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zu­rück­ge­schickt wor­den sei. Herr Wal­ter ant­wor­te­te Du Roy auf sei­nen lan­gen Brief und sag­te ihm die Hand sei­ner Toch­ter zu.

      Bel-Ami hat­te sei­nen Brief in den Post­kas­ten ge­wor­fen, in dem Au­gen­blick, wo er Pa­ris ver­ließ, denn er hat­te ihn schon am Abend vor der Ent­füh­rung ge­schrie­ben. In re­spekt­vol­len Aus­drücken teil­te er dar­in mit, dass er seit lan­gem schon das jun­ge Mäd­chen lie­be, dass je­doch nie eine Verab­re­dung zwi­schen ih­nen bei­den be­stan­den hat­te, dass er aber, als sie in vol­ler Frei­heit zu ihm ge­kom­men war, um ihm zu sa­gen: »Ich will Ihre Frau sein«, sich für be­rech­tigt hielt, sie zu be­hal­ten und so­gar zu ver­ber­gen, bis er von den El­tern eine Ant­wort er­hal­ten wür­de, de­ren recht­mä­ßi­gen Wil­len er re­spek­tie­re, aber für we­ni­ger maß­ge­bend hal­te, als den Wil­len sei­ner Ver­lob­ten selbst.

      Er bat Herrn Wal­ter, ihm post­la­gernd zu ant­wor­ten; ein Freund wür­de ihm den Brief über­mit­teln.

      Als er sei­nen Zweck er­reicht hat­te, brach­te er Suzan­ne nach Pa­ris und schick­te sie zu ih­ren El­tern zu­rück; er selbst hielt sich eine Wei­le von ih­nen fern.

      Sie hat­ten sechs Tage an der Sei­ne in La Ro­che-Guy­on ver­bracht.

      Noch nie hat­te sich das jun­ge Mäd­chen so amü­siert. Sie spiel­te die Bäue­rin. Und da er sie als sei­ne Schwes­ter aus­gab, so leb­ten sie un­ge­niert und keusch ne­ben­ein­an­der, in ei­ner Art ver­lieb­ter Ka­me­rad­schaft. Er hielt es für ge­schei­ter, sie nicht an­zu­rüh­ren. Am Tage nach ih­rem Ein­tref­fen kauf­te sie sich Bau­ern­wä­sche und Klei­der. Sie an­gel­te und trug da­bei auf dem Kopf einen rie­si­gen Stroh­hut mit Feld­blu­men. Sie fand die Ge­gend be­zau­bernd. Es gab da einen al­ten Turm und ein al­tes Schloss, wo man präch­ti­ge Wand­tep­pi­che zeig­te.

      Ge­or­ges trug eine Bau­ern­blu­se, die er sich im Dor­fe beim Kauf­mann er­stan­den hat­te. Er mach­te mit Suzan­ne Aus­flü­ge ent­we­der zu Fuß am Fluss ent­lang, oder im Boot. Sie küss­ten sich je­den Au­gen­blick. Suzan­ne in vol­ler Un­schuld, er be­reit, sei­ner Be­gier­de zu un­ter­lie­gen. Doch er nahm sich zu­sam­men, und als er ihr sag­te: »Mor­gen keh­ren wir nach Pa­ris zu­rück, Ihr Va­ter ver­si­chert mir Ihre Hand«, da mein­te sie ganz naiv:

      »Schon, es hat mir so viel Spaß ge­macht, Ihre Frau zu sein!«

      X.

      Es war dun­kel in der klei­nen Woh­nung auf der Rue Con­stan­ti­no­ple, denn Ge­or­ges Du Roy und Clo­til­de de Ma­rel­le hat­ten sich am Ein­gang ge­trof­fen und wa­ren schnell hin­ein­ge­tre­ten und sie frag­te, ohne ihm Zeit zu las­sen, die Vor­hän­ge zu­rück­zu­zie­hen:

      »Also du hei­ra­test wirk­lich Suzan­ne Wal­ter?«

      Er gab es sanft zu und sag­te dann:

      »Wuss­test denn du das gar nicht?«

      Sie stand wü­tend und ent­rüs­tet vor ihm.

      »Du hei­ra­test Suzan­ne Wal­ter!« ver­setz­te sie zor­nig. »Das geht schon zu weit! Das geht schon zu weit! Seit drei Mo­na­ten bist du so schein­bar lieb mit mir, da­mit ich nichts mer­ken soll­te. Alle Welt weiß es, nur ich nicht. Mein Mann hat­te es mir ge­sagt.«

      Du Roy grins­te, trotz­dem war er et­was ver­le­gen. Er leg­te sei­nen Hut auf eine Ka­mi­ne­cke und setz­te sich in einen Lehn­stuhl.

      Sie blick­te ihm fest ins Ge­sicht und sag­te dann lei­se mit ge­reiz­ter Stim­me:

      »Seit­dem du dich von dei­ner Frau schei­den ließest, be­rei­test du die­sen Streich vor; und für die Zwi­schen­zeit be­hieltst du mich nett und lie­bens­wür­dig als dei­ne Ge­lieb­te! Was bist du doch für ein Schur­ke!«

      »Wie­so?« frag­te er. »Ich hat­te eine Frau, die mich be­trog, ich habe sie über­rascht. Ich habe die Schei­dung durch­ge­setzt und nun hei­ra­te ich eine an­de­re. Was ist denn da­bei?«

      Sie flüs­ter­te zit­ternd:

      »Oh, wie du raf­fi­niert und ge­fähr­lich bist!«

      Er be­gann wie­der zu lä­cheln:

      »Na­tür­lich. Die Dum­men und die Schwach­köp­fe fal­len im­mer her­ein.«

      Doch sie ließ von ih­ren Ge­dan­ken nicht ab:

      »Ich hät­te dich von An­fang an durch­schau­en müs­sen. Nein, aber für einen so ge­mei­nen Schur­ken habe ich dich doch nicht ge­hal­ten.«

      Er nahm eine wür­de­vol­le Mie­ne an:

      »Ich bit­te dich, auf die Wor­te zu ach­ten, die du ge­brauchst!«

      Sie em­pör­te sich ge­gen sei­ne Dreis­tig­keit:

      »Was? Willst du etwa, dass ich dich mit Hand­schu­hen an­fas­sen soll? Du be­nimmst dich mir ge­gen­über, seit­dem ich dich ken­ne, wie ein Lump, und nun ver­langst du, dass ich es dir nicht sage? Du be­trügst und beu­test alle und al­les aus; du nimmst dir Geld und Ver­gnü­gen über­all, wo du es fin­dest, und du willst, dass ich dich als einen ehr­li­chen Mann be­hand­le?«

      Er stand auf und sag­te mit be­ben­den Lip­pen:

      »Schweig, oder ich wer­fe dich hin­aus!«

      Sie stam­mel­te:

      »Mich hin­aus­wer­fen … mich hin­aus­wer­fen … du willst mich von hier hin­aus­wer­fen … von hier … du … du?«

      Sie konn­te nicht wei­ter­spre­chen, sie er­stick­te di­rekt vor Zorn, und auf ein­mal schrie sie in ei­nem jä­hen Wut­aus­bruch her­vor:

      »Hin­aus­wer­fen? Du ver­gisst, dass ich das hier seit dem ers­ten Tage be­zahlt habe. Ah! Du hast sie ab und zu auf dei­ne Rech­nung über­nom­men. Aber wer hat sie ge­mie­tet … ich war es … Wer hat sie be­hal­ten? … Ich … Und du willst mich hin­aus­wer­fen? Schwei­ge, du Tau­ge­nichts. Glaubst du etwa, ich wüss­te nicht, wie du Ma­de­lei­ne die Hälf­te ih­rer Vau­drec­schen Erb­schaft ge­stoh­len hast. Glaubst du, dass ich nicht weiß, wie du mit Suzan­ne ge­schla­fen hast, um sie zu zwin­gen, dich zu hei­ra­ten.«

      Er pack­te sie an den Schul­tern und schüt­tel­te sie:

      »Sprich nicht von der. Ich ver­bie­te es dir!«

      Sie schrie:

      »Du hast doch mit ihr ge­schla­fen, ich weiß es.«

      Er hät­te vie­les sich ge­fal­len las­sen, doch die­se Un­wahr­heit brach­te ihn au­ßer sich. Die Wahr­hei­ten, die sie ihm schrei­end ins Ge­sicht ge­schleu­dert hat­te, lie­ßen für den Au­gen­blick sein Herz vor Zorn er­be­ben, aber das, was sie fälsch­lich über das klei­ne Mäd­chen sag­te, die sei­ne Frau wer­den soll­te, ließ sei­ne Hand zu­sam­men­zu­cken, in dem wü­ten­den Ver­lan­gen, zu schla­gen.

      Er wie­der­hol­te:

      »Schweig … nimm dich in acht …! Schwei­ge du! …«

      Und er schüt­tel­te sie hin und her wie man einen Baum­zweig mit Früch­ten rüt­tel­te.

      Mit ver­wirr­tem Haar und ir­rem Blick, den Mund weit auf­ge­ris­sen, heul­te sie:

      »Du hast mit ihr ge­schla­fen!«

      Er ließ sie los und gab ihr solch einen Schlag ins Ge­sicht, dass sie ge­gen die Wand tau­mel­te. Doch sie wand­te sich ge­gen ihn, hob die ge­ball­ten Fäus­te und schrie von Neu­em mit al­ler Kraft:

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