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der Gang ausgestiegen und aus dem Valley weggezogen war. Allerdings konnte er eine wichtige Information beisteuern, indem er bestätigte, dass Cortez einen selbstgebauten Schalldämpfer verwendet hatte, was in Einklang mit den ursprünglichen Ermittlungsergebnissen stand.

      Bosch schoss sich auf den Schalldämpfer ein und fragte Perez, woraus Cortez ihn gemacht hatte. Perez sagte, Cortez habe damals in der Auspuffwerkstatt eines Onkels im nahen Pacoima gearbeitet und den Schalldämpfer aus Teilen und Materialien gebaut, wie sie für Motorradauspuffe verwendet wurden. Das sei nach Feierabend und ohne Wissen seines Onkels geschehen. Perez gab sogar zu, mit zwei anderen Gangmitgliedern in der Werkstatt gewesen zu sein, als Cortez den Schalldämpfer an seiner Pistole anbrachte und probeweise ein paar Schüsse in die Rückwand der Werkstatt feuerte.

      Nach Perez’ Vernehmung konzentrierten sich Bosch und Lourdes vor allem darauf, so viele seiner Aussagen wie möglich zu bestätigen. So konnte Lourdes nachweisen, dass Cortez mit Vegas Frau verwandt war. Sie war eine Schwester seines Vaters. Außerdem brachte sie in Erfahrung, dass Cortez im Lauf der letzten vierzehn Jahre innerhalb der VSF immer weiter aufgestiegen war und dort inzwischen eine ähnlich hohe Stellung einnahm wie der Mann, dessen Ermordung er verdächtigt wurde. Gleichzeitig konnte Bosch bestätigen, dass Pacoima Tire & Muffler in der San Fernando Road früher Helio Cortez, dem Onkel des Verdächtigen, gehört hatte und dass der Name des neuen Inhabers nicht in den Bandenkriminalitätsunterlagen der Police Departments von San Fernando und Los Angeles auftauchte. Auch andere Details ließen sich nachweisen, womit Bosch genügend vorliegen hatte, um einen Tatverdacht geltend zu machen und die Ausstellung eines Durchsuchungsbeschlusses zu beantragen.

      Ein solcher lag ihm inzwischen vor, und es wurde Zeit, ihn zu vollstrecken.

      Als Erste kamen Lourdes und Luzon in das Besprechungszimmer, wenig später gefolgt von Trevino und Tagschichtleiter Sergeant Irwin Rosenberg. Laut Vorschrift musste ein Durchsuchungsbeschluss im Beisein uniformierter Streifenpolizisten vollstreckt werden. Darum wollte sich Rosenberg kümmern, der nicht nur viel Erfahrung mit so etwas hatte, sondern auch gut mit Leuten umgehen konnte. Alle nahmen an dem ovalen Tisch Platz.

      »Was, keine Donuts?«, bemerkte Rosenberg.

      Normalerweise landeten die Essensspenden der Bürger nämlich auf diesem Tisch, und es gab fast jeden Morgen Donuts oder Frühstücksburritos. Rosenberg war mit seiner Enttäuschung nicht allein.

      »Nichts zu machen«, sagte Trevino. »Umso mehr Grund, gleich loszulegen. Was gibt’s Neues von Ihnen, Harry? Am besten, Sie bringen Irwin gleich mal auf den neuesten Stand.«

      »Es geht um den Fall Cristobal Vega«, begann Bosch. »Der Mord an Uncle Murda vor vierzehn Jahren. Wir haben einen Durchsuchungsbeschluss, der uns ermöglicht, uns bei Pacoima Tire & Muffler in der San Fernando Road umzusehen und nach Kugeln zu suchen, die vor vierzehn Jahren in die Rückwand der Werkstatt gefeuert wurden. Da der Betrieb auf LAPD-Territorium liegt, werden wir uns mit ihnen absprechen. Damit unser Verdächtiger oder sonst jemand von den SanFers keinen Wind von der Sache bekommt, gehen wir so lange mit größter Diskretion vor, bis wir hoffentlich eine Festnahme machen können.«

      »Das dürfte nicht ganz einfach werden«, sagte Rosenberg. »Die SanFers haben ihre Augen überall.«

      Bosch nickte.

      »Das ist uns durchaus klar. Aber Bella hat sich schon was ausgedacht. Wir müssen nur ein paar Tage rausschinden. Wenn wir Kugeln finden, lasse ich sie im Labor untersuchen. Sie werden schnellstmöglich einen Vergleich mit der Kugel vornehmen, die Vega getötet hat. Wenn es eine Übereinstimmung gibt, können wir uns den Verdächtigen vornehmen.«

      »Wer ist der Verdächtige?«, fragte Rosenberg.

      Bosch zögerte. Er vertraute Rosenberg, aber es war mit gewissen Risiken verbunden, über Verdächtige zu sprechen – vor allem, wenn ein Informant involviert war.

      »Nein, schon gut«, sagte Rosenberg rasch. »Muss ich nicht wissen. Heißt das, Sie wollen nur eine Streife dabeihaben, zwei Uniformen?«

      »Allerhöchstens«, sagte Bosch.

      »Kein Problem. Wir haben einen neuen SUV, der gerade geliefert wurde und noch nicht markiert ist. Damit nicht gleich jeder sieht, dass wir vom SFPD sind, könnten wir den nehmen. Wäre ein gewisser Vorteil.«

      Bosch nickte. Er hatte den SUV auf dem Bauhof neben dem alten Gefängnis stehen sehen. Er war zwar in der schwarz-weißen Standardlackierung geliefert worden, aber die SFPD-Markierungen an Türen und Heckklappe waren noch nicht angebracht worden. Er konnte sich unter die LAPD-Fahrzeuge mischen, ohne dass sofort erkennbar wurde, dass auch San Fernando an den Ermittlungen beteiligt war, und die SanFers gewarnt wurden.

      »Für den Fall, dass wir die ganze Wand entfernen müssen, nehmen wir einen Trupp vom Bauhof mit«, sagte Bosch. »Sie werden einen unauffälligen Lkw fahren.«

      »Und was ist unser Vorwand für diese Aktion?«, fragte Luzon.

      »Ein Einbruch«, sagte Lourdes. »Wenn jemand Fragen stellt, sagen wir, dass vergangene Nacht in der Werkstatt eingebrochen worden ist und dass sie als Tatort gilt. Das müsste genügen. Die Werkstatt gehört nicht mehr dem Onkel des Verdächtigen. Soweit wir das beurteilen können, ist der neue Inhaber sauber, und wir rechnen damit, dass er mit uns kooperiert, was die Durchsuchung und den vermeintlichen Grund dafür angeht.«

      »Gut«, sagte Trevino. »Wann soll es losgehen?«

      »Morgen früh«, sagte Bosch. »Sobald die Werkstatt um sieben aufmacht. Wenn alles glatt läuft, sind wir längst fertig, bis die meisten Gangster aus dem Viertel überhaupt aus ihren Betten kommen.«

      »Okay«, sagte Trevino. »Dann treffen wir uns um sechs hier, damit wir in Pacoima sind, wenn sie aufmachen.«

      Damit war die Besprechung beendet, und Bosch folgte Lourdes an ihren Schreibtisch.

      »Ich hatte übrigens Besuch in meiner Zelle«, sagte er. »Hast du sie hingeschickt?«

      Lourdes schüttelte den Kopf.

      »Nein, hier ist niemand reingekommen. Ich habe den ganzen Tag Berichte geschrieben.«

      Bosch nickte. Er fragte sich, woher Ballard gewusst hatte, wo sie ihn finden konnte. Er vermutete, dass es ihr Lucia Soto gesagt hatte.

      Aber das würde er noch früh genug herausfinden.

      7

      Bosch kam früh nach Hause. Sobald er die Tür öffnete, schlug ihm Essensgeruch entgegen. Elizabeth Clayton war in der Küche und briet in Butter und Knoblauch ein Hühnchen an.

      »Hallo«, sagte Bosch. »Das riecht aber lecker.«

      »Ich wollte dir was zum Essen machen«, sagte sie.

      Sie umarmten sich unbeholfen, während sie am Herd stand. Als Bosch sie kennengelernt hatte, war sie drogensüchtig gewesen und hatte die Trauer über die Ermordung ihrer Tochter unter einem Berg aus Pillen zu begraben versucht. Sie hatte sich den Kopf kahl rasiert, nur noch vierzig Kilo gewogen und war immer bereit gewesen, dreißig Milligramm vom Schuldgefühle und Erinnerungen dämpfendem Oxycodon gegen Sex zu tauschen.

      Sieben Monate später war sie clean und hatte zehn Kilo zugenommen, und ihr sandblondes Haar war weit genug nachgewachsen, um das hübsche Gesicht einzufassen, das im Lauf ihres Entzugs zum Vorschein gekommen war. Die am Rand der Finsternis lauernden Erinnerungen und Schuldgefühle waren jedoch immer noch da und machten ihr Tag für Tag weiter zu schaffen.

      »Super«, sagte er. »Okay, wenn ich vorher noch dusche?«

      »Klar, dauert sowieso noch eine halbe Stunde«, sagte sie. »Ich muss erst noch die Nudeln kochen.«

      Bosch ging an Elizabeths Zimmer vorbei den Flur hinunter in sein eigenes, zog sich aus und stellte sich unter die Dusche. Als das Wasser auf seinen Kopf herabprasselte, dachte er über Ermittlungsverfahren und Opfer nach. Die Frau, die gerade Abendessen machte, war ein Opfer des Fallouts des Mordes an ihrer Tochter, die ihr auf die denkbar furchtbarste Weise genommen worden war. Bosch glaubte, Elizabeth im Jahr zuvor gerettet

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