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grundlegende Unterschied zwischen den beiden Artikeltypen liegt darin, dass der Eintrag im SprachwörterbuchWörterbuch– Sprach-~ vor allem sprachliche InformationenInformation– sprachliche bereitstellen soll, der EnzyklopädieartikelEnzyklopädieartikel jedoch Wissen über die Welt, also enzyklopädische InformationInformation– enzyklopädische. Da Enzyklopädien als Referenzwerke angesehen werden, wird erwartet, dass ein EnzyklopädieartikelEnzyklopädieartikel in neutraler, informierender Weise ein gesichertes Wissen über das im LemmaLemma angegebene Thema vermittelt (cf. d’Achille/Proietti 2011: 93). Aus diesen unterschiedlichen Funktionen ergeben sich weitere Differenzen zwischen den beiden Diskurstraditionen: So fungiert das Lemma im WörterbuchartikelWörterbuchartikel als Wortform auf der signifiant-Ebene, zu dessen sprachlichen Eigenschaften Informationen in einem standardisierten und kondensierten Programm von Angaben gegeben werden, die einen strengen Bezug zum Lemma haben. Es geht hierbei um Angaben zur Form, Bedeutung und Verwendung eines Wortes, die allenfalls an Beispielangaben illustriert werden. Im Gegensatz dazu steht beim EnzyklopädieartikelEnzyklopädieartikel die enzyklopädische Information im Vordergrund. Dementsprechend fungiert das Lemma als Etikett für einen ganzen Themenbereich und verweist auf das mit dem Ausdruck verbundene gedankliche Konzept, das im Artikel in seinen Teilaspekten sprachlich dargestellt wird. Interne Verweise strukturieren und verknüpfen die Informationen, externe Verweise dienen der Verifikation der dargebotenen Fakten und der zusätzlichen Vertiefung. Der Artikelaufbau ist insgesamt wenig standardisiert, kaum kondensiert und hochgradig themenabhängig, da die Textgliederung eher begrifflichen Aspekten wie Ober- und Unterbegriffen oder der Ereignischronologie folgt. Die Angaben können sowohl Teilthemen des Oberthemas als auch verwandte Aspekte in Textteilen ausbauen, weswegen nicht alle Aussagen auf das Lemma bezogen sind.

      3.2.2 Kommunikationssituation

      Die Kommunikationssituation, in die ein gedruckter Enzyklopädieartikel eingebettet ist, lässt sich mithilfe der Parameter nach Koch/Oesterreicher (2011: 13) charakterisieren, die durch weitere Parameter ergänzt werden. Es lässt sich sagen, dass die Gesamtheit der Parameterwerte des gedruckten Enzyklopädieartikels darauf hinweisen, dass es sich um eine Diskurstradition der kommunikativen Distanzkommunikative Distanz handelt (cf. Reutner 2013b: 237). Gedruckte Enzyklopädieartikel werden für ein breites Publikum publiziert, weswegen es sich um ein Produkt der öffentlichen KommunikationÖffentlichkeit, ja sogar der Massenkommunikation handelt, wobei jedoch der Zugang in der Regel käuflich erworben werden muss. In einigen Enzyklopädien haben die Artikel einen einzigen Verfasser und die von Hoffmann beschriebene Kommunikationssituation „einer an mehrere“ (Hoffmann 1988: 156) trifft zu. Jedoch werden auch in den PrintenzyklopädienEnzyklopädie– Print-~ Artikel von mehreren Verfassern erstellt, die aufgrund einer fehlenden Signatur anonym bleiben können (cf. d’Achille/Proietti 2011: 93). Diese Praxis deutet bereits auf das Spezifikum von gedruckten Enzyklopädieartikeln hin, dass sich Verfasser und Publikum in der Regel nicht kennen, wobei der Verfasser eines Enzyklopädieartikels stark hinter den Informationen zurücktritt. Da es das Ziel heutiger Enzyklopädieartikel ist, sachlich-neutral Informationen zu einem Thema bereitzustellen, ist eine emotionaleEmotionalität Beteiligung der Kommunikationspartner unerwünscht. Dies schließt allerdings nicht aus, dass es auch in gedruckten EnzyklopädieartikelnEnzyklopädieartikel– gedruckter stellenweise zu emotionalen Äußerungen kommen kann. Die Kommunikationssituation ist außerdem durch die zeitliche und räumliche Trennung des Autors vom Leser geprägt, mit der weitere Merkmale von Situationen der kommunikativen Distanzkommunikative Distanz verbunden sind. So ist die Kommunikationssituation zudem durch Handlungs- und Situationsentbindung gekennzeichnet. Im Enzyklopädieartikel wird weder auf den situativen Kontext des Autors noch auf den des Lesers Bezug genommen, was auch damit zusammenhängt, dass in einem Enzyklopädieartikel ein Wissen kommuniziert werden soll, das situationsunabhängig gültig ist. Aus diesem Anspruch folgt, dass die Gegenstände, über die gesprochen wird, sowohl vom Sprecher als auch vom Rezipienten entfernt sind, weswegen referenzielle Distanz vorherrscht. Ein gedruckter EnzyklopädieartikelEnzyklopädieartikel– gedruckter wird ausschließlich von einem Autor produziert und vom Leser passiv rezipiert, ohne dass dieser den Diskurs mitgestalten könnte. Es besteht folglich keine Möglichkeit zur Kooperation. Der Text ist strikt monologisch und es ist kein Rollenwechsel zwischen Sprecher und Rezipient möglich. Der Grad der SpontaneitätSpontaneität ist äußerst gering, da die Abfassung eines Enzyklopädieartikels redaktionellen Vorgaben zu folgen hat, sorgfältig geplant ist, und das Produkt zudem von einer Redaktion überprüft wird. Aufgrund der Statik der PrintenzyklopädieEnzyklopädie– Print-~ können zudem keine spontanen Abänderungen gemacht werden (cf. Reutner 2013b: 236). Das Thema ist durch das Stichwort vorgegeben und kann innerhalb dieses Rahmens entwickelt werden. Die thematische Struktur eines EnzyklopädieartikelsEnzyklopädieartikel ist nicht so stark normiert wie die eines WörterbuchartikelsWörterbuchartikel, allerdings werden allzu große Abschweifungen vom Thema aufgrund des Platzmangels vermieden. Zudem wird das Thema häufig zentral von der Redaktion vorgegeben und der Artikel muss sich in die Makrostruktur der gesamten Enzyklopädie einfügen (cf. Reutner 2013b: 232). Die Aufnahme eines Gegenstandes als Stichwort zeugt von der besonderen enzyklopädischen Relevanz des Themas (cf. Fandrych/Thurmair 2011: 92).

      Zusätzlich zu den Parameterwerten nach Koch/Oesterreicher (2011: 13) kann für die Kommunikationssituation der Diskurstradition EnzyklopädieartikelEnzyklopädieartikel ein fachliches und somit auch hierarchisches Gefälle zwischen Autoren und Lesern kennzeichnend sein. Dies trifft im Gegensatz zur Fachenzyklopädie, die häufig ausschließlich für Experten konzipiert ist, insbesondere auf die Artikel allgemeiner Enzyklopädien zu, die von ausgewiesenen Experten ihres Fachs verfasst werden und deren Leserschaft äußerst heterogen ist (cf. Fandrych/Thurmair 2011: 90; Hoffmann 1988: 132). Somit richten sich die Artikel der UniversalenzyklopädienEnzyklopädie– Universal-~ zwar in den meisten Fällen an Nicht-Fachleute, was jedoch die Konsultation von Experten nicht ausschließt, zumal die vorausgesetzten fachlichen und sprachlichen Kompetenzen „vergleichsweise hoch“ (Fandrych/Thurmair 2011: 91) sind. Trotz dieser Anforderungen sind EnzyklopädieartikelEnzyklopädieartikel in UniversalenzyklopädienEnzyklopädie– Universal-~, falls sie überhaupt einen fachlichen Gegenstand behandeln, höchstens als FachtexteFachtext der äußersten fachlichen Schicht einzuordnen (cf. Hoffmann 1988: 136), da sie in der Regel keine Originalarbeiten, sondern resümierend als Tertiärwerke einen gesicherten Kenntnisstand vermitteln. Die Nachschlagewerke dienen häufig dazu, sich einen ersten Überblick über einen Gegenstand zu verschaffen und fungieren als Referenzwerke, die ein gesichertes Wissen bieten, das von anerkannten Experten präsentiert wird (cf. Hoffmann 1988: 156). Da der Verfasser als Garant für das präsentierte Wissen fungiert, sind die Artikel zumeist signiert. UniversalenzyklopädienEnzyklopädie– Universal-~ sind somit Nachschlagewerke mit didaktischem Charakter, deren zusammenfassende und systematisierende Darbietung von Wissen (cf. Fandrych/Thurmair 2011: 91) eine punktuelle und schnelle Konsultation ermöglicht.

      3.2.3 Artikelaufbau

      Während die Werte der kommunikativen Parameter für einzelne Exemplare gedruckter EnzyklopädieartikelEnzyklopädieartikel– gedruckter sehr einheitlich ausfallen, ergibt die Analyse des Artikelaufbaus an konkreten Texten eine größere Variation. Diese wird durch das gewählte Stichwort, den Fachlichkeitsgrad und die Ausführlichkeit des Werks, aber auch durch die jeweilige Sprach- sowie Diskursgemeinschaft beeinflusst, durch die ein Artikel erstellt wird.

      Vorwiegend deutsche Artikel untersuchen Hoffmann (1988) und Fandrych/Thurmair (2011). In seiner Studie wählt Hoffmann (1988) deutsche und russische Artikel aus Universalenzyklopädien1 aus. Für sein Korpus stellt er einen relativ schlichten Artikelaufbau nach dem Muster StichwortStichwort – DefinitionDefinition – Merkmal 1 – Merkmal 2 – Merkmal n fest. Allerdings ergeben sich je nach Artikel unterschiedliche Variationen dieses Grundschemas, weswegen Hoffmann bei seinen Analysen anstelle der Definition häufig nur von allgemeiner Charakteristik spricht, die der Anzahl von spezifischen Merkmalen gegenübersteht (cf. Hoffmann 1988: 142). Welche Merkmale genannt werden, hängt davon ab, welches KonzeptKonzept das Stichwort versprachlicht und welche weiteren Konzepte mit diesem verknüpft sind. Die Teiltexte stehen einerseits in einer hierarchischen Beziehung zum Stichwort, andererseits können Teilthemen weitere Unterthemen enthalten, die wiederum von diesen Oberthemen abhängig sind.2 Für einen

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