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und was mich betrifft, ebensogern mit einem Hammelherzen als mit meinem eigenen begraben werden will.«

      »Ich spreche nicht von dem beraubten Todten, sondern von den Lebenden,« sagte der Dichter. »Wenn die That des Paraschiten entdeckt wird, so ist es um ihn geschehen und das liebe Kind in der Hütte dahinten würdest Du nur gerettet haben, um es in finsteres Elend zu stürzen.«

      Nebsecht sah den Andern so erstaunt und erschrocken an, als habe er ihn mit einer Unglückspost aus dem Schlafe geweckt; dann aber rief er. »Ich würde mit der Alten und Uarda theilen, was ich habe.«

      »Und wer wird sie schützen?«

      »Ihr Vater.«

      »Der rohe Trunkenbold, den sie morgen oder übermorgen wer weiß wohin senden werden!«

      »Er ist ein guter Mensch,« unterbrach der Arzt seinen Freund mit allen Zeichen der Erregung und heftig stammelnd. »Aber wer möchte dem Kind etwas thun? Sie ist so – so . . . Sie ist so eigen, so gar holdselig und schön.«

      Bei den letzten Worten schlug er die Augen nieder und erröthete wie ein Mädchen.

      »Du verstehst das,« fuhr er fort, »besser als ich; ja und Du findest sie auch schön! Sonderbar! Du mußt nicht lachen, wenn ich gestehe, – nun ich bin ja ein Mensch wie jeder Andere auch –, wenn ich gestehe, daß ich das Organ, das fehlende Organ für die Schönheit der Formen doch endlich auch in mir entdeckt zu haben glaube; nicht glaube, sondern wirklich entdeckt habe, denn es hat von vorn herein hier, hier nicht gesprochen, sondern geschrieen, getobt, daß mir die Ohren sausten und mich zum ersten Male die Leidende mehr anzog als das Leid. Wie gebannt hab' ich in der Hütte gesessen und ihr Haar angestarrt und ihre Augen und wie sie athmete. Sie müssen mich längst im Setihause vermissen, vielleicht entdeckten sie meine Präparate, während sie mich in meinem Zimmer suchten! Zwei Tage und Nächte hab' ich mich von der Arbeit abziehen lassen um dieses Kindes willen. Wär' ich wie die Laien, die ihr heranzieht, so würd' ich sagen, Dämonen hätten mich verzaubert. Aber das ist es nicht« – und bei diesen Worten flammten des Arztes Augen auf – »das ist es nicht! Das Thier in mir, die gemeinen Triebe, deren Träger das Herz ist, das mir die Brust an ihrem Lager zersprengte, die haben die anderen feinen und reinen Regungen hier, hier in diesem Hirn überwuchert und an der Schwelle des Augenblicks, in dem ich wissend zu werden hoffe wie der Gott, den ihr den Fürsten alles Wissens heißt, muß ich erfahren, daß das Thier in mir stärker ist, als das, was ich meinen Gott nenne.«

      Der Arzt hatte während dieser letzten Worte erregt und empört zu Boden geschaut und des Dichters kaum geachtet, welcher ihm staunend und voller Theilnahme zuhörte.

      Eine Zeit lang schwiegen Beide, dann legte Pentaur seine Hand aus des Freundes Hand und sagte innig:

      »Meiner Seele ist das nicht fremd, was Du empfindest, und mir hat es Kopf und Herz, wenn ich Dir nachsprechen darf, zugleich erregt; aber ich weiß, daß das, was wir fühlen, unseren gewohnten Empfindungen zwar fremd, daß es aber, statt niedriger zu sein, höher und köstlicher ist als diese. Nicht das Thier, Nebsecht, empfindest Du in Dir, sondern den Gott. Die Güte ist das schönste Attribut der Himmlischen, gütig gesinnt bist Du immer gewesen gegen Groß und Klein; aber ich frage Dich, ob es Dich je so unwiderstehlich gedrängt hat, einen Ozean von Güte auf ein anderes Wesen zu ergießen, ob Du für Uarda nicht Alles, was Du bist und hast, freudiger und selbstloser hingeben würdest, als für Vater und Mutter und Deine ältesten Freunde?«

      Nebsecht nickte zustimmend; Pentaur aber rief:

      »Nun wohl! So folge der neuen göttlichen Regung in Dir und sei gütig gegen Uarda und opfere sie nicht Deinen eitlen Wünschen. Armer Freund! Bei Deinem Forschen nach den Geheimnissen des Lebens hast Du Dich niemals nach dem Leben umgeschaut, das offen und ladend vor unseren Blicken sich weitet und breitet. Glaubst Du, daß die Jungfrau, welche den kühlsten Denker in Theben also entflammen konnte, nicht von hundert Sinnenmenschen begehrt werden wird, wenn ihr der Beschützer fehlt? Muß ich Dir sagen, daß unter den Tänzerinnen im Fremdenviertel neun unter zehn die Töchter sind von geächteten Eltern? Kannst Du den Gedanken ertragen, daß durch Deine Hand die Unschuld dem Laster verschrieben, die Rose in den Schmutz getreten werden soll? Ist das Menschenherz, nach dem Du verlangst, eine Uarda werth? – Nun geh', und morgen komm wieder zu mir, Deinem Freunde, der Alles nachzufühlen versteht, was Du empfindest, und dem Du heute um so Vieles näher gekommen bist, da Du sein reinstes Glück zu theilen gelernt hast.«

      Pentaur hielt dem Arzte die Hand hin, dieser schlug langsam ein und ging sinnend und zaudernd und nicht achtend die brennende Glut der Mittagssonne über den Berg in das Thal der Königsgräber und der Paraschitenhütte entgegen.

      Hier fand er den Soldaten bei seiner Tochter und fragte dringend: »Wo ist der Alte?«

      »Er ging an die Arbeit in das Haus der Balsamirer,« lautete die Antwort. »Wenn ihm etwas begegnet, läßt er Dir sagen, so sollst Du nicht die Verschreibung vergessen und das Buch. Er war wie närrisch, als er uns verließ, und hat das Herz des Hammels in seinen Sack gesteckt und mitgenommen. Bleibe Du bei der Kleinen, die Mutter ist im Dienste und ich muß mit Kriegsgefangenen fort nach Harmonthis. 125

      Drittes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Während des Gespräches der beiden Freunde vom Setihause ging Frau Katuti in der offenen Halle am Hause ihres Schwiegersohnes, in der wir sie kennen gelernt haben, unruhig auf und nieder. Ein schneeweißes Kätzchen folgte ihr bei dieser Wanderung, bald mit der Schleppe ihres langen, schlichten Gewandes spielend, bald sich einem Postamente zuwendend, das früher eine vor wenigen Monden verkaufte silberne Bildsäule getragen hatte und auf dem jetzt der Zwerg Nemu hockte.

      Er liebte diesen Platz, welcher ihm die Möglichkeit gewährte, seiner Herrin und anderen ausgewachsenen Menschen von oben herab in die Augen zu sehen.

      »Wenn Du mich betrügst, wenn Du mich getäuscht hast!« sagte Katuti mit drohender Geberde, als sie an seinem Sitze vorbeikam.

      »So steck' mich an einen Haken und angle mit mir ein Krokodil. Ich bin nur neugierig, in welcher Weise er Dir das Geld anbieten wird.«

      »Du schwörst zum andern Male,« unterbrach ihn seine Herrin mit fieberhafter Unruhe, »daß Du Paaker nicht in meinem Namen gebeten hast, uns zu retten?«

      »Tausend Eide,« sagte der Kleine. »Soll ich Dir unser Gespräch von gestern wiederholen? Ich sage Dir, er gibt auch seine Aecker her und sein Haus mit dem hohen Thore für einen freundlichen Blick aus Nefert's Augen.«

      »Wenn Mena sie lieben wollte wie er!« seufzte Katuti und durchmaß wiederum schweigend die Halle, während der Zwerg nach dem Eingange des Gartens schaute. Plötzlich blieb sie vor Nemu stehen und sagte so düster, daß es ihn kalt überlief:

      »Ich wollte, sie wäre Wittwe.«

      Der Kleine machte eine Handbewegung, als gälte es, sich vor dem bösen Blicke zu schützen, ließ sich aber gleich darauf von seinem Postamente auf den Boden nieder und rief:

      »Da hält ein Wagen und ich höre das tiefe Gebell seiner großen Dogge. Er ist es. Soll ich Nefert rufen?«

      »Nein!« sagte Katuti leise und griff nach der Lehne eines Stuhles, als suche sie an ihr einen Halt.

      Der Zwerg zog sich achselzuckend hinter eine Gruppe von Blattpflanzen zurück und wenige Minuten später stand Paaker vor seiner Herrin, die den Mohar mit ruhiger und selbstbewußter Würde empfing.

      Kein Zug in ihrem fein geschnittenen Antlitz verrieth die Erregung ihres Innern, und nachdem der Wegeführer sie begrüßt hatte, sagte sie mit gönnerhafter Freundlichkeit:

      »Ich dachte, daß Du kommen würdest. Nimm Platz! Dein Herz gleicht dem Deines Vaters. Nun Du uns wieder befreundet bist, bist Du es ganz.«

      Paaker war gekommen, um seiner Base die Summe anzubieten, deren sie zur Einlösung der Mumie ihres Gatten bedurfte.

      Er war lange

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