Скачать книгу

Artikeln seltener zu beobachten. Zudem enthalten enzyklopädische Artikel ein breiteres Spektrum an Stilmitteln wie beispielsweise stilistische Inversionen, Nachträge und Metaphern. Die kürzeren Lexikonartikel sind durch einen hohen Grad an Unpersönlichkeit gekennzeichnet. Dieser wird durch den Verzicht auf Pronomina der 1. und 2. Person erreicht. Eine Deagentivierung erzeugen auch Passivkonstruktionen, die insbesondere deutsche Artikel kennzeichnen, während in anderen Sprachen auch Mittel des Passiversatzes denkbar sind. Die enzyklopädischen Artikel verzichten ebenfalls auf Pronomina der ersten und zweiten Person, jedoch weisen sie seltener Passivkonstruktionen auf. Zudem verzichten sie, anders als die Lexikonartikel, nicht komplett auf emotional-expressive Ausdrücke. Im Falle, dass Wertungen des Verfassers die Klarheit eines enzyklopädischen Artikels fördern, sind diese sogar als Expertenurteil erwünscht. Auffällig bei einigen EnzyklopädieartikelnEnzyklopädieartikel zu Stichwörtern aus den Naturwissenschaften und der Technik ist zudem der hohe Anteil metasprachlicher Elemente und verallgemeinernder Formulierungen, die auf die didaktische Funktion von EnzyklopädieartikelnEnzyklopädieartikel zurückzuführen sind. Der Vergleich mit den Merkmalen traditioneller italienischer Artikel zeigt außerdem, dass die sprachlich-stilistische Gestaltung sprachübergreifend eine möglichst prägnante, sachlich-neutrale Darstellung zum Ziel hat und dass große Ähnlichkeiten bestehen. Allerdings fallen in gedruckten französischen Artikeln Abschnitte mit einer kritischen Diskussion oder persönlichen Stellungnahmen der Verfasser auf, was zeigt, dass vor dem Hintergrund zahlreicher sprachübergreifender Gemeinsamkeiten auch sprach- und kulturspezifische Ausprägungen der Diskurstradition EnzyklopädieartikelEnzyklopädieartikel auszumachen sind.

      3.2.5 Zwischenresümee

      Zusammengefasst betrachtet, besteht die Funktion von Enzyklopädieartikeln darin, dem Leser ein gesichertes Wissen zu dem Konzept bereitzustellen, auf das sich das Stichwort bezieht. Im Gegensatz zum WörterbuchartikelWörterbuchartikel und zum Eintrag im enzyklopädischen Lexikonenzyklopädisches Lexikon enthält ein EnzyklopädieartikelEnzyklopädieartikel keine sprachlichen InformationenInformation– sprachliche zum StichwortStichwort, sondern lediglich enzyklopädische InformationenInformation– enzyklopädische zu dem Themengebiet, das durch das Lemma benannt wird. Diese Informationen werden in einem EnzyklopädieartikelEnzyklopädieartikel diskursiv dargeboten und gehen nicht auf ein kondensiertes Programm zurück, wie es in einem WörterbuchartikelWörterbuchartikel zu finden ist.

      Der EnzyklopädieartikelEnzyklopädieartikel ist eine Diskurstradition, die durch die kommunikativen Parameterwerte des Distanzsprechens geprägt ist. Die Diskurstradition ist öffentlich für ein breites Publikum zugänglich, Autor und Rezipient sind einander fremd, die emotionale Beteiligung der Kommunikationspartner wird zugunsten einer sachlich-neutralen Darstellung vermieden. Die Inhalte eines EnzyklopädieartikelsEnzyklopädieartikel besitzen eine situationsunabhängige Gültigkeit, wodurch Handlungs- und Situationsentbindung vorliegt. Zudem beziehen sich die Inhalte auf Gegenstände, die sowohl vom Autor als auch vom Rezipienten entfernt sind (referenzielle Distanz). Zwischen dem Autor und dem Rezipienten herrscht sowohl räumliche als auch zeitliche Distanz. Der Artikel wird vom Rezipienten als fertiges Produkt konsultiert, weswegen weder eine Mitwirkung am Diskurs noch der Wechsel der Sprecherrolle möglich ist, da es sich um einen monologischen Text handelt. Aufgrund der Tatsache, dass EnzyklopädieartikelEnzyklopädieartikel häufig redaktionellen Vorgaben folgen und der redaktionellen Kontrolle unterliegen, wird sowohl deren Struktur als auch deren sprachliche Abfassung sorgfältig geplant. Das Thema des Artikels wird durch das StichwortStichwort vorgegeben, das sich in eine vorher redaktionell festgelegte Makrostruktur fügen muss. Allerdings haben die Autoren gewisse Freiheiten bei der Auswahl der präsentierten Informationen. Für gedruckte EnzyklopädieartikelEnzyklopädieartikel– gedruckter ist typisch, dass sie von Experten verfasst sind und in der Regel vom interessierten Laien konsultiert werden. Dadurch entsteht ein fachliches Gefälle zwischen Autor und Leser. Der Autor garantiert die Korrektheit der Informationen.

      Während die Kommunikationssituation für einzelne EnzyklopädieartikelEnzyklopädieartikel relativ einheitlich ist und lediglich der Parameter Hierarchie zwischen den Kommunikationspartnern je nach Zuschnitt des Werks schwankt, sind im Aufbau der Artikel größere Unterschiede festzustellen. In der kürzesten Version besteht der Artikel aus einem grafisch abgehobenen Stichwort und einer allgemeinen Charakterisierung, die häufig die Form einer Definition annimmt. In der längeren Variante werden im Artikel zusätzlich Teilaspekte des Themas, das durch das Stichwort vorgegeben wird, in einzelnen Kapiteln behandelt, die von umfangreichen Begleittexten umgeben sein können wie Glossaren, Tabellen, Quellenangaben oder weiterführender Literatur. Ein wissenschaftlicher Apparat und eine Signatur fallen insbesondere bei den Fachlexika auf. Durch Querverweise ist der Artikel mit anderen Artikeln verknüpft, das Stichwort ist zudem Teil der alphabetischen Makrostruktur. Die Ausprägung des Artikelaufbaus ist nicht nur vom Grad der Fachlichkeit des Werks oder des Stichworts abhängig, sondern auch von kulturellen Traditionen in der jeweiligen Diskursgemeinschaft. So lässt sich beobachten, dass französische Enzyklopädieartikel häufig ausführlich gestaltet sind und eine Einleitung, eine Darstellung des Inhalts und eine Zusammenfassung aufweisen. Am Ende des Artikels kann eine Einschätzung des Sachverhalts durch den Autor enthalten sein. Die Informationen sind anhand einer Bibliografie nachvollziehbar. Eher kürzer und neutral gehalten sind dagegen italienische Enzyklopädieartikel, die keine Abschnitte mit Urteilen des Verfassers und in der Regel auch keine Fußnoten enthalten.

      Die prominente Funktion des Stichworts als Themengeber, um das herum alle weiteren Informationen organisiert sind, zeigt sich auch darin, dass Artikel in Nachschlagewerken durch eine konstante thematische Progression geprägt sind, wobei das Lemma häufig in abgekürzter Form wiederholt wird. Der knapper gehaltene Lexikonartikel ist durch Verfahren der sprachlichen Kürze geprägt, die jedoch, wenn auch seltener, ebenso in Enzyklopädieartikeln auftreten können. Auffällig sind die Auslassung des Kopulaverbs in der Definition, nominale Sätze, Abkürzungen, ParenthesenParenthese, der Verzicht auf Kohäsionsmittel und insbesondere in deutschen Artikeln stark expandierte Nominalphrasen. In EnzyklopädieartikelnEnzyklopädieartikel werden diese Verfahren weniger häufig verwendet und durch Stilmittel, wie die stilistische Inversion, oder auch Metaphern ergänzt. Die Unpersönlichkeit der Darstellung wird durch einen Verzicht auf Pronomina in der 1. und 2. Person erzielt, in deutschen Artikeln werden auch häufig Passivkonstruktionen eingesetzt. Insbesondere zu fachsprachlichen Stichwörtern lassen sich metasprachliche Elemente finden, ebenso wie in einigen Artikeln verallgemeinernde Formulierungen zu finden sind, die sich mit der wissenspopularisierenden Funktion von Enzyklopädieartikeln erklären lassen. Welche sprachlich-stilistischen Mittel auftreten, ist zum einen durch die in einer Sprache zur Verfügung stehenden Mittel bedingt, nicht zuletzt aber auch durch kulturelle Traditionen der Diskursgemeinschaften. So sind in den Zusammenfassungen französischer Enzyklopädieartikel bewertende Ausdrücke auffällig, die in Enzyklopädieartikeln anderer Sprachen nicht diskurstraditionell sind.

      3.3 Wikipediaartikel

      WikipediaartikelWikipediaartikel sind im Artikelnamensraum der Wikipedia zu finden, wobei dieses Projekt „mehr als eine online gestellte Enzyklopädie“ ist (Reutner 2013b: 232). Die Wikitechnologie, aber auch die mit ihr verbundenen sozialen Praktiken in Wikipedia bilden den größeren Rahmen, in dem WikipediaartikelWikipediaartikel angesiedelt sind. Wikipediaartikel selbst sind durch eine spezifische Konstellation der kommunikativen Parameterwerte geprägt, sie weisen einen typischen Aufbau auf und lassen Präferenzen für die Wahl sprachlich-stilistischer Gestaltungsmittel erkennen.

      3.3.1 Wikitechnologie und Entstehung der Enzyklopädie

      Die Entstehung der Wikitechnologie wird auf den 25. März 1995 datiert. Als erstes WikiWiki gilt CunninghamsCunningham, Ward WikiwikiwebWikiwikiweb, das von ihm auf der Unternehmenshomepage seines Arbeitgebers als Begleitseite zum Portland Pattern Repository, einer Dokumentation über Entwurfsmuster,1 angelegt worden ist. Die wikibasierte Begleitseite zum Programmierprojekt sollte den Austausch zwischen den Programmierern erleichtern und es ermöglichen, Programmierideen selbst beizusteuern, zu teilen und zu diskutieren. CunninghamCunningham, Ward gibt die folgende Definition für ein WikiWiki:

      A wiki is a freely expandable

Скачать книгу