein. Ich sah plötzlich verschwommene Bilder vor mir. Ein großes Apartment, jemand stand vor mir und hielt mich in seinen Armen, während im Hintergrund dieses Lied lief.“

      In ihrer Stimme höre ich die Angst. Sie weiß nicht, dass ich dieser Mann war, und so soll es vorerst auch noch bleiben. Zum jetzigen Zeitpunkt mit der Wahrheit herauszurücken, wäre kein kluger Schachzug. Ich brauche noch mehr Zeit. Ihre Erinnerungen werden wiederkommen. Ich schließe die Augen und kann es nicht glauben. Hoffentlich bekomme ich eine zweite Chance.

      Als ich meine Augen wieder öffne, hat sie ihren Blick auf den Asphalt gerichtet.

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