ТОП просматриваемых книг сайта:
Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
Читать онлайн.Название Die Legende vom Hermunduren
Год выпуска 0
isbn 9783347035836
Автор произведения G. K. Grasse
Жанр Контркультура
Серия Die Legende vom Hermunduren
Издательство Readbox publishing GmbH
Verginius Rufus begann eine neue Intrige, bei der ein ehrlicher Mann wie Axius eher hinderlich wäre. Mit einem Dank für seinen entscheidenden Einfluss schickte er den Präfekt zu seinen sonstigen Pflichten.
Was sollte Flavius Axius in der Situation anderes tun, als sich zu erheben und den Raum zu verlassen. Als gestandener Soldat, ohne jeden Dünkel, ohne Beleidigungen oder Zurücksetzungen zu vermuten, glaubte er in seiner Ehrlichkeit, seine Pflicht gegenüber seinem Legat erbracht zu haben. Also hob er seinen Arm, beugte ihn zu seinem Herz und grüßte den Vorgesetzten, bevor er sich, durch den bei Seite gedrückten Vorhang, entfernte.
Verblüfft starrte der Treverer den Legat an. Dieses Manöver begriff er nicht, Obertribun Tremorinus aber umso mehr. Er nahm den Platz im Korbsessel ein.
Verginius Rufus wandte sich an Julius Tutor.
„Ich höre!“ lautete sein Befehl.
„Herr, du wirst es kaum glauben, aber ich versichere dir, dass es so und nicht anders zusammenhängt…“
„Sprich schon! Ob du lügst oder mir deine Wahrheit gefällt, entscheide ich später.“
„Mein Auftraggeber ist Scribonius Rufus. Er gab mir das Gold für die Wegelagerer, schickte mich zum Bruder Scribonius Proculus, um dessen Zustimmung und Unterstützung zu erlangen… Sicher weißt du selbst, dass dein Statthalter nicht allzu gut auf dich zu sprechen ist… Dessen Wut dir gegenüber schien mir eine Angelegenheit des Herzens zu sein…“ Der Treverer grinste auf anzügliche Art. „Warum er dir in der Art zürnte, erschloss sich mir erst nicht. Aber er beklagte den Verlust des Vertrauens für die Brüder. Ich hörte, dass einst Nero ihm und seinem Bruder diese Gunst schenkte… jetzt scheinbar aber dir und dies nahm er in zweierlei Art zur Kenntnis. Er begann dich zu hassen.“ Verginius Rufus nickte, dies wusste er bereits.
„Verweigerte ihm der Kaiser seine Zuneigung, musste er diese an anderer Stelle suchen… Er wandte sich an den Senat. Dort, so ließ er durchblicken, war man nicht abgeneigt… Vielleicht hängt die Entscheidung des Senats, die Brüder Scribonius in die eigene Führsoge aufzunehmen, auch mit den am Rhenus stehenden Legionen zusammen… Vermutlich interessierten den Senat diese Legionen, die in ihrer Gesamtheit wohl ein Drittel der römischen Streitkräfte umfassten? Wir wählten den Zeitpunkt, die Umstände und den Ort des Überfalls gemeinsam aus. Mit diesen Ergebnissen ging ich zurück zu meinem Statthalter.“
Der Auftrageber war eindeutig benannt, die Übereinkunft der Brüder und deren aktives Mitwirken bezeugt und trotzdem ließen sich Beweise noch nicht greifen. Außer den in Worten geäußerten Anschuldigungen blieb nicht viel übrig. Bewahrte er den Treverer im Carcer für eine Gerichtshandlung auf, konnte ihm Scribonius Proculus leicht einen Strich durch seine Absicht machen. Hier war Scribonius die Macht und würde seinen Gefolgsmann kaum anklagen lassen oder wenn schon, dann zumindest im Anschluss freisprechen… So konnte er weder dem Scribonius, noch dem Treverer beikommen.
„Welche Rolle spielt der Senat in Rom in dieser Sache?“
Überrascht blickte der Treverer auf. Er war wieder in die Betrachtung seiner Füße versunken. Der Legat schreckte ihn auf.
Verginius Rufus sah den Mann zögern, so als ob er sich vergewissern wollte, ob dieses Geheimnis geöffnet werden sollte.
„Scribonius Proculus zeigte mir, zum Beweis der Zustimmung des Senats eine Botschaft, die von einigen Senatoren unterzeichnet war…“
„Konntest du die Unterschriften erkennen?“
„Nein, Herr! Er zeigte mir nur den Kopf und den Text des Pergaments, den Teil mit den Unterschriften verdeckte er.“
Das war zwar gelogen, wie aber sollte der Legat die Lüge durchschauen? Ließ er jedoch Namen fallen, war das Leben der Männer keinen Quadrans mehr wert…
Verginius Rufus überging das Dokument, als wäre es, bei Unkenntnis der Unterschriften, wertlos.
Für sich aber begriff er durchaus, dass dies der Beweis einer Schuld des Senats war. Gelangte er, durch was auch immer, in den Besitz dieses Dokumentes, würde sich eine Schuld der Brüder Scribonius und ein Verrat römischer Senatoren beweisen lassen. Mit der Argumentation, die Macht über zumindest sieben Legionen zu erlangen, wäre auch der Senat bloßgestellt und nicht wenige Köpfe von Senatoren würden dann rollen…
Lucius Verginius Rufus begriff das Ausmaß der Verschwörung.
„Warum war gerade ich das Ziel?“
„Das weiß ich nicht so genau. Ich könnte es niemals beweisen, dachte aber selbst darüber nach und kam zum Schluss, dass du wohl der Mann des Kaisers in Germanien sein müsstest… Ich betrachtete die Legatus Legionis in beiden Militärterritorien entlang des Rhenus. Zwei Männer stachen mir ins Auge. Der eine warst du, der Andere Fabius Valens. Valens steht unter der Kontrolle des Statthalters in der Colonia Claudia Ara Agrippinensium, du aber schobst dich vor die Brüder und selbst den Verlust von Kohorten schien dir Nero zu vergeben… Wenn also der Senat an die Legionen wollte, musstest du weichen…“
Diese Darlegung schien Verginius Rufus einleuchtend, zumal er selbst schon einen derartigen Verdacht hegte. Als er diese Bestätigung erhielt, schloss sich für den Legat der Legio XXII Primigenia der Kreis.
„Es gibt da noch etwas, was du wissen solltest…“
Verginius Rufus wusste genug. Die Schuldigen am Überfall, deren Absichten, den Einfluss des Senats und dessen Ziele lagen so eindeutig vor ihm, dass er nur noch dieses Dokument des Senats benötigte, um die Verschwörung beweisen zu können. Weil er das vorgegebene Ziel war, wurde seine Bedeutung für das Imperium Romanum und für Kaiser Nero eindeutig nachgewiesen. Er sollte sich in dieser Sache bescheiden und bedeckt halten und würde zweifelsfrei daraus seinen Nutzen ziehen.
„Was noch?“
„Es gibt noch ein anderes Dokument!“
„Sooo?“ Rufus dehnte seine Frage. „Von wem?“
„Von einem Gallier, dem Vergobret der Haeduer… Sein Name lautete, so weit ich mich erinnere, Eporedorix…“
Verginius Rufus stand auf und trat zum Fenster. Der Treverer sollte nicht sehen, dass ihn diese Mitteilung beunruhigte. „Was will der Gallier?“ fragte er, mit dem Rücken zum Raum.
„Dies, Herr, entzieht sich meiner Kenntnis. Dein Statthalter prahlte mit der Botschaft, vermied jedoch jeden weiteren Hinweis auf den Inhalt.“
„Höre auf, mich zu belügen, Treverer!“ Verginius Rufus drehte sich ruckartig um und fauchte den Gefangenen an.
„Gerwin, ich habe das Gefühl, der Gefangene benötigt eine Auffrischung seiner Erinnerungen…“
Ein Ruck am Seil zog die Schlinge um den Hals des Gefangenen zu. Der Mann schrie auf und forderte mehr Luft. Ein kleiner Wink und Gerwin lockerte die Schlinge.
„Herr, der Haeduer fragte bezüglich eines Bündnisses an. Er bot seine Krieger, es wären inzwischen über einhundert mal Tausend Mann, und wünschte Auskunft, ob der Scribonius als Imperator eines Imperium Gallicum, als Magister Militum an der Spitze einer einigen Streitmacht, Kaiser Nero hinwegfegen wollte, oder ob er den Ereignissen abwartend gegenüber stehen könnte?“
Verginius Rufus verstand. Sein Blick suchte erneut das Fenster und den freien Platz davor.
Bot der Vergobret den Brüdern seine Unterstützung an, ging es diesem erneut um den beabsichtigten Aufstand, um dessen Rolle bei der Ergreifung der Macht und auch um ein mögliches Verzeihen, falls auch diese Absicht fehl schlug. Außerdem musste sich der Vergobret