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Rothaarige bei ihr.«

      »Woher weißt du denn das schon wieder?«, fragte Antje Büchner.

      Bernd hob die Augenbrauen. »Ja, vor mir kann man eben nichts geheim halten.«

      »Wenn das so ist, dann sage ich es dir lieber gleich, bevor du es von jemand anders erfährst: Ich bekomme ein Kind.«

      »Du kriegst die Tür nicht zu. Ist das wahr?«, fragte der junge Mann erstaunt

      »Warum sollte ich dich belügen?«, gab Antje zurück.

      »Nun, damit ich die zweite Konzertkarte einer anderen anbiete«, antwortete der Werbetexter.

      »Ich würde nie zu einem so gemeinen Trick greifen«, meinte die Grafikerin.

      »Nein, das würdest du nicht«, gab Bernd zu.

      »Du wirst einsehen, dass es sich für mich als werdende Mutter nicht schicken würde, mit dir in die Stadthalle zu gehen«, meinte Antje.

      »Wie konntest du mir das antun? Du weiß doch, dass ich dich liebe.«

      »Sei nicht, unfair, Bernd. Ich ließ dich nie darüber im unklaren, dass ich deine Gefühle nicht erwidern kann«, entgegnete die werdende Mutter.

      »Ich dachte, du würdest das nur so sagen. Ich hatte gehofft, dass es mit uns beiden irgendwann einmal doch noch klappen würde. Und nun diese kalte Dusche«, meinte der junge Mann traurig.

      »Du wirst darüber hinwegkommen, Bernd«, tröstete ihn Antje Büchner.

      »Vielleicht«, erwiderte Bernd dünn.

      »Bestimmt«, sagte Antje überzeugt.

      »Aber es wird nicht leicht sein«, bemerkte Bernd Riepel und zog sich in sein Büro zurück.

      Der Apparat speicherte die jeweils letzte externe Nummer, die man gewählt hatte. Antje rief sie per Knopfdruck ab und ließ es wieder bei Gideon Arendt läuten, doch auch diesmal hob er den Hörer nicht ab.

      6

      Das prächtige Fahrrad bot jetzt ein jämmerliches Bild. Jutta Sibelius war den Tränen nahe.

      »Mein schönes Fahrrad«, stieß sie heiser hervor.

      »Ich bin untröstlich«, sagte der Autofahrer, dem sein Missgeschick sichtlich peinlich war.

      »Sie Unglücksrabe«, meinte Jutta verbittert.

      »Ich habe Ihr Fahrrad nicht gesehen«, sagte der Mann ehrlich.

      »Und rufen? Haben Sie mich nicht rufen gehört?«, fragte Jutta, während sie sich den Schaden ansah. Sie glaubte nicht, dass man das Fahrrad reparieren konnte. Die Gabel war gebrochen, der Rahmen gestaucht. Außerdem hätte die junge Frau mit einem reparierten Fahrrad keine Freude mehr gehabt.

      »Ich habe nichts gehört«, antwortete der Mann.

      »Sie tun mir leid. So jung und schon stocktaub«, entgegnete Jutta.

      »Ich kann verstehen, dass Sie wütend sind, aber damit lässt sich die Sache auch nicht mehr ungeschehen machen. Ich bin nicht besonders geschickt beim Einparken, konzentrierte mich auf den Wagen vor mir, um ihn nicht zu beschädigen.«

      »Da fuhren Sie einfach mein Fahrrad über den Haufen. Was ist schon ein Fahrrad?«, fragte Jutta angriffslustig.

      »Mein Gott, Sie tun ja so, als hätte ich es absichtlich getan.«

      »Wieso haben Sie einen Führerschein, und ich nicht?«, fragte die Bankangestellte plötzlich.

      »Ich verstehe Ihre Frage nicht«, sagte der Mann.

      Die Frau des Apothekers kam heraus und fragte, ob sie irgend etwas tun könne.

      »Ja«, sagte der Mann. »Geben Sie dieser jungen Dame ein Beruhigungsmittel, sonst reißt sie mir noch den Kopf ab.«

      »Ich habe ja wohl noch das Recht, mich zu ärgern nach dem, was Sie mir beziehungsweise meinem Fahrrad angetan haben«, begehrte Jutta auf.

      »Schreien Sie getrost mit mir wenn Sie sich danach besser fühlen ...«, meinte der Mann etwas ärgerlich.

      »Mit diesem Wrack komme ich keinen Meter weit«, unterbrach Jutta den Autofahrer.

      »Wollen Sie nach Hause? Ich bringe Sie selbstverständlich heim«, sagte der junge Mann. »Ihr Fahrrad legen wir in den Kofferraum.«

      »Sieht das noch wie ein Fahrrad aus?«

      »Wie wollen Sie es sonst nennen? Ich ersetze Ihnen selbstverständlich auch den Schaden. Mein Name ist übrigens Erich Gloger. Ich arbeite als Krankenpfleger in der Wald-Klinik. Wenn Sie mal ein Krankenbett brauchen, kann ich das für Sie arrangieren.«

      »Sehr liebenswürdig, aber vielen Dank. Ich fühle mich kerngesund und habe nicht vor, in absehbarer Zeit krank zu werden. Behandeln Sie in der Wald-Klinik auch Fahrräder?«, wollte die junge Frau wissen.

      Der junge Mann lächelte. »Ich kann ja mal fragen.«

      Jetzt erst sah Jutta, wie er aussah. Er machte einen netten Eindruck, war sportlich-salopp gekleidet, sein blondes Haar war gekraust - vielleicht Dauerwellen?

      Sie beruhigte sich langsam. Die Apothekersgattin verschwand hinter der Glastür, und Erich Gloger schloss den Kofferraum auf. »Darf ich?«, fragte er. Dann griff er nach dem Rad, auf das sich Jutta stützte.

      Sie ließ das Rad los. Gloger hob es in den Wagen, die verbogene Lenkstange und das deformierte Vorderrad blieben draußen.

      »Darf ich fragen, wie Sie heißen?«, erkundigte sich Erich Gloger.

      »Jutta Sibelius«, antwortete die junge Frau.

      »Steigen Sie ein, ich fahre Sie, wohin Sie wollen«, sagte Erich Gloger und öffnete für sie die Tür auf der Beifahrerseite.

      Sobald er hinter dem Volant saß, nannte sie ihm ihre Adresse.

      »Ein Gutes hat die Sache doch«, bemerkte der Krankenpfleger. »Wenn ich Ihr Fahrrad nicht kaputt gefahren hätte, hätte ich Sie nicht kennengelernt, und das wäre nach meinem Dafürhalten sehr bedauerlich gewesen, denn ich fand Sie vorhin trotz Ihrer Mordswut äußerst sympathisch. Aber wenn Sie nicht wütend auf mich sind, gefallen Sie mir besser.«

      »Wer sagt, dass ich nicht mehr wütend bin?«, fragte Jutta Sibelius erstaunt.

      »Ich habe den Eindruck, dass Sie sich beruhigt haben«, antwortete der Autofahrer.

      »Nur äußerlich. Innerlich könnte ich Sie immer noch erwürgen.«

      Erich Gloger lächelte. »Nur zu. Tun Sie sich keinen Zwang an, Fräulein Sibelius, oder ... Frau ...?«

      »Wollen Sie nicht endlich fahren?«, fragte sie ihn.

      »Ja. Ja, natürlich«, sagte Erich Gloger und startete den Motor. Jutta wohnte in einem kleinen Haus am Rande von Bergesfelden. Es gehörte ihr nicht, sie hatte es nur gemietet, aber sie hatte darin alle Freiheiten.

      Ein kleiner Garten gehörte dazu und ein Gerätehäuschen aus grün lackiertem Aluminium, das als Fahrradgarage diente. Erich Gloger trug das jämmerlich aussehende Gefährt in die Hütte und schloss die

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