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darum Alles auf meine Schultern. Ich bin der Sohn des Ramses und Ameni faßt mich weicher an als euch!«

      »Er wird uns verhören,« sagte Anana, »und lieber laß ich mich strafen, als daß ich lüge.«

      Rameri erröthete und rief:

      »Und hast Du meine Zunge jemals gegen die lichte Tochter des Ra sündigen sehen? Aber he da! Antef, Hapi, Sent und ihr anderen Alle! gebt Antwort; Hab' ich euch aufgehetzt oder nicht? Wer anders als ich hat euch gerathen, Pentaur aufzusuchen? Hab' ich gedroht, meinen Vater zu bitten, mich aus dem Setihause zu nehmen oder nicht? Hab' ich euch angefeuert, das Gleiche zu thun? Ja oder nein? Da habt ihr's, da hast Du's, Anana! Ich bin der Anstifter dieses Streiches, ich bin der Rädelsführer, und wenn wir gefragt werden, so laßt mich zuerst reden. Keiner nennt Anana's Namen, hört ihr, Keiner, und wenn sie euch mit Stöcken schlagen und wenn sie uns die Nahrung entziehen, wir bleiben dabei, daß ich an dem ganzen Unheil Schuld sei!«

      »Braver Junge,« sagte der Sohn des ersten Propheten des Amon von Theben und drückte Rameri die Rechte, während Anana ihm die Linke schüttelte.

      Der Prinz befreite sich lachend ans den Freundeshänden und rief:

      »Nun mag der Alte heimkommen, denn wir sind gerüstet. Aber es bleibt dabei, ich bitte den Vater, so wahr ich Rameri heiße, daß er mich nach Chennu schickt, wenn sie Pentaur nicht zurückrufen.«

      »Er hat uns wie Schulbuben behandelt,« sagte der größte unter den jungen Uebelthätern.

      »Und mit Recht,« entgegnete Rameri. »Ich achte ihn deßwegen nur um so höher. Ihr denkt, ich sei ein leichtsinniger Bursch; aber ich habe meine eigenen Gedanken, und will euch meine Weisheit künden.«

      Bei diesen Worten schaute er seine Genossen mit komischem Ernste an und fuhr fort, indem er Ameni's Stimme nachahmte: »Der größere Mensch unterscheidet sich dadurch vom kleineren, daß er das, was seiner Eitelkeit schmeichelt und ihm für den Augenblick wünschenswerth, ja auch nützlich erscheint, verachtet und unberücksichtigt läßt, wenn es sich mit Gesetzen, die er anerkennt, und mit größeren Zielen, die er sich vorsteckte und die vielleicht erst nach seinem Tode zur Ausführung kommen können, nicht verträgt. – Solches habe ich theils aus dem Munde meines Vaters vernommen, theils selber erdacht und frage euch nun: Konnte Pentaur als ›größerer Mensch‹ uns besser behandeln?«

      »Du sprichst aus, was mir mein Herz schon seit gestern sagte,« rief Anana. »Wie die Wichte haben wir gehandelt und statt unsern Willen durchzusetzen, uns und Pentaur in Schaden gebracht.«

      Das Rasseln eines nahenden Wagens ließ sich vernehmen und Rameri rief, Anana unterbrechend:

      »Er ist es. Muth, Kinder! Ich bin der Schuldige. Mit dem Stocke darf er mich nicht schlagen lassen, aber mit seinen Augen wird er mich prügeln!«

      Ameni stieg schnell aus seinem Wagen. Der Pförtner theilte ihm mit, daß der erste Kolchyt und der Vorsteher der Opferschlächter vom Tempel des Amon zu Theben ihn zu sprechen begehrten.

      »Sie mögen warten,« gab der Prophet kurz zurück. »Führe sie einstweilen in die Gartenhalle. Wo ist der erste der Horoskopen?«

      Noch hatte er nicht ausgesprochen, als der Greis, nach dem er fragte, ihm rüstig entgegentrat, um ihn von dem in seiner Abwesenheit Geschehenen in Kenntniß zu setzen. Aber der Oberpriester hatte schon in Theben Alles erfahren, was der Alte ihm mitzutheilen begierig war.

      Ameni ließ sich, wenn er das Setihaus verließ, jeden Morgen genau hinterbringen, was sich dort ereignete. Als nun der Alte Bericht zu erstatten begann, unterbrach er seine leidenschaftlichen Anklagen und sagte:

      »Ich weiß Alles. Die Schüler hängen an Pentaur und haben um seinetwillen eine Thorheit begangen und Du bist der Prinzessin Bent-Anat mit ihm im Hatasu-Tempel, zu dem er einem geringen Weibe, eh' es gereinigt war, den Einlaß gestattete, begegnet. Das sind schlimme Dinge, die ernstlich geahndet werden müssen; aber nicht heute. Beruhige Dich! Pentaur wird seiner Strafe nicht entgehen, doch werden wir ihn sofort in das Setihaus zurückberufen müssen, denn wir bedürfen seiner morgen bei der Feier des Festes des Thales. Eh' er verurteilt ist, soll Keiner ihm unfreundlich begegnen; ich bitte darum und trage Dir auf, das auch den Anderen zu sagen.«

      Der Horoskop versuchte es, seinem Vorgesetzten das Aergerniß auszumalen, welches solche unzeitige Milde verursachen würde; Ameni aber ließ ihn nicht ausreden, sondern forderte seinen Ring von ihm zurück, rief einen jungen Priester, übergab demselben den kostbaren Reifen und befahl ihm, auf seinen an der Pforte harrenden Wagen zu steigen und Pentaur in seinem Namen den Befehl zu überbringen, in das Setihaus zurückzukehren.

      Der Horoskop fügte sich, innerlich verdrossen, und fragte: »Sollen auch die verbrecherischen Buben straflos bleiben?«

      »So wenig wie Pentaur,« gab Ameni zurück; »aber wie magst Du diesen Knabenstreich ein Verbrechen nennen! Laßt doch den Jungen ihre Heiterkeit und ihren Uebermuth! Der Erzieher wird zum Verderber, wenn er seine Augen nur immer offen hält und sie nicht zur rechten Zeit zu schließen versteht. Ehe das Leben die Uebung ernster Pflichten von uns verlangt, verfügen wir über einen gewaltigen Ueberschuß an Kräften und das Kind verwerthet diese im Spiel, der Knabe, indem er sich mit dem Hammer und Meißel der Phantasie Wunderwelten erbaut und Thorheiten begeht. Du schüttelst Deinen Kopf, Septah, ich aber sage Dir: Der übermüthige Streich des Knaben ist der Vorläufer der That des Mannes! Ich werde das Geschehene nur Einen unter den Knaben büßen lassen und auch dieser würde straflos ausgehen, wenn mich nicht besondere Gründe veranlaßten, ihn von unserem Feste fern zu halten.«

      Der Horoskop widersprach nicht seinem Meister, denn er wußte, daß, wenn Ameni's Augen so jäh aufblitzten und seine sonst so gemessenen Bewegungen so unruhig waren wie heute, Wichtiges im Werke sei.

      Der Oberpriester bemerkte, was in dem Horoskopen vorging, und sagte:

      »Jetzt verstehst Du mich nicht; aber heute Abend in der Versammlung der Geweihten sollst Du Alles erfahren. Es gehen große Dinge vor! Die Genossen im Amonstempel am andern Ufer fallen ab von dem, was uns Weißgekleideten allen das Heiligste sein sollte, und werden sich uns in den Weg stellen, wenn die Zeit zum Handeln gekommen ist. Beim Feste des Thales werden wir den Genossen von drüben gegenüberstehen. Ganz Theben wird der Festfeier beiwohnen und es wird zu zeigen gelten, wer der Gottheit würdiger zu dienen versteht, sie oder wir. Es werden all unsere Kräfte aufgeboten werden müssen und Pentaur können wir am wenigsten entbehren. Er muß morgen als Cherheb 166 fungiren, morgen nur; übermorgen stellen wir ihn vor Gericht. Unter den unbotmäßigen Knaben sind unsere besten Sänger, ist auch der junge Anana, der die Stimmen des Jünglingschores führt; ich werde die unbesonnenen Burschen sogleich verhören. Der Ramsessohn Rameri war mit unter den Uebelthätern?«

      »Er scheint einer der Rädelsführer gewesen zu sein,« antwortete der Horoskop.

      Ameni blickte den Alten mit einem bedeutungsvollen Lächeln an und sagte:

      »Die Sippe des Königs bedeckt sich mit Ehren! Seine älteste Tochter muß als Verunreinigte und Widerspenstige fern gehalten werden von den Frommen und dem Tempel und wir werden doch wohl genöthigt sein, seinen Sohn aus der Anstalt zu verweisen. Du siehst mich erschrocken an? Aber ich sagte Dir ja, die Zeit des Handelns sei gekommen. Doch davon heute Abend. Jetzt noch eine Frage. Ist die Kunde vom Tode des heiligen Amonswidders zu euch gelangt? Ja? Ramses schenkte ihn selbst dem Gotte und sie hatten ihm seinen Namen ertheilt. Ein schlechtes Vorzeichen!«

      »Auch der Apis starb dahin,« sagte der Horoskop und erhob klagend seine Arme.

      »Seine göttliche Seele kehrte zurück zu Gott,« gab Ameni zurück. »Wir haben jetzt viel zu thun; vor Allem, uns jenen da drüben ebenbürtig zu zeigen und Theben für uns zu gewinnen. Die von uns auszurüstende Panegyrie am morgenden Tage muß nie Gesehenes bieten. Der Statthalter Ani gewährte mir reiche Zuschüsse und . . .«

      »Und,« unterbrach ihn der Horoskop, »unsere Wunderthäter verstehen ganz andere Dinge, als die vom Amonshause, welche schmausen, während wir uns üben.«

      Ameni nickte beistimmend und sagte lächelnd:

      »Wir

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