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Wolf unter Wölfen. Ханс Фаллада
Читать онлайн.Название Wolf unter Wölfen
Год выпуска 0
isbn 9783985223411
Автор произведения Ханс Фаллада
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Richtig! sagte Meier, plötzlich erleichtert. Wie steht denn der Rittmeister dazu? Oder weiß er etwa gar nichts davon –?
Ja, wenn ich das wüßte! sprach der Förster klagend. Aber ich weiß es eben nicht! Ich habe schon überall rumgefragt. Nach Ostade fährt der Rittmeister und pichelt manchmal mit den Reichswehroffizieren. Vielleicht setzen wir uns böse in die Nesseln, und ich verliere, geht die Sache schief, womöglich meine Stellung und ende auf meine alten Tage im Kittchen …
Na, nu weine bloß nicht, altes Walroß! lachte Meier. Die Sache ist doch ganz einfach: warum sollen wir denn den Rittmeister nicht einfach fragen, ob er wünscht, daß wir mitmachen oder nicht?
O Gott! O Gott! rief der Förster und schlug nun wirklich die Hände verzweifelt über dem Kopf zusammen. Du bist doch wirklich der größte Windhund von der Welt, Meier! Nachher weiß der Rittmeister von der ganzen Sache nichts, und wir haben sie ihm verraten. Und das müßtest du doch aus den Zeitungen wissen: Verräter verfallen der Feme! – Und ich – fiel ihm plötzlich ein, und der Himmel wurde ganz schwarz, alle Felle schwammen rauschend davon, der Arm ging ihm mit Grundeis … Und ich Schafskopf habe dir alles verraten! Ach, Meier, tu mir den Gefallen, gib mir auf der Stelle dein Ehrenwort, daß du keinem Menschen was verrätst! Ich werde auch dem Rittmeister nicht sagen, daß du den Wald angebrannt hast …
Erstens einmal, sagte Meier, habe ich den Wald nicht angekokelt, sondern das hat dein Leutnant getan – und wenn du den verrätst, weißt du ja Bescheid. Und wenn ich zweitens den Wald wirklich angezündet hätte, ich gehe heute abend um zehn auch zum Schulzen und gehöre also auch zur Schwarzen Reichswehr. Und wenn du mich dann verrätst, Kniebusch, du weißt doch: Verräter verfallen der Feme …
Da stand Meier, grinsend, mitten auf der Waldschneise, und sah die Klatschbase und den Angsthasen Kniebusch frech und herausfordernd an. ›Und wenn diese ganze Putschgeschichte zu gar nichts weiter gut ist‹, dachte er, ›diesen elenden Ohrwurm erledigt sie – der soll mir nicht noch einmal beim alten Herrn oder beim Rittmeister einen Ton über mich riskieren –!‹
Ihm gegenüber aber stand der alte Förster Kniebusch, und Röte und Blässe stiegen abwechselnd in sein Gesicht. ›Da hat man sich nun‹, dachte er etwa, ›durch vierzig Dienstjahre mit Hangen und Würgen hindurchgewunden und denkt: es wird ruhiger. Aber nein, es wird immer schlimmer, und wie ich jetzt nachts aus dem Schlaf hochfahre vor Angst, es ist was passiert, so ist es noch nie gewesen. Früher waren es nur die Holzrechnungen und die Angst, ob ich auch richtig addiert hatte, und mal ein Bock, ob er auch auf seinem Wechsel ging, wenn der alte Herr auf Anstand saß.
Aber jetzt liegt man die Nacht im Dunkeln und das Herz klopft immer schlimmer, und es sind Holzdiebe und Leutnants und dies freche Aas wird jetzt auch noch frech, und es soll geputscht werden … Und schließlich sitze ich drin, wo ich doch gar nichts gegen den Herrn Reichspräsidenten habe …‹
Laut aber sagte er: Wir sind doch Kollegen, Meier, und haben manchen schönen Skat gekloppt. Ich hab noch nie ein Wort gegen dich beim Herrn Rittmeister gesagt, und das mit dem Waldbrand, das ist mir auch nur so im Zorn herausgefahren. Ich hätte dich nie verraten, natürlich nicht!
Natürlich nicht! sagte Meier und grinste frech. Jetzt ist es bald zwölf und zu den Zuckerrüben komme ich doch nicht mehr. Aber zum Füttern muß ich, und darum setze ich mich aufs Rad. Du kannst ja hinterherlaufen, Kniebusch, dir macht das nichts aus, was?! Und dabei saß Meier schon auf dem Rade und trat an. Im Losfahren aber schrie er noch einmal: Geht in Ordnung, Kamerad! und weg war er!
Der Förster aber starrte ihm nach, schüttelte trübsinnig den Kopf und bedachte, daß er lieber den Schleichpfad statt der großen Straße zur Försterei nehmen wollte. Auf der Straße hätte er vielleicht noch Holzdiebe getroffen, und das wäre doch peinlich gewesen – für den Förster!
2
Der Pfandleiher, der Onkel, saß auf einem hohen Kontorbock und schrieb in seinen Büchern. Ein Angestellter verhandelte halblaut mit zwei Frauen, von denen die eine ein Bündel Betten, in ein Laken geschlagen, hielt. Die andere aber hatte eine schwarze Modellpuppe, wie sie die Schneiderinnen benutzen, umgefaßt. Beide Frauen hatten scharfe Gesichter und den betont unbekümmerten Blick seltener Pfandhausbesucherinnen.
Die Leihe selbst, im Hochparterre eines übergeschäftigen Hauses gelegen, sah wie immer schmierig, staubig, unordentlich aus, obwohl sie peinlich aufgeräumt war. Das durch die weißen Milchglasscheiben der Fenster gefilterte Licht war grau und tot. Wie immer stand der riesige Geldschrank weit offen und eröffnete den Ausblick auf kleine Haufen in weißes Papier geschlagener Päckchen, bei deren Anblick man von kostbaren Juwelen träumen konnte. Wie immer steckten die Schlüssel in dem kleinen eingemauerten Safe, das den Barbestand der Leihe enthielt.
Wolf sah das alles mit einem Blick. Aus Dutzenden von Gängen war es ihm so vertraut, daß er es sah, ohne es recht zu sehen. Es war auch das übliche, daß der Onkel über seine schmale Goldbrille fort einen raschen Blick auf ihn schoß und dann weiterschrieb.
Wolfgang Pagel wandte sich an den Angestellten, der anscheinend mit der Frau, die ihre Modellpuppe versetzen wollte, nicht einig werden konnte, hob den Koffer auf den Tisch und sagte halblaut – leicht: Ich bringe mal wieder das übliche. Bitte, wenn Sie nachsehen wollen …
Und er knipste die Schlösser des Handkoffers auf.
Es war wirklich alles da wie sonst; alles, was sie besaßen: eine zweite, im Boden schon dünne Hose von ihm; zwei weiße Herrenhemden; drei Kleider von ihr; ihre Wäsche (spärlich genug) und – das Glanzstück – ein echtes Silbertäschchen, wohl das Geschenk eines Verehrers an Petra, er hatte nie danach gefragt.
Nicht wahr, drei Dollar wie üblich? sagte er noch, nur um etwas zu sagen, da der Angestellte, wie ihm schien, etwas zögernd auf die Sachen blickte.
Da sagte der aber auch schon: Jawohl, Herr Leutnant!
Und nun, da alles geordnet schien, rief ganz überraschend die hohe Stimme vom Kontorbock: Nein!
Wolfgang, der hier nur der Leutnant hieß, und der Angestellte sahen überrascht hoch.
Nein! sagte der Onkel noch einmal und schüttelte energisch den Kopf. Tut mir leid, Herr Leutnant, aber wir können Ihnen diesmal nicht gefällig sein. Es lohnt sich nicht für uns. Sie holen es immer schon den nächsten Tag wieder, all die Schererei – und, wissen Sie, diese Kleider kommen ja auch aus der Mode! – Vielleicht ein anderes Mal wieder, wenn Sie etwas – Modischeres haben.
Der Onkel sah Pagel noch einmal an, hob die Feder, mit der Spitze gegen ihn, so kam es Wolf vor, und schrieb schon weiter. Der Angestellte schloß langsam, ohne hochzusehen, den Kofferdeckel und ließ die Schlösser einschnappen. Die beiden Frauen blickten Wolfgang verlegen und doch ein wenig schadenfroh an, wie Schüler den Mitschüler von der Seite ansehen, wenn er vom Lehrer wegen eines Fehlers getadelt wird.
Hören Sie einmal, Herr Feld, sagte Pagel lebhaft und ging quer durch die Leihe auf den ruhig Weiterschreibenden zu. Ich habe da einen reichen Freund im Westen, der mir bestimmt aushilft. Geben Sie mir das Fahrgeld. Ich lasse die Sachen hier, komme heute abend noch vor Geschäftsschluß vorbei, gebe Ihnen das Geld wieder, meinethalben das Fünffache. Oder das Zehnfache.
Der Onkel sah Wolfgang durch die Brille nachdenklich an, runzelte die Stirn und sagte: Tut mir leid, Herr Leutnant. Wir geben hier keine Darlehen, wir leihen nur auf Pfänder.
Aber es sind ja nur die lumpigen paar Tausend Fahrgeld, beharrte Wolf. Und ich lasse Ihnen die Sachen hier.
Ohne Pfandschein darf ich die Sachen nicht behalten, sagte der Verleiher. Und ich will sie nicht in Pfand. Tut mir leid, Herr Leutnant.
Er sah Wolfgang noch einmal mit gerunzelter Stirn aufmerksam an, als wolle er die Wirkung seiner Worte ihm vom Gesicht ablesen, dann nickte er leicht und kehrte zu seinen Büchern zurück. Auch Wolfgang hatte die Stirn gerunzelt, auch er nickte dem Schreibenden leicht zu, wie zum Zeichen, daß er die Weigerung nicht übel aufnehme, und wandte