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befohlen, sein Möglichstes zu thun, und ihm mitgetheilt, daß der größeste Feinschmecker aus der üppigsten Stadt in der ganzen Welt, daß ein Sybarit, daß Philoinus über seine zarten Gerichte strenges Gericht halten werde. Geh’, Knakias, und sage, man solle anrichten! Seid ihr jetzt zufrieden, ihr ungeduldigen Herren? Arger Phanes; mir hast Du mit Deiner Trauerkunde die Mahlzeit verdorben!«

      ›Der heutige Tag liegt mir am Herzen,

      Wer weiß, was uns der nächste bringt,

      Drum flieht den Gram, verbannt die Schmerzen,

      Und spielt das Würfelspiel und trinkt! – –‹

      »He! Ibykus, hab’ ich Deinen Freund, der mit Dir an der Tafel des Polykrates schmaust, richtig citirt? Ich sage Dir, daß, wenn Anakreon auch bessere Verse macht als ich, meine Wenigkeit sich dafür doch nicht schlechter auf’s Leben versteht, wie der große Lebenskünstler. Er hat in allen seinen Liedern kein Lob auf’s Essen, und ist denn das Essen nicht wichtiger, als das Spielen und Lieben, obgleich diese beiden Tätigkeiten – ich meine Spielen und Lieben – mir auch recht theuer sind? Ohne Essen müßt’ ich sterben, ohne Spiel und Liebe kann ich schon, wenn auch nur kümmerlich, fortbestehen.«

      Die Hände des starken und tapferen Spartaners zitterten, als er nach dem Röllchen griff, und nachdem er es geöffnet, saugten sich seine Blicke an die Schriftzüge an, die es bedeckten. So stand er kurze Zeit; dann schüttelte er mißmuthig die grauen Locken, gab Phryxus die Rolle zurück und sagte:

      »Wir Spartaner lernen andere Künste, als Lesen und Schreiben. Wenn Du kannst, so lies mir vor, was Pythia sagt.«

      ›Wenn einst die reisige Schaar von schneeigen Bergen herabsteigt

      Zu den Gefilden des Stroms, welcher die Ebne benetzt,

      Führt Dich der zaudernde Kahn herab zu jenem Gefilde,

      Welches dem irrenden Fuß heimischen Frieden gewährt;

      Wenn einst die reisige Schaar von schneeigen Bergen herabsteigt,

      Schenkt Dir die richtende Fünf, was sie Dir lange versagt.‹«

      Gespannten Ohres lauschte der Spartaner diesen Worten. Zum zweiten Male ließ er sich den Spruch des Orakels vorlesen, dann wiederholte er ihn aus dem Gedächtnisse, dankte Phryxus, und steckte das Röllchen zu sich.

      Der Delphier mischte sich in das allgemeine Gespräch; der Spartaner aber murmelte den Spruch des Orakels unaufhörlich vor sich hin, um ihn ja nicht zu vergessen, und bemühte sich, die rätselhaften Worte zu deuten.

      Zweites Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

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