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Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
Читать онлайн.Название Die Legende vom Hermunduren
Год выпуска 0
isbn 9783347035836
Автор произведения G. K. Grasse
Жанр Контркультура
Серия Die Legende vom Hermunduren
Издательство Readbox publishing GmbH
„Und? Lass dir nicht jeden Wurm einzeln aus der Nase ziehen… oder soll der…“
Weiter kam der Fragende nicht. Ein schriller Schrei unterbrach die Ankündigung. Der Treverer fürchtete sich.
„Ich bekam einen Beutel Münzen…“
Verginius Rufus begriff. Aber noch immer lag ihm kein Beweis für eine Beteiligung der Brüder Scribonius vor. Dennoch war er überzeugt, die richtige Spur zu verfolgen.
Sein Streit mit Scribonius Proculus war sicher auch dessen Bruder bekannt. Warum aber sollte dieser für einen Mord ausreichen? Wer war noch in den Überfall eingebunden, ohne selbst in Erscheinung zu treten? Wem sollte der Überfall Nutzen bringen? Zweifellos war der Optio gebrochen… Sein Germane zerstörte erst des Mannes Ansehen, dann brach er ihn mit dem Schmerz, den keiner der Anwesenden kannte. Von da an war die Gegenwehr des Treverer ohne nennenswerte Bedeutung und dennoch fehlte ihm ein eindeutiger Beweis zu den diesen Auftrag erteilenden Hintermännern. Fand er nicht bald den Grund oder die Auftraggeber, besaß der Optio keinerlei Bedeutung für seine weitere Suche…
„Optio, was tat ich dir, dass du zu diesem Überfall bereit warst?“
Obwohl der Legat glaubte, der Grund der Beteiligung läge im Gewinn eines Beutels voller Münzen, unternahm er den Versuch. Er hegte keine große Hoffnung und bemerkte deshalb die eingetretene Veränderung zuerst nicht.
Der Auxiliar wurde plötzlich äußerlich sehr ruhig. Das Zittern in Händen und Füßen verschwand. Der Blick des Optio festigte sich und suchte die Augen des Legats.
Diese Veränderung hätte der Optio, aufgrund der Unaufmerksamkeit des Fragenden, überspielen können. Doch gerade diese Frage schien seinen Widerstand erneut zu wecken. Als hätte Verginius Rufus eine Seite in den Gefühlen des Mannes getroffen, die dessen zuvor erkanntes Aufgeben urplötzlich zur Seite drängte.
Mit einem Schlag begriff Verginius Rufus, dass es nicht der Gewinn eines Beutels Gold war, was den Treverer zur Teilnahme bewegte. Forderte er mehr zum Motiv des Gefangenen heraus, könnte dieser Dinge verraten, die ihn zu Beweisen führten.
„Welche Schuld wirfst du mir vor?“ Der Legat änderte seinen Angriff.
Der Gefangene entspannte sich. „Warum sollte ich dir die Befriedigung einer Antwort geben… Letztlich bin ich längst ein toter Mann…“
„Nun, diese Entscheidung traf ich noch nicht! Andererseits kannst du dir sicher sein, dass ich die Entscheidung dazu treffe.“ wies der Legat den Gefangenen zurück.
„Dann Legat, beantworte du mir meine Fragen…“
Das traf Verginius Rufus unerwartet. Der Gefangene kroch von der Folter und stellte ihm Forderungen…
Verginius Rufus willigte ein. „Ich höre…“
„Der Überfall sollte deinen Tod bedeuten… Ich war dabei! Warum sollte mich das am Leben erhalten?“
„Diese Frage habe ich schon beantwortet!“ knurrte der Legat.
„Dein Germane beschloss längst meinen Tod…“
„Weil er dich beleidigte, erniedrigte, auf seine Art folterte…“
„Nein, schon als er mich auf ein Pferd setzte, vergaß mir die Augen zu verbinden, verhinderte, dass ich Männer zu Gesicht bekam, die ich wiedererkennen könnte, es versäumte dessen Schlupfloch zu verbergen und weil er zwei meiner Treverer zu Verrätern unserer Sache machte…“
Verginius Rufus blickte zu Gerwin. Er verstand die Verstocktheit des Treverer. Der Mann wusste längst, dass er sterben würde. Sein Germane hatte dessen Tod beschlossen. Plötzlich kam ihm eine Erleuchtung. Auch Gerwin spielte mit…
Doch spielte dieser auf eigene Rechnung oder diente dessen Vorgehen seinem eigenen Zweck? Irgendwo in einem Versteck saßen zwei Treverer, die ihre Kameraden verrieten. Diese, seine Zungen, bewahrte der Germane vor dem Tod. Dem Hermunduren nützten die Gefangenen nichts, für ihn selbst aber besaßen diese Männer eine enorme Bedeutung… Von ihnen erfuhr er, dass ein Scribonius hinter dem Überfall steckte. Beide verletzte Treverer nannten den Namen der Brüder. In der Hitze des soeben beendeten Kampfes versäumte er, nach dem richtigen Scribonius zu fragen. Die Aussagen des Optio deuteten auf den Statthalter im benachbarten Territorium hin. Doch diese Aussage ist nahezu bedeutungslos. Jeder weiß von der Einigkeit der Brüder. Was der Eine ausheckte, deckte der Andere. Der Plan des Überfalls stammte sicher von Rufus, die Auxiliaren, die nicht entdeckt werden sollten, kamen aus dem Vicus Weisenau. Diese gehörten zum Mannschaftsbestand der Auxiliaren, die den in Mogontiacum stationierten Legionen zugeordnet waren und diese befehligte letztlich Bruder Scribonius Proculus. Alles lag klar vor ihm…
Die Zerwürfnisse mit Proculus reichten nicht aus, einen Mord anzustreben. Wenn aber der Senat hinter der Sache stecken sollte, begann der Überfall Sinn zu machen… In seinem Revier starben Senatoren, noch zumal auf dem Weg zu ihm. Deren Untersuchungen hätten zu seiner Ablösung, wenn nicht gar zu seinem Tod führen können, fanden die Senatoren Tatsachen und konnten Verfehlungen begründen… Er wusste, dass er gegen die Interessen des Senats handelte, als er die Kohorten zu den Hermunduren schickte. Immerhin galten diese schon über längere Zeiträume als Freunde Roms… Der Kaiser duldete seine Vorgehensweise und im Nachhinein beschützte er ihn auch. Dem Senat aber deshalb die Stirn zu bieten, vermied Kaiser Nero.
Verginius Rufus wusste, dass der Imperator seinen Ausflug zu den Hermunduren billigte. Also blieb letztlich nur eine Schlussfolgerung übrig. Der Senat war an seinem Tod interessiert…
Im Raum herrschte Schweigen. Tremorinus und der alte Bock starrten Verginius Rufus an. Der Optio richtete seinen Blick auf seine Füße und aus dessen Haltung sprach Trauer.
In der äußersten Ecke kauerte sich der Wegelagerer zusammen und begriff scheinbar, dass, mit dem Vorwurf des Optio an den Germanen, auch sein Leben verwirkt war. Er sah das Gleiche und dies gab ihm Gewissheit, dass er diesen verfluchten, kleinen Raum kaum jemals lebend verlassen würde…
Nur der junge Hermundure blieb von Aufmerksamkeit beherrscht. Ruhig sah er zum Antlitz des Legats und versuchte in diesem zu lesen.
Nein, Gerwin spielte nicht auf eigene Rechnung. Verginius Rufus erinnerte sich an dessen Auftreten bei seiner Rückkehr. Auch dessen Verhalten, einschließlich der merkwürdigen Folter, schienen die Worte des Germanen zu unterstreichen. Er brauchte ihn und deshalb tat er, was er zu tun veranlasst war…
Was aber wusste der Germane von gescheiterten Kohorten, vernichteten Senatoren, von den Widersprüchen zwischen dem römischen Senat und dem Kaiser…
Der Schleier vor Verginius Rufus Augen lichtete sich. Der Germane wusste alles und er selbst war es, der ihn zu diesem Wissen führte… Somit ergab sich nur eine wichtige Frage, nutzte der Hermundure sein Wissen ausschließlich zum eigenen Nutzen oder deckten sich dessen Absichten mit seinen eigenen?
Der Römer begriff, dass der Germane die Zügel in der Hand hielt und wieder beschlich ihn das gleiche Empfinden, das ihn schon damals am Stein des Drusus in seinen Bann schlug.
Ihre Blicke trafen sich. In Verginius Rufus Augen formte sich eine Frage. ‚Was erwartest du von mir?‘
Er wollte nicht glauben, dass der Germane den Ausdruck seiner Augen verstand. Wenn dennoch, dann müsste er diesen jungen Burschen umso mehr fürchten.
Plötzlich sah er die Antwort, und zwar genau dort, wo diese niemals auftauchen durfte: in den Augen des jungen Hermunduren.
,Du hast die Macht!‘ riefen die fremden Augen. ‚Du weißt, wer deinen Tod bezweckt, also finde auch den Beweis! Er liegt vor deinen Augen, du musst ihn nur aufheben…‘
Verginius Rufus Blick schweifte durch den Raum. Wo verbarg sich der Beweis? Verflucht, was meinte der Hermundure?
Im Raum befand sich nur ein erneut erstarkter Optio und ein verängstigter Wegelagerer… Das